Beulbar bei JenaDieser Thüringer baute schon Banjos für die Irish Folk-Band Dubliners
Nico Schneider spielt nicht nur in bekannten Folk-Bands wie Hüsch! und leitet das Am-Vieh-Theater in Beulbar bei Jena – er baut auch erstklassige Banjos, die schon bei der irischen Folk-Band Dubliners gefragt waren. Seit Jahren erforscht der Musiker die verschiedenen Arten der Tonerzeugung, analysiert Instrumente und experimentiert mit verschiedenen Hölzern. Jedes von Nico Schneiders Instrumenten ist ein Einzelstück. MDR KULTUR hat den Musiker und Banjobauer in seiner Werkstatt besucht.
Nico Schneider sieht aus seinem Werkstattfenster das Am-Vieh-Theater, eine an den Hang geschmiegte Freilichtbühne in seinem Garten, die er seit einigen Jahren betreibt. Weil in den letzten Monaten kaum Liveauftritte mit seinen Bands möglich waren, baute er in Ruhe Banjos. Sich ein gutes Instrument zu leisten, sei zu Beginn einer Musikerkarriere aus finanziellen Gründen nicht möglich, so Schneider. Deshalb legte er selbst Hand an und baute sich mithilfe des Werkzeugs seines Großvaters ein eigenes Banjo.
Nico Schneider: Thüringens einziger professioneller Banjobauer
Das ist fast 20 Jahre her, heute ist Nico Schneider der einzige professionelle Banjobauer in Thüringen. Gelernt hat er fast alles autodidaktisch, auch wenn Nico Schneider eine Zeit lang einem Meister in Irland über die Schulter geschaut hat. Da er selbst Banjo spielt, wurde er nach Konzerten oft gefragt, ob er sein Instrument verkauft, was er auch tat. Jetzt baut er nur auf Bestellung wenige Instrumente im Jahr, dabei hat der Musiker keine Lieblingsmodelle: "Es gibt fünfsaitige und viersaitige Banjos, die können verschieden lange Hälse haben, verschiedene Tonsysteme, so dass sie unterschiedlich klingen. Es gibt auch nicht den definierten Klang. Das ist Geschmackssache: das Banjo lässt viel offen, sogar wenn es fertig ist, kann am Klang noch viel verändert werden."
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Banjos für die legendäre Irish Folk-Band Dubliners
Nico Schneider hat Instrumente für Musiker der legendären Irish Folk-Band Dubliners gebaut, natürlich hat er diese Banjos persönlich nach Irland gebracht. Wie lange er an einem Instrument arbeitet, hat der Thüringer noch nie ausgerechnet, er baute ja immer nur nebenbei Banjos. In den letzten Jahren hat sich auf die Personalisierung seiner Instrumente spezialisiert, das ist zeitaufwendig und hat Tradition. "Das ging los in den 20er-Jahren, als das Banjo das beliebteste Saiteninstrument war, es konnte sich gegen die Bläser im Old Time Jazz durchsetzen. Da wurde verziert was das Zeug hält."
Bei mir war das Banjo Liebe auf den ersten Ton!
Nico Schneider, Banjobauer
Beim Banjo beeinflussen Intarsien den Klang nicht so stark, wie bei einem Streichinstrument, weil 99 Prozent der Tonerzeugung durch den Kessel, also den Korpus des Instruments erfolgt, und meist nur der Banjohals verziert wird – mal mit einem Malteserkreuz, mit floralen Mustern, Familienwappen oder dem Namen des Spielers.
Beim Bauen des Instruments versucht Schneider, Plastik zu vermeiden: "Das Banjo ist ein Naturinstrument, es verbindet schönes Holz mit edlem Metall, und ich verwende lieber Naturfelle. Jedes Instrument ist neu und ein eigenes Abenteuer. Und bei mir war das Banjo tatsächlich Liebe auf den ersten Ton!"
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 28. Juni 2021 | 12:10 Uhr