Empfehlungen Geschenke für Teenager – Sechs tolle Bücher ab 11 Jahren
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12. Dezember 2024, 15:52 Uhr
Ein Buch ist immer ein schönes Geschenk – nicht nur zu Weihnachten. Aber was lesen Teenager heute? Wir haben coole Buchtipps für Kinder ab 11 Jahren – sei es ein Comic mit schwarzem Humor, ein Roman über mentale Gesundheit oder ein preisgekrönter Coming-of-Age-Roman über Rassismus. Mit diesen sechs Büchern machen Sie Jugendlichen immer eine Freude.
Inhalt des Artikels:
- Rasanter Roman über zwei Teenager: "Atlas, Elena und das Ende der Welt"
- Skurriler Comic: "Ich und Tod Detektei"
- Coming-of-Age-Roman über queere Liebe: "Die Sonne, so strahlend und Schwarz"
- Buch über mentale Gesundheit: "Nur ein wenig Angst"
- Ein Roman aus Text- und Sprachnachrichten: "Und die Welt, sie fliegt hoch"
- Coming of Age-Geschichte aus der Skaterszene: "Kurz vor dem Rand"
Rasanter Roman über zwei Teenager: "Atlas, Elena und das Ende der Welt"
Es geht erst einmal um das Ende der Welt: Die 14-jährige Elena will sich dort verstecken und der gleichaltrige Atlas wartet auf das Ende der Welt. Warum Elena den Sommer bei ihrer Tante Maud und deren neuen Familie verbringen muss, ist zunächst ein Geheimnis. Ein Geheimnis, das sie am liebsten – für immer – irgendwo hineinstopfen würde. Bevor sie bei ihrer Tante ankommt, schnippelt sie sich ihre langen Haare ab und entsorgt ihr Handy im Müll. Ihr Plan: nicht erkannt werden und unerreichbar zu sein.
Bei ihrer Tante lernt sie ihren Nicht-Cousin Atlas kennen. Der hat auch ein Geheimnis, denn er verschwindet jede Nacht stundenlang, und dann ist da noch die verschlossene Kammertür, für die angeblich der Schlüssel verlorengegangen ist. Beide Teenager können so gar nicht miteinander umgehen, bis sie einander wirklich kennenlernen.
Die vielfach ausgezeichnete Autorin Anna Woltz zeigt mit dem Buch "Atlas, Elena und das Ende der Welt" wieder ihr erzählerisches Können. In Woltzscher Manier verbindet sie Themen wie Trauer, Ängste oder auch unerzählte Familiengeschichten mit sehr heutigen Problemen junger Menschen. Das ist weit weg von irgendeinem moralisierenden Ansatz und sorgt für ein intensives, vielschichtiges und gleichzeitig unterhaltsames Leseerlebnis.
Angaben zum Buch (zum Ausklappen)
Anna Woltz: "Atlas, Elena und das Ende der Welt"
Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann
Carlsen Verlag, 2024
192 Seiten
Für alle ab 12
ISBN: 978-3-551-55938-8
Skurriler Comic: "Ich und Tod Detektei"
Mit einer Schrecksekunde wird der Comic "Ich und Tod Detektei" eröffnet: Lukas stürzt in einer Klosterruine von einer Mauer und bleibt bewusstlos liegen. Das hätte richtig schiefgehen können, doch der Junge hat Glück. Obwohl es dieses Mal keine Seele zu holen gibt, sitzt der Tod trotzdem beim Aufwachen neben Lukas. Ab da taucht Tod dann die nächsten Jahre auch immer mal wieder unangekündigt bei dem Jungen auf. Es ist einfach zu selten geworden, dass noch jemand an ihn, den Gevatter Tod, glaubt und deshalb hat der so wenig zu tun und langweilt sich.
Als Lukas großväterlicher Freund Johann stirbt, ist es dann auch Tod, der 100-prozentig weiß, dass das kein Unfall war. Gemeinsam machen sich die beiden ungleichen Detektive daran, den Mord aufzuklären.
Das ungewöhnliche Ermittlerduo Lukas und Tod hält mit witzigen Dialogen die Spannung in diesem skurrilen Krimiabenteuer aufrecht. Den Leserinnen und Lesern werden durch erzählerische Rückblenden und die farbliche Gestaltung der Geschichten in den Geschichten Hinweise gegeben, die das Mitraten ermöglichen. Autor Patrick Wirbeleit und Illustrator Matthias Lehmann haben einen unterhaltsamen wie aufregenden Comic abgeliefert, der mit seiner speziellen Komik schwere Themen aufgreift und der – todsicher – auf einen nächsten Fall der beiden hoffen lässt.
