„Auf Wiedersehen zur Leipziger Buchmesse 21. - 24. März 2024“ steht auf einem Banner auf der Leipziger Buchmesse. Nach vier Tagen geht die Buchmesse an diesem Sonntag zu Ende. Auf dem Frühjahrstreffen der Buchbranche präsentierten sich seit Donnerstag rund 2000 Aussteller aus 40 Ländern mit ihren Neuheiten.
Die Leipziger Buchmesse 2023 klingt aus - die gute Nachricht: Die nächste ist schon in elf Monaten. Bildrechte: picture alliance/dpa

27. bis 30. April Vier Tage Buchmesse kompakt: Der Messeticker

02. Mai 2023, 07:22 Uhr

Vier Tage lang wurde auf dem Messegelände gelesen, diskutiert, gelacht, geweint und vor allem gefeiert: Die Literatur, die Autor*innen, die Leser*innen und vor allem die Buchmesse selbst. Vier Tage, die gezeigt haben was seit vier Jahren schmerzlich vermisst wurde: Endlich wieder durch die Messehallen schlendern und spannende Bücher entdecken. MDR KULTUR war vier Tage lang mit Reporterinnen und Reportern vor Ort dabei. Nachzulesen hier im Buchmesse-Ticker

Sonntag, 18:11 Uhr | Ende des Buchmesse-Tickers

Die Tore der Leipziger Buchmesse sind geschlossen, die letzten Gäste sind auf dem Heimweg. Und auch wir schließen an dieser Stelle unseren Ticker und hoffen Ihnen hier in den vergangenen vier Tagen einen authentischen und guten Einblick in das Geschehen auf und neben dem Messegelände vermittelt zu haben. Wir können uns den Worten des Messechefs nur anschließen: Es war ein Fest!

Sonntag, 17:53 Uhr | Vier Tage Messe in zwei Minuten

Abschied nehmen ist nie leicht, nach vier so schönen Messetagen erst recht nicht. Allein diese zwei Minuten hier zeigen, warum wir es so genossen haben:

Autor Sebastian Fitzek (Mitte) macht ein Selfie mit zwei Fans. 2 min
Bildrechte: MDR/Mathias Braun
2 min

Endlich: Nach drei Jahren Pause hat die Leipziger Buchmesse wieder stattgefunden. Lesungen, Talks, Signierstunden und "Leipzig liest"-Veranstaltungen haben Publikum und Autor*innen auf Trab gehalten.

So 30.04.2023 11:40Uhr 01:52 min

https://www.mdr.de/kultur/buchmesse/audios-und-videos/video-leipziger-buchmesse-best-of-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Sonntag, 17:40 Uhr | Cosplay-Fans: "Es fühlt sich wie Zuhause an"

Diese fünfköpfige Cosplay-Gruppe hat drei Tage am Stück die Manga-Comic-Con besucht. Geplant waren eigentlich nur zwei. "Es war so toll, dass wir täglich aus Magdeburg gependelt sind", erzählt eine aus der Gruppe. Nach der dreijährigen Pause habe es sich wieder "wie eine Art Familientreffen" angefühlt. "Für mich war es die schönste Con", sagt Cindy. Sie alle wollen gar nicht mehr gehen und bleiben bis zur letzten Sekunde - bis die Pforten sich endgültig schließen. Denn hier fühle es "sich wie Zuhause an", erklärt Tom.

Gruppenfoto mit fünf verkleideten Personen
Wollen am Liebsten gar nicht gehen: Tom, Anja, Cindy, Jule und Joyce aus Magdeburg Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Sonntag, 17:01 Uhr | Beseelte Messegäste machen sich auf den Heimweg

Elli und Uli sind extra aus Nordrhein-Westfalen angereist und sind ganz beseelt vom Messewochenende und den Erlebnissen. Auf einer Bank genießen sie noch die Sonne und den abklingenden Trubel in der Glashalle. Vor ihnen stehen Taschen voller Bücher. "Wir sind total abgetaucht in die Bücherwelt hier auf der Messe", berichten die beiden. Besonders gefallen habe ihnen, "dass die Manga-Messe dabei ist. Das war sehr belebend."

Zwei Frauen auf der Buchmesse sitzen auf einer Bank und entspannen sich
Müde - aber glücklich: Elli und Uli am Ende der Buchmesse. (Und ihrer Kräfte) Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

Sonntag, 16:43 Uhr | Manga, Cosplay, Comic - MCC macht die Messe bunt

Vor einigen Jahren wurden die Cosplayer auf der Leipziger Messe noch kritisch beäugt, inzwischen sind sie von der Leipziger Buchmesse nicht mehr wegzudenken. Zum Glück!

Manga-Comic-Con Fans posieren in der Glasgalle 2 min
Bildrechte: MDR/Tim Terborg

Sonntag, 16:33 Uhr | Queer im Klassenzimmer? Schüler*innen stellen Forderungen

Ist Schule ein "safe space" für LGBTIQ-Jugendliche? Jein, müsste das Fazit nach der Podiumsdiskussion mit drei Schüler*innen aus dem Leipziger Raum lauten, die von ihren Erfahrungen im Klassenzimmer, unter Gleichaltrigen und im Austausch mit Lehrkräften berichten. Alle drei engagieren sich in "Regenbogen"-AG's an ihren Schulen. In erster Linie, um Sichtbarkeit zu schaffen: "Dass man weiß, dass es uns gibt", erklärt eine*r der Jugendlichen. Aber auch, um sich gegenseitig zu helfen, sei es beim Umgang mit queerfeindlichen Lehrkräften oder beim Kampf um genderneutrale Toiletten. Sie wollten mit den AG’s aber auch Mitschüler*innen erreichen, die selbst nicht zur queeren Community gehören. "Nur weil es dich nicht betrifft, heißt es nicht, dass es dir egal sein muss", erklärt eine der Podiumsteilnehmer*innen, und erntet Applaus aus dem vollbesetzten Publikum.

Die AG’s würden aber nicht reichen, um wirklich etwas zu verändern. Aufklärung im Schulunterricht sei der erste Schritt zur Toleranz. Häufig seien aber nicht nur die Biologiebücher, sondern auch die Lehrkräfte auf einem alten Stand. "Wie sollen die Menschen es lernen, wenn die Schule es einem nicht beibringt?", fragt eine*r auf dem Podium. Abgesehen davon, sei queeres Leben im Lehrplan sowieso kein Thema. "Queeres Leben findet in Schulen nicht statt", lautet ein Fazit. Die Forderungen der drei Schüler*innen zum Schluss lauten: Pronomen müssten schon bei der Schulanmeldung aufgenommen und Mädchen- und Jungenlisten abgeschafft werden. Außerdem sei der Wunsch nach einem System, das queere Menschen auffange groß: eines, "um dass wir uns nicht selbst kümmern müssten".

Eine Diskussionsrunde
"Queeres Leben findet in Schulen nicht statt", sagen die Podiumsteilnehmer Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

Sonntag, 16:09 Uhr | Bei Podcastradio detektor brechen alle Dämme

Das Leipziger Podcastradio detektor.fm hat seine Messepremiere gefeiert und blickt laut Geschäftsführer Christian Bollert auf ein "fantastisches Wochenende" zurück. Das Besondere an ihrem Stand: Es gab nicht nur eine Podcast-Bühne, auch die gesamte Redaktion wurde von Leipzig-Plagwitz in die Glashalle der Buchmesse verlegt. "Es gab ein riesiges Interesse von Hörerinnen und Hörern, sie haben sehr viel gefragt und uns die Infoflyer förmlich aus der Hand gerissen" - diese Atmosphäre mache Leipzig als Besuchermesse besonders. Es sei zwar ein "Riesen-Aufwand" gewesen, aber grundsätzlich plane detektor.fm, auch im nächsten Jahr wieder am Start zu sein - am liebsten wieder "mit einem Stand in der Glashalle", hofft Bollert. Besonders stolz war man als vergleichsweise kleines Podcast-Radio auf die prominenten Gäste: "Bei Sebastian Fitzek, Roland Kaiser und Claudia Kemfert brachen hier wirklich fast die Dämme."

Christian Bollert - Geschäftsführer von detektor.fm
Christian Bollert - Geschäftsführer von detektor.fm Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Sonntag, 15:42 Uhr | Fast Besucherrekord statt 60 Prozent - Messe zieht euphorische Bilanz

Das ist überraschend: Vor Messebeginn hatte Direktor Oliver Zille noch tiefgestapelt und gesagt, er rechne mit deutlich weniger Besuchern als bei der letzten Messe vor der Corona-Pandemie. Damals, 2019, waren an den vier Messetagen 286.000 Gäste gezählt worden, Zille erwartete für dieses Jahr nur 60 Prozent der davon. Aber es kam anders: Wie die Messe am Nachmittag mitteilte, wurden von Donnerstag bis heute 274.000 Tickets verkauft. Und auch sonst ziehen alle Verantwortlichen und Beteiligten eine rundum euphorische Bilanz: "Es war ein Fest" sagte Messechef Martin Buhl-Wagner.

Sonntag, 15:19 Uhr | Anime- und Mangamarkt auf TikTok, YouTube und co. boomt

Es gibt einen Anime- und Manga-Boom auf TikTok, YouTube und Streamingplattformen wie Twitch. Darum geht es auf diesem Panel in Halle 3 und alle sind sich einig: Der Markt ist rasant gewachsen und wird es weiter tun. TikToker "kiandezshow" war einer der ersten "Manga-Creator" auf der Plattform und erreicht 400.000 Abonnentinnen und Abonnenten. Er betont, dass dabei auch nicht nur Jugendliche angesprochen werden, sondern "alle willkommen sind in dieser Welt". Immer mehr Creator strömen auf den Markt, sagt auch sein Kollege "NiekBeats". Ihn störe das häufig gehörte Vorurteil, dass "Creator zu sein" gar keine richtige Arbeit sei. In ein Video von wenigen Minuten Dauer, müsse man häufig 8 – 10 Stunden Arbeit stecken.

Manga-Boom auf TikTok
Auch der Live-Talk zu TikTok bei der MCC war gut besucht. Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Sonntag, 14:32 Uhr | Verlage werden von Käufern "überrannt"

Erstmals in diesem Jahr dürfen auf der Leipziger Buchmesse Verlage an ihren Ständen Bücher verkaufen. In den Jahren vor Corona war das den Messebuchhandlungen vorbehalten. Ab 2020 wäre der direkte Buchverkauf an das Publikum schon erlaubt gewesen - wären die Messen seitdem nicht alle ausgefallen. "Wir werden überrannt", berichtet Alice Herzog vom Wallstein Verlag. Vor allem der neue Roman der österreichischen Autorin Teresa Präauer sei heiß begehrt - nicht zuletzt wegen des Gastlandauftritts und der Empfehlung von Denis Scheck bei "Best of Druckfrisch". (Den Auftritt von Denis Scheck finden Sie hier.)

Die Bücher von Teresa Präauer am Wallstein-Verlag
Es wird zugegriffen: Die Verlage freuen sich über die zahlreichen Verkäufe an den Messeständen. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

Sonntag, 14:32 Uhr | John von Düffel gegen das "Konsum-Hamsterrad"

Auf der ZDF-Bühne präsentiert der Schriftsteller John von Düffel sein Buch "Das Wenige und das Wesentliche", ein Buch über den Sinn des Lebens und Maßhalten. Entschleunigung, Verzicht und Achtsamkeit seien absolute Trendthemen, warum er sich da jetzt noch "drauf setzt", fragt Moderatorin Eva Schmidt. "Es ist kein Ratgeber! Und es ist keine Esoterik!", entgegnet von Düffel.

