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Die Band Asathor bei einem Konzert in Magdeburg Bildrechte: Mirko Stockmann

ÜbersichtMetal in der DDR: Die wichtigsten Bands und was aus ihnen wurde

28. Juli 2023, 12:57 Uhr

Beim Wacken 2023 ist Iron Maiden Headliner. Die britische Band war schon in der DDR Vorbild für Heavy-Metal-Gruppen wie Biest, Blitzz, Formel 1, Macbeth und MCB. Diese bekamen in der DDR teilweise Auftrittsverbote – und wurden von ihren Fans verehrt. Wer die wichtigsten Bands waren, wie sie den Ost-Metal mit ihrer Musik prägten und wie ihre Geschichte nach dem Ende der DDR weiter verlief, erfahren Sie hier.

von Götz Hintze, MDR KULTUR

Babylon – Heavy Rock aus Berlin

Babylon war bereits in den 70er-Jahren erfolgreich. Mit dem Hard-Rock-Song "Dshigitenlegende" hatten die seit Jahren in verschiedenen Konstellationen im DDR-Rock aktiven Musiker 1976 einen ersten Erfolg. Nach zahlreichen Umbesetzungen – einzige Konstante war Bandchef Dieter Wiesjahn – entwickelte man sich in den 80er-Jahren zu einer viel beachteten Heavy-Rock-Band, die mit "Dynamit" (1988) sogar ein Album veröffentlichen konnte.

Zu Wendezeit kam es zur Trennung. Es gab keine weiteren Aktivitäten unter dem Signum Babylon. Dieter Wiesjahn verstarb 2012.

Berluc – Gestandene Rocker von der Küste

Dass auch Bands, deren Mitglieder teilweise der Elterngeneration der Fans angehörten, anerkannt waren, bewies Berluc. Bereits Anfang der 60er-Jahre ursprünglich als Jazzband gegründet, wendete sich die in Rostock ansässige Gruppe mit Mitgliedern aus BERlin und LUCkenwalde ab 1974 der Rockmusik zu. Nach dem ersten großen Erfolg "Hallo Erde – hier ist Alpha" erschien mit "Reise zu den Sternen" 1979 ein Space-Rock-Album. In den 80er-Jahren war das Ensemble um Dietmar Ränker (Schlagzeug, geboren 1939) in wechselnden Besetzungen ein Aushängeschild des DDR-Hard-Rock.

Berlucs Name setzte sich aus den Anfangsbuchstaben der Städte zusammen, aus denen sie kamen: Berlin und Luckenwalde. Bildrechte: IMAGO / Gueffroy

Nachdem sich BERLUC zur Wende aufgelöst hatte, kam es 1993 zu einem Comeback. Seitdem spielte man regelmäßig live und produzierte vereinzelt neue Titel.

Biest – Brandenburger Thrash-Legende

1985 gegründet, orientierte sich die Jüterboger Band an Slayer, Grave Digger oder Metallica. Schnell erreichte man eine hohe Live-Akzeptanz, was dazu führte, dass man 1986 zur "Besten Amateur-Heavyband der DDR" gewählt wurde. Bis zur Wende gab es einige Rundfunkproduktionen, von denen 1989 eine Quartett-Single beim staatlichen Label "Amiga" erschien.

Biest schaffte es sogar, Musik beim staatlichen Label Amiga zu veröffentlichen. Bildrechte: Biest - Grab im Moor

Nach häufigen Umbesetzungen und stilistischen Korrekturen löste sich die Gruppe im Jahr 2000 auf. Die Ausstellung "Biest – Harte Klänge aus der DDR" über den Werdegang der brandenburger Thrash-Legende wurde am 20. Oktober 2013 im "Stadt- und Technikmuseum" Ludwigsfelde eröffnet.

Blackout – Die "Madhouse"-Gang

Blackout aus Berlin zählten zu den ganz jungen Vertretern der Szene. Stilistisch orientierten sie sich unter anderem an Slayer, Metallica, Anthrax oder Celtic Frost. Man lebte drei Jahre zusammen in einem Berliner Einfamilienhaus, in Fankreisen "Madhouse" genannt, welches ein Szenetreffpunkt wurde. Von den Behörden beobachtet und an verschiedenen Orten mit Spielverboten belegt, konnte man trotzdem 1987 für den "DDR-Rundfunk" zwei Titel produzieren.

Drei Patches mit der Aufschrift "Blackout 666" Bildrechte: Blackout

Nach Ausreiseanträgen von einigen Musikern löste sich Blackout Anfang 1989 auf. 1990 gründeten einige Mitglieder die im Underground hoch angesehene Band Depressive Age.