Angaben zum Buch (zum Ausklappen)
Patrick Wirbeleit: "Ich und Tod Detektei"
Illustrationen von Matthias Lehmann
Kibitz Verlag, 2024
144 Seiten
Für alle ab 12
ISBN: 978-3-948690-32-8
Coming-of-Age-Roman über queere Liebe: "Die Sonne, so strahlend und Schwarz"
Für die 17-jährige Nova ist der Umzug in die neue Wohnung die Rettung vor dem gewalttätigen Stiefvater. Vorher gab es für ihre Mutter Rebekka, ihren Halbbruder Cosmo und sie keine Sicherheit. Rollkunstlauf war und ist für Nova ein Ausdruck von Freiheit und Leichtigkeit. Geschubst werden und hinfallen – durch den Stiefvater oder auch die Mitschüler – das hat Nova häufig erlebt, denn sie ist Schwarz und damit anders als die anderen.
In dem Coming-of-Age-Roman begleiten die Leserinnen und Leser Nova beim Aufstehen. Sie fiebern mit, wenn sie Akoua, das Mädchen aus der Eisdiele, näher kennen- und dann liebenlernt. Sie sind verzweifelt, wenn sich der gewalttätige Stiefvater wieder ins Leben schiebt. Stolz sind sie auf Nova, wenn sie sich und ihren kleinen Bruder rettet.
Leichtfüßig, poetisch, oft atemlos erzählt Chantal-Fleur Sandjon in Versen von häuslicher Gewalt und Rassismus, von der Liebe zwischen zwei jungen Frauen, von Selbstfindung und Familie. Sie beschreibt, was es für Nova als Person of Color heißt, den eigenen Weg zu finden. Die Versform hat eine zusätzliche Ausdruckskraft: Dann, wenn der Text Gefühle und Gedanken sichtbar macht. Wenn Zeilen zum Beispiel in Herzform gedruckt sind oder der Text komplett auf dem Kopf steht, als der Stiefvater wieder auftaucht.
Eine große Stärke dieses Jugendbuches ist, dass Novas Hautfarbe und ihre sexuelle Orientierung selbstverständlich erzählt und nicht das Hauptmotiv dieses Romans sind. Hier werden Sichtweisen und Gedanken einer starken, mutigen und lebenshungrigen Protagonistin gezeigt, die vielen beim Nachdenken über sich selbst und die beim Aufstehen und Weitermachen helfen können. Ein Roman der Resilienz und Lebensfreude feiert – mit rhythmischer Kraft und Poesie.
Angaben zum Buch (zum Ausklappen)
Chantal-Fleur Sandjon: "Die Sonne, so strahlend und Schwarz"
Thienemann Verlag
384 Seiten
Für alle ab 14
ISBN: 978-3-522-20286-2
Buch über mentale Gesundheit: "Nur ein wenig Angst"
Der 17-jährige Cornelius ist ein beliebter Typ und gut vernetzt. Er lebt in einem intakten Elternhaus, er ist ein guter Schüler und Fußballspieler. Von sich würde Cornelius behaupten, zufrieden zu sein. Doch plötzlich hat er Anfälle, die mit heftiger Übelkeit verbunden sind und bei denen sein Körper zittert.
"Draußen bleibe ich auf Socken auf den eiskalten Steinplatten stehen. Mein Herz hämmert gewaltig drauflos. Es missversteht alles – glaubt, dass ich laufe, obwohl ich doch still stehe."
Es braucht eine Weile, bis Cornelius versteht, dass er nicht körperlich krank ist, sondern Angstzustände hat. Sich das selbst einzugestehen, ist ein schwieriger Weg. Aber offen mit seinen Freunden darüber zu sprechen, scheint unmöglich. Er fürchtet, mit seiner Angst nicht verstanden zu werden und nur als der zu gelten, der Angstzustände hat.
Es ist beruhigend zu lesen, dass Cornelius‘ Freunde sehen, was mit ihm los ist und dass sie ihn – trotz vieler eigener Fragen – bedingungslos unterstützen. Dieser bewegende Jugendroman zeigt, dass Angst jede und jeden treffen kann. Er eröffnet tiefes Verständnis dafür, wie übermächtig dieses Gefühl werden kann.
In komprimierten Szenen beschreibt der Autor persönliches Erleben und lässt die Leserinnen und Leser unmittelbar teilhaben an ganz intimen Gedanken und Gefühlen des 17-Jährigen. Das ist erschütternd, ehrlich und auch ermutigend für alle Lesenden, vor allem aber für Jugendliche, die nur schwer durch die Pandemie gekommen sind.
