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Im Dresden-"Tatort" spielt Karin Hanczewski die Kommissarin Karin Gorniak. Bildrechte: imago images / Stephan Wallocha

InterviewSchauspielerin Karin Hanczewski kritisiert stereotype Frauenrollen im "Tatort"

03. Januar 2021, 04:00 Uhr

Seit 2016 ermittelt Karin Hanczewski im Dresden-"Tatort" mit ihrer Film-Kollegin Cornelia Gröschel. Hanczewski mimt die alleinerziehende Mutter Karin Gorniak, die mit analytischem Geschick und einem unerschütterlichen Gerechtigkeitsgefühl ihre Fälle angeht. Im Interview mit MDR KULTUR spricht sie unter anderem über stereotype Frauenrollen im Film.

Die Schauspielerin Karin Hanczewski kritisiert stereotype weibliche Filmrollen. Wenn zwei Frauen Seite an Seite spielten, fielen häufig Zuschreibungen wie Zickenkrieg und Stutenbissigkeit, sagte Hanczewski bei MDR KULTUR. Das habe sie manchmal auch bei den "Tatort"-Ausgaben aus Dresden erlebt. Sie spielt eine der beiden Kriminalpolizistinnen, die alleinerziehende Oberkommissarin Karin Gorniak. "Zwei Männer, die nicht einer Meinung sind, gelten als markant, die haben Charakter", erklärt die 39-Jährige. Als Beleg verweist sie auf die beiden Ermittler in der Serie "True Detective". Die seien sich am Anfang nicht grün gewesen. Trotzdem würde niemand von Zickenkrieg sprechen. "Für Männer gibt es so ein Wort nicht mal", so Hanczewski.

Die Kommissarinnen des Dresden-"Tatorts": Karin Hanczewski (li) als Karin Gorniak und Cornelia Gröschel (re) als Leonie Winkler. Bildrechte: MDR/MadeFor/Hardy/Spitz

Diese Narration ärgere sie ungemein. "Warum können nicht auch zwei Frauenfiguren kraftvoll sein, warum können sie nicht einfach unterschiedliche Haltungen haben, die sie ausdiskutieren?", fragt die "Tatort"-Darstellerin. Frauen würden in solchen Fällen schnell als hysterisch abgestempelt. "Ich finde das wirklich grauenvoll und hoffe, dass wir andere Figuren schaffen, damit sich heranwachsende Generationen eine neue Identität aufbauen können."

Karin Hanczewski: Vom Theater zum Tatort

Karin Hanczewski ermittelt seit 2016 im MDR-"Tatort" aus Dresden. Aktuell ist sie auch in der Mini-Serie "heuldoch" zu sehen – einer satirischen Reihe zur Metoo-Bewegung, in der sie auf anregende und witzige Art ihre feministischen Überzeugungen ausspielen kann. In der Serie "Der Tatortreiniger" trat sie als etwas verkniffene Veganerin auf. Hanczewski wurde 1981 als Kind polnischer Eltern in Berlin geboren. Sie lernte ihr Fach am Europäischen Theaterinstitut Berlin und hatte mehrere Jahre ein festes Engagement am Jungen Theater Göttingen.

Die Schauspielerin Karin Hanczewski. Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Reinhardt

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 03. Januar 2021 | 12:05 Uhr