FilmtippFaszination Mangas und Animes: Dokfilm "Popcult Japan" ergründet die Ursprünge
Der Mangamarkt boomt. Allein im Jahr 2021 ist der Umsatz in Deutschland um 80 Prozent gestiegen. Genre-Bestseller wie "One Piece" verkaufen sich weltweit ähnlich gut wie die Bibel oder Harry Potter. Der MDR-Doku "Popcult Japan" will herausfinden, worin die Sogwirkung der japanischen Mangas und Animes besteht, und was die Fans dazu bewegt, sich voll und ganz dem Cosplay zu verschreiben. Der Film führt zu angesagten Youtuberinnen, Cosplayerinnen und auch nach Japan, zu einem absoluten Manga-Superstar.
Auf großen Conventions wie der DoKomi oder Animagic treffen sich bis zu 50.000 Manga-Fans in einem buntem Paralleluniversum. Sie nennen sich "Otakus" und alle streben nach "kawaii", das bedeutet so viel wie "zuckersüße Niedlichkeit". Das Cosplaying begreifen die Fans nicht als spaßigen Zeitvertreib, sondern als eine Art alternative Daseinsform. Sie wollen nicht nur Geschichten lesen, sie wollen selbst Heldinnen und Helden sein. Wer sind diese Menschen? Was treibt sie an?
Mit Cathy Cat zum Otaku-Treffpunkt in Tokio
In dem Dokfilm "Popcult Japan" werden Zuschauerinnen und Zuschauer von der in Japan lebenden deutschen Youtuberin Cathy Cat direkt in das Epizentrum der Otaku-Kultur geführt: Nach Akihabara – dem Einkaufsviertel und Treffpunkt in Tokio, wo es alles rund um Mangas und Animes gibt. In Anime-Studios, Spielhallen und Manga-Shops geht Cathy Cat der Frage nach, wie aus einem lokalen Phänomen eine weltweit gefeierte Popkultur wurde.
Dabei begibt sich der Film auch auf eine kleine Zeitreise in die Kinderzimmer der 90er-Jahre, als plötzlich alle ein Tamagotchi und einen Gameboy wollten und die Geschichten von Anime-Serien wie "Sailor Moon", "Mila Superstar" oder "Dragon Ball" das deutsche Privatfernsehen fluteten.
Und: Cathy Cat trifft auch einen absoluten Manga-Superstar. Hirohiko Araki ist einer der größten Manga-Zeichner Japans. Seine Serie "JoJo’s Bizarre Adventure" gilt als einer der populärsten Mangas weltweit, inzwischen wurde der 132. Band veröffentlicht. Araki erklärt, warum die bunten Hefte zu einem globalen Ereignis und massiven Wirtschaftszweig für Japan geworden sind. Und er weiß, warum sich Leserinnen und Leser für diese Art von Erzählung interessieren.
Erwachsen werden mit der Cosplayerin Bakka
Im Zentrum der Doku steht außerdem die Cosplayerin Bakka. Sie ist eine wichtige Identifikationsfigur für die Szene, ihre Geschichte steht beispielhaft für viele. Als Jugendliche entdeckte Bakka ihre Leidenschaft für die Anime-Welt, heute verdient sie damit ihr Geld. Sie verkauft Props, Perücken, entwickelt Spezialeffekte für Film und Fernsehproduktionen. Ihr Weg zeigt, wie die Mischung aus Eskapismus, Kindheitserinnerungen und der Sehnsucht nach Vergemeinschaftung bis ins Erwachsenenalter begeistern kann.
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Doku "Popcult Japan": Gedreht im "Kawaii"-Stil
Der Stil des Dokfilms orientiert sich an den Sehgewohnheiten der Community, die ihre Inhalte vorwiegend auf YouTube, TikTok, Instagram und Twitch konsumiert und teilt. Schnelle dynamische Szenen auf Messen, Foto-Shootings und bei Drehs wechseln mit ruhigen, nachdenklichen Elementen, in denen die Protagonisten frei und reflektiert reden. Die Street-Reports in Tokio entsprechen dem ästhetischen Konzept des so genannten "Kawaii"-Stils.
Infos zum Film
"Popcult Japan"
Ein Film von Marcus Fitsch
Sendung im MDR Fernsehen am 20. April 2023, 23:25 Uhr.
In der ARD Mediathek bis 17. Juli 2023 abrufbar.
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | Film in der Mediathek | 02. Juni 2022 | 04:00 Uhr