Berlinale MDR-Koproduktion "Garagenvolk" erhält Heiner-Carow-Preis
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Der mit 5.000 Euro dotierte Heiner-Carow-Preis geht in diesem Jahr an Natalija Yefimkina für ihren Dokumentarfilm "Garagenvolk". Die Regisseurin blickt darin in die kleine Welt einer morbiden Garagenanlage eines Bergarbeiter-Ortes im postsowjetischen Norden Russlands. Jede der Garagen zeige ein eigenes Universum, bemerkt die Jury zum Film. Die einzelnen Mikroräume werden zum Refugium russischer Männer. In ihnen schaffen sie sich alternative Lebensräume, bauen beispielsweise Maschinen aus Schrott, züchten Wachteln oder schnitzen Heiligenfiguren, einer der Protagonisten gräbt sich – scheinbar ziellos – unterhalb seiner Garage mehrere Stockwerke in die Tiefe.
Anfangs skurril scheinende Charaktere werden zu Reflektoren der Gesellschaft. Liebe, Freundschaft und Alkohol, Träume von Wohlstand und Zukunft sowie das kleine Glück finden hier Behausung.
Der Jury fiel ihre Entscheidung nicht leicht, denn bei den Filmangeboten 2020 handele es sich um einen starken Jahrgang, bekannte sie. In diesem Jahr gehören Annekatrin Hendel (Filmemacherin und zweifache Heiner-Carow-Preisträgerin), Anne Möller (DEFA-Stiftung) und Jan Speckenbach (Filmemacher) zu der Preiskommission.
Die Garagen sind für die russischen Männer der Ort, wo sie sich frei fühlen. Wo sie sich ausleben können, wo sie ihre Träume und auch ihren Individualismus leben. Und das wird auch nicht reglementiert. Vielleicht sind das wirklich die letzten Orte wo der russische Mensch sich richtig frei fühlen kann.
Der vom MDR koproduzierte und in Zusammenarbeit mit Arte entstandene Dokumentarfilm "Garagenvolk" von Regisseurin Natalija Yefimkina erlebt im Rahmen der Berlinale am 26. Februar seine Welturaufführung.
DEFA-Regielegende Carow
Mit dem Preis erinnert die DEFA-Stiftung an Heiner Carow (1929-1997), Regisseur von Filmen wie "Die Legende von Paul und Paula" (1973), "Bis dass der Tod Euch scheidet" (1978) oder "Coming out" (1988/89).
In den vergangenen Jahren wurde die Auszeichnung unter anderem an Annekatrin Hendel für "Schönheit & Vergänglichkeit" (2019) und "Fünf Sterne" (2017), Wolfgang Fischer für "Styx" (2018), Dorris Dörrie für "Grüße aus Fukushima" (2016) sowie Jörg A. Hoppe, Klaus Maeck und Heiko Lange für "B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979-1989" (2015) vergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. Februar 2020 | 12:10 Uhr