Es gehe nicht vorrangig um Verzicht, sondern um das Feststellen, wie viel Konsum man braucht. Immer wieder fällt der Begriff der "Askese". Dieser Aufruf richte sich vor allem an Menschen, "die viel zu viel haben", sagt von Düffel. "Ein Porsche ist in den meisten Fällen kein materielles Bedürfnis, sondern da steckt was ganz anderes dahinter." Er selbst habe sich verändert durch diesen neuen Blick aufs Leben. "Das ist ein Ermächtigungsprozess für jeden Einzelnen."

John von Düffel auf der Leipziger Buchmesse
John von Düffel fragt: Wieviel brauchen wir? Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Sonntag, 13:56 Uhr | Sebastian Fitzek im Signiermarathon

Publikumsliebling der diesjährigen Buchmesse ist und bleibt Sebastian Fitzek. Seit mehreren Stunden signiert er bereits am Verlagsstand von Droemer Knaur und die Schlange reißt nicht ab. Dass "nicht alle Menschen bei der Signierstunde an die Reihe kommen konnten" nannte er gestern als einzigen Wermutstropfen der diesjährigen Buchmesse. Vielleicht gelingt es ja heute im 4-Stunden-Signier-Marathon.

Sebastian Fitzek bei einer Signierstunde auf der Leipziger Buchmesse
Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Sonntag, 13:35 Uhr | Die schönsten Bücher der Welt

Die Stiftung Buchkunst stellt in Halle 3 "Schönste Bücher aus aller Welt" aus. Zu bestaunen sind etwa minimalistische Ausgaben von Samuel Becketts Werken aus Südkorea oder ein opulenter Band über "Kunst am Bau und im öffentlichen Raum" aus der Schweiz, das in diesem Jahr die höchste Auszeichnung im Design-Wettbewerb der Stiftung Buchkunst erhalten hat. Auch der Leipziger Spector Books Verlag wurde zwei Mal ausgezeichnet - der Comic "Chez Schnabel" und das Fotografiebuch "Matter" locken an dem großen Stand viele Neugierige an.

Besucher auf der Buchmesse
Die schönsten Bücher der Welt - liegen hier in diesem schlichten Regal. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

Sonntag, 13:22 Uhr | Cosplay satt in den Messehallen

Wir können uns nicht sattsehen. Die Manga-Comic-Con und die Tausenden Manga- und Cosplay-Fans machen auch diese Buchmesse bunt und wild und schön. In diesem Jahr sind auffällig viele Charaktere aus den Videospielen "Genshin Impact" und "League of Legends" und aus den Mangas "Tokyo Revengers" und "One Piece" vertreten. Schön, dass ihr wieder da seid!

Bildergalerie So bunt ist die Manga-Comic-Con 2023

Personen in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Harry Potter Cosplay: Lord Voldemort mit Slytherin-Schülerinnen Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Personen in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Harry Potter Cosplay: Lord Voldemort mit Slytherin-Schülerinnen Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Personen in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Eijirou Kirishima und Denki Kaminari aus "My Hero Academia" Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Impressionen von der Manga-Comic-Con 2023 Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Cosplayerin Laura Becker als Trafalgar Law aus dem Manga "One Piece" zur Manga-Comic-Con 2023 Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Cosplayerin Laura Becker als Trafalgar Law aus dem Manga "One Piece" zur Manga-Comic-Con 2023 Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Cosplay-Hochzeit aus dem Manga "Tokyo Revengers" zwischen Hina und Takemichi Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Cosplay-Hochzeit aus dem Manga "Tokyo Revengers" zwischen Hina und Takemichi Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Cosplay-Hochzeit aus dem Manga "Tokyo Revengers" zwischen Hina und Takemichi Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Cosplay-Hochzeit aus dem Manga "Tokyo Revengers" zwischen Hina und Takemichi Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Cosplay-Hochzeit aus dem Manga "Tokyo Revengers" zwischen Hina und Takemichi Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Cosplay-Hochzeit aus dem Manga "Tokyo Revengers" zwischen Hina und Takemichi Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Zwei Mandalorians Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Impressionen von der Manga-Comic-Con 2023 Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Impressionen von der Manga-Comic-Con 2023 Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Dead Pope Cosplay zum Deadpool Comic Bildrechte: MDR/Claudia Masur
Person(en) in Verkleidung (Cosplay) auf der Manga-Comic-Con zur Leipziger Buchmesse 2023
Dead Pope Cosplay zum Deadpool Comic Bildrechte: MDR/Claudia Masur
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Sonntag, 12:49 Uhr | Friedensnobelpreisträgerin Matwijtschuk: "Es gibt keinen Grund, Kinder zu erschießen!"

Im Forum Ukraine hat die Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwijtschuk Platz genommen, um zum Thema "Propaganda auf Hochtouren" zu sprechen. Die erste Frage der Moderatorin setzt dort an: "Welche Rolle spielt Propaganda in diesem Krieg?". Matwijtschuk zitiert den russischen Verteidigungsminister, der die Medien einmal als "Waffe" bezeichnet habe. Deswegen gebe es auch Zensur und so starke Einflussnahme der Russen – nicht zuletzt auf ausländische Medien. Die Medien seien für Russlands Kriegsführung zentral.

Oleksandra Matwijtschuk fordert, dass die Verantwortlichen mehr zur Rechenschaft gezogen werden: "Auch Menschen, die sich Journalisten nennen, aber Teil dieser Kriegsmaschinerie sind, müssen für ihre Taten verantwortlich gemacht werden." Matwijtschuk spricht sehr nüchtern, wirkt aber erschöpft und teilweise in Gedanken versunken.

Es sei nicht "Putins Krieg", sondern "ein Krieg der russischen Nation". Die Menschenrechtlerin ist verzweifelt angesichts der geringen Handhabe, Kriegsverbrechen konsequent zu verurteilen. Mit ihrer Organisation "Center for Civil Liberties" habe sie sich vorgenommen, möglichst viele dieser Verbrechen zu dokumentieren. Denn sie seien zahlreich und seit Jahren bekannt, "in Moldawien, Georgien, Syrien und der Ukraine. Es gibt keinen Grund, Kinder zu erschießen, niemals!". Die Überzeugung, mit der sie die Arbeit mache, werde jedoch immer wieder von der Realität eingeholt. Mit leerem Blick fragt sie: "Wofür das Ganze, wenn es doch ohne Folgen bleibt?"

Oleksandra Matwijtschuk im Forum Ukraine auf der Leipziger Buchmesse
Wirkte erschöpft: Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwijtschuk Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Sonntag, 12:28 Uhr | Die Sonne genießen

Viele Messebesucher*innen nutzen das schöne Wetter, um sich draußen etwas von dem Trubel in den Hallen und Gängen zu erholen, Cosplayer*innen machen letzte Fotoshootings. Zwar ist es auf dem Messegelände etwas weniger voll als am Samstag, dafür aber wärmer: Durch die Sonne herrscht besonders in der Glashalle T-Shirt-Wetter.

Besucherinnen sonnen sich auf dem Messegelände
Zeit für Sonne und Entspannung: Der Sonntag aufder Buchmesse. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

Sonntag, 11:19 Uhr | Erinnerung an Orte der Bücherverbrennungen

90 Jahre nach den Bücherverbrennungen durch die Nationalsozialisten will das Projekt "Verbrannte Orte" (www.verbrannte-orte.de) den Orten der Verbrennungen "ein Gesicht geben, damit diese nicht in Vergessenheit geraten". Auf großen Bauzäunen hängen Fotografien, die zeigen, wie die Orte heute aussehen. Gibt es Zeichen der Erinnerung? Meistens nicht.

Bauzäune zeigen Fotografien, der Orte, an denen Büchervernrennungen stattgefunden haben.
Gibt es Zeichen der Erinnerung an die Bücherverbrennungen? Meistens nicht. Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Sonntag, 10:56 Uhr | Ausverkaufter Merkel-Auftritt am Samstag

Während sich die Hallen füllen bleibt uns noch etwas Zeit auf den Samstagabend zurückzuschauen. Da hat Altkanzlerin Angela Merkel der Messestadt einen Besuch abgestattet. Das Gespräch mit Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo war schon nach wenigen Stunden ausverkauft, unsere Kollegen von MDR AKTUELL waren aber vor Ort:

Sonntag, 09:48 Uhr | Auf zum letzten Tanz

Drei Tage Buchmesse liegen hinter uns - auf gehts in den vierten und damit zum letzten Tanz. In Leipzig lacht die Sonne und in wenigen Minuten lachen auch wieder viele Besucher der Messe, wenn sich die Tore der Hallen öffnen. Heute steht unter anderem eine vierstündige (!) Signierstunde mit Sebastian Fitzek auf dem Plan (10 Uhr, Halle 2), es gibt spannende Podiumsdiskussionen zu Themen wie "Queer im Klassenzimmer" (14 Uhr, Halle 4) oder "Drei Jahre nach Hanau" (11.30 Uhr, Halle 2), Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwijtschuk wid im Forum Ukraine zu Gast sein (11.30 Uhr, Halle 4) und jede Menge andere Autorinnen und Autoren. Wir wünschen allen eine gute Anreise und viel Spaß!

Samstag, 18:07 Uhr | Der dritte Messetag klingt aus

Und damit endet dieser dritte und rappelvolle Messetag. Nicht nur die Hallen waren - wie an einem Buchmessesamstag üblich - prall gefüllt, es sind uns auch wahnsinnig viele Themen um die Ohren geflogen. So viele, dass wir erstmal einen Moment Luft holen und wenn wir uns gesammelt haben, uns die spannendsten Gespräche noch einmal in der ARD Audiothek anhören oder in der ARD-Mediathek ansehen, in Ruhe durch die schönsten Bilder von der Messe und der Manga-Comic-Con blättern und den Abend voller schöner Buchmessegedanken ausklingen lassen. Kommen Sie gut in den Sonntag, dann gehts auch hier in die letzte Runde.

Samstag, 17:44 Uhr | Dank an Ralph Caspers für "meine schöne Kindheit"

Am Ende des dritten Buchmessetages zaubert Ralph Caspers beim Hugendubel-Stand nochmal vielen Anwesenden ein Lachen ins Gesicht. Der Fernsehmoderator, unter anderem bekannt aus "Wissen macht Ah!" und der "Sendung mit der Maus", sollte eigentlich über sein neues Buch "Lumpi" sprechen, aber in der Fragerunde geht es dann doch ganz viel um seine Fernseh-Engagements. "Haben Sie ‚Wissen macht Ah!‘ erfunden?", fragt ein Kind. Caspers nickt und holt kurz aus, wie er damals mit Shary Reeves die Sendung gestartet hat.

Ein Mann mit Brille steht mit einem Mikrofon vor Publikum an einem Messestand.
Ralph Caspers fliegen bei seiner Buchvorstellung die Herzen zu Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Dann geht es doch noch um Bücher: Warum er jetzt schreibe, fragt jemand. "Das kann man aus dem Bett machen, man kann also liegen bleiben, das ist großartig". Ralph Caspers sammelt viele Sympathiepunkte. Für "Lumpi" seien schon weitere Teile geplant, Teil 2 sogar bereits geschrieben, berichtet er. Bei der wirklich aller letzten Frage wird’s dann nochmal rührend: "Ich bin zwar noch ein Kind", holt ein vielleicht 11-jähriger Junge aus, "aber ich wollte ihnen danken, für meine Kindheit, die sie schöner gemacht haben". Gab es auf dieser Buchmesse je ein größeres Lob?

Samstag, 17:37 Uhr | Wer kann sich Bücher machen leisten?