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Blitzz/Prinzz – Von einer Teenieband zur Metal-Institution

… wenn auch nur für kurze Zeit. Die Erfurter Band Prinzz wurde 1982 gegründet und war ein Vertreter der DDR-Variante der "Neuen Deutschen Welle". Vor allem ihr Song "Ich steh auf DT64" wurde ein Erfolg. Nachdem es 1986 einige Besetzungswechsel gab, orientierte man sich nun erfolgreich in Richtung Hardrock/Heavy Metal. 1989 kam es zur Umbenennung in Blitzz.

Die Band Blitzz vor dem VEB Metallbetrieb in Erfurt, der Stadt, aus der die Band auch stammte. Bildrechte: Bayerischer Rundfunk

Auch nach der Wende sah es so aus, als ob Blitzz eine erfolgreiche gesamtdeutsche Karriere bevorstehen könnte. Anfang 1990 unterschrieb die Band beim Metal-Label "Steamhammer" einen Vertrag. Es erschien das Mini-Album "Do The Blitzz". Nach Streitigkeiten mit der Plattenfirma, erfolglosen Verhandlungen mit anderen Labels und internen Meinungsverschiedenheiten löste sich die Band 1993 auf. Frontfrau Kerstin Radtke sang in der Folgezeit in verschiedenen Konstellationen. Bassist Jens Hellmann machte ab Mitte der 90er-Jahre als Vicki Vomit Karriere. Gitarrist Thomas Feiler spielte zunächst in der Band von Vicki Vomit mit und war dann Produzent und Musiker für verschiedene Musiker.

Formel 1 – New Wave of "Berlinisch" Heavy Metal

Mundart-Rock war in der DDR eher eine Seltenheit. In Thüringen interpretierten Bromm Oss zum Beispiel ihre eigenen Titel in Lauschaer Mundart und hatten einige regionale Aufmerksamkeit. DDR-weit für Aufsehen sorgten allerdings Formel 1, die den Großteil ihrer Produktionen im Berliner Dialekt vortrugen – und das im Stil der "New Wave of British Heavy Metal". Die Mitglieder dieser 1981 gegründeten Band hatten schon vielfältige Erfahrungen in den 70er-Jahren gesammelt. Formel 1 wurde zur Speerspitze des DDR-Heavy-Metal. Die 1986 erschienene und im "Stahl- und Walzwerk Wilhelm Florin" Hennigsdorf aufgenommene LP "Live im Stahlwerk" war auch Jahrzehnte nach dessen Erscheinen ein beliebtes Sammlerstück.

Die Heavy-Metal-Band Formel 1 machte sich mit ihrem Heavy Metal im Berliner Dialekt einen Namen. Bildrechte: Formel 1

Nach Ausreiseanträgen einiger Musiker löste sich Formel 1 im Jahr 1987 auf. 1999 kam es zu einem kleinen Comeback, das aber nicht weitergeführt wurde. Auf dem Boizenburger Label "Immortal Vinyl Records" erschien 2008 die Fünf-LP-Box "Edelrocker" mit den im "DDR-Rundfunk" produzierten Songs der Band.

Hardholz – Metal aus Thüringen

Thüringen verband man in der DDR-Musikszene vor allem mit Bluesbands, die seit den 70er-Jahren vielfach hochgelobt wurden. Dass Heavy Metal auch dort seine Daseinsberechtigung hatte, bewiesen Hardholz aus Tambach-Dietharz, die 1983 gegründet wurden. Man orientierte sich an Iron Maiden, Motörhead, Accept, Judas Priest, Scorpions, später auch an Metallica und Testament und hatte einige Rundfunkproduktionen, Fernsehauftritte und auch zwei Tourneen durch Polen.

Hardholz aus Thüringen orientierten sich mit ihrem Sound an Iron Maiden, Motörhead und später auch Metallica. Bildrechte: Hardholz

Nach der Wende existierte die Gruppe mit verschiedenen personellen Wechseln bis 1997 weiter. 2013 entschlossen sich die Gründungsmitglieder mit zwei neuen Musikern zu einer Reunion.

