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Regisseur Andreas Dresen und Gundermanns Ehefrau Conny Gundermann zu Gast bei MDR KULTUR. Bildrechte: MDR/ Nora Große Harmann

Gespräch zum Filmstart "Gundermann"Conny Gundermann: "Andreas Dresen verletzt Gundi nicht, der liebt den auch"

28. Juni 2019, 14:37 Uhr

Gerhard "Gundi" Gundermann gehört zu den prägenden Künstlern der Nachwendezeit. Er starb 1998, mit 43 Jahren. Über sein Leben hat Regisseur Andreas Dresen nun einen Film gedreht. Bei MDR KULTUR gibt Dresen gemeinsam mit Gundermanns Ehefrau Conny Gundermann im Gespräch mit Moderator Thomas Bille Einblicke in das Leben des Liedermachers – und warum die Produktion von "Gundermann" so herausfordernd war.

Gundermann wurde 43 Jahre alt. Er starb unmittelbar. An einem kühlen Juniabend zur Sommersonnenwende.

aus dem Film "Gundermann"

So heißt es im Abspann von "Gundermann", dem neuen Film von Andreas Dresen. Die Idee, das Leben des 1998 verstorbenen ostdeutschen Liedermachers Gerhard "Gundi" Gundermann zu verfilmen, hatte Dresen schon 2006. Doch der Regisseur und die Drehbuchautorin Laila Stieler brauchten zwölf Jahre, um das Projekt zu realisieren. "Wir hatten uns schon immer über Gundermann unterhalten, weil wir seine Lieder so geliebt haben", erzählt Dresen im Gespräch mit MDR KULTUR. "In seiner Persönlichkeit haben wir viele Aspekte vom Leben in der DDR entdeckt."

2006 sei dann der Oscar-prämierte Film "Das Leben der Anderen" erschienen – laut Dresen ein "gut gemachter Thriller, der aber mit dem Leben im Osten, wie wir es kannten, nicht so viel zu tun hatte." Der Film habe einen Anstoß gegeben: "Wir dachten: Es muss auch die originäre Ostsicht geben dürfen. Dass es dann so lange dauern würde, hätten wir auch nicht vermutet."

Gundermann – eine widersprüchliche Persönlichkeit

Andreas Dresen gehört derzeit zu den bekanntesten deutschen Filmregisseuren. Geboren 1963 in Gera, aufgewachsen in Schwerin, drehte er schon als Jugendlicher eigene Amateurfilme. Seit 1992 arbeitet Dresen als freier Autor und Regisseur. Für sein Spielfilmdebüt "Stilles Land" erhielt er den Hessischen Filmpreis und den Deutschen Kritikerpreis. "Nachtgestalten" wurde 1999 auf der Berlinale gezeigt und ebenfalls ausgezeichnet. 2015 verfilmte er Clemens Meyers Bestseller-Roman "Als wir träumten".

In "Gundermann" widmet sich Dresen nun der Biografie des Liedermachers und Baggerfahrers Gerhard Gundermann. "Wir zeigen die Geschichte eines Menschen, der sehr widersprüchlich war", so Dresen. Dass Gundermann ein Dichter und gleichzeitig Autor von Spitzelberichten für die Stasi war – das bringe der Regisseur nur schwer zusammen.

Ich glaube, die Schnittstelle zum Verrat ist manchmal sehr klein und Menschen sind verführbar.

Andreas Dresen, Regisseur

Conny Gundermann: Großes Vertrauen in Regisseur

Die Entstehung des Films begleitet hat auch Conny Gundermann, die Ehefrau des Liedermachers. Sie und Gundermann gingen zusammen zur Schule, sangen gemeinsam im Singeklub, für Gundi verließ Conny mit ihren beiden Kindern ihren Mann. Sie heiraten, Conny Gundermann wird die Managerin des neuen Projekts "Gundermann & Seilschaft". 1992 kommt ihre gemeinsame Tochter Linda zur Welt.

Conny Gundermann ist bei Dresens Filmprojekt von Anfang an dabei, liest die Drehbücher, lässt den Regisseur an ihren Erinnerungen teilhaben. "Ich hatte ein großes Vertrauen in ihn", erzählt sie bei MDR KULTUR. "Ich hatte das Gefühl: Der verletzt meinen Gundi nicht, der liebt den auch."

Dennoch war es anfangs ein Schock, den Schauspieler Alexander Scheer als ihren Mann verkleidet zu sehen. Scheer habe eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Gundermann – da habe sie erst einmal schlucken müssen. "Ich habe dann aber ziemlich schnell begriffen, dass wir hier einen Spielfilm machen."

Filmproduktion mit Hindernissen

Andreas Dresen bezeichnet es als große Herausforderung, aus dem Leben Gundermanns einen Film zu machen. "Wir haben versucht, seinem Leben in einer zweistündigen Filmdramaturgie gerecht zu werden – und das ist tatsächlich sehr schwer." Und irgendwann müsse man sich in die Augen schauen und eingestehen, dass das eigentlich nicht möglich ist.

Schwer sei es auch gewesen, eine Produktionsfirma für das Projekt zu finden. Für die einen habe Gundermann im Drehbuch für seine Stasi-Tätigkeiten nicht genug Reue gezeigt, andere wiederum hätten gefragt: Wer ist eigentlich Gundermann? "Manchmal hat man das Gefühl, wenn man Geschichten aus der eigenen, ostdeutschen Lebenserfahrung erzählen möchte, dass man noch mal extra eine eigene Begründung dafür abliefern muss. Das hat mich schon geärgert", gibt der Regisseur zu.

Mehr Aufmerksamkeit für Gundermann

Letztendlich wolle man mit "Gundermann" einen differenzierten Blick auf die ostdeutsche Geschichte wagen und diesen Blick auch in den Westen tragen, sagt Dresen: "Es wäre schön, wenn durch den Film Menschen auf Gundermann aufmerksam werden, die ihn vorher gar nicht kannten." Und Conny Gundermann ergänzt: "Ich wünsche mir, dass seine Lieder auch uns überdauern."

Auf Tour: Alexander Scheer, Andreas Dresen und BandJULI

01.07.2019 – Heringsdorf
05.07.2019 – Leipzig
06.07.2019 – Potsdam

AUGUST

13.08.2019 – Simmern
14.08.2019 – München
17.08.2019 – Berlin
18.08.2019 – Berlin (Zusatzkonzert)

SEPTEMBER

23.09.2019 – Dresden
24.09.2019 – Gera

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 18. August 2018 | 11:05 Uhr