Bücher machen – wer kann sich das leisten? Diese Frage wird auf der Buchmesse bei einer Veranstaltung von #verlagegegenrechts diskutiert. Die Übersetzerin Marieke Heimburger erzählt aus ihrer Praxis: Als vereidigte Übersetzerin verdiene sie besser als andere. Das durchschnittliche Einkommen läge pro übersetzter Seite im Durchschnitt bei 20 Euro, sie bekomme doppelt so viel. Heimburger habe "mit Beststellern Glück gehabt" und in den letzten 20 Jahren trotzdem nebenbei auch in anderen Jobs arbeiten müssen.

Drei Menschen sitzen mit einem Mikrofon auf einem Podium auf der Leipziger Buchmesse
Übersetzerin Marieke Heimburger, Moderatorin Lisa Mangold und Autor*in Francis Seeck diskutieren auf dem Podium Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

Wer also kann sich leisten, für so wenig Honorar zu arbeiten: Die, die schon Geld mitbringen oder die, die es gewöhnt sind keins zu haben? Darauf antwortet Francis Seeck, Autor*in und Antidiskriminierungstrainer*in, das sei eine Frage der Klasse. Oft würden Eltern den Zuschuss bezahlen, der etwa bei der Veröffentlichung von Dissertationen anfalle. Für Arbeiterkinder dagegen sei es schwieriger, überhaupt einen Buchvertrag zu bekommen. Ein Vorschuss werde nur selten gezahlt, was dazu führe, dass die meisten Autor*innen in Deutschland nicht von ihrer Arbeit leben könnten.

Seeck erklärt, Geld müsse schon vor der Buchpublikation investiert werden, zum Beispiel ins Lektorat. Das könnten sich viele nicht leisten. Überhaupt sei der Buchbetrieb "durchakademisiert". In großen Verlagen seien Autor*innen, die nicht studiert hätten, "die absolute Ausnahme". So werde selektiert, welche Stimmen zu hören sind – und welche nicht.

Samstag, 17:26 Uhr | Übungen für müde Messefüße

Besonders für Buchmesse-Dauerkarten-Inhaber interessant: An diesem Stand in Halle 4 macht der "Lauf-Coach" Emanuel Bohlander – der Autor des Buchs "Schmerzfrei laufen" – mit Interessierten "Übungen für müde Messefüße". Barfuß werden die Füße entspannt und gedehnt, dann kann es weitergehen mit dem Messemarathon.

Ein Mann steht barfuß auf einem Tisch, mehrere Menschen schauen ihm zu und machen ebenfalls barfuß die Übungen mit.
"Lauf-Coach" Emanuel Bohlander zeigt "Übungen für müde Messefüße" Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Samstag, 17:15 Uhr | Die Bilder des Tages

Bestseller-Autor Sebastian Fitzek sorgt für Menschenaufläufe, TV-Legende Wolfgang Lippert lässt "Ein Kessel Buntes" hochleben, Star-Autor Clemens Meyer stellt sein neues Buch über Christa Wolf vor – und dazwischen: Begeisterte Buchfans, die versuchen sich in den übervollen Hallen fortzubewegen. Das sind die Bilder dieses turbulenten Messesamstags!   

Samstag, 16:59 Uhr | Was Sebastian Fitzek an der Buchmesse schätzt

Bestsellerautor Sebastian Fitzek ist eigentlich für seine Psychothriller bekannt. Sein aktuelles Buch "Elternabend" ist aber explizit "kein Thriller", wie es auf dem Cover heißt. Auf Messe stellt Sebastian Fitzek sein neues Werk vor und kommt mit Leser*innen in Kontakt – denn auf die kommt es ihm besonders an, wie er in unserem Interview auf der Messe erzählt.

Zwei Personen während eines Interviews
Sebastian Fitzek im Interview mit Messereporter Philipp Baumgärtner Bildrechte: MDR/Joachim Blobel

Samstag, 16:00 Uhr | Gastland Österreich

Österreich hat als Gastland einen der größten Stände auf der diesjährigen Buchmesse. In roter Leuchtschrift prangt das Gastland-Motto "meaoiswiamia", sprich "mehr als wir", weithin sichtbar in Messehalle 4. Insgesamt 40 Nationen sind auf der diesjährigen Buchmesse vertreten. Durch den internationalen Bereich in Halle 4 zu stöbern, lohnt sich also in jedem Fall.

Viele Menschen am Stand Österreichs auf der Leipziger Buchmesse 2023
Viele Menschen am Stand Österreichs auf der Leipziger Buchmesse 2023 Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Samstag, 15:40 Uhr | Samstag ist bisher vollster Messetag

Fast wirkt es so, als hätte es Corona nie gegeben: Am Samstag ist es auf der Buchmesse so voll wie eh und je. Menschenmassen schieben sich durch Hallen, oft ist kein Durchkommen und mal eben schnell in eine andere Halle zu kommen ist nicht drin – wer heute in den Messehallen unterwegs ist, muss Geduld mitbringen. Auch bei vielen Lesungen ist der Andrang so groß, dass die Plätze längst nicht ausreichen und sich große Menschentrauben um einzelne Stände und Bühnen bilden. Ein typischer Buchmesse-Samstag eben! Die Leipziger Buchmesse kann also auch nach drei Jahren Pause auf ein treues Publikum zählen und viele Menschen begeistern.

Was für ein rappelvoller Buchmesse-Samstag!

Dichtes Gedränge in einer Messehalle
Menschen strömen aus einem Gang in eine Messehalle. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic
Dichtes Gedränge in einer Messehalle
Menschen strömen aus einem Gang in eine Messehalle. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic
Dichtes Gedränge in einer Messehalle
Nicht nur zwischen den Hallen, sondern auch in den Hallengängen schieben sich die Menschen. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic
Reger Publikumsverkehr in einer Messhalle mit Ständen und Bäumen
Blick in die volle Glashalle der Leipziger Buchmesse Bildrechte: MDR/Valentina Prljic
Dichtes Gedränge in einer Messehalle
Auch auf der Manga-Comic-Con ist der Andrang groß. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic
Dichtes Gedränge vorm Cosplay-Wettbewerb
Wie auch hier zum Cosplay-Wettbewerb. Bildrechte: MDR/Valentina Prljic
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Samstag, 15:30 Uhr | Angela Merkel bei "Leipzig liest"

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt am Samstagabend für ein Buchmesse-Gespräch ins Schauspiel Leipzig. Im Rahmen der Reihe "Leipzig liest" wird sie mit "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo über aktuelle Themen diskutieren. Schauspiel-Intendant Enrico Lübbe sagte dem MDR im Vorfeld, die Veranstaltung sei innerhalb von vier Stunden ausverkauft gewesen. Wer leer ausgegangen sei, könne aber unter Umständen an der Abendkasse noch Glück haben.

Samstag, 15:21 Uhr | Live vom Cosplay-Wettbewerb

Der große Cosplay-Wettbewerb ist in vollem Gange. Nach dreijähriger Pause ist die Freude und der Andrang riesig. Wer einen der begehrten Sitzplätze ergattert hat (Foto), hat eine perfekte Sicht auf die große Bühne der Manga-Comic-Con.

Dichtes Gedränge vorm Cosplay-Wettbewerb
Dichtes Gedränge vor der Bühne zum Cosplay-Wettbewerb Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

Alle anderen müssen stehen und können über große Bildschirme das Geschehen verfolgen. Erstaunlich: als der Moderator fragt, wer das erste Mal dabei ist, heben sich die meisten Hände im Saal. "Mehr Neulinge, als Alteingesessene" lautet sein Fazit. Schon die erste Cosplayerin sorgt mit ihrer Perfomance, bei der sie auf der Bühne singt und Gitarre spielt für riesigen Applaus (Video).

Der Wettbewerb kann im Livestream verfolgt werden – um 17:30 Uhr findet die Preisverleihung statt.

Samstag, 15:00 Uhr | Bloggerin Sophie blüht auf

Cosplayerin Sophie-Marie Ludwig mit einem Kirschblüten-Cosplay auf der Manga-Comic-Con 2023
Cosplayerin Sophie-Marie Ludwig mit ihrem Kirschblüten-Cosplay auf der Manga-Comic-Con 2023 Bildrechte: MDR/Claudia Masur

Mehr Aufmerksamkeit geht nicht: Um ihr Kirschblüten-Cosplay richtig in Szene zu setzen, steigt Cosplayerin Sophie beim Fotoshooting auf ein Podest in der Glashalle. Das opulente Outfit sorgte für viele Ohs und Ahs. Was Sophie sonst noch auf der Manga-Comic-Con erlebt, schreibt sie in ihrem Blog.

Samstag, 14:41 Uhr | Dirk von Lowtzow präsentiert neuen Tagebuchroman "Ich tauche auf"

"Es ist kein Corona-Tagebuch", macht Autor und Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow im Gespräch beim ARD-Forum schnell klar. Aber natürlich habe diese Zeit alles auf den Kopf gestellt. Ursprünglich sollte es ein Buch werden über ein Jahr in seinem Leben. Und so sei er es dann auch angegangen. Strikt habe er sich gezwungen, jeden Tag Tagebucheinträge zu verfassen. "Wie wichtig war dieses Konzept für das Buch?", fragt Moderatorin Katrin Schumacher. "Ich brauche Grenzen und gewisse Ordnungsprinzipien, die ich dann wieder sprengen kann", sagt Lowtzow. "Wenn ich zu frei wäre, wäre ich arm". Seine Arbeit am Buch sei deutlich "nüchterner" gewesen als die, die er sonst für die Songtexte von Tocotronic durchlebe. Schließlich liest Lowtzow aus seinem Buch und beim Auftaktsatz wackelt die Grundaussage, das Buch sei kein Corona-Tagebuch, dann doch etwas: "21. März 2020, Deutschland liegt im Koma."

Blick auf die Bühne des ARD-Forums mit Publikum im Vordergrund und Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow mit Moderatorin Katrin Schumacher auf der Bühne
Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow spricht auf der Leipziger Buchmesse über sein neues Buch "Ich tauche auf". Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Samstag, 14:31 Uhr | Menschenmengen führen auch bei Autoren zu Verspätungen

Slavoj Žižek steckt zuerst im Stau und dann im Menschengedränge der Buchmesse fest und kommt eine Viertelstunde zu spät zur Lesung. Dann jedoch legt er sofort los, vor überdurchschnittlich jungem Publikum. Moderator Alexander Roesler wollte mit ihm vermutlich über sein neues Buch "Die Paradoxien der Mehrlust" sprechen, aber Žižek ist nicht zu bremsen und monologisiert erstmal eine Viertelstunde. Er springt dabei von Anekdote zu Anekdote – hier Sigmund Freud, dann die Sportpalastrede von Goebbels, dann die Erfindung der Gaskammer, dann die "Paradoxien und Herausforderungen der heutigen Welt". Um das Buch geht es nur am Rande, immerhin aber um "Mehrlust", ein Konzept, kombiniert aus Marx' Mehrwert und Sigmund Freuds "Lustgewinn", das Žižek immer wieder ausschweifend erklärt. In den hinteren Reihen wechseln die Zuhörenden immer mal durch, für die vorderen Reihen passt der Untertitel seines neuen Buches wie die Faust aufs Auge: "Ein Leitfaden für die Nichtverwirrten".

