Das Museum der bildenden Künste ragt hinter anderen Gebäuden empor.
Das Museum der bildenden Künste in Leipzig zeigt derzeit eine Ausstellung über Gastarbeiter und Rassismus in der DDR. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

"Dark Side of the GDR" im MdbK Rassismus-Kritik: Leipziger Bildermuseum sagt Veranstaltung ab

07. Juni 2023, 10:00 Uhr

Das Museum der bildenden Künste (MdbK) in Leipzig hat eine für Mittwoch geplante Veranstaltung wegen Rassismus-Vorwürfen abgesagt. Hintergrund sind nach Angaben des Museums Beschwerden von Besuchern. Das Programm war bereits zur Eröffnung der Ausstellung "Re-Connect. Kunst und Kampf im Bruderland" über DDR-Gastarbeiter aufgeführt worden. Dabei sprachen die beiden Künstlerinnen das N-Wort aus. Laut Museum fühlten sich Anwesende dadurch verletzt.

Alltagsrassismus in der DDR: Das N-Wort als Zitat

Im Programm "Dark Side of the GDR" schildern die gebürtigen Berlinerinnen Bibiana Malay und Grit Díaz de Arce, die beide afrikanische Väter haben, ihre Rassismus-Erfahrungen beim Aufwachsen in der DDR. Sie zitieren unter anderem Reime aus einem DDR-Kinderbuch oder eigene Tagebuch-Aufzeichnungen und benutzen dabei das N-Wort. Damit seien sie im Alltag oft beschimpft worden, erklärte Bibiana Malay dazu MDR KULTUR.

Künstlerin will Geschehnisse benennen dürfen

Das zweistündige Programm sei ihre Art, die vielen rassistischen Verletzungen aus der Kindheit in der DDR aufzuarbeiten. Mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, habe sie viel Kraft gekostet. Sie nicht erzählen zu dürfen, darin sieht sie eine erneute Verletzung: "Wir fühlen uns abgelehnt und verstehen nicht, warum wir unsere Geschichte nicht erzählen dürfen. Wir zeigen einfach, wie wir als Kinder damit umgegangen und nicht daran zerbrochen sind, sondern uns immer wieder selbst ermächtigt haben. Deswegen ist es eigentlich eine Ermutigungsgeschichte. Ich denke, dass man da Dinge nicht aus dem Kontext reißen darf", betonte Malay im Gespräch mit MDR KULTUR.

Wir fühlen uns abgelehnt und verstehen nicht, warum wir unsere Geschichte nicht erzählen dürfen.

Bibiana Malay, Künstlerin

Museum will Veranstaltung verschieben und das Gespräch suchen

Die Performance war Teil des Rahmenprogramms zu der Mitte Mai eröffneten Ausstellung über DDR-Gastarbeiter aus den sogenannten sozialistischen Bruderländern. Die Veranstaltung soll laut Museum nun verschoben werden, auch weil "Personen, die am Ausstellungsprojekt beteiligt sind, ihre Mitarbeit aus diesem Grund abgesagt" haben: "Wir nehmen das ernst und bedauern, dass es aufgrund der Aufführung zu Verletzungen gekommen ist", hieß es weiter.

Malay wünscht sich hingegen mehr inhaltliche Auseinandersetzung mit den Vorwürfen, vor allem mehr Rückgrat von Seiten des Museums der bildenden Künste Leipzig (MdbK) als Veranstalter. Man wolle einen Dialog führen, erklärte das MdbK auf Nachfrage von MDR KULTUR. Man suche mit beiden Seiten das Gespräch.

Quellen: MDR KULTUR, epd, Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 06. Juni 2023 | 16:30 Uhr