Buchcover "Nur einmal mit den Vögeln ziehn", weiße Vögel vor grau-blauem Hintergrund.
Das Buch "Nur einmal mit den Vögel ziehn" erzählt vom Aufwachsen in der DDR. Bildrechte: Mirabilis Verlag

"Nur einmal mit den Vögeln ziehn" Kindheit in der DDR: Roman über das Aufwachsen zwischen Utopie und Lüge

14. Juni 2023, 14:03 Uhr

Der Roman "Nur einmal mit den Vögel ziehn" erzählt von fünf Menschen, die in der DDR erwachsen werden. Das Buch begleitet ihre Schicksale und ihr Leben in einer Utopie, die sich als Lüge entpuppt – von der Biermann-Ausbürgerung bis zur Wende und hinein ins zusammenwachsende Deutschland. Geschrieben wurde es von Sylvia Frank, hinter der sich ein Autorenpaar aus Thüringen und Brandenburg verbirgt. Sie haben mit dem Buchtitel den Soundtrack gleich mitgeliefert: Er stammt aus dem Hit "Bye Bye my love" von Tamara Danz mit Silly.

Sylvia Frank, hinter diesem Namen verbirgt sich eine kreative Schreibgemeinschaft. Da ist zum einem die in Zeitz geborene und in Meuselwitz in Thüringen aufgewachsene Sylvia Vandermeer und zum anderen der aus Brandenburg an der Havel stammende Frank Meierewert. Die BWL-Professorin und der Drehbuchautor haben sich später in Wien kennengelernt, sie leben und arbeiten heute auf der Insel Rügen.

Für ihr gemeinsames Buch haben sie sich offensichtlich nicht nur von ihrer ostdeutschen Herkunft, sondern auch vom Soundtrack ihrer Jugend inspirieren lassen. Den Buchtitel haben sie sich bei einer der interessantesten Stimmen des Ostrocks ausgeborgt. "Bye bye my love, ich will nur einmal mit den Vögeln ziehn", sang Tamara Danz mit Silly.

Tamara Danz liefert mit Silly den Soundtrack zum Buch

Im Buch wollen fünf junge Leute mit den Vögeln ziehen. Wir begegnen ihnen das erste Mal im Jahr 1977. Da sind sie noch Kinder und Jugendliche, die an verschiedenen Orten aufwachsen. Auf dem Land in Thüringen, in einer Kleinstadt vor den Toren Leipzigs, in Berlin und einem Ort am Wasser, wo es ein Stahlwerk gibt. Das könnte Brandenburg sein. Auf alle Fälle ist es die DDR. In dem Jahr, nachdem Biermann ging und nicht wiederkommen durfte. Als das begann, was zum Untergang dieser sich sozialistisch gebenden Gesellschaft führte.

Und diese Zeit lernen wir kennen. Aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen, die da hinein geboren wurden und nichts können für diese Verhältnisse, die verlogen und ungerecht sind. Und, wenn es ganz schlimm kommt, auch tödlich sein können.

Roman über das Aufwachsen in DDR von 1977 bis 1990

Das lernen und erfahren die fünf Protagonisten des Buches, die wir beim Erwachsenwerden begleiten. Den unangepassten Mädchenschwarm Ivo, die wilde und kreative Siv, die an der Härte der Verhältnisse fast kaputtgehende Aki, die junge Christin Anna-Maria und Jens, der vieles mitmacht, bis auch für ihn die Grenze überschritten sein wird.

Fünf junge Menschen sind das, die sich im Laufe der Geschichte auch näherkommen. In einem Zeitraum von 1977 bis zur Wende und hinein ins zusammenwachsende Deutschland. Eine geschickte Konstruktion, kommen die fünf doch aus den unterschiedlichsten sozialen Verhältnissen, sodass sich ein weites Lebenspanorama über einen Zeitraum von über 20 Jahren abbilden lässt.

Buch beantwortet Frage: Wie war das damals in der DDR?

Das Buch entfaltet beim Lesen eine Sogwirkung, der man schnell erliegt. Besonders ist das im ersten Drittel gelungen, wenn die fünf noch wirklich jung sind und das "System DDR" sozusagen der Prüfung durch den unbedarften, kindlichen Blick unterzogen wird. "Ehrlich will ich bleiben" – heißt es in einem anderen Ostrock-Song von der Band Karussell. Und von den Schwierigkeiten mit der Wahrheit dieses Landes DDR handelt dieses Buch, das am Ende auch noch die Wende mitmacht, hinein in das neue, wiedervereinigte Deutschland.

Mann und Frau am Meer
Das Autor*innenpaar Sylvia Vandermeer und Frank Meierewert. Bildrechte: Andreas Kondler

An einer Fortsetzung wird wohl schon geschrieben. Ob die unbedingt nötig ist, steht auf einem anderen Blatt. Ist das Buch am Anfang, wenn die Welt durch die Kinderaugen gesehen wird, doch am stärksten. Je weiter man am Zeitstrahl entlang liest, desto konstruierter und gedanklich kurzatmiger wird der Text. Dem aber trotzdem zu bescheinigen ist, ein gelungener Versuch zu sein, diese Geschichte des Untergangs einer Utopie, die eher eine große Lüge war, zu erzählen. Das ist nicht neu, aber so wie hier geschrieben, ein Lektüreangebot gerade für junge Leute, die Antwort auf die Frage haben wollen: Wie war das damals in der DDR? Die beiden, die das kreative Duo Sylvia Frank bilden, haben ein Buch darüber geschrieben, andere ein Lied davon gesungen.

Angaben zum Buch Sylvia Frank: "Nur einmal mit den Vögeln ziehn"
Roman, 360 Seiten
Mirabilis Verlag
25 Euro
ISBN 978-3-947857-18-0

Redaktionelle Bearbeitung: Valentina Prljic

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 17. Mai 2023 | 18:30 Uhr