Zwei Männer gestikulieren vor Publikum auf einem Podium miteinander.
Der Autor Slavoj Žižek auf der Leipziger Buchmesse Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Samstag, 14:15 Uhr | Süddeutsche Zeitung im Rennen um den schönsten Messestand weit vorn

Von schnöden, farblosen Messeständen bis hin zu ausgefeilten, mit Büchern ausstaffierten Ständen ist auch in diesem Jahr wieder alles dabei. Die "Süddeutsche Zeitung" bewirbt sich mit ihrem Stand auf jeden Fall für die (bisher noch nicht prämierte) Kategorie "Schönster Messestand". Manchmal ist weniger mehr: An einem "guten alten Zeitungskiosk" kann man Espresso trinken und über die neuesten Buchentdeckungen philosophieren.

Menschen drängen sich um einen Messestand in Form eines Zeitungskiosk mit Barhockern drum herum.
Zeitungskiosk oder Bar? Auf jeden Fall gemütlich! Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Samstag, 14:07 Uhr | Überlaufene Gespräche mit Clemens Meyer

Clemens Meyer spricht über Christa Wolf und gern würden wir Ihnen erzählen, wie es war – aber wir sind nicht die einzigen, die sich dafür interessieren. Es ist kein Durchkommen bei dem Gespräch über sein neues Buch über Christa Wolf. Was auch bis in die hinterste Reihe durchkommt, ist Meyers Klarstellung: "Ich bin kein Verehrer Christa Wolfs!". Er verehre nur bestimmte Bücher, besonders Wolfs "Kindheitsmuster", das er für zeitlos hält. Wer den Autor live erleben will, sollte bei seinem nächsten Termin auf der Buchmesse rechtzeitig da sein: Die nächste Chance bietet sich heute um 14:30 Uhr am Stand von MDR KULTUR und dem Bücherwagen "Unter Büchern unterwegs" in Halle 2.

Clemens Meyer auf der Leipziger Buchmesse
Volle Bude auf der Buchmesse bei Clemens Meyer Bildrechte: MDR/Valentina Prljic

Samstag, 13:55 Uhr | Österreich auf der Buchmesse auch kulinarisch vertreten

Das Gastland Österreich ist nicht nur mit vielen Schriftstellerinnen und Schriftstellern vertreten, sondern auch kulinarisch. An diesem Stand in der Glashalle gibt es Kärntner Nudeln und Villacher Bier für ein "umfängliches österreichisches Kultur-Erlebnis".

Ein Essensstand mit österreichischen Gerichten auf der Leipziger Buchmesse 2023
Ein Essensstand mit österreichischen Gerichten auf der Leipziger Buchmesse 2023 Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Samstag, 13:01 Uhr | Vulkanausbruch als Metapher bei Eugen Ruge

Auf der ZDF-Bühne sprechen die Moderatorin Thea Dorn und der Bestseller-Autor Eugen Ruge (unter anderen "In Zeiten des abnehmenden Lichts") über sein neues Buch "Pompeji". Die Hauptfigur Jowna habe er "reinerfunden" in die Geschichte, die ansonsten natürlich auf vielen wahren Begebenheiten beruhe – sie spielt in den letzten Tagen vor dem Vulkanausbruch des Vesuvs.

Eugen Ruge auf einem Monitor der Leipziger Buchmesse
Eugen Ruge liest in Leipzig aus "Pompeji". Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Sich dieser Naturkatastrophe von literarischer Seite zu nähern, habe ihm großen Spaß bereitet. Ruge macht im Roman immer wieder Querverweise zu Katastrophen in der Gegenwart. So heißt es im Roman zum Beispiel nicht "Leben mit der Pandemie", sondern "Leben mit dem Vulkan".

Samstag, 12:37 Uhr | "Mein Name ist Frank Schöbel, ich habe schöne Möbel"

Dass er einer der ganz großen Unterhaltungskünstler Deutschlands ist, hat Schlagerstar Frank Schöbel bei der Präsentation seiner Autobiografie im Musik-Café gleich zu Beginn bewiesen. Er stimmte seinen Hit "Unzerstörbar" an und die Messe-Besucher*innen sangen lautstark mit. "Normalerweise singe ich immer, aber heute habe ich nur 30 Minuten", vertröstete er sein überwiegend älteres Publikum. Statt weiteren Hits folgte eine Lesung aus seiner Autobiografie "Danke, liebe Freunde", die der Sänger anlässlich seines 80. Geburtstags veröffentlicht hat. Das Buch ist im Interview-Format gehalten und enthält 366 Fragen und Antworten, von denen Schöbel eine Auswahl auf der Buchmesse im "Selbstgespräch" präsentierte.

Frank Schöbel singt vor Publikum auf der Leipziger Buchmesse 1 min
Bildrechte: MDR/Valentina Priljic
1 min

Liedermacher Frank Schöbel singt auf der Leipziger Buchmesse 2023 bei der Vorstellung seiner Biografie: "Danke, liebe Freunde".

Sa 29.04.2023 11:33Uhr 00:16 min

https://www.mdr.de/kultur/buchmesse/audios-und-videos/video-frank-schoebel-buchmesse-100.html

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Eine Person sitzt an einem Tisch und ordnet Unterlagen.
Frank Schöbel auf der Leipziger Buchmesse Bildrechte: MDR/ Valentina Prljic

Dabei erinnerte er sich nicht nur an musikalische Erfolge wie "Looky Looky", sondern auch an seine Karriere als Rennradfahrer und seine Familie. Vor allem an seine "Mutti", eine Leipziger Opernsängerin, erinnerte er rührend mit alten Bildern, die er über einen Beamer an die Wand projizieren ließ. Über seinen ersten DEFA-Film "Reise ins Ehebett" sorgte die Anekdote, er habe Angst vor dem Kuss mit Eva-Maria Hagen gehabt, für Lacher im Publikum. "Ich habe mir fünf bis zehn Mal die Zähne geputzt – ich war sauber!", betonte Schöbel amüsiert. Auch wenn er beim Thema DDR deutlich ernster wirkte, präsentierte sich Schöbel auf der Buchmesse vor allem als Unterhalter und konnte mit lustigen Sprüchen wie "Mein Name ist Frank Schöbel, ich habe schöne Möbel" sein Publikum begeistern.

Samstag, 12:19 Uhr | Frühsport auf der Manga-Comic-Con

In Halle 1, der Manga-Comic-Con-Halle, startet der Tag mit "literarischem Frühsport". Das "Körperfunkkollektiv" hat zum Radioballett eingeladen. Was das ist? Es handelt sich dabei um eine interaktive Story, die man auf Kopfhörern (wie bei einer Silent Party) verfolgt und in der man Anweisungen bekommt, was zu tun ist. In diesem Falle muss man als Protagonist Auf-der-Stelle-Laufen, Liegestütze machen und Luftboxen. Die Story ist im Anime-Stil gehalten und bietet für die anwesenden Cosplayer einen willkommenen Tagesauftakt. Für Interessierte gibt es das Radioballett heute nochmal um 14 Uhr und auch morgen steht es noch zweimal im Programm. Kopfhörer bekommt man vor Ort.

Menschen mit Kopfhörern beim Sport auf der Leipziger Buchmesse 1 min
Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner
1 min

Bei der Manga-Comic-Con in Leiozig startet der Tag mit "literarischem Frühsport". Das "Körperfunkkollektiv" hat zum Radioballett eingeladen, eine interaktive Story, die man auf Kopfhörern verfolgt.

Sa 29.04.2023 14:09Uhr 00:57 min

https://www.mdr.de/kultur/buchmesse/audios-und-videos/video-radioballett-buchmesse-100.html

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Samstag, 12:08 Uhr | Cosplay-Bloggerinen Laura und Sophie lernen sich kennen

Bisher haben sie sich nur gegenseitig gelesen: Laura schreibt genauso wie Sophie seit mehreren Monaten für den Cosplay-Blog Kosmos Cosplay. Jetzt haben sich die beiden Bloggerinnen auf der Leipziger Buchmesse endlich persönlich kennen gelernt. Am zweiten Messetag fanden die beiden trotz vieler Termine auf der Manga-Comic-Con Zeit für ein kurzes Treffen. "Es war schön, sich endlich mal mit Sophie zu treffen, da wir ja die letzten Wochen immer nur den Blog der jeweils anderen mit verfolgt haben. Die Person dahinter endlich mal kennenzulernen war wirklich schön", schreibt Laura in ihrem Blog.

Samstag, 10:55 Uhr | Riesen-Andrang bei Sebastian Fitzek

Eine Signierstunden mit Bestseller-Autor Sebastian Fitzek sorgt für einen riesigen Ansturm am Stand seines Verlags Droemer Knaur. Gemeinsam mit Social-Media-Star Jana Crämer, die Fitzek als "Mentor und großes Vorbild" bezeichnet, signiert der Krimi-Autor hier Bücher. Für die Besucher*innen heißt es Schlange stehen, um ein Autogramm ihres Lieblingsautors zu ergattern.

Zahlreiches Messepublikum bei Sebastian Fitzeks Signierstunde
Andrang bei der Signierstunde von Thriller-Autor Sebastian Fitzek. Bildrechte: MDR/ Philipp Baumgärtner

Samstag, 10:12 Uhr | Ein Herz für Buchhandlungen

Diese bunte Wand ist ein Blickfang auf der Messe: Hier pinnen Besucher*innen mit bunten Karten ihre liebste Buchhandlung an und werden so Teil der Aktion "Your Place to Read". Die Buchmesse will damit Aufmerksamkeit für den Buchhandel vor Ort erzeugen. Dazu gehören auch eine Lesetour durch zwölf Städte sowie eine Aktion auf Instagram unter #yourplacetoread.

Menschen schauen auf eine bunte Wand bei der Leipziger Buchmesse
Hier werden die Lieblingsbuchhandlungen der Messebesucher*innen gesammelt. Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Samstag, 9:34 Uhr | Highlights am Samstag

Es ist viel los am Buchmesse-Samstag: Krimiautor Sebastian Fitzek und Social-Media-Star Jana Crämer signieren ihre aktuellen Bücher (10 Uhr, Droemer Knaur, Halle 2) und DDR-Schlagerstar Frank Schöbel stellt bei einer Lesung mit Musik seine Autobiographie "Danke, liebe Freunde" vor (11 Uhr, Musik-Café, Halle 4).

Clemens Meyer spricht über Christa Wolf (14:30 Uhr, MDR KULTUR, Halle 2) und Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow spricht im ARD-Forum über sein neues Buch "Ich tauche auf" (13:30 Uhr, ARD-Forum, Halle2). Ein weiteres Highlight ist der große Leipziger Cosplay Wettbewerb: Cosplayer*innen präsentieren ihre Kostüme im Wettbewerb der Manga-Comic-Con (14:30 Uhr, Große Bühne, Halle 3). Die kreativsten Acts werden bei der Siegerehrung um 17 Uhr ausgezeichnet.

Samstag, 8:30 Uhr | Das Buchmessen-Wochenende beginnt

Bald ist es soweit: Der Buchmesse-Samstag startet. In den Messehallen wird heute sicherlich viel los sein, denn erfahrungsgemäß ist Samstag der besucherstärkste Messetag. An den ersten beiden Tagen haben bereits mehr als 72.000 Menschen die Leipziger Buchmesse mit "Leipzig liest" und Manga-Comic-Con besucht. Das jetzt bevorstehende Wochenende dürfte diese Bilanz noch einmal deutlich steigern.

Freitag, 18:45 Uhr | Tipp zum Feierabend: "Best of Druckfrisch" mit Denis Scheck

Ein aufregender Messetag geht zu Ende. Wir bedanken uns für Ihr Interesse und wünschen Ihnen einen schönen Abend. Wir lesen uns auch morgen wieder und bis dahin empfehlen wir für den Abend zum Beispiel die Lange Leipziger Lesenacht in der Moritzbastei. Es lesen u.a. Cecilia Röski, Marlen Hobrack und Carl-Christian Elze.

