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Nur einer der kostbaren Schätze der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar: die erste gedruckte Luther-Bibel mit Holzschnitten aus der Cranach-Werkstatt. Bildrechte: Herzogin Anna Amalia Bibliothek / Klassik Stiftung Weimar

Großbrand vor 20 JahrenDiese Bücher wurden beim Brand der Anna Amalia Bibliothek in Weimar gerettet

02. September 2024, 10:58 Uhr

Die erste gedruckte Bibel von Luther, eine Notenhandschrift von Bach und eine Erstausgabe von Kopernikus: Diese kostbaren Schätze der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar gibt es noch dank engagierter Retter oder glücklicher Umstände beim Brand in der Nacht vom 2. September 2004. Der Brand hinterließ unzählige von Flammen und Löschwasser geschädigte Bücher. Noch aus dem Brandschutt wurden 25.000 Buchblöcke und eine Vielzahl von Fragmenten geborgen, die sogenannten Aschebücher. Bisher konnten 93.000 Bücher restauriert werden, von den Aschebüchern rund 6.700. Wir stellen sieben Schätze der Bibliothek vor:

von Anke Kuhnecke, MDR KULTUR

1. Notenhandschrift von Bach: "Alles mit Gott"

Diese von Johann Sebastian Bach verfasste Notenhandschrift einer Arie war die wichtigste Entdeckung direkt nach dem Brand im September 2004. Das Exemplar aus dem Jahr 1713 befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Werkstatt eines Restaurators. Zuvor stand es in der zweiten Galerie, wo es mit unzähligen anderen Werken dem Feuer ausgesetzt gewesen wäre.

Die Arie "Alles mit Gott und nichts ohn' Ihn" ist Teil einer gedruckten Huldigungsschrift von Johann Anton Mylius (1657–1724) zum 52. Geburtstag für Wilhelm Ernst, Herzog von Sachsen-Weimar.

Mit Glück wurde diese Handschrift des berühmteten Komponisten verschont. Bildrechte: Klassik Stiftung Weimar

2. Konzerte von Prinz Johann Ernst von Sachsen-Weimar

Das Exemplar beinhaltet sechs Violinkonzerte des Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Weimar (1658–1729), der von keinem anderen als Johann Sebastian Bach Musikunterricht erhielt. Die Concerti aus dem Jahr 1718 sind in einem seltenen Musik-Druck enthalten. Ihren besonderen Wert haben die Noten durch den Herausgeber: Georg Philipp Telemann (1681–1767). Erst 2021 wurde dieser Notendruck unter den vom Brand beschädigten Werken entdeckt. Er stammt aus der Musikaliensammlung der Herzogin Anna Amalia.

Herausgegeben von Telemann: Sechs Violin-Konzerte, die Johann Ernst von Sachsen-Weimar komponierte und die das Feuer 2004 überstanden. Bildrechte: Herzogin Anna Amalia Bibliothek / Klassik Stiftung Weimar

3. UNESCO-Erbe: Bibel von Luther mit Holzschnitten aus der Cranach-Werkstatt

Die Rettungsgeschichte dieser Bibel ist schon oft erzählt worden. Sie gehörte zu den Büchern, die der damalige Bibliotheksdirektor Michael Knoche persönlich aus der brennenden Herzogin Anna Amalia Bibliothek holte. Sie gilt als das prominenteste Buch in der Bibliothek. Diese erste gedruckte und vollständige Bibelübersetzung Martin Luthers erschien 1534 in Wittenberg und enthält Holzschnitte aus der Werkstatt von Lucas Cranach.

Diese erste gedruckte Bibelübersetzung Luthers von 1534 gehört zum Weltdokumenten-Erbe der Unesco. Bildrechte: Herzogin Anna Amalia Bibliothek / Klassik Stiftung Weimar

Das Besondere an dem Weimarer Exemplar sind die qualitativ hochwertigen Ausmalungen der Holzschnitte. 2015 wurde die Weimarer Luther-Bibel in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.

