Mit nachdenklichem Blick sitzt der Weimarer Dichter Wulf Kirsten vor einem Bücherregal.
Der prägende Dichter Wulf Kirsten ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Bildrechte: dpa

Trauer Weimarer Dichter Wulf Kirsten gestorben

16. Dezember 2022, 10:08 Uhr

Der Dichter Wulf Kirsten ist tot. Der Weimarer Autor gilt als bedeutender Lyriker und wurde mehrfach übersetzt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Darüber hinaus prägte er die literarische Landschaft in Thüringen und setzte sich für den lyrischen Nachwuchs ein.

Der bedeutende Dichter Wulf Kirsten ist tot. Wie der Thüringer Literaturrat unter Berufung auf die Familie des Autors mitteilte, ist Kirsten am 14. Dezember im Alter von 88 Jahren gestorben. Der Lyriker wurde 1934 in Kipphausen bei Meißen geboren. Nach einem Studium in Leipzig verbrachte er den Großteil seines Lebens in Weimar und prägte die Literatur-Szene in Thüringen maßgeblich.

Geschichte der Lyrik und besondere Gedichte

Kirsten nahm "eine eigene Position innerhalb der damals sehr lebendigen DDR-Lyrikszene" ein, so MDR KULTUR-Literaturkritiker Jörg Schieke. Der Dichter wuchs in ländlichen Verhältnissen auf und las während seiner Ausbildung in Leipzig viele Naturlyriker. Auch die Gedichte von Wulf Kirsten sind geprägt von Naturbeschreibungen und Wortneuschöpfungen. Bereits Ende der 70er-Jahre thematisierte er die Umweltzerstörung in der DDR.

Darüber hinaus setzte sich Kirsten auch immer wieder für andere Schriftstellerinnen und Schriftsteller ein: 20 Jahre lang war er Lektor beim Aufbau-Verlag, gab Anthologien heraus, beispielsweise die Sammlung "Beständig ist das leicht Verletzliche" mit deutscher Lyrik von Nietzsche bis Celan, und mit dem Band "Stimmen aus Buchenwald" erinnerte er auch an die Schrecken des NS-Regimes.

Thüringen verbunden

Ab 1965 lebte Kirsten in Weimar. Dort gehörte er zu den führenden Persönlichkeiten der Friedlichen Revolution, um "wenigstens das Scherflein der Witwe zur Abschaffung eines Systems [beizutragen], das am Ende an einem unentwirrbaren Lügenfilz erstarrt und schließlich erstickt ist", wie der Dichter später selbst schrieb.

Nachdem er selbst immer wieder junge Dichterinnen und Dichter förderte, gründete Wulf Kirsten die Literarische Gesellschaft Thüringen und setzte sich für den Thüringer Literaturpreis sowie das Literaturstipendium "Harald Gerlach" ein. Er selbst wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet und war Ehrendoktor der Friedrich-Schiller Universität Jena.

Quelle: Thüringer Literaturrat, Redaktion: Jörg Schieke, Thilo Sauer

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. Dezember 2022 | 12:10 Uhr