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Mai Duong Kieu spielt unter anderem eine der Hauptrollen in der Erfolgsserie "Bad Banks" und hat als Ärztin in der Serie "In aller Freundschaft" viele Fans. Bildrechte: MDR/René Schröder

Filmporträt"In aller Freundschaft"-Star Mai Duong Kieu: Vom Chemnitzer Theater ins Kino und Fernsehen

von Simone Luzie Unger, MDR KULTUR

Stand: 30. Januar 2023, 07:15 Uhr

Mai Duong Kieu ist Schauspielerin und Kung-Fu-Meisterin. Aufgewachsen in Chemnitz und mit Wurzeln in Vietnam ist sie eine der gefragtesten Künstlerinnen der deutschen Film- und Fernsehwelt. Den Durchbruch schaffte sie 2018 mit der Thriller-Serie "Bad Banks". Heute kennen sie viele als Neurochirurgin Dr. Lilly Phan in der ARD-Serie "In aller Freundschaft". Wie ihr der Kampfsport und die strenge Erziehung des Vaters geholfen haben, Schauspielerin zu werden, erklärt sie im Filmporträt "Im Herzen bin ich unbesiegbar", das nun in der ARD Mediathek zu sehen ist.

1987 in Vietnam geboren, kommt Mai Duong Kieu im Alter von fünf Jahren nach Chemnitz. Diese Fremdheitserfahrung, das Kung-Fu-Training und die strenge Erziehung haben sie früh erwachsen werden lassen. Unterrichtet wird sie von ihrem Vater, Meister Nam.

Der ehemalige DDR-Gastarbeiter macht sich Anfang der 90er-Jahre mit einer Kampfsport-Schule in Chemnitz selbstständig. Die ersten Kurse finden im Wohnzimmer statt. Hier hat Duong Kieu Vieles gelernt, von dem sie bis heute profitiert: Körperbeherrschung, Präzision, Ausdauer.

Mai Duong Kieu (rechts) als Neurochirurgin Dr. Lilly Phan in der Medizinerserie "In aller Freundschaft", hier mit Schauspieler Lutz Blochberger. Bildrechte: MDR/Saxonia Media/Robert Strehler

Schon mit 12 Jahren auf der Bühne in Chemnitz

Zugleich erlebt sie, was es heißt, Kind einer vietnamesischen Familie zu sein. Hobbys, Freizeit, Ferienlager? So etwas gibt es nicht. Sie muss mit anpacken: Mit sieben Jahren leitet sie ihre eigene Kung-Fu-Gruppe mit Erwachsenen, ist bei Prüfungen dabei, tritt in Kampfsport-Shows auf. Dieser Konflikt zwischen konfuzianischem Gehorsam und europäischem Individualismus hat sie tief geprägt.

Als Kind hatte ich nicht den Platz das Kind zu sein, sondern Angestellter, Komplize, vielleicht auch Freundin oder Freund. Aber nicht Kind.

Mai Duong Kieu, Schauspielerin

Ihren ersten Theaterauftritt hat sie im Alter von zwölf Jahren, als Engel in der "Faust"- Inszenierung von Adam Hanuszkiewicz am Schauspiel Chemnitz. Von Anfang an macht es ihr Spaß auf der Bühne zu stehen. Sie genießt das Rampenlicht.

Mit Anfang 20 wird sie über ihr MySpace-Profil von einer Schauspielagentur entdeckt. So beginnt ihre Karriere. In dem Kinofilm "Wir sind jung, wir sind stark" (Regie: Burhan Qurbani) über die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen gelingt ihr 2014 das deutsche Kino-Debüt. Dadurch wird ihr auch das Ausmaß an Rassismus bewusst, dem sie als Kind vietnamesischer Einwanderer in Ostdeutschland ausgesetzt gewesen ist.

Mai Duong Kieu beherrscht die Kampfsportart Kung Fu, die sie von ihrem Vater erlernt hat. Bildrechte: MDR

Ihre Eltern hätten ihr empfohlen, sich zu wehren, sagt Duong Kieu, doch sie sei viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich anzupassen. So habe sie den Rassismus nicht als diesen gesehen, sondern "einfach nur als eine Unart der dortigen Bevölkerung".

Ich habe viele Beschimpfungen erlebt. In der Straßenbahn kriegst du dann halt von der Seite gesagt: 'Scheiß Ausländer, schnappen uns die Arbeitsplätze weg' oder 'Raus aus unserem Land'.

Mai Duong Kieu über ihre Erfahrungen mit Rassismus

Mai Duong Kieu: strenge Erziehung, starker Wille

Die 35-Jährige ist selbstbewusste Autodidaktin. Schauspielen hat sie gelernt, wie alles andere auch, durch beobachten, nachahmen und wiederholen. Das sind Fähigkeiten, die sie als Kind durch den Kampfsport gelernt hat. So hat Duong Kieu ihrem Vater und dem harten Training viel zu verdanken. Gleichzeitig hat sie als Kind unter dieser Strenge gelitten. Dieser Zwiespalt holt sie immer wieder ein. Er war auch eine Motivation dafür, Schauspielerin zu werden.

Mai Duong Kieu bei den Aufnahmen zum Hörspiel "Atlas" im MDR-Hörspielstudio in Halle Bildrechte: MDR/Olaf Parusel

Durfte sie als Kind nie Gefühle zeigen, verdient sie nun ihr Geld damit, genau das zu tun. Vor der Kamera spielt sie sich frei. Kann es ihr so gelingen, die Fesseln der Vergangenheit zu lösen? Duong Kieu antwortet darauf "Ich hatte immer das Glück, dass ich einen Funken von meinem Willen für mich behalten konnte. Ich glaube, diesen Platz im Herzen braucht man in harten Zeiten. Dass man sich immer wieder vor Augen führt, was dein Wesen im Kern wirklich ist. Denn das kann dir niemand nehmen. Und das hat mir niemand nehmen können. Und jetzt bin ich groß genug und kann das ausleben, wie ich will."

Redaktionelle Bearbeitung: op

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | 02. Februar 2023 | 22:10 Uhr