Das Besondere an der Weimarer Luther-Bibel sind auch die farbigen Holzschnitte aus der Cranach-Werkstatt. Bildrechte: Herzogin Anna Amalia Bibliothek / Klassik Stiftung Weimar

4. Meilenstein der Astronomie: Erstausgabe von Kopernikus

Diese Nürnberger Erstausgabe von 1543 gehört zu den am teuersten gehandelten antiquarischen Büchern. Das Werk von Nikolaus Kopernikus – "De revolutionibus orbium coelestium libri VI" – gilt als ein Meilenstein der Astronomie. Die Weimarer Ausgabe enthält neben dem Stempel der Herzoglichen Bibliothek auch einige Randnotizen aus dem späten 16. Jahrhundert sowie eine Zeichnung.

Kopernikus-Erstausgabe aus dem Jahr 1543 mit Brandspuren Bildrechte: Herzogin Anna Amalia Bibliothek / Klassik Stiftung Weimar

Das Exemplar galt zehn Jahre als verloren, bis es schließlich unter den zur Wiederherstellung bereitgestellten Werken auftauchte. Auf einer digitalen Plattform der Herzogin Anna Amalia Bibliothek wird übrigens bis heute zur Mithilfe bei der Identifizierung von Aschebüchern aufgerufen.

5. Orientalische Bibliothek: Von Goethe genutztes Lexikon

Die Orientalische Bibliothek ist ein bedeutendes Universalwörterbuch zum Orient aus dem 18. Jahrhundert. Sie gilt als das Hauptwerk des französischen Orientalisten Barthélemy d’Herbelot de Molainville (1625–1695), der als Sekretär und Dolmetscher am Hof König Ludwigs XIV. tätig war. 1814 wurden die Bände der "Bibliothèque orientale nouvelle"-Edition auf einer Versteigerung von Christoph Martin Wielands (1733–1813) Bibliothek erworben. Goethe hat das Lexikon für seine orientalischen Studien benutzt.

6. Bibel der Zaren-Tochter Maria Pawlowna

Die Biblia ist ein sehr seltener Druck auf Kirchenslawisch, der traditionellen Liturgiesprache der orthodoxen Ostkirche. Weltweit ist nur noch ein Exemplar an der Bayerischen Staatsbibliothek ermittelbar. Gedruckt 1788 in Kiew stammt die Bibel aus dem persönlichen Besitz von Großherzogin Maria Pawlowna (1786–1859) und enthält eine handschriftliche Widmung eines orthodoxen Geistlichen aus dem Jahr 1800.

Auch die kirchenslawische Bibel aus dem persönlichen Besitz von Großherzogin Maria Pawlowna überstand den Brand in der Anna Amalia Bibliothek. Bildrechte: Herzogin Anna Amalia Bibliothek / Klassik Stiftung Weimar

Die Tochter des russischen Zaren Paul I. heiratete im August 1804 den Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach, als Großherzogin förderte sie das kulturelle Leben in der Residenz und wirkte karitativ. Die Restaurierung der Bibel erfolgte 2009. Das Buch hatte starke Hitze- und Löschwasserschäden. Die Wasserränder im Buchblock sind noch sichtbar.

7. Hortus Eystettensis: "Garten-Bibel" mit wunderbaren Kupferstichen

Der vollständige Titel des Buches lautet "Der Garten von Eichstätt, oder sorgfältige und genaue Aufzeichnung und naturgetreue Darstellung aller jener mit einzigartigem Fleiß aus den verschiedenen Erdteilen zusammengetragenen Pflanzen, Blumen und Bäumen, die in den berühmten Gärten den Bischofssitz daselbst umgeben und dort betrachtet werden können."

Das Buch aus dem 17. Jahrhundert enthält Angaben zu mehr als 1.000 Pflanzen in den Bischofsgärten von Eichstätt, die teils in Kupferstichen detailgetreu dargestellt sind. Bildrechte: Herzogin Anna Amalia Bibliothek / Klassik Stiftung Weimar

Damit ist fast alles gesagt, was dieses Buch aus dem Jahr 1613 so bedeutend macht. Neben ausführlichen Beschreibungen der Gartenanlagen der Willibaldsburg enthält es 367 Kupfertafeln und Angaben zu mehr als 1.000 Pflanzen verschiedener Kontinente. Das Exemplar wurde 1714 für die Bibliothek angekauft und ist eins von 300 Exemplaren einer unkolorierten Ausgabe, deren Kupferstiche eine enorm hohe grafische Qualität aufweisen.

Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 16. August 2024 | 09:00 Uhr