Streaming-HighlightsMediathek: Sechs starke Reportagen zu den Wahlen in Sachsen und Thüringen
Die ARD Mediathek bietet eine riesige Auswahl an Spielfilmen, Dokumentationen und Serien. Damit Sie den Überblick behalten, stellen wir alle zwei Wochen Highlights zum Streamen vor. Aus aktuellem Anlass schauen wir auf die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen am 1. September 2024 und auf die große Frage: Wie steht es um die Demokratie im Osten? Diese fünf sehenswerten Reportagen in der Mediathek gehen in die Provinz und fragen nach – bei Wählern und Politikern.
Inhalt des Artikels:
- Zuhören, ohne zu verurteilen: "Wut. Eine Reise durch den zornigen Osten"
- Bestandsaufnahme in Sachsen und Thüringen: "Machen wir unsere Demokratie kaputt?"
- Über Netzwerke in der AfD: "Höcke. Und seine Hintermänner"
- Gespaltene Stimmung in Zittau: "Demokratie auf dem Prüfstand"
- Mobilisierung von unten: "Bürger gegen Rechtsextreme in Thüringen"
- Wahlkampf vor der Haustür: "SPD und Grüne – Das große Bangen um den Einzug in die Landtage"
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Zuhören, ohne zu verurteilen: "Wut. Eine Reise durch den zornigen Osten"
Diese neue MDR-Doku unternimmt eine ausgedehnte Reise durch Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Goldene Felder säumen Straße oder Bahntrasse. Drohnenaufnahmen zeigen ein Land, das paradiesisch wirkt. Und doch ... Das Ziel der Reise ist, dem großen Unmut, der im Osten auch in den Wahlergebnissen sichtbar wird, ein Stück weit näher zu kommen. Einmal zuhören, ohne zu verurteilen. Viele Menschen haben nämlich das Gefühl, dass sie nicht gehört werden oder, noch schlimmer, nicht sprechen dürfen. Die Medien und die Regierung stecken unter einer Decke, hört man. Und hat man das erstmal verinnerlicht, dann erscheint die BRD plötzlich im Lichte der DDR. Meinungsdiktatur – das hatten wir doch schon alles?
Doch es lohnt sich, zuzuhören. Egal, ob beim Friseur, beim Bauern oder am Rande einer Leipziger Montagsdemo. Manche Probleme sind nämlich ganz real. Wie die fehlende Infrastruktur auf dem Land. Andere sind schwerer messbar, wie fehlender Respekt, Unverständnis für Waffenlieferungen, das Gefühl, sich gegen Zuschreibungen von außen wehren zu müssen. Klar wird aber auch: Die Wut hat viele Gesichter. Und: Manchmal ist es auch gar nicht so einfach, zuzuhören.
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"Wut. Eine Reise durch den zornigen Osten"
MDR, 2024
Länge: 44 Minuten
In der ARD Mediathek bis 15. August 2025
Bestandsaufnahme in Sachsen und Thüringen: "Machen wir unsere Demokratie kaputt?"
Ein parteiunabhängiger sächsischer Landrat schmeißt hin, weil er persönlich bedroht wird. Ein anderer arbeitet pragmatisch mit der AfD zusammen und meint, nur der Dialog führe zu Lösungen. Wer soll in diesem Land zukünftig noch Politik machen – und mit wem? Die Tagesthemen-Moderatorin Jessy Wellmer fragt in ihrer neuen Reportage vor allem in Sachsen und Thüringen nach. Sie stößt auf ein breites Misstrauen gegenüber der Politik, den etablierten Medien und den Zugewanderten. Doch auch auf einen türkischstämmigen Unternehmer, der die Montagsdemos in Zittau als Ausdruck gelebter Demokratie sehen will, obwohl er zu denen gehören könnte, die "remigriert" werden sollen.