Und alle, die nicht mehr ausgehen, können sich bei "Best of Druckfrisch" mit Denis Scheck Inspiration für den nächsten Lesestoff besorgen. Der Literaturkritiker nimmt wie gewohnt kein Blatt vor dem Mund. Viel Spaß!

Impressionen der Leipziger Buchmesse 2023
Literaturkritiker Denis Scheck empfiehlt nicht nur Bücher – vor manchen warnt er auch. Bildrechte: MDR/Joachim Blobel

Freitag, 18:00 Uhr | Cosplayerin Laura rechnet Samstag mit einer vollen Manga-Comic-Con

Cosplay-Bloggerin Laura zieht ein positives Fazit nach den ersten beiden Buchmesse-Tagen. Sie verbringt die Tage vor allem auf der zur Buchmesse gehörenden Manga-Comic-Con in den Hallen 1 und 3. Alles sei viel unkomplizierter als auf den Conventions, auf denen sie bisher war. So konnte sie z.B. ihre Waffenattrappe sehr schnell beim Einlass durchwinken lassen. Beim morgigen Messetag erwartet sie noch deutlich mehr Cosplayer als heute. "Es sind verschiedene Künstler und auch Synchronsprecher da, da wird es sicher voll." Sie selbst war heute als eine Figur aus "Tokyo Revengers" unterwegs.

Manga Comic Con, Freitag
Cosplay-Bloggerin Laura freut sich auf die Manga-Comic-Con am Samstag. Bildrechte: MDR/Claudia Masur

Freitag, 17:54 Uhr | Clemens J.Setz: "Wir brauchen mehr Worte für Verschwörungstheorien"

Clems J. Setz‘ aktueller Roman "Monde vor der Landung" handelt von dem Gründer einer neuen Religionsgemeinschaft und der sogenannten Hohlwelt-Theorie: Die Menschheit, so diese Theorie, lebe nicht auf, sondern in einer Kugel, außerhalb derselben existiere nichts. 2020 war er mit dem Schreiben des Romans fertig, erzählt Setz im ARD-Forum. "Hätte ich ihn da nicht fertig gehabt, hätte ich ihn später abgebrochen", sagt Setz. Denn während der Pandemie seien Verschwörungstheorien zu einem so großen Thema geworden. "Da hatte ja jeder so einen in der Familie."

Der österreichische Schriftsteller findet auch, dass der Begriff Verschwörungstheorie zu allgemein verwendet werde. "Eine Theorie, die ich online verfolge, ist, dass alle Mächtigen und Berühmten einen Pädophilen-Ring angehören. Die sind kurz davor, zu den Waffen greifen", befürchtet Setz. "Die Anhänger der Flat-Earth-Theorie dagegen sind sehr friedfertig. Die lachen halt über Leute wie uns, die glauben, die Erde sei eine Kugel." Sowohl für sie als auch für Q-Anon-Anhänger benutze man "Verschwörungstheorie". "Da brauchen wir mehr Wörter", fordert Setz.

Clemens J. Setz auf der LBM 23
Clemens J. Setz auf dem ARD-Forum Bildrechte: MDR/Joachim Blobel

Zudem hat der Schriftsteller einen Tipp für das Erfinden von Hauptfiguren von Romanen. "Wenn ich eine Figur sympathisch oder unsympathisch finde, habe ich schon verloren", erklärt er. Moderatorin Ariane Binder fragt nach: "Warum?" "Das wäre lähmend", antwortet Setz. Die Figur muss interessanter sein. Man muss mit ihr so umgehen wie mit sich selbst." Sympathisch oder unsympathisch seien nur Kategorien für Mitmenschen im Alltag.

Freitag, 17:15 Uhr | Robert Seethaler findet Österreich auf der Messe "hervorragend präsentiert"

Bei Robert Seethaler füllt sich der Platz vor der ZDF-Bühne. Viele wollen den österreichischen Schriftsteller sehen. Der bedankt sich sogleich für die tolle Messe und wie "hervorragend Österreich präsentiert wird." Im anschließenden Gespräch mit Katja Gasser spricht er über sein neues Buch "Das Café ohne Namen". Es spielt im Wien von 1966, Robert Seethalers Geburtsjahr. Er habe viel recherchiert zu dieser Zeit und trotzdem versucht, nicht hundertprozentig geschichtsgetreu zu sein, sondern vielmehr eine "literarische Realität" zu schaffen.

Robert Seethaler auf der ZDF-Bühne
Volles Haus beim österreichischen Schriftsteller Robert Seethaler. Bildrechte: MDR

"War es ein Fest, das neue Buch anzufangen?", fragt Katja Gasser. "Alles muss immer ein Fest sein, aber nix ist ein Fest", philosophiert Seethaler zurück. Ob ihn das Schreiben glücklich mache? "Diese ständige Suche nach Glück geht mir auf den Geist. Schreiben macht mich nicht glücklich, aber es erfüllt mich mit Sinn."

Freitag, 16:57 Uhr | Roland Kaiser: "Ich bin kein Einpeitscher, die machen das freiwillig"

Auf der Bühne von detektor.fm spricht Roland Kaiser über sein neues Buch. "Live – Das Roadbook" heißt es und handelt weniger von ihm, wie er selbst sagt, sondern vielmehr "vom Tourleben und den Menschen" um ihn herum. Seine Ausführungen werden immer wieder von einem kleinen Fanclub bejubelt, der sich vor der Bühne eingefunden hat. Er gibt sich, befragt zu seinem Verhältnis zu den Fans, bescheiden: "Ich bin kein Einpeitscher, die Menschen machen das freiwillig."

Roland Kaiser auf der Buchmesse
Roland Kaiser auf der Bühne von detektor.fm Bildrechte: MDR/Joachim Blobel

Generell wirkt Roland Kaiser auf der kleinen Bühne nicht unbedingt wie der "Phänotyp Schlagerstar". Vielleicht auch deshalb zitiert der detektor.fm-Moderator einen Kollegen, der Roland Kaiser mal als "Philosoph, gefangen im Körper eines Schlagersängers" bezeichnete. Roland Kaiser entgegnet verschmitzt: "Schönes Bild, oder?"

Freitag, 16:37 Uhr | Liv Strömquist: Astrologie mit Adorno

Dass der Andrang bei Liv Strömquist groß werden könnte, hätte man ahnen können, schließlich ist die Schwedin eine der einflussreichsten feministischen Comiczeichnerinnen der Welt. Und doch gibt es bei ihrem Auftritt beim Nordischen Forum nur etwa 15 Plätze für ungefähr zehn Mal so viele Zuhörerinnen (die meisten sind tatsächlich weiblich). Dass Buch, das Strömquist dabei hat, ist inhaltlich zumindest überraschend, denn es behandelt die "Astrologie". Ihr größter Erfolg "Der Ursprung der Welt" ist dagegen eine Kulturgeschichte der Vulva und in "Der Ursprung der Liebe" untersucht sie Beziehungsmuster. Nun also Sternzeichen, Horoskope und so.

Liv Strömquist auf der LBM 23
Liv Strömquist hat in die Sterne geschaut Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

"Es ist auch ein satirisches Buch", sagt Strömquist. Für Fans und Hater der Astrologie. "Ich habe die Astrologie als eine erfundene Sprache erlebt, in der man darüber sprechen kann, wer man ist." Sie nutzt diese Sprache, um interessante Lebensgeschichten zu erzählen – egal ob vom Pharmafabrikant Arthur Sackler der von einem Mann, der sich aus der Gesellschaft ausgeklingt hat, um in den Bergen bei den Ziegen zu leben. "Von dem wusste ich das Geburtstsdatum gar nicht, den hab ich dann angeschrieben, um sein Sternzeichen herauszukriegen." Am Ende bezieht sie sich sogar auf Adorno. Entstanden ist so ein humorvoller Comic, der den Tierkreis als Rahmen benutzt, um die Menschheit zu unterhalten. Strömqists Rat: "Die Leser*innen sollen die Augen aufmachen und darüber nachdenken, wie sie leben und was sie machen."

Freitag, 16:20 Uhr | Gut besuchte Buchmesse zur Halbzeit

Der zweite Messetag läuft noch – für die Buchmesse ist es bereits Zeit für eine Zwischenbilanz: 72.000 Besucher*innen kamen an den ersten beiden Tagen zur Messe, zu den Veranstaltungen von Leipzig liest und der Manga-Comic-Con. Im Vorfeld hatte Buchmesse-Direktor Oliver Zille die Erwartungen an Besucherrekorde ja gedämpft, er rechnete mit nur 60 Prozent des Vorkrisenjahres 2019. Das wären rund 130.000 Besucher insgesamt – das tiefgestapelte Ziel könnte mit dem besuchsstarken Wochenende dann leicht erreicht werden. Noch bis Sonntag stehen die fünf Hallen für Lesefans und Fachpublikum offen, präsentieren sich 2.082 Aussteller*innen und Verlage sowie mehr als 3.200 Mitwirkende.

Freitag, 15:50 Uhr | Schluss mit dem "absurden Beharren auf Männlichkeit"

Auf der Deutschlandfunk-Bühne geht es um "Geschlechterfragen". Platz genommen haben neben der Moderatorin Miriam Zeh die Autorin Emilia Roig und die Autoren Christian Dittloff und Sebastian "El Hotzo" Hotz. Alle drei haben kürzlich Bücher veröffentlicht, die Männlichkeit, Patriarchat und Heteronormativität verhandeln. Roig berichtet von traditionellen Rollenbildern der Frau, die "mit 30 Kinder haben muss". Dittloff erzählt über heteronormative Narrative, die einem schon in der Kindheit nahegelegt werden und Sebastian Hotz vervollständigt: "Männer bauen Systeme, in denen sie erfolgreich sein können."

Podiumsgespräch auf der LBM
Christian Ditloff, Emilia Roig und Sebastian Hotz (v.l.n.r.) auf dem DLF-Podium. Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Eine Diskussion kommt nicht so richtig auf, eher gibt es viel Kritik am Gegenwärtigen. Moderatorin Miriam Zeh konstatiert: "Es ist hier wenig hoffnungsvoll." Man müsse mit den Gegebenheiten brechen und dem "absurden Beharren auf Männlichkeit" ein Ende setzen, sagt Hotz. Roig und Ditloff pflichten ihm bei. Er witzelt: "Ich bin grundsätzlich dafür, Frauen zu bewaffnen. Weil es notwendig ist!" Steile These. Emilia Roig setzt noch einen drauf: "Ehe, Grenzen, Nationalstaat - Abschaffen!" Nach einer guten Dreiviertelstunde bedankt Roig sich: "Das ist das erste Panel, wo ich mit zwei Männern sitze und mich wohlfühle". Die Zuhörenden klatschen. Sebastian Hotz fordert: "Mehr Applaus für Männer!"

Freitag, 15:26 Uhr | TikTok gibt eigene Bestsellerliste heraus

In Zukunft wird es von der Video-Plattform TikTok jeden Monat eine eigene Bestsellerliste für Bücher geben. Zusammen dem Marktforschungsunternehmen Media Control soll die "BookTok"-Liste die 20 erfolgreichsten Buchtitel vorstellen, die in der Community gerade diskutiert werden. Die erste Bestsellerliste wurde heute auf der Messe vorgestellt, angeführt von "Die Mitternachtsbibliothek" von Matt Haig – der aktuelle Liebling der "BookTok"-Gemeinde.