Angaben zum Buch (zum Ausklappen)
Alexander Kielland Krag: "Nur ein wenig Angst"
aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
Arctis Verlag
224 Seiten
Für alle ab 14
ISBN: 978-3-03880-083-5
Ein Roman aus Text- und Sprachnachrichten: "Und die Welt, sie fliegt hoch"
Ava und Henry sind vor vier Jahren zusammen in die Grundschule gegangen. Plötzlich schickt Ava eine Sprachnachricht an Henry. Angeblich hat sie seine Nummer beim Aufräumen gefunden. Und weil sie zwei Wochen Hausarrest hat und sich schrecklich langweilt und sonst niemanden zum Quatschen hat, soll Henry ihr Gesprächspartner, ihr Zuhörer sein.
Und so prallen Welten aufeinander: Ava sitzt in ihrem Zimmer fest und will nur raus. Henry ist lieber drinnen, denn draußen ist es ihm zu laut und zu viel. Verschickt Ava energiegeladene, übersprudelnde Sprachnachrichten, reagiert Henry zunächst mit zurückhaltenden, knappen Textnachrichten.
Doch nach und nach lässt sich der Junge auf diese ihm ungewohnte Unterhaltung ein, die immer intensiver, tiefgründiger, freundschaftlicher wird. Sie reden über ihre Grundschulzeit, peinliche Momente, ihre Träume und Ängste, erinnern sich an ein Kostümfest. Auf dieses Fest ging Ava damals als "komischer Vogel" und Henry als Astronaut.
Diese beiden Verkleidungen sind dann auch das Thema der Schwarz-weiß Illustrationen, die sich durch das Buch ziehen und das Chatprotokoll bebildern. Links erzählt Ava, rechts schreibt Henry – eine ungewöhnliche Form, die sich aber gut lesen lässt. Dadurch wird ein geschützter Raum eröffnet, in dem sich die Leserinnen und Leser gemeinsam mit den beiden 14-Jährigen bewegen. Das macht ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehbar und ist zugleich sehr unmittelbar und berührend.
Angaben zum Buch (zum Ausklappen)
Sarah Jäger: "Und die Welt, sie fliegt hoch"
mit Illustrationen von Sarah Maus
Rowohlt Taschenbuch Verlag
272 Seiten
Für alle ab 12
ISBN: 978-3-499-01293-8
Coming of Age-Geschichte aus der Skaterszene: "Kurz vor dem Rand"
Gleich am Anfang stellt Ari für die Leserinnen und Leser nüchtern klar: Das hier ist keine Liebesgeschichte mit Happy End. Wer auf sowas steht, sollte das Buch gleich wieder weglegen. In "Kurz vor dem Rand" von Eva Rottmann erzählt die 17-Jährige sehr authentisch von sich und ihren Kumpels Teddy, Yasin und Lou. Sie lebt mit ihrem Vater in einer Hochhaussiedlung, macht eine Malerlehre und verbringt jede freie Minute auf dem Skateboard. Ihre Freunde sind so etwas wie eine zusätzliche Familie für sie.
Dann taucht Tom auf dem Skateplatz auf. Ari kann seine charmante Art, seine Überheblichkeit so gar nicht leiden. Dass er auch noch gut skaten kann, nervt gewaltig. Wie die beiden trotzdem zueinander finden, wird nachvollziehbar und schnörkellos dargestellt. Auch wenn dieser Twist vielleicht einem gängigen Erzählmuster entspricht, ist "Kurz vor dem Rand" ein realistisches Buch, dass intensive Blicke in das Leben der einzelnen Charaktere erlaubt. Mit ihnen kann man lachen, fühlen, diskutieren, Blödsinn veranstalten. Sie alle befinden sich "am Rand" und wollen etwas vom Leben haben. Wie das für den Einzelnen geht, das versuchen sie herauszufinden.
Rottmann gibt den Leserinnen und Lesern durch ihre geradlinige Art des Erzählens das Gefühl, unmittelbar Teil dieser Gruppe zu sein. Sie schreibt in einer Sprache, die sich wie Jugendsprache liest, aber keine (reale) ist. Konsequent verzichtet sie auf scheinbar jugendliche Worte, die anbiedernd oder auch schnell veraltet wirken könnten. Dieser prämierte Jugendroman bietet eine schmerzlich schöne Liebesgeschichte, feiert die Freundschaft, vermittelt Skaterwissen und lässt nach dem Lesen tatsächlich Hoffnung für alle da.
Angaben zum Buch (zum Ausklappen)
Eva Rottmann: "Kurz vor dem Rand"
Verlagshaus Jacoby & Stuart
192 Seiten
Für alle ab 14
ISBN: 978-3-96428-188-3
Redaktionelle Bearbeitung: Valentina Prljic, Anneke Scholz, Mandy Schalast-Peitz, Rebekka Adler
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 11. Dezember 2024 | 18:00 Uhr