DOK Leipzig"Anhell69" gewinnt Goldene Taube im Internationalen Wettbewerb
Am Samstagabend sind die Preise der 65. Ausgabe von DOK Leipzig vergeben worden. Die Goldene Taube im Internationalen Wettbewerb ging an "Anhell69". Der Film von Theo Montoya porträtiert eine junge, queere Generation in Kolumbien. Im deutschen Wettbewerb gewann Sönje Storm mit "Die toten Vögel sind oben."
Mit der Preisverleihung in der Schaubühne Lindenfels ist am Samstagabend die 65. Ausgabe von DOK Leipzig zu Ende gegangen. Die Goldene Taube im Internationalen Wettbewerb Langfilm ging an "Anhell69". Die Koproduktion aus Kolumbien, Rumänien, Frankreich und Deutschland porträtiert eine junge, queere Generation, die ihren Alltag im von Gewalt und Repression geprägten Kolumbien bestreiten muss. Der Dokumentarfilm von Theo Montoya mutet wie eine Gespenstergeschichte an, eine Erzählung ganz realer Geister jedoch, die die DOK-Jury so beschreibt: "Ein furioser filmischer Bewusstseinsstrom, genährt vom menschlichen Lust- und Todestrieb".
Die Goldene Taube ist mit 10.000 Euro dotiert und wird vom MDR gestiftet. Der Gewinner qualifiziert sich außerdem für die Teilnahme an den Academy Awards beziehungsweise Oscars.
Die Silberne Taube für den besten internationalen langen Dokumentar- oder Animationsfilm einer Nachwuchsregie erhielt Faustine Cros für ihre belgisch-französische Produktion "A Life Like Any Other" – ein Porträt einer jungen Mutter, die mit ihrer Rolle und den damit einhergehenden Anforderungen hadert.
"Die toten Vögel sind oben" gewinnt Deutschen Wettbewerb
Im Deutschen Wettbewerb wurde die Filmemacherin Sönje Storm für "Die toten Vögel sind oben" mit der Goldenen Taube ausgezeichnet. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.
Storm widmet sich filmisch dem Nachlass ihres Urgroßvaters Jürgen Friedrich Mahrt, der mithilfe von Fotografie und Taxidermie die lokale Flora und Fauna dokumentierte und schon früh Artensterben und Vorboten der heutigen Klimakrise verzeichnete.
"Bildkomposition, Sounddesign und Schnitt verschmelzen zu einem in sich stimmigen Kunstwerk, in dem sich der dramatische Wandel der Natur ebenso spiegelt wie der fatale Einfuss des Menschen auf seine Umwelt", urteilte die Jury.
Ein weiterer Preis, die Silberne Taube im Deutschen Wettbewerb Kurzfilm, ging an Jonathan Brunner für "Border Conversations". Der Film begleitet polnische Aktivistinnen im Grenzgebiet zwischen Belarus und Polen im Winter 2021.
Publikumspreis für ukrainische Produktion
Auch die Publikumsjury hat wieder zwei Preise vergeben. Die mit 3.000 Euro dotierte Goldene Taube ging an "Drei Frauen" von Maksym Melnyk. Der Regisseur dokumentiert anhand der Begegnungen mit drei selbstbestimmten Frauen das Landleben im ukrainischen Stuschyzja nahe der EU-Grenze.
Olesya Shchukina erhielt die Silberne Taube für ihre russisch-französische Produktion "Lada, Ivan's Sister". Der animierte Dokumentarfilm erzählt von der Transition einer Frau, die in einem biologisch männlichen Körper zur Welt kam.
"Silent Love" erhält MDR-Filmpreis
Der MDR-Filmpreis für einen herausragenden osteuropäischen Dokumentarfilm ging an Marek Kozakiewicz für den Film "Silent Love". Dieser erzählt von einer in Polen verpönten lesbischen Liebe und einem alternativen Familienmodell, für das die Protagonistin kämpft. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert.
"König hört auf" wird zweifach prämiert
Zweifach prämiert wurde der Leipziger Filmemacher Tilman König für seinen Dokumentarfilm "König hört auf". Darin porträtiert er seinen Vater, den ehemaligen Jenaer Pfarrer und linken Aktivisten Lothar König. Neben dem Filmpreis Leipziger Ring erhielt König den ver.di-Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness.
Nach zwei Corona-Jahren fand das Festivals erstmals wieder in voller Präsenz in den Kinos statt. Wer nicht vor Ort sein konnte, hat jedoch noch eine Chance, zumindest Einblicke ins Programm zu erhalten. Eine Auswahl der Gewinnerfilme wird noch bis zum 30. Oktober online als Stream verfügbar sein. Alle weiteren Preisträgerinnen und Preisträger finden Sie auf der Webseite von DOK Leipzig.