Die App BookTok auf einem Smartphone
Belebt den Buchhandel: Der TikTok-Trend "BookTok" Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Lisa Forster

Freitag, 15:05 Uhr | Internet-Superstar El Hotzo mit Debütroman "Mindset"

Hier war deutlich zu erkennen, wer gerade angesagt ist: Sebastian Hotz, alias El Hotzo, hält am heutigen Freitag mehrere Lesungen und überall drängeln sich Menschen, um ihn zu sehen. Dabei ist es seine erste Buchmesse und er stellt mit "Mindset" seinen Debütroman vor. Den muss man nicht unbedingt kaufen, meint er und lästert ein wenig über Benjamin von Stuckrad-Barre. Die Herzen des Publikums hat er sowieso in der Tasche: Der Internet-Superstar ist vor allem von Instagram und Twitter bekannt, dort folgen ihm viele Menschen, um täglich seine Bemerkungen zum Alltag und zur aktuellen Lage zur lesen. Zudem ist er Teil des Autorenteams von Jan Böhmermanns ZDF Magazin Royale.

Freitag, 14:31 Uhr | Die schönsten Bilder der Buchmesse

Die Leipziger Buchmesse ist zurück und die Freude darüber kann man in den Gesichtern der Besucher*innen sehen. Schon am ersten Tag war einiges los: Lesungen, Signierstunden und viele weitere Veranstaltungen lockten Tausende in die Messehallen, gerührte Preisträger*innen nahmen ihre Ehrung entgegen – und das war erst der Anfang. Die schönsten Fotos von allen Messetagen gibt es in unserer Galerie.

Freitag, 14:11 Uhr | Wer will "was mit Büchern" machen?

Heute ist Karrieretag "Buch und Medien" auf der Messe – junge Menschen, die Lust haben, in der Buchbranche zu arbeiten, können sich über einen möglichen Berufseinstieg informieren, über die passende Bewerbung und neue Anforderungen vor dem Hintergrund der Digitalisierung. Ein Angebot, das angenommen wird: Am Stand des Karrieretages herrscht reges Treiben.

Besucher am Stand " Karrieretag" der Leipziger Buchmesse.
Viele junge Leute am Stand "Karrieretag" der Leipziger Buchmesse Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Freitag, 13:50 Uhr | Daniel Schulz berichtet von "Krieg und Alltag in der Ukraine"

Der Journalist und Autor Daniel Schulz liest am taz-Stand aus seinem neuen Buch "Ich höre keine Sirenen mehr". Er ist seit Beginn des Krieges mehrfach in die Ukraine gereist. In reportagigem Stil hat er Menschen begleitet und seine Eindrücke festgehalten. Bevor er liest, gibt er einen Hinweis in eigener Sache: "Zu manchen Stellen habe ich noch nicht genug Abstand, ich versuche das ohne Kloß im Hals zu lesen." Tatsächlich stockt er immer wieder, wenn er eindrücklich die Erlebnisse rezitiert, von "350 Menschen auf 197 Quadratmetern" berichtet, die "zwischen Betonmauern kauern, wo sonst Tische gelagert wurden".

Daniel Schulz über Krieg und Ukraine
Autor Daniel Schulz liest aus seinem neuen Buch "Ich höre keine Sirenen mehr" Bildrechte: MDR, Philipp Baumgärtner

Seine Impressionen aus einem ukrainischen Dorf beeindrucken und bedrücken die anwesenden Zuhörer. Im Anschluss berichtet er von einem Prozess der Abstumpfung, den er "durch die vielen grausamen Nachrichten" erlebt habe. "Ich habe dann gedacht, ich habe nichts erlebt, weil dort keine Raketen eingeschlagen sind." Bei vielen Ukrainerinnen und Ukrainern, die er getroffen hat, erlebe er Schuldgefühle; man dürfe nicht weich werden und müsse "immer kämpfen", so Schulz. Dieser fragile Zustand in den Köpfen der Bevölkerung werde seiner Einschätzung nach auch nach dem Krieg noch lange andauern.

Freitag, 13:18 Uhr | Alexander Verlag mit Kurt-Wolff-Preis geehrt

Der Berliner Alexander Verlag ist auf der Messe mit dem Kurt-Wolff-Preis 2023 geehrt worden. Die Auszeichnung gab es für unzählige Film- und Theaterbücher, die "gesellschaftliche, kunstpolitische und ästhetische Relevanz entfalten", so die Jury. Der Verlag hat in den vergangenen 40 Jahren unter anderem Bücher zu Ingmar Bergman, Heiner Müller und Frank Castorf herausgebracht. Der mit 35.000 Euro dotierte Preis wird von der Kurt-Wolff-Stiftung vergeben, benannt nach dem bedeutenden Verleger, der auch in Leipzig wirkte.

Freitag, 12:52 Uhr | Marion Brasch: "Es gibt mehr als 16 Millionen Perspektiven auf die DDR"

DDR-Geschichte ist inzwischen Thema vieler Romane, Biografien und autofiktionaler Erzählungen. Im Kulturzeit-Talk treffen drei Autor*innen aufeinander, deren Perspektive auf das vergangene Land ganz unterschiedlich ist. Aron Boks, Journalist und Poetry-Slammer, hatte anfangs gar keine Ahnung. "Ich hab meine Oma gefragt: Kennst du das Neue Deutschland? Da hat sie gelacht und gesagt, ich muss dir wohl viel erzählen." Inzwischen hat sich der 25-Jährige intensiver mit der Geschichte beschäftigt und das Buch "Nackt in die DDR" über seinen Urgroßonkel Willi Sitte geschrieben. "Ich versuchte, weder verteidigend noch anklagend an die Sache heranzugehen", sagt Boks, der den Widerspruch im Leben des bekannten DDR-Malers so zusammenfasst: "Er war immer für die Freiheit der Kunst, aber auch nie gegen die Partei."

Felix Stepahn, Marion Brasch und Aron Boks im Kulturzeit-Talk
Felix Stepahn, Marion Brasch und Aron Boks im Kulturzeit-Talk Bildrechte: Juliane Streich/MDR

Der Autor Felix Stephan schreibt dagegen in seinem Roman "Die frühen Jahre" über die Welt der SED-Funktionäre in Berlin-Hohenschönhausen. "Ich hab immer Bücher über das oppositionelle Milieu der DDR gelesen", sagt Stephan. "Ich hatte das Gefühl, da gibt es eine Lücke und mich hat interessiert, die Psychologie dieser Leute, dieser Führungselite zu beleuchten."

Er selbst war zum Mauerfall noch ein sechsjähriges Kind, anders als Marion Brasch, die ihre Kindheit und Jugend in der DDR erlebt hat und in ihrem bewegenden Roman "Ab jetzt ist Ruhe" ihre Familiengeschichte erzählt, in der unter anderem ihr Bruder, der Künstler Thomas Brasch, eine wichtige Rolle spielt. "Ich dachte immer, das sei Quatsch, wenn Leute meinten, meine Familiengeschichte sei exemplarisch", sagt Brasch. "Aber beim Schreiben hab ich gemerkt, es war tatsächlich ein Mikrokosmos, wo im Kleinen das passierte, was in der DDR los war." So hätten ihre Brüder zum Beispiel gesagt, sie seien ja für den Sozialismus, aber nicht so, wie es der Vater, wie es die Alten machten. Dass es jetzt immer mehr Geschichten über die DDR gibt, auch von der Generation, die das Land gar nicht mehr erlebt haben, mache sie froh und dankbar. Schließlich seien auch die Jungen von ihren Eltern und Großaltern geprägt. "Es gibt mehr als 16 Millionen Perspektiven auf die DDR", betonte sie. "Im Westen sagt ja auch niemand: Meine Geschichte allein steht für den Westen."

Marion Brasch auf der LBM 23
Marion Brasch auf der Leipziger Buchmesse Bildrechte: Juliane Streich/MDR

Freitag, 12:47 Uhr | Kinder erwünscht!

Heute Nachmittag stehen zwei spannende Lesungen für Grundschüler*innen auf dem Programm: "Wo kommen unsere Sachen her?" – das Sachbuch von Julia Dürr zeigt die Reise, die unsere Gegenstände auf dem Weg vom Rohstoff bis nach Hause zurücklegen. Und die witzige Geschichte "Die Geburtstagsbande" von Claudia Schaumann macht den Traum aller Kinder war: jeden Tag Geburtstag. Also nach der Schule mit den Kindern ab auf die Buchmesse! Oder das Wochenende mit Schreibworkshops für Teenager und tollen Lesungen für die ganze Familie planen.

Freitag, 12:37 Uhr | Peter Wohlleben: "Die Welt vom Wald her verstehen"

Der Förster und Autor Peter Wohlleben ist zu Gast beim Stand von detektor.fm und präsentiert sein neues Buch "Waldwissen – Vom Wald her die Welt verstehen". Nach seinem Buch "Das geheime Leben der Bäume" habe er hier einen Blick auf das Gesamtsystem Wald geworfen. Dann schweift Wohlleben kurz ab: "Man muss sich immer die gesamten Systeme anschauen. Auch wir, wie wir alle hier stehen, sind wandelnde Ökosysteme. Wir haben Milben im Gesicht, die sind besonders nachts aktiv. Aber ich erzähle lieber wieder vom Wald..." Wie man Menschen für dieses Thema begeistern könne, fragt die Moderatorin. "Es muss sich anfühlen, als würde man einen spannenden Roman lesen und genau das haben wir versucht – ein durchweg spannendes Gesamtbild vom Wald zu schaffen."

Peter Wohlleben
Der Förster und Autor Peter Wohlleben Bildrechte: MDR/Joachim Blobel

Freitag, 12:00 Uhr | Klaus Farin über Fridays for Future und unpolitische Jugend

"Wir haben eine der bravsten Jugenden seit Ende der 50er Jahre", sagt Publizist und Aktivist Klaus Farin im Gespräch am gut gefüllten Stand des Verbands der Deutschen Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Halle 5. Klaus Farin hat verschiedene Jugendkulturen über Jahre beobachtet und diverse Bücher zum Thema veröffentlicht. Fridays for Future hält er für politisch sehr wirkmächtig, auch wenn die Aktivisten selbst sich nicht immer als "politisch" bezeichneten. Generell würden die meisten Jugendlichen den Begriff "Politik" meist mit Parteipolitik assoziieren und sich deshalb nicht als "politisch aktiv" wahrnehmen. Die Jugendlichen, die aktiv sind, sei es als Schulsprecher oder in Vereinen, müssen laut Farin gefördert werden in ihrem Tun. Auf Nachfrage des Moderators, ob nicht (Generationen-) Konflikt und Konfrontation auch dazugehören, antwortet Farin: "Die Jugend von heute ist auf Harmonie angelegt, sie suchen feste Beziehungen in diesen schwierigen Zeiten."

Klaus Farin und Besucher bei der Leipziger Buchmesse
Klaus Farin im Gespräch am
Stand des Verbands der Deutschen Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
Bildrechte: MDR/Philipp Baumgärtner

Freitag, 11:35 Uhr | Goethe-Rap in der Glashalle

Wäre Johann Wolfgang von Goethe heute vielleichte in Rapper? Auf diese Idee könnte man in der Glashalle kommen, wo der Rapper CRZA die Vorbeikommenden mit Mikrofon und Verstärker unterhält. "Die Beats sind von mir, der Text von Johann Wolfgang von Goethe", sagt er. Und das funktioniert erstaunlich gut.

