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Der hallesche Autor Stephan Ludwig ist bekannt für seine "Zorn"-Krimireihe. Im März erscheint sein neues Buch "Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller". Bildrechte: dpa

Interview"Zorn"-Autor Stephan Ludwig veröffentlicht neuen Roman

Stand: 07. Januar 2023, 04:00 Uhr

Die Bestseller von Stephan Ludwig, bekannt für seine "Zorn"-Thriller, sind nichts für schwache Nerven. Der Autor aus Halle, der mit Comedian Olaf Schubert einen Podcast betreibt, veröffentlicht im März 2023 einen neuen Roman. Warum er bei seinen Krimis nicht auf Leichen verzichten kann und warum auch in ihm ein Mörder steckt, erklärt er im Interview.

MDR KULTUR: 2022 war für dich unter anderem das Jahr des zwölften "Zorns", "Ausgelöscht", der neue Fall für Claudius Zorn und den dicken Schröder. Wie kommen dir eigentlich immer diese Verbrechens-Szenarien in den Kopf?

Stephan Ludwig: Es ist sehr unterschiedlich. Manchmal habe ich Glück, und es kommt beim Spazierengehen, beim Einschlafen, man liest ein Buch, man guckt Fernsehen. Es gibt da sehr viele winzige Kleinigkeiten, die sich manchmal im Kopf verhaken und dort hängenbleiben. Und wenn man dann diesen Ausgangspunkt hat, kann man versuchen, von dort aus die Geschichte loszuspinnen.

Letztes Jahr war, wie ich fand, ein relativ krasses Jahr – weil da Dinge passiert sind, von denen man nicht gedacht hatte, dass sie passieren. Zum Beispiel der Februar 2022 war eine ziemliche Wendung in der Weltgeschichte. Ist es so, dass so etwas wie zum Beispiel dieser Krieg, der da begonnen hat, dass sowas in deine Literatur einfließt?

Nein, also jedenfalls nicht konkret. Ich habe mich zum Beispiel geweigert, Corona zu erwähnen in den Geschichten. Ich will jetzt nicht von Realitätsflucht reden – aber das sind ja meine Geschichten, und da bestimme ich, was passiert: Ich bestimme, wer stirbt. Ich bestimme, wer sich kriegt, wenn er in jemand anderen verliebt ist. Und dann will ich auch darüber bestimmen, was da noch passiert.

Und da habe ich mir gesagt, da hat das Virus nichts zu suchen. Und bei dem Krieg könnte man, aber in so eine "Zorn"-Geschichte passt es nicht rein. Es wäre dann so ein Hintergrundrauschen, was ich eher als störend empfinden würde – es sei denn, es passt wirklich in die Geschichte rein.

Stephan Ludwigs Krimi-Reihe um den Kommissar Claudius Zorn ist ein Bestseller. Bildrechte: S. Fischer Verlag

Wenn du die zwölf "Zorns" nimmst: Merkst du, dass es da gute und schlechte Jahre gibt – auch, was die Stimmung oder die Weltlage betrifft?

Also eher meine Stimmung, das merke ich, dass die einfließt. Wenn es mir nicht so gut geht, dann werden die Geschichten manchmal ein bisschen düsterer. Ich glaube, auch die Qualität schwankt ganz doll. Ich würde jetzt aber nicht öffentlich bekanntgeben, welche nicht so gut gelungen sind. Aber die gibt es auch.

2023 wird aufregend für dich, dein neuer Roman erscheint, der nun kein "Zorn" ist. Du hast schon einen Standalone geschrieben, "Unter der Erde" hieß der, vor drei Jahren. Aber diesmal ist es ein Roman: "Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller" erscheint im März. Magst du schon mal ein bisschen verraten, worum es da geht?

Es geht um einen alteingesessenen Geschäftsmann der alten Art, der ausschließlich für seine Kundschaft da ist. Er ist Delikatessenhändler, ein älterer Herr, geht auf die 60 zu, und im Zuge der Modernisierung, Internet und so weiter, läuft sein Laden natürlich auch immer schlechter. Er verweigert sich dieser Sache und denkt immer, mit Qualität wird er seine Kundschaft schon halten können. Er schiebt die Realität weg, bis er dann durch, nennen wir es mal etwas unglückliche Umstände, zum Mörder wird.

Ich hatte eigentlich überlegt, mal irgendetwas ohne Leichen zu schreiben. Es gelingt mir nicht.

Stephan Ludwig, Autor

Und er hat so ein altes Kühlhaus im Keller, das füllt sich dann nach und nach. Das hat mir großen Spaß gemacht, das aufzuschreiben. Und es hat mir auch großen Spaß gemacht, jetzt erstmals auch Zorn und Schröder durchs Bild laufen zu lassen. Das heißt also, der Roman spielt in derselben Stadt wie Zorn und Schröder. Und diese Stadt, in der dieses Buch spielt, ist auch ebensowenig Halle wie in den "Zorn"-Büchern. Das hat mir auch sehr großen Spaß gemacht, die beiden da mal auftauchen zu lassen – dass Schröder sich dort mal was einkauft. Zorn muss dann auch mal kurz ran. Aber man versteht das Buch halt auch so, ohne die beiden zu kennen.

Von Bestseller-Autor Stephan Ludwig erscheint 2023 der neue Roman "Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller". Bildrechte: Fischer Scherz

Wie ist dir dieser Delikatessenhändler zugelaufen?

Ja, wenn ich das wüsste. Ich gehe mal davon aus: beim Spazierengehen. Aber sicher bin ich nicht. Das war erst eine völlig andere Figur. Bis ich dann irgendwann gedacht habe: Warum sollte man nicht mal einen sehr sympathischen, freundlichen und netten Menschen zum Mörder machen? Und wenn ich die Geschichte lese und dem folge, dann denke ich: Okay, das könnte mir auch passieren. Selbst wenn es sehr unschöne Sachen sind, die er macht, dass ich das nachvollziehen kann.

Also man hat Sympathie mit ihm?

Das hoffe ich. Also mir war er und ist er immer noch sehr sympathisch.

Hier geht's zum Podcast "Unter Büchern":

Angaben zum neuen Buch von Stephan Ludwig

"Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller"
Roman
Verlag: Fischer Scherz
352 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-651-00098-8
Erscheinungstermin: 29. März 2023

Das Interview führte Literaturredakteurin Katrin Schumacher für MDR KULTUR "Unter Büchern".
Redaktionelle Bearbeitung: Hendrik Kirchhof

Buchtipps

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | "Unter Büchern" | 04. Januar 2023 | 18:05 Uhr