Bildergalerie Heavy Metal in der DDR – Bands, Fans und Konzerte

Gitarren wie diese in typischer Heavy-Metal-Form waren eindrucksvoll für die Fans. Bildrechte: Mirko Stockmann
Die Lautsprechtürme waren gigantisch und sorgten für die entsprechende mitreißende Soundkulisse. Bildrechte: Mirko Stockmann
Information über das Spielverbot der Band Prinzz im Kreis Worbis, datiert auf den 22. Februar 1989. Bildrechte: Kerstin Radtke
Asathor bei einem Auftritt 1989 in ihrer Heimatstadt Magdeburg. Bildrechte: Mirko Stockmann
Feuerstein aus Halle hatten einen Trumpf mit ihrem Sänger, der ähnelte optisch und stimmlich Lemmy Kilmister, dem Sänger und Bassisten der britischen Kultband Motörhead. Bildrechte: Feuerstein, Tommy Silbersack
Die Band Stellung 43 bei ihrem Auftritt am 1. Mai 1990 am Weißen Haus, Magdeburg. Auf dem T-Shirt steht der Name der westdeutschen Metal-Band Accept und darunter von Hand geschrieben "Commercial Shit". Bildrechte: Mirko Stockmann
Das Weiße Haus in Magdeburg war der Jugendclub der Bauarbeiter und bewarb so das Heavy-Metal-Open-Air vom 10. September 1989. Bildrechte: Mirko Stockmann
Bassist Behle von der Band Stellung 43 im Jahr 1990. Die Band ist aus Asathor entstanden. Bildrechte: Mirko Stockmann
Gitarrist Poldi von Stellung 43 Bildrechte: Mirko Stockmann
Schlagzeuger Daniel Szwillus von Stellung 43 Bildrechte: Mirko Stockmann
Das Publikum erschien zahlreich beim Heavy-Metal-Open-Air am 1. Mai 1990 am Weißen Haus, dem Magdeburger Jugendclub der Bauarbeiter. Bildrechte: Mirko Stockmann
Heavy Metal kann auch Generationen verbinden. (Auftritt 10. September 1989 am Weißen Haus, Magdeburg) Bildrechte: Mirko Stockmann
Die Bühne am Weißen Haus war nicht sehr groß, der Kontakt zu den Fans sehr nah. Bildrechte: Mirko Stockmann
Bei den Open Airs am Weißen Haus Magdeburg saßen immer viele faszinierte Kinder sehr dicht an der Bühne. Bildrechte: Mirko Stockmann
Sonne, Bier und Heavy Metal Bildrechte: Mirko Stockmann
Drummer Sven Leuffert von Asathor Bildrechte: Mirko Stockmann
Auch die Band Melissa trat am 10. September 1989 am Weißen Haus in Magdeburg auf. Bildrechte: Mirko Stockmann
DIe Kinder zeigten sich fasziniert von der ungewohnten Musik, die Lautstärke schien ihnen nichts auszumachen. Bildrechte: Mirko Stockmann
Feuerstein aus Halle waren von 1984 bis 1989 aktiv. Bildrechte: Feuerstein, Tommy Silbersack
Am 10. September 1989 fanden sich am Weißen Haus, Magdeburg zahlreiche Fans der Metalmusik zusammen. Bildrechte: Mirko Stockmann
Das Aussehen spielte auch für Heavy-Fans eine entscheidende Rolle. Leder- oder Jeansjacken wurden mit Patches der Lieblingsbands verziert. Bildrechte: Mirko Stockmann
Ledermützen, wie diese hier bei der Band Rocket, waren sehr beliebt, teilweise trugen die Metaller Lokführer-Schirmmützen. Bildrechte: Mirko Stockmann
Das Maskottchen des Jugendclubs der Bauarbeiter. Bildrechte: Mirko Stockmann
Das Publikum vor der Bühne ist hier nahezu vollständig männlich. Bildrechte: Claudia Bamberg
Die Band Rocket stammte aus Halberstadt. Bildrechte: Mirko Stockmann
Imposant waren die riesigen Lautsprechertürme, mit denen der harte Metalsound auf das Publikum losgelassen wurde. Bildrechte: Mirko Stockmann
Asathor hatten eine offizielle Einstufung als "Amateurband der Mittelstufe". Bildrechte: Mirko Stockmann
E-Gitarren wie diese werden ihrer Form wegen bis heute als Heavy-Metal-Gitarren verkauft. Bildrechte: Mirko Stockmann
Lange Haare waren für die meisten Metalmusiker Pflicht, auch für die Band M.A.D. Bildrechte: MAD
Kerstin Radtke mit ihrer Band Blitzz Bildrechte: Kerstin Radtke
Heavy-Metal-Fans schienen eine Vorliebe dafür zu haben, für Fotos in einem wilden Durcheinander auf dem Boden zu liegen ... Bildrechte: Claudia Bamberg
... auch hier liegen Fans quer durcheinander. Bildrechte: Claudia Bamberg
Werbeblatt: "Prinzz, das sind 90 Minuten knallharte Rockmusik in sehr gutem Sound und mit vielen Höhepunkten. Neben unseren eigenen Funkproduktionen spielen wir auch Coverversionen von internationalen Hits z.B. von Alice Cooper und Anthrax." Bildrechte: Bayerischer Rundfunk
Die Band Blitzz. Was ist passender für ein Bandfoto einer Metalcombo, als die Firma VEB Metallaufbereitung Erfurt, Produktionsbereich Schwarzmetall. Bildrechte: Bayerischer Rundfunk
Hinter der Bühne am Weißen Haus des Clubs der Bauarbeiter Magdeburg standen Plattenbauten. Bildrechte: Mirko Stockmann
Verspielgelte Sonnenbrillen wie diese waren 1988 ein Hingucker und Statussymbol. Bildrechte: Mirko Stockmann
Und auch die Nebelmaschinen durften nicht fehlen. Bildrechte: Mirko Stockmann
Für die Magdeburger