Wellmer erreicht die Leute mit ihrer offenen und unvoreingenommenen Art und hört ihnen zu. Sie hält zwar dagegen, aber urteilt nicht und legt niemandem etwas in den Mund. Der allgemeine Unmut, der auch statistisch unterlegt wird, ist bei Wellmer kein ostspezifisches Phänomen. Doch sie stellt im Osten verstärkende Faktoren fest, besonders eine tiefsitzende Verunsicherung. Das "Wir" im Titel ist eine Einladung an alle, sich selbst zu hinterfragen: Wie können wir uns in unsere Demokratie einbringen?
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"Machen wir unsere Demokratie kaputt?"
Von Jessy Wellmer
ARD, 2024
Länge: 45 Minuten
Über Netzwerke in der AfD: "Höcke. Und seine Hintermänner"
Die alten Parteien stehen in der Defensive, besonders in Thüringen, wo die AfD in Umfragen klar vorne liegt. Obwohl die Partei auch dort vom Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextrem" eingestuft und der Spitzenkandidat schon zweimal wegen der Verwendung einer NS-Parole verurteilt wurde. Ein Missverständnis? Wer ist der Mann, der der erste AfD-Ministerpräsident werden will? Und woher stammt seine Gesinnung?
Die hintergründige Reportage über Björn Höcke ist augenöffnend, weil sie ihn in einen größeren Kontext einordnet. Vor allem analysiert sie genau seine enge Verbindung zum neurechten Chefideologen und Strategen Götz Kubitschek. Der Ostpreußen-Nostalgiker Höcke erscheint hier nicht als Einzelgänger, sondern als politische Verkörperung von Kubitscheks völkischer Ideologie. AfD-Aussteiger geben Einblicke in die Entwicklung und Unterwanderung der Partei. Dass es dabei immer weiter nach rechts-außen ging, ist kein Zufall. Kurz vor der Wahl ist die Reportage ein weiterer Weckruf.
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"Höcke. Und seine Hintermänner"
Von Willem Konrad, Katja Riedel, Jana Heck, Hannes Vogel
WDR, 2024
Länge: 45 Minuten
Gespaltene Stimmung in Zittau: "Demokratie auf dem Prüfstand"
Die Doku-Serie "Hart an der Grenze. Geschichten aus Zittau" portraitiert im Dreiländereck Menschen aus unterschiedlichen Milieus. In der Folge "Demokratie auf dem Prüfstand" geht es von der Kegelbahn direkt auf die Straße. Und da ist einiges los. Im Zentrum stehen zwei engagierte Personen, die beide glauben, dass die Demokratie in Gefahr ist. Doch die Gründe sehen sie ganz woanders. Während der Rentner und Montagsdemonstrant Thomas überzeugt ist, das ganze Land werde "ideologisch regiert", sieht die Demokratie-Aktivistin Dorothea Rassismus und fehlenden Respekt als Hauptproblem.
"Wir tolerieren ja nicht, wir sind immer nur gegen alles", sagt ein Jugendlicher, der Dorotheas Wanderausstellung zum Thema Toleranz besucht. Die Doku spielt zum großen Teil auf der Straße und ist deshalb auch so spannend, weil dort direkte Begegnungen zwischen Bürgerinnen und Bürgern stattfinden. Doch der Meinungsaustausch hat Grenzen. Auf dem dramaturgischen Höhepunkt stehen sich beide Protagonisten in verschiedenen Lagern auf dem Marktplatz gegenüber.