Rapper auf der Buchmesse 1 min
Bildrechte: MDR/Juliane Streich
1 min

Wäre Johann Wolfgang von Goethe heute vielleichte in Rapper? Auf diese Idee könnte man in der Glashalle kommen, wo der Rapper CRZA die Vorbeikommenden mit Mikrofon und Verstärker unterhält.

Fr 28.04.2023 11:25Uhr 01:06 min

https://www.mdr.de/kultur/buchmesse/audios-und-videos/leipziger-buchmesse-rap-goethe-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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Freitag, 11:13 Uhr | Revolution im Iran: "Aufmerksamkeit ist Gift für das Regime"

Auch die Revolution im Iran ist eines der Themen, die auf der Messe behandelt werden. So stellt die Journalistin und Autorin Gilda Sahebi, die mit vielen Menschen im Iran in engem Kontakt steht, ihr Buch "Unser Schwert ist Liebe – Die feministische Revolte im Iran" vor. Sie berichtet, dass sich die Formen des Protestes inzwischen geändert haben, seit Januar sei vor allem ziviler Ungehorsam zu sehen. "Viele Frauen tragen kein Kopftuch, obwohl das lebensgefährlich sein kann", sagt Sahebi. "Sogar die Männer tragen Shorts. Das ist abstrus. Und wunderschön." Es werde aus Protest gegen das Regime gesungen, getanzt und gestreikt. "Ich habe gehört, dass Busfahrer und Taxifahrer nicht mehr für Geistliche bremsen", erzählt die Journalistin. Die Revolution, die im letzten Jahr begonnen habe, unterscheide sich von allen Revolten vorher, denn zum ersten Mal spielten Frauenrechte eine entscheidende Rolle. "Sie haben gemerkt: Wenn das Fundament nicht stürzt, stürzt das Sytem nicht", betont Sahebi.

Gilda Sahebi
Journalistin und Autorin Gilda Sahebi auf der LBM Bildrechte: Juliane Streich/MDR

Wie aktuell das Thema weiterhin ist, zeigt sich auch an dem gerade erst vor zwei Tagen bestätigten Todesurteil gegen den Deutschiraner Jamshid Sharmahd, für den sich nun auch die Bundesregierung "mit allen Kräften" einsetze, wie Außenministerin Annalena Baerbock vorgestern mitteilte. Sahebi gehen die deutschen Bemühungen nicht weit genug. Doch auch sie will mehr Aufmerksamkeit für den Fall und die Vorgänge im Land. "Denn Aufmerksamkeit ist Gift für das Regime."

Freitag, 11:01 Uhr | Cosplay-Bloggerin Laura zieht erste Bilanz

Auch unsere Cosplay-Bloggerinnen tummeln sich seit gestern auf der Messe. Laura war als "Emma Sano" aus Tokyo Revengers auf der Manga-Comic-Con unterwegs und zieht bei uns im Blog eine Bilanz ihres ersten Tages, an dem sie viele Freunde getroffen und unzählige Fotos gemacht hat. Ob sie heute auch mal über die Grenzen der Halle 1 hinaus kommen wird? Für alle, die heute und am Wochenende auf der Con sind: Das sind die wichtigsten Termine für Fans von Comic, Manga und Animé.

Freitag, 09:49 Uhr | Tipp: Messe-Talks bei ARD KULTUR anschauen

Für alle, die sich gerade wieder fragen, wie um Himmels Willen sie schaffen sollen, was sie sich für ihren Messetag vorgenommen haben, empfehlen wir die Videos von ARD KULTUR. Das Team hat ein Buchmesse-Spezial zusammengestellt und bietet dort unter anderem ausgewählte Messe-Talks mit namhaften Autoren und Autorinnen. So sprechen beispielsweise David Safier, Maria Stepanova und Julia Schoch über sich und ihre Bücher.

Freitag, 7:30 Uhr | Willkommen zum zweiten Buchmesse-Tag

In wenigen Stunden öffnen sich die Türen auf dem Messegelände für den zweiten Messetag. Auch am Freitag können sich die Besucher*innen wieder auf viele Highlights freuen. So verleiht die Kurt-Wolff-Stiftung ihren Verlagspreis 2023 (13 Uhr, Forum Die Unabhängigen, Halle 5). Auch die Gewinner*innen des Buchpreises "Klimazukünfte 2050" werden in den drei Kategorien Kinder, Jugendliche und Erwachsene gekürt (13 Uhr, Forum Sachbuch, Halle 4).

Sebastian Hotz ("El Hotzo") stellt seinen Debütroman "Mindset" vor. Die österreichische Publizistin Natascha Strobl und die Grünen-Politikerin Cansin Köktürk diskutieren über Chancengleichheit und eine gerechtere Gesellschaft. (15:15 Uhr, Forum Offene Gesellschaft, Halle 4). Der Fantasy-Autor Ben Aaronovitch signiert sein Buch "Die schlafenden Geister des Lake Superior" (15 Uhr, Phantastik-Buchhandlung, Halle 3).

Donnerstag, 18:41 Uhr | Hör-Tipp für die Nacht

Einen haben wir noch. Einen Tipp: Für alle die auf der Buchmesse nicht alles geschafft haben, was sie wollten oder die gar nicht anreisen konnten, aber trotzdem spannenden Autor*innen zuhören wollen. Die Gespräche vom ARD-Forum und vom MDR KULTUR Bücherwagen finden Sie hier:

Donnerstag, 18:00 Uhr | Der erste Messetag ist beendet

Langsam neigt sich der erste Tag der Buchmesse dem Ende entgegen. Die Besucher*innen verlassen nach und nach das Messegelände, die Hallen leeren sich. Freitagmorgen öffnen sich die Türen wieder ab 10 Uhr für das Publikum.

Blick in die Glashalle der Leipziger Messe
Der erste Tag der Leipziger Buchmesse 2023 endet sonnig. Bildrechte: Lilly Günthner/MDR

Donnerstag, 17:45 Uhr | Liebesgedichte aus dem Automaten

"Gefühlsechte Gedichte" verspricht der Gedichtautomat am Stand des Gastlandes Österreich. Nach Einwurf einer 50-Cent-Münze kann zwischen den Kategorien "erotisch", "romantisch" oder "anziehend" gewählt werden. Dann heißt es: Knopf drücken, Zettel ziehen und sich an einem von 14 Liebesgedichten aus Österreich erfreuen! Drei solcher Gedichtautomaten brachten übrigens für ein Jahr Poesie in Leipzigs urbanen Raum: Lyrik zum Mitnehmen gab es im Haus der Buches, der Leipziger Stadtbibliothek und an der Schaubühne Lindenfels.

Aufgehängter Gedichtautomat mit der Aufschrift "Gefühlsechte Gedichte!
Münze einwerfen, Knopf drücken, Gedicht ziehen: Am Gedichtautomat gibt es Lyrik per Knopfdruck. Bildrechte: MDR/Lilly Günthner

Donnerstag, 17:23 Uhr | Eckart von Hirschhausen: "Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns!"

"Ich hoffe, es liegt auch an der Thematik Nachhaltigkeit, dass so viele Menschen hier sind, und nicht nur an Herrn Hirschhausen", sagt Martin Häusler, der zusammen mit dem wohl bekanntesten Arzt des Landes das Buch "Als ich mich auf den Weg machte, die Erde zu retten" geschrieben hat, das die beiden hier nun vorstellen wollen. Doch Hirschhausen kommt zu spät. "Die Bahn!", erklärt er, als er unter großem Applaus erscheint, und als dann in Leipzig Stau war, habe er ein Leihrad genommen, deswegen sei er außer Atem.

Eckart von Hirschhausen auf der LBM 23
Mit dem Leihrad zum Buchmesse-Auftritt: Eckart von Hirschhausen. Bildrechte: Juliane Streich/MDR

Doch das hält ihn nicht davon ab, gleich loszureden. "Mit diesem Buch können Sie sich begraben lassen", sagt er in Bezug auf die umweltfreundliche Herstellung. Die sei nicht selbstverständlich. Denn nach dem Lesen vieler Bücher und Zeitschriften solle man sich am besten die Hände waschen, so viel schädliche Chemie sei da dran, rät Häusler.

Die beiden haben auch noch andere praktische Tipps für jedermann dabei. Zum Beispiel, dass man den Urin von Oktoberfest-Besuchern sammeln und auf die Felder kippen sollte. Denn Bier sei gut. Aber Hirschhausen wird auch ernster. "Mir macht Sorgen, dass die Debatte zurückschwingt", sagt er. Man sei doch schon viel weiter gewesen in Umweltschutz-Fragen. "Ich habe schon in der Schule ein Referat über sauren Regen und Tempolimit gehalten." Er wisse auch, dass kein Mensch noch ein Klima-Buch brauche, daher betont er: "Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns!"

Donnerstag, 17:15 Uhr | Diesmal weniger Menschen

Nicht nur gefühlt ist es diesmal leerer in den Messehallen von Leipzig. Vor vier Jahren, als die Buchmesse vor der Pandemie zum letzten Mal stattfand, kamen circa 286.000 Besucherinnen und Besucherinnen. In diesem Jahr rechnen die Veranstalter nur mit rund 130.000 Menschen. Auch die Anzahl der Ausstellerinnen und Aussteller ist etwas geringer als 2019. Diesmal haben sich 2.082 aus 40 Ländern angemeldet,  damals waren es noch etwa 500 mehr gewesen.

Leere Halle bei der Leipziger Buchmesse 2023
Die Messehallen sind gut gefüllt, aber es gibt auch solche Blicke in die Glashalle - das kannte man von den vorherigen Buchmessen so nicht. Bildrechte: Juliane Streich/MDR

Donnerstag, 16:33 Uhr | Dinçer Güçyeter gewinnt Preis der Buchmesse in der Kategorie Belletristik

Der Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik geht an Dinçer Güçyeter. Er wird ausgezeichnet für seinen Roman "Unser Deutschlandmärchen". Güçyeter bedankte sich in einer emotionalen Rede vor allem bei seiner Frau, die er extra dafür auf die Bühne holte. Kurz darauf holte er die vier anderen Nominierten auf die Bühne und sagte unter dem Applaus der Glashalle: "Das ist unser Preis, lasst ihn uns zusammen feiern."

In der Begründung der Jury heißt es, der Autor habe in seinem Werk das Talent bewiesen, dass er schmerzliche Momente in Komik verwandeln könne. Dinçer Güçyeters Einwanderer-Roman sei gleichzeitig traditionell wie modern erzählt, Güçyeter schenke uns einen mehrstimmigen Roman, "dessen poetischer Chor noch lange nachklingen wird".

Donnerstag, 16:33 Uhr | Preis für bestes Sachbuch geht an Regina Scheer

Das beste Sachbuch des Frühjahrs kommt von Regina Scheer. Ihr Werk "Bittere Brunnen: Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution" wurde von der Jury als bestes Sachbuch ausgewählt. In der Begründung hieß es, Regina Scheer stelle Hertha Gordon-Walcher, die immer in der zweiten Reihe Stand, in die erste Reihe. Ihr Werk gehe weit über eine gewöhnliche Biografie hinaus. "Bittere Brunnen" sei ein erzählendes Sachbuch, welches für große Offenheit stehe und gleichzeitig eine genau Dokumentation politischer Zusammenhänge sei.

Donnerstag, 16:21 Uhr | Preis für die beste Übersetzung geht an Johanna Schwering

Der erste Preis ist vergeben. Die beste Übersetzung des Jahres kommt nach Meinung der Jury von Johanna Schwering. Sie wird ausgezeichnet für ihre Übersetzung von "Die Cousinen" von Aurora Venturini aus dem argentinischen Spanisch. In der Begründung der Jury heißt es über das Werk: "So eine Ich-Erzählerin hat die Welt noch nicht gehört." Johanna Schwering habe diesen außergewöhnlichen Roman in ein außergewöhnliches Deutsch übertragen.

