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Auf "Transit" erzählt Florian Sievers Geschichten – über Zwischenmenschlichkeit, skaliert auf große Gesellschaftsthemen. Bildrechte: Frederike Wetzels

Neues AlbumWie klingt "Das Paradies"? – In Leipzig nach leichtfüßigem Indie-Pop

von Philipp Baumgärtner, MDR KULTUR

Stand: 03. Juni 2022, 04:01 Uhr

Denkt man an "Das Paradies", hat man üblicherweise blühende, naturelle Landschaften im Kopf. In diesem Fall ist "Das Paradies" aber kein utopischer Ort. Es ist ein Musikprojekt aus Leipzig - erfrischender Indie-Pop mit Texten, die in die Tiefe gehen. Diese Ambivalenz erzeugte Florian Sievers alias "Das Paradies" schon auf dem Debütalbum "Goldene Zukunft". Das neue Album "Transit" ist am 3. Juni erschienen und kommt deutlich elektronischer daher als sein Vorgänger.

2017 erschien mit "Goldene Zukunft" die erste Single von Das Paradies. Das gleichnamige Debütalbum traf 2018 in der deutschen Indieszene auf offene Arme – mit melancholischen Texten und einer poppigen Leichtigkeit. Mit einer ähnlichen Mischung versucht es Das Paradies auch auf der neuen Platte "Transit".

"Das Paradies" live hören(2020)

Wie klingt "Transit"?

Das neue Album ist elektronischer als sein Vorgänger. Die Musik bahnt sich häufig ihren Weg ausgehend von Klangcollagen, die Sievers "Stück für Stück aufeinanderschichtet", wie er sagt. Es habe ihm Spaß gemacht, immer wieder die "Grenze zwischen Geräusch und Musik auszuloten". Exemplarisch dafür ist das Stück "Rosa Luft", dass die meiste Zeit angenehm "wippt" und dann in der Bridge mit einem elektronischen Part und einer verzerrten und gepitchten Stimme bricht.

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Eine Parallele zu "Goldene Zukunft": Auch auf "Transit" wirkt die Musik zu keiner Zeit bemüht oder verkopft. Die Melodien fließen eingängig ins Ohr. Das Paradies schafft es dabei, musikalisch eine ganz eigene Note zu erschaffen, die man nur schwer in Schubladen stecken oder mit anderen Bands vergleichen kann.

"Transit" ist hauptsächlich in Florian Sievers' Proberaum in Leipzig-Plagwitz entstanden. Er hat die Songs aber immer wieder mit auf Reisen genommen. Bildrechte: Marco Sensche

Musikalische Leichtigkeit vs. Tiefe im Text

Was auffällt: Der Leichtigkeit in der Musik stehen tiefgehende Textzeilen entgegen. Ein bewusst eingesetzter Kontrast? "Die populärere Antwort wäre jetzt wahrscheinlich, dass ich mir sehr viel Gedanken mache über das Zusammenwirken von Form und Inhalt", sagt Sievers dazu selbst. "Es fällt mir nicht negativ auf. Vielleicht entsteht dadurch auch eine Reibung, die gut ist."

Vielleicht entsteht dadurch auch eine Reibung, die gut ist.

Florian Sievers

Reibung, die schon auf der ersten Platte "Goldene Zukunft" zahlreich vertreten war. Aber "es reibt" nicht nur. Es kann auch einfach eingängiger, schön formulierter Pop sein, wie im Song "Die Dinge, die wir uns heute sagten."

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Die Textarbeit ist bei Das Paradies gar nicht so weit entfernt von der musikalischen Entstehung der Songs. Ausgangspunkt sei auch hier häufig eine "Phrase, die ich irgendwo aufschnappe, die hängen bleibt und die ich nicht vergesse oder aufschreibe", sagt Sievers.

Ich denke, was ich denke, was du denkst – verkleidet als Mensch.

Das Paradies | Song: Verkleidet als Mensch

Solche Phrasen finden sich auf dem Album immer wieder, in Songtiteln wie "Verkleidet als Mensch", aber auch in den Refrains und Strophen der zehn Tracks. Häufig muss man die Songs ein zweites und drittes Mal hören, um sie sich zu erschließen. Das unterscheidet "Transit" von vielen anderen deutschsprachigen Pop-Produktionen, in denen mit abgedroschenen Phrasen nur so um sich geworfen wird. Hier ergibt irgendwie alles Sinn.

Live in "Das Paradies" eintauchen

Seit einigen Wochen probt Das Paradies als Band für die Livekonzerte. Dabei entdeckt Bandkopf Florian Sievers die Lieder immer wieder neu: "Für mich ist das eigentlich ein ganz gutes Zeichen, weil damit die Stücke für mich noch nicht entmystifiziert sind und so ihre Leerstellen oder Rätsel aufgeben."

Florian Sievers alias "Das Paradies" verbindet auf "Transit" musikalische Leichtfüßigkeit mit tiefgehenden Texten. Bildrechte: Frederike Wetzels

Wer das Paradies beim "Entmystifizieren" beobachten will, wird dazu die Gelegenheit haben. Drei Releasekonzerte sind im Juni geplant – in Hamburg, Leipzig und Berlin, bevor es im Herbst auf größere Tour geht.

Das Artwork zum Album hat die Künstlerin Ariane Spanier erstellt. Bildrechte: Ariane Spanier

Weitere Informationen zum Album "Transit"Nach "Goldene Zukunft" ist "Transit" das zweite Album von "Das Paradies".

Veröffentlicht wird "Transit" am 03.06. bei Grönland Records. Das Releasekonzert in Leipzig findet am 11. Juni in der NaTo statt. Support: Antonia Hausmann

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 07. Juni 2022 | 13:10 Uhr