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"Hart an der Grenze. Geschichten aus Zittau"
Staffel 1, Folge 3: "Demokratie auf dem Prüfstand"
ZDF, 2024
Länge: 30 Minuten
In der ARD Mediathek bis 21. August 2029
Mobilisierung von unten: "Bürger gegen Rechtsextreme in Thüringen"
In Thüringen geht die Angst um, dass die Rechtsextremen das Ruder übernehmen. Doch zur Vorgeschichte der Landtagswahlen gehören auch die vielen Proteste gegen Rechts, die wir in den letzten Monaten erlebt haben, und dass Bürgerinitiativen dagegenhalten. Das Bündnis "Nordhausen zusammen" zum Beispiel hat einen AfD-Bürgermeister verhindert. Die Reportage begleitet Mitglieder des Bündnisses, wenn sie Flyer verteilen, um Nichtwähler zu überzeugen, ihre Stimme abzugeben. Oder wenn sie zur Unterstützung in Nachbarorte reisen, weil dort eine Nazi-Demo angesetzt ist. Oft verzweifeln sie und stellen ihr Engagement in Frage. Und dann machen sie doch weiter.
Die Demokratiearbeit ist kleinteilig und mühsam, das wird in dieser Doku sichtbar. So kleinteilig wie die Arbeit der internationalen Freiwilligen, die auf dem Gelände der Gedenkstätte Mittelbau-Dora Steinchen verlegen und festklopfen, um die Umrisse des ehemaligen NS-Lagers sichtbar zu machen. Einige sind überrascht, wie schnell die Deutschen vergessen haben. Umso beeindruckender ist der feste Wille der Bürgerinnen und Bürger, das Feld nicht den Neuen Rechten zu überlassen.
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"Bürger gegen Rechtsextreme in Thüringen"
Reihe: "Wie wir ticken. Reportagen aus Europa"
ARTE, 2024
Länge: 30 Minuten
In der ARD Mediathek bis 5. August 2025
Wahlkampf vor der Haustür: "SPD und Grüne – Das große Bangen um den Einzug in die Landtage"
Es wird viel gesprochen über die AfD und über die neue Partei im Spiel, das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Dabei werden die "alten" Parteien fast vergessen, die sich zunehmend am Rand wiederfinden. Beispielsweise die SPD und die Grünen. Die FAKT-Reportage begleitet eine junge Grünen-Kandidaten im Saale-Orla-Kreis und einen SPD-Kandidaten in Görlitz beim Klinkenputzen. Klingeln an jeder Haustür – Körbe und Hitlergrüße einsammeln. Doch der Straßenkampf geht weiter, auch wenn die junge Grüne sich kaum noch traut, den Namen ihrer Partei auszusprechen. Eine Veranstaltung mit der SPD-Spitzenkandidatin Petra Köpping auf dem Görlitzer Marienplatz findet am Ende nur unter Mitgliedern statt. Die Kandidatin macht das beste draus: "Auch Genossen haben Fragen."
Ob sich die Mühen gelohnt haben, entscheiden die Bürgerinnen und Bürger am 1. September. Wer sich vorher noch einmal alle Spitzenkandidaten in Sachsen und Thüringen anschauen will, kann dafür auf die Sonderausgaben von "Fakt ist!" zurückgreifen.
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"FAKT: SPD und Grüne – Das große Bangen um den Einzug in die Landtage"
Das Erste, 2024
Länge: 7 Minuten
In der ARD Mediathek bis 20. August 2025
"Fakt ist! Extra: Landtagswahl in Thüringen"
MDR, 2024
Länge: 89 Minuten
In der ARD Mediathek bis 15. August 2025
"Fakt ist! Wahlarena Sachsen: Die Spitzenkandidaten"
MDR, 2024
Länge: 129 Minuten
In der ARD Mediathek bis 19. August 2025
Über michIch bin Lars Meyer und für MDR KULTUR schon eine ganze Weile als Filmkritiker unterwegs. Genauso wie das Kino liebe ich Bücher und lange Radio-Formate. Als Feature-Autor lasse ich mich gerne von Zufallsfunden leiten und tauche in die Kulturgeschichte ab. In der ARD Audiothek stoße ich immer wieder auf spannende Funde.
Redaktionelle Bearbeitung: vp
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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | "Wut. Eine Reise durch den zornigen Osten" | 21. August 2024 | 21:00 Uhr