"Zone" Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach liefert Soundtrack zu Arthouse-Film
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In Thüringen ist in den vergangenen Jahren ein Spielfilm entstanden, der bald bei den großen Festivals in Cannes und Venedig eingereicht werden soll. Er trägt den Titel "Zone" und ist ein Projekt der gebürtigen Nordhäuserin Christina Friedrich. Sie hat die Romanvorlage und das Drehbuch geschrieben und auch Regie geführt. Nun wurde die Filmmusik aufgenommen – in Gotha, von der Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach. Geplant war es ursprünglich ganz anders.

Konzentration im Kulturhaus Gotha: An nur einem Tag muss ein ganzer Soundtrack im Kasten sein. Drei Stücke von Schostakowitsch will Dirigent Vitali Alekseenok mit dem Ensemble einspielen, zwei Walzer und das Largo aus der 5. Sinfonie: "Es gibt zwei sehr große Kontraste zwischen den Stücken, die wir aufnehmen", verrät Alekseenok. "Die beiden Walzer wirken humorvoll, grotesk oder auch sarkastisch. Und dagegen setzen wir aber das Largo, was ja eines der tiefsten Stücke und Sätze überhaupt in der Musikgeschichte ist!"
In Thüringen gedreht und nun auch musikalisch vertont
Immer wieder spricht sich der Dirigent mit Tonmeister Peter Weinsheimer ab, der zwar nicht im Raum ist, aber per Lautsprecher Rückmeldung zu den kleinsten Details gibt. Unten im Zuschauersaal beobachtet Regisseurin Christina Friedrich das Zusammenspiel auf der Bühne. Die Aufnahmen haben eine besondere Bedeutung für sie, schon lange hatte sie die Musik von Schostakowitsch im Kopf für ihren Film, der ihren Worten zufolge in eine recht düstere, finstere und auch eigene Welt entführt: "Bei diesem Komponisten chrashen Harmonien, Brüche, Konflikte und Konfliktlinien wie verschobene Eisberge durch die Partituren! Deswegen ist Schostakowitsch jemand, dem ich mich sehr nahe fühle."
Der Film "Zone" basiert auf dem Roman "Keller", den die langjährige Theaterregisseurin Friedrich vor zwei Jahren veröffentlicht hat. Die Geschichte handelt von einem jungen Mädchen, das in Nordhausen aufwächst. Der Zweite Weltkrieg sei schon lange vorbei, dennoch lebe das Kind in einem "Erschütterungsraum oder in einem Resonanzraum des Krieges", so Friedrich: "Es ist ein Melodram aus der Perspektive dieses Kindes. Ein melancholisches, dunkel geträumtes Melodram."
Krieg in der Ukraine hatte Folgen für Filmsoundtrack
Gedreht wurde der Film bereits vor zwei Jahren in Nordhausen, im Südharz, in Ballenstedt und in Sondershausen. Die Musik sollte eigentlich von einem ukrainischen Orchester in Kiew eingespielt werden. Doch der Krieg wurde immer heftiger, der Raketenbeschuss intensiver, zahlreiche Stromausfälle, einhergehend mit Kälte und Dunkelheit, zwangen Friedrich zum Umdenken. Ende vergangenen Jahres machte sie sich auf die Suche nach einem Ersatzorchester und kam dank der Vermittlung der Kulturstiftung Thüringen, die ihren Film auch finanziell unterstützt, mit der Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach zusammen.
Thüringer Orchester springt kurzfristig ein
Für deren Intendantin Michaela Barchevitch war es ein Drahtseilakt, solch ein kurzfristiges Projekt möglich zu machen: "Ein sinfonisches Orchester plant ja ein Jahr, manchmal sogar zwei Jahre im Voraus. So hatten wir wirklich wenig Zeit. Aber wir haben ein paar Proben umgestellt und konnten so dieses Projekt noch eintakten."
Routiniert spielen die Musikerinnen und Musiker nun die Stücke ein, Verzögerungen kann sich hier niemand erlauben: Bereits Mitte März steht die finale Tonmischung für "Zone" an, bevor der Film dann auf den Festivals von Cannes und Venedig eingereicht werden soll. Wann er in die Kinos kommen wird, ist dagegen noch unklar.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 01. Februar 2023 | 07:40 Uhr