Donnerstag, 16:04 Uhr | Oliver Zille eröffnet Verleihung zum Preis der Buchmesse

In der Glashalle zwischen den vier Messehallen steigt jetzt die Spannung. Die Verleihung zum Preis der Leipziger Buchmesse hat begonnen. Buchmesse-Direktor Oliver Zille eröffnete die Veranstaltung euphorisch und bedankte sich bei allen, die der Messe in den drei Jahren in denen sie nicht real stattfinden konnte, die Treue gehalten haben. In den nächsten Minuten wird zunächst die beste Übersetzung gekürt.

Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse
Oliver Zille bei der Preisverleihung in der Glashalle Bildrechte: MDR/Lilly Günthner

Donnerstag, 15:50 Uhr | Carsten Schneider im Zwiegespräch mit Ahne

Neben vielen Autorinnen und Autoren ist auch jede Menge Polit-Prominenz auf der Messe zugegen. Zum Beispiel der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, der sich hier mit Poetry-Slam-Autoren wie Ahne ("Zwiegespräche mit Gott") austauscht.

Der Ostbeauftragte Carsten Schneider und Poetry Slammer Ahne
Carsten Schneider (ganz rechts im Bild) und Ahne (links) auf der Leipziger Buchmesse. Bildrechte: MDR/Juliane Streich

Donnerstag, 15:17 Uhr | Preis der Leipziger Buchmesse - Die Spannung steigt

Der nächste Messehöhepunkt steht uns bevor: In einer knappen Stunde beginnt in der Glashalle die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse. In den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung sind jeweils fünf Werke nominiert, insgesamt geht es um ein Preisgeld von 60.000 Euro.

Donnerstag, 14:24 Uhr | "Schwachsinn": Harald Welzer und Gerd Koenen diskutieren über Krieg und Medien

Bei der Diskussion "Die Deutschen, der Krieg und die Medien" ging es hoch her. Der Publizist und Historiker Gerd Koenen, dessen Schwerpunkt auf deutsch-russischen Beziehungen liegt, und Soziologe und Publizist Harald Welzer waren ganz und gar nicht einer Meinung. "Ganz komisch" seien Teile einer Studie zur deutschen Medienberichterstattung zum Ukrainekrieg, die Harald Welzer gerade veröffentlich hat, befand Koenen. "Schwachsinn", entgegnete Welzer.

Unterschiedlicher Meinung waren die beiden Herren bei so ziemlich allem: Welzer hatte schon den ersten offenen Brief gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine unterschrieben, Koenen betonte, dass das nicht irgendein Krieg sei, sondern ein Angriffskrieg, der ein ganzes Land von der Karte will, das habe es seit dem Weltkrieg nicht mehr gegeben, da seien die Handlungsmöglichkeiten beschränkt. "Quälend lange" habe man seiner Meinung nach hier über die Lieferung von nur 30 bis 40 Panzern diskutiert.

Harald Welzer auf der LBM 2023
Auf der Leipziger Buchmesse: Gerd Koenen (l.) und Harald Welzer (r.) mit Moderatorin Natascha Freundel. Bildrechte: Juliane Streich/MDR

"Normativ habe man gar keinen Dissens", stelle Welzer fest. Es sei klar, wer Täter und Opfer sei in diesem Krieg. Aber wie es weitergehen soll, dazu fand auch diese Diskussion erwartungsgemäß keine Lösung. Aber dass gerade sie den Auftakt zur Woche der Meinungsfreiheit bildete, passte sehr gut.

Donnerstag, 14:10 Uhr | Hengameh Yaghoobifarah über neues Buch "Habibitus"

Beim "Aspekte-Talk" auf der ZDF-Bühne hat Autor*in Hengameh Yaghoobifarah mit Salwa Houmsi über das neue Buch "Habibitus" gesprochen. Unter diesem Titel erschien Yaghoobifarahs langjährige Kolumne in der taz. Nun sind die zwischen 2016 bis 2022 erschienen Texte in einem Buch versammelt. Das Kolumnenschreiben sei ein gutes Experimentierfeld gewesen, erzählt Yaghoobifarah.

Zwei Frauen sitzen auf einer Couch und unterhalten sich.
In Leipzig war Hengameh Yaghoobifarah (li.) im Gespräch mit Moderatorin Salwa Houmsi. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Yaghoobifarahs Texte, besonders die Kolumne "All cops are berufsunfähig", lösten teils heftige Debatten aus. Doch mit Hass und Hetzte sei die Autori*in seit Beginn ihres Schreibens immer konfrontiert gewesen, erzählt Yaghoobifarah in Leipzig. "Aber wir leben in einem demokratischen Land und da muss man damit leben können, dass einem manche Sachen nicht schmecken." In Deutschland bestehe die Tendenz antifaschistische, linke und feministische Positionen in einer Art "gesellschaftlichen Gaslighting" zu skandalisieren, während rechte Haltungen normalisiert würden.

Nach mehr als sechs Jahren mit der Kolumne aufzuhören – zuletzt war sie alle vierzehn Tage erschienen – sei zunächst komisch gewesen, erzählt Hengameh Yaghoobifara. "Aber ich freue mich auch, jetzt wieder mehr Zeit für längere Projekte zu haben – beispielsweise für meinen zweiten Roman."

Donnerstag, 12:32 Uhr | Claudia Roth: "Redefreiheit hat ihre Grenzen"

Kurz nach Beginn der Leipziger Buchmesse saß auch schon Kulturstaatsministerin Claudia Roth auf dem Podium. Das Writers-in-Exile Programms des PEN Deutschland hatte geladen unter dem Titel "Reden Wir. Über Demokratie". Und genau das tat Claudia Roth dann auch mit Professor Jan Philipp Reemtsma, einem Autor aus Afghanistan, der namentlich aus Sicherheitsgründen nicht im Programm der Buchmesse genannt wurde, und der türkischen Schriftstellerin und Filmemacherin Sehbal Senyurt Arinli.

Roth war auch sofort in ihrem Element und hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Demokratie. "Die Stärke der Demokratie ist, dass wir hier sind, dass wir frei reden können, dass es Bücher mit Kritik an den Verhältnissen gibt und die Autoren und Autorinnen nicht ins Gefängnis müssen." Sie betonte aber auch, dass wir in einer Zeit lebten, in der die Demokratie angegriffen werde. Sie erlebe das auch jeden Tag im Bundestag. "Wir müssen sie schützen!" Dem widersprach Reemtsma: "Ich weiß nicht, ob jeder ständig etwas für die Demokratie tun muss", meinte er. "Das verlangen totalitäre Regime, dass man in die Partei eintreten, zur Wahl gehen muss etc."

Claudia Roth bei der Buchmesse 2023
Auf der Leipziger Buchmesse hielt Kulturstaatsministerin Claudia Roth am Donnerstag ein leidenschaftliches Plädoyer für die Demokratie. Bildrechte: MDR/Juliane Streich

Was für ein großes Geschenk die Demokratie hierzulande ist, betonte der afghanische Autor, dessen Bruder – ein berühmter Journalist – durch ein Bombenattentat ums Leben kam. Er forderte, dass wir trotz all der anderen Krisen auf der Welt Afghanistan nicht vergessen sollten. "Die Taliban erkennen Frauen nicht als Menschen an", nannte er ein schreckliches Beispiel. Roth erinnerte daran, wie sie vor 20 Jahren schon Bücher, Musikinstrumente und weitere Kultur nach Kabul brachte, nachdem die Taliban vieles verbrannt hatten. Eine "Tragödie von eigener Politik" nannte sie es, dass die Taliban nun wieder an der Macht seien.

Und eine andere Sache war ihr wichtig: Sie sei immer eine große Verfechterin von Redefreiheit gewesen. Aber sie habe sich in letzter Zeit viel mit Viktor Klemperer beschäftigt. "Sprache hat auch die Macht, Ausgrenzung zu bewirken", sagte sie und bezog sich auf Rassismus, Sexismus, Homophobie etc. "Erst kommt das Sagbare, dann das machbare. Ich hab inzwischen begriffen, dass es Grenzen der Redefreiheit gibt."

Donnerstag, 12:13 Uhr | Kinderjury kürt "Boris, Babette und lauter Skelette" zum Lieblingscomic

Der Lesekompass, mit dem neue Kinder- und Jugendbücher ausgezeichnet werden, hat sich in diesem Jahr erstmals dem Genre "Comic" gewidmet. Moderator Tim Gailus (Lesebotschafter, KiKa) begrüßte bei der Preisverleihung die Kinder- und Jugendjury, die aus einer Vorauswahl ihre Lieblingscomics wählen durften. Dabei fiel die Wahl auf "Boris, Babette und lauter Skelette" von Tanja Resch. "Ich freue mich riesig, dass den Kindern das Buch so gut gefallen hat", so die Autorin, die bei der Preisverleihung anwesend war. Ebenfalls mit "Lesekompass" ausgezeichnet wurde der Titel "Heartstopper" von Alice Oseman.

Vergabe des Lesekompass 2023 bei der Leipziger Buchmesse
Die Jury des Lesekompass bei der Preisvergabe am Donnerstagvormittag. In der ersten Reihe: Die Kinderjury Bildrechte: Lilly Günthner/MDR

Donnerstag, 10:32 | Es ist eröffnet

Das Warten hat ein Ende. Pünktlich um zehn Uhr wurden die Wege in die Messehallen geöffnet. Damit gibt es nach über vier Jahren oder 1.492 Tagen endlich wieder eine Buchmesse in Leipzig. Die Bahnen in Richtung Messegelände sind bereits am frühen Morgen prall gefüllt, mehrere Tausend Besucher standen schon vor 10 Uhr in der Glashalle - bis dann der Countdown zu 10 Uhr heruntergezählt werden konnte und der Weg in die vier Messehallen frei war!

Donnerstag, 8:01 Uhr | Nur noch wenige Stunden

Auf dem Messegelände laufen die letzten Vorbereitungen. Um 10 Uhr ist es dann endlich so weit: Zum ersten Mal seit vier Jahren öffnet die Leipziger Buchmesse ihre Tore. Auf die Besucherinnen und Besucher warten mehr als 2.000 Aussteller aus 40 Ländern. Weltberühmte und weniger bekannte Autor*innen werden die Messehallen und die gesamte Stadt in Messestimmung versetzen. Alle sind gespannt: Wie groß wird der Ansturm nach so langer Pause?

Donnerstag, 7:20 Uhr | Buchmesse feierlich eröffnet

Mit einem Festakt im Gewandhaus ist am Mittwochabend die Leipziger Buchmesse feierlich eröffnet worden. Dabei wurde auch der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung überreicht. Er ging in diesem Jahr an die russisch-jüdische Lyrikerin Maria Stepanova. Die 50-Jährige lebt seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Exil. Kulturstaatsministerin Claudia Roth bedankte sich bei Stepanova für die "beglückende Wahrheit ihrer Poesie". Selten sei Verständigung in Europa wichtiger gewesen als heute. An dem Festakt nahmen unter anderem der Bundespräsident des diesjährigen Gastlandes Österreich, Alexander van der Bellen, und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer teil.

Redaktion Buchmesse-Ticker: Philipp Baumgärtner, Lilly Günthner, Robert Kühne, Valentina Prljic, Hanna Romanowsky, Mandy Schalast-Peitz, Juliane Streich

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. April 2023 | 07:10 Uhr