HumorZone 2023 Olaf Schubert: Warum das Leben politischer geworden ist
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2015 wurde die HumorZone Dresden gegründet – am 8. März startet sie in ihre neueste Ausgabe. Seitdem hat sich das Festival in der Comedy- und Kabarett-Branche einen Namen gemacht. Mittlerweile zieht es von sich aus Künstlerinnen und Künstler an – sehr zur Freude ihres Schirmherrn Olaf Schubert. Im Interview spricht er über wachsende Konkurrenz und den Umgang mit Themen wie Corona oder Krieg.

MDR: Seit 2015 gibt es die HumorZone in Dresden – eigentlich, wenn man jetzt nachzählt, 2023 zum neunten Mal. Da sie 2020/21 Corona-bedingt aber ausfallen musste, ist es also der achte Jahrgang. Eines ist aber immer geblieben: Olaf Schubert ist der Schirmherr der HumorZone Dresden. Olaf, wenn etwas jetzt zum achten Mal stattfindet oder eigentlich zum neunten Mal, muss man dann darüber nachdenken, sich irgendwann wieder etwas Neues einfallen zu lassen oder kann man so gewiss sein, das ist jetzt eingemeißelt?
Olaf Schubert: Beides. Also, ins Eingemeißelte werden sozusagen noch kleinere Stuckationen und Verzierungen, Einwölbungen und Stülpungen hinein geschreddert. Denn das grundlegende Konzept kann man ja nicht umstülpen, wenn man sagt, man macht ein Festival, dann heißt es ja, es kommen welche aus allen Richtungen, reisen an, stellen sich auf die Bühne oder setzen sich ins Publikum. Das wird weiterhin so fabriziert. Wobei wir natürlich versuchen, schon hip zu sein. Und fresh und edgy, shiny und glossy.
Ist 2023 eigentlich die Situation für Kabarett, für Comedy so ganz anders als 2015, als ihr mit heißem Herzen an den Start gegangen seid?
Ja, das waren jetzt schon einige Jahre, die etliches durcheinandergewirbelt haben. Da wird ja immer wieder ordentlich Staub aufgewedelt, und die Themen haben sich natürlich schon verändert. Also, bis 2014 lebte man ja doch mehr oder weniger in seiner gemütlichen Behaglichkeit. Seitdem hat sich Einiges polarisiert. Das ist aber eigentlich für den Bühnenschaffenden immer ganz dankbar. Da hat er genug Themen, an denen er sich abrackern kann. Und es ist momentan ja noch nach Corona eine, also jetzt keine unlösbare, Aufgabe, aber es ist zumindest nicht ganz leicht, Teile des verlorengegangenen Publikums zurückzurekrutieren, um den Menschen klarzumachen: Ihr müsst jetzt wieder kommen, ob ihr wollt oder nicht.
Ist die Humorzone dadurch womöglich auch politischer geworden? Sind jetzt mehr Kabarettisten zu Gast, als das vielleicht noch 2015 der Fall war, beziehungsweise setzen auch die Comediens mehr auf politische Dinge?
Ich glaube eher allgemein ist das Leben ja politischer geworden. Also, irgendwie muss man sich jetzt den Dingen stellen oder man denkt, es zu müssen. Oder durch Medien und durch soziale Internetzfunktionen gerät man stärker unter Druck vielleicht, sich zu positionieren, sich zu politisieren. Und das ist dann, glaube ich, ein ganz dynamischer Prozess, ohne dass man das jetzt vielleicht sogar forcieren will als Individuum. Genau, man wird eindeutig oder man wird schneller für irgendetwas festgenagelt.
Muss man, wenn man so ein Festival plant, jetzt auch von vornherein an das Publikum denken? Dass man also irgendwie doch durchspielt, wollen die jetzt womöglich – und Kabarett gilt ja immer politisch als links – wollen die solche klaren Aussagen oder wollen die mehr Spaß?
Ich bin ja gar nicht jetzt so exklusiv im Programmplanungskomitee tätig. Also, ich mach' es immer so, wenn ich etwas sehe, was mir gefällt, dann reiche ich die Koordinaten weiter an die untergebenen Vasallen, an die Schergen. Und die müssen dann dafür sorgen, dass jener Günstling bei uns auftritt. Und da ist es natürlich ganz dankbar, dass wir doch mittlerweile jetzt nicht mehr so einen ganz schlechten Ruf haben oder vielleicht sogar schon einen neutralen Ruf oder wohlmöglich einen guten. So dass viele Künstler jetzt freiwillig herkommen, ohne dass man ihnen den Arm umdrehen muss.
Ich habe im Internet gesehen [...], für 2024 ist im Grunde genommen der Festivalkalender schon ziemlich gut gefüllt. Und selbst für 2025 gibt es schon Veranstaltung. Also, das heißt, man muss sich zeitig ranhalten, dass man tatsächlich genügend Künstler hier nach Dresden holen kann?
Das nimmt jetzt ja alles wieder ordentlich Fahrt auf, ja? Die feinen Herren Künstler und Künstlerinnen hatten jetzt fast drei Jahre lang Zeit, sich auszuruhen und nichts zu tun, und jetzt stehen alle in den Startlöchern. Und es gibt ja immer mehr Bühnen, immer mehr Theater. Die müssen ja auch alle irgendwie bespielt werden. Also, ich bin nach wie vor sehr erstaunt, dass es trotzdem überhaupt noch genug Publikum gibt, um sich das alles reinzuziehen, ja? Die Theater, die Kinos – alles birst vor Produktionen, vor Angeboten: Kultur, Bands, Musik. Also, da besteht an Armut kein Mangel, also reziprok.
Ich weiß jetzt nicht, wie gut Sie die einzelnen Programme alle kennen, aber ist Corona eigentlich immer noch als Thema angesagt? Setzt man Pointen, macht man Gags über Corona?
Also, solange sie gut sind, denke ich, da ist das schon legitim. Das hat sich ja dann doch schon irgendwie ins Gewissen oder ins Gedächtnis der Gesellschaft hineingefräst. Und ich glaube schon, da gibt es noch dieses oder jenes Knirschen – völlig zurecht, was nach einem Ausgleich schreit. Und da ist ja der gute alte Humor auch mal was ganz Dankbares, um da mal so ein bisschen was zu entkrusten.
Gibt es auch sowas wie eine Gretchenfrage für den Humor: Wie hältst du es mit dem Krieg?
Ja, den kann man ja von unterschiedlichsten Seiten beleuchten. Ich denke, es hat sich ja rumgesprochen, Krieg ist ja per se erstmal nun nicht direkt lustig oder unterhaltsam. Es sei denn, man sitzt zu Hause im Sessel und schaut sich gemütlich Kriegsdramen auf dem Fernseher an, aber das ganze Drumherum bietet natürlich schon allerlei Inspiration auch für Komisches: Wie liefert man Waffen? Warum? Wer liefert welche? Wer ist wofür? Wer gewinnt, siegt, kann man siegen? Das sind ja alles elementare Fragen.
Infos zum Festival
HumorZone 2023
vom 8. März - 12. März 2023
in verschiedenen Spielorten in ganz Dresden
Künstler*innen: Torsten Sträter, Lis Feller, Lisa Eckhart, Florian Schröder, Rainald Grebe u.v.m.
Weitere Infos auf der Homepage der HumorZone Dresden
Hinweis: Dieser Text basiert auf einem längeren Interview Olaf Schuberts mit MDR Sachsen. Das Interview führte Andreas Berger. (Redaktionelle Bearbeitung: Tina Murzik-Kaufmann)