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Jenny Erpenbeck wird für ihre Bücher in Chemnitz ausgezeichnet. Bildrechte: IMAGO / Seeliger

LiteraturpreisJenny Erpenbeck erhält Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz

Stand: 19. Januar 2023, 10:51 Uhr

Die 1967 in Ostberlin geborene Schriftstellerin Jenny Erpenbeck erhält den Stefan-Heym-Preis 2023. Die Jury lobte ihre "kritische Reflexion der gegenwärtigen Gesellschaft", auch führe sie die Tradition Heyms fort, Literatur nicht als moralische Keule zu instrumentalisieren. Die Chemnitzer Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert und wird Erpenbeck am 1. April in einer Festveranstaltung übergeben.

Die Schriftstellerin Jenny Erpenbeck erhält in diesem Jahr den Internationalen Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz. Das gab die Stadtverwaltung am Mittwoch in einer Presseveranstaltung bekannt. Am 1. April 2023 wird die Autorin im Rahmen einer Festveranstaltung ausgezeichnet.

Das Kuratorium begründete seine Wahl mit den Worten: "Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die kritische Reflexion der gegenwärtigen Gesellschaft in ihren vielfältigen historischen und kulturellen Bezügen. Dabei instrumentalisiert sie Literatur nicht als moralische Keule, sondern begreift sie – ganz im Sinne Stefan Heyms – als ein Medium, das dem Leser im besten Wortsinn 'zu denken gibt'."

Als Schriftstellerin und Theaterregisseurin tätig

Erpenbeck wurde 1967 in Ostberlin geboren und wirkt neben ihrer schriftstellerischen Arbeit auch als Theaterregisseurin. Ihr Debütroman "Geschichte vom alten Kind" erschien 1999, weitere bekannte Romane von ihr sind "Heimsuchung" (2008), "Aller Tage Abend" (2012), "Gehen, ging, gegangen" (2015) und "Kairos" (2021).

Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz

Der Internationale Stefan-Heym-Preis der Stadt Chemnitz wird seit 2008 alle drei Jahre in Erinnerung an das Leben, Werk und Wirken des Schriftstellers Stefan Heym verliehen. Er dient der Würdigung von zeitkritischen und couragierten Persönlichkeiten, die herausragende und nachhaltig wirkende Leistungen als Schriftsteller oder Publizisten erbracht haben. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.

Im 2020 eröffneten Stefan-Heym-Forum in Chemnitz befindet sich u.a. die Original-Arbeitsbibliothek von Stefan und Inge Heym, gestiftet von seiner Frau. Bildrechte: MDR/Ines Gruner-Rudelt

Bisherige Preisträger der Auszeichnung waren Slavenka Drakulić und Richard Swartz (2020), Joanna Bator (2017), Christoph Hein (2013), Bora Ćosić (2011) und Amos Oz (2008). Das Kuratorium, das über die Vergabe des Preises entscheidet, besteht in diesem Jahr aus Vertretern der Stadt Chemnitz, des P.E.N. Zentrums Deutschland, des Goethe-Institutes, des C. Bertelsmann Verlages, der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft und der Literaturwissenschaftlerin Bernadette Malinowski von der TU Chemnitz.

Stefan Heym – Schriftsteller und politische Person

Stefan Heym war ein deutscher Schriftsteller, der vor allem durch seine politisch engagierte Literatur bekannt wurde. Er wurde 1913 in Chemnitz als Helmut Flieg geboren und wuchs in einer jüdischen Familie auf. Er emigrierte 1933 zunächst in die Tschechoslowakei, wo er den Namen Stefan Heym annahm, und 1935 in die USA, wo er amerikanischer Staatsbürger wurde. Hier studierte er, arbeitete als Journalist und Schriftsteller, engagierte sich in der antifaschistischen Bewegung und nahm am Krieg gegen Deutschland teil.

Der Schriftsteller Stefan Heym ist einer der berühmtesten Söhne seiner Stadt Chemnitz. Bildrechte: dpa

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er zunächst nach Prag zurück und ließ sich 1953 in der DDR nieder. Dort hatte er eine prominente Rolle als Schriftsteller und Publizist, war aber auch umstritten wegen seiner Kritik an der SED-Diktatur. Auch nach der Wende und der Wiedervereinigung engagierte er sich politisch und war unter anderem Alterspräsident des Deutschen Bundestages.

Heym schrieb Romane, Erzählungen und politische Texte, die sich mit politischen und sozialen Themen auseinandersetzen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Romane "The Crusaders“ (1948, dt.: "Kreuzfahrer von heute" / "Der bittere Lorbeer"), "Der König David Bericht" (1972), "Ahasver" (1981) und "Radek" (1995). Viele seiner Werke schrieb er auch Jahre nach seinem Exil zunächst auf Englisch und übersetzte sie später auf Deutsch. Heym starb 2001. Er ist Ehrenbürger der Stadt Chemnitz.

Quelle: TU Chemnitz, Redaktionelle Bearbeitung: op

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 18. Januar 2023 | 16:30 Uhr