Musik und Glauben Vom Leipziger Land ins Heilige Land: Gospel-Fans auf Israel-Reise

Die Konflikte in und um Israel sind immer noch groß und verschärfen sich aktuell sogar. Dennoch bleibt das Land vor allem für Gläubige ein Sehnsuchtsort – eben das gelobte Land. Maik Gosdzinski ist in Leipzig und dem Muldental als "Pop-Kantor" bekannt und beliebt. Mit begeisterten Gospel-Fans aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist er nun nach Israel gereist, um zu singen und gemeinsam ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen.

Eine Menschengruppe posiert vor einer Glasfront.
Drei Jahre nach der Idee konnte der Gospelchor nach Israel fliegen. Bildrechte: Maik Gosdzinski

Seit drei Jahren hat Maik Gosdzinski auf diesen Moment gewartet: in Tel Aviv aus dem Flieger zu steigen und gemeinsam mit Gleichgesinnten Orte in Israel zu besuchen, die für sie spirituell und musikalisch bedeutungsvoll sind. Der als "Popkantor" bekannte Kirchenmusiker sorgt sonst im Kirchspiel Muldental im Landkreis Leipzig für den guten Ton. Außerdem singt er im Duo "voice2souls" und leitet den Chor "Gospel Changes".

Nun agiert er als Reiseleiter und besucht gemeinsam mit fast 30 Menschen (aus dem Leipziger Land, aus Stadtroda und aus Magdeburg) das Heilige Land. Die Gruppe versteht sich aber nicht nur als Touristen. Die Idee: Gospelmusik mit Menschen und besonderen Orten verbinden.  

Gospel-Fans aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen unterwegs

Insgeheim hofft Maik Gosdzinski auf die Gelegenheit, spontan einen Gospel anzustimmen, um mit seiner singenden Reisegruppe Menschen in Israel zu faszinieren. Allerdings braucht es dafür Fingerspitzengefühl, denn die Sicherheitskräfte sehen es kritisch, wenn sich plötzlich Menschenansammlungen bilden. Das hat er schon im Vatikan in Rom erlebt. Dorthin führte im Herbst 2019 die erste Reise, die er für Gospel-Fans organisierte. In der Lateran-Basilika ein Lied anzustimmen oder einen Gospel in einer Katakombe zu singen, sei unvergesslich, erinnert der Kirchenmusiker. Nun hofft er, Vergleichbares in Israel erleben zu können.

Reise mit Musik

Singen werden die Gospel-Enthusiasten aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt mehrfach in Israel. Dafür hat Maik gesorgt. Bereits im Januar 2020 ist er in das Land geflogen, um gemeinsam mit der Reisemission Leipzig die Tour vorzubereiten. Die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass zwischen Idee und Verwirklichung drei lange Jahre lagen. Die Kontakte, die er damals knüpfen konnte, sollen nun dafür sorgen, dass alles glatt läuft und sich zu den touristischen Highlights auch musikalische gesellen.

Menschen sitzen mit Zetteln in der Hand im Kreis. Ein Mann mit schwarzem Hemd steht in der Mitte.
Weil sich der Chor für die Reise neu zusammengefunden hat, gab es auch Proben. Bildrechte: Maik Gosdzinski

Am Freitag soll es den ersten Auftritt des Patchwork-Gospel-Chors geben: eine öffentliche Probe in der Weihnachtskirche in Bethlehem. Zum Abschluss der Reise nehmen die Gospel-Pilger am Sonntag an einem Gottesdienst in der Jerusalemer Altstadt-Gemeinde teil. Gemeinsam einen Gospel singen – klingt einfach, hat aber seine Tücken, meint Maik. Schließlich sei es kein homogener Chor. Das Zusammenspiel und auch das Repertoire müsse man sich vor Ort erarbeiten.

In Israel Eindruck hinterlassen

Zur Gospelmusik gehört für den Kantor auch ein Klavier. Da aber für den Flug selbst ein E-Piano zu sperrig war, musste er improvisieren. Allerdings, sagt Maik augenzwinkernd, gäbe es doch das eine oder andere E-Piano im Land. Und da er jemanden kenne, der jemanden kennt, werde das schon funktionieren.

Menschen stehen auf einem hölzernen Schiff, die mit hebräischen Buchstaben beschrieben ist.
Die Reise ist eine Mischung aus Sight-Seeing und Konzert-Reise. Bildrechte: Maik Gosdzinski

Zur Organisation der Reise gehört auch, bestmöglich für die Sicherheit der Gruppe zu sorgen. Deshalb habe er den Besuch kritischer Orte, beispielsweise den Tempelberg, gar nicht erst geplant. In den Tagen vor dem Abflug habe er durchaus besorgte Anrufe von Mitreisenden erhalten. Meist konnte er durch einen Perspektivwechsel beruhigen: Die Menschen dort lebten trotz latenter Gefahr ihren Alltag, sagt Maik. Das gesellschaftliche Leben stehe nicht still. Und zur Wahrheit gehöre auch, dass in unserer Welt kein Ort mehr absolute Sicherheit biete. Bei jenen, die mit ihm die Reise antraten, überwiege ganz klar die Vorfreude auf unvergessliche Momente und Begegnungen. Und sicher wird die Gospel-Reisegruppe auch im Heiligen Land einen bleibenden Eindruck bei vielen Menschen dort hinterlassen.

Redaktionelle Bearbeitung: tsa

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