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Eine Visualisierung der Fassade des Neubaus für das Deutsche Optische Museum in Jena Bildrechte: Luxigon für Studio Qwertz

Neueröffnung 2023Jena: So wird das Deutsche Optische Museum zu neuem Leben erweckt

07. Juni 2023, 10:32 Uhr

Vor vier Jahren ist in Thüringen der letzte große Museumsneubau eingeweiht worden. Damals, 2019, wurde in Weimar die Eröffnung des Bauhaus-Museums gefeiert. Derzeit entsteht in Jena das nächste Großprojekt: 2026 soll nach mehrjähriger Schließzeit das Deutsche Optische Museum neu eröffnen. In dem angestammten Gebäude am Carl-Zeiss-Platz und in einem aufsehenerregenden Neubau soll eine wissenschaftliche Erlebniswelt entstehen. Nun werden die Pläne konkret.

von Mareike Wiemann, MDR KULTUR-Landeskorrespondentin Thüringen

Zwischen dem Jenaer Volkshaus und dem auf die Sanierung wartenden Gebäude des Deutschen Optischen Museums klafft derzeit eine Lücke. Ein Parkplatz befindet sich dort, der aber verschwinden soll. Denn genau hier soll bald ein Neubau alle Blicke auf sich ziehen. Die Fassade soll von dem Studio Other Spaces gestaltet werden, das von dem weltbekannten Künstler Ólafur Elíasson und dem Architekten Sebastian Behmann gegründet wurde.

Die Grundidee an dieser Fassade ist, dass Sie außen vorbeigehen und sie dabei ihre Farbe ändern wird.

Timo Mappes, Direktor des Deutschen Optischen Museums Jena

"Sie haben eine kontinuierliche Veränderung der Farbe," sagt Timo Mappes, Physikprofessor an der Uni Jena und Direktor des Deutschen Optischen Museums. "Das ist am Ende eine transparente Fassade, bei der man mit farbigen Gläsern arbeiten wird. Wenn Sie also daran vorbeilaufen, ändert sich immer wieder der Winkel, mit dem Sie die Fassade betrachten. Das ist ein ganz einfacher, aber auch sehr, sehr robuster und eindrucksvoller Effekt."

Museum in Jena plant wissenschaftliche Erlebniswelt statt Science-Center

Hinter dieser Fassade soll ab 2026 der Eingangsbereich des Museums liegen, in dem es, so der Anspruch, ebenso eindrucksvoll weitergehen soll. Dafür wird unter anderem eine wissenschaftliche Erlebniswelt erschaffen, in der es um alle Facetten der Optik geht. Dabei sollen physikalische Effekte mithilfe verschiedener Mitmachstationen einerseits veranschaulicht, andererseits aber auch erklärt werden. Damit wollen sich Timo Mappes und sein Team ganz bewusst von den klassischen Science-Centern abheben, die in den vergangenen Jahren in Mode gekommen sind.

So soll das Deutsche Optische Museum Jena von innen aussehen. Bildrechte: Luxigon für Studio Qwertz

"Das ist meine persönliche Kritik an sehr vielen der Science-Center: Dass diese sich auf den Effekt beschränken. Da sehen Sie schöne tolle Farben, es knallt und weiß der Geier was. Aber ganz oft ist es eben so, dass Ihnen dazu keine Erklärung angeboten wird. Selbst wenn Sie suchen, bekommen Sie die Antwort nicht."

Deutsches Optisches Museum will wissenschaftliche Hintergründe erklären

Das soll beim Deutschen Optischen Museum anders werden. Wer mehr wissen möchte, soll hier alle nötigen Infos bekommen. So will man unter anderem erklären, welche Folgen bestimmte Entdeckungen hatten oder wie Timo Mappes es formuliert: "Wieso konnte man auf einmal Ende der 1870er-Jahre die ganzen Krankheitserreger erkennen, die ganzen Bakterien und dann effektive Mittel dagegen entwickeln? Das war alles erst möglich, nachdem man die entsprechenden Strukturen unter dem Mikroskop sehen konnte!"

Die geplante spektakuläre Fassade der Lichtkünstler Ólafur Elíasson und Sebastian Behmann ziert ab 2026 das Deutsche Optische Museum in Jena. Bildrechte: Luxigon für Studio Qwertz

Dieses Mikroskopieverfahren namens "Homogene Immersion" wurde einst in Jena entwickelt und soll deshalb im neuen Museum thematisiert werden – zusammen mit weiteren bahnbrechenden Erfindungen aus der Stadt, wie die Entspiegelung von Brillengläsern oder die Entdeckung der UV-Strahlung.

Der Fokus liegt dabei auf einem internationalen Publikum. Timo Mappes und sein Team haben sich in den vergangenen Jahren vor allem europaweit umgeschaut, haben andere Häuser besucht und nachgefragt: Welche Vermittlungsstrategien funktionieren bei euch? Und vor allem: welche funktionieren nicht?

Carl-Zeiss-AG, Universität und Stadt unterstützen das Museum

In Jena werden sie bei ihrer Arbeit unter anderem von der Universität, von der Stadt und von der Carl-Zeiss-AG unterstützt – von ganz unterschiedlichen Partnern also, die alle zusammen genau die Stiftung gegründet haben, die nun Träger des Deutschen Optischen Museums ist.

Also das ist einerseits etwas, was Geschichte ist, aber umgekehrt – es passiert jetzt! Hier! Und das ist einfach was ganz Tolles.

Timo Mappes, Direktor des Deutschen Optischen Museums Jena

Für Timo Mappes ist es eine außergewöhnliche Reise – geplant hatte er diese Karriere im Museumsbereich nicht; ursprünglich wollte er in der Industrie arbeiten. Nun macht er den Brückenschlag – von den historischen Errungenschaften aus dem Bereich der Optik bis hin zur heutigen Jenaer Spitzenindustrie, die im Haus ebenfalls thematisiert werden soll.

(Redaktionelle Bearbeitung: Tina Murzik-Kaufmann, Hendrik Kirchhof)

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 07. Juni 2023 | 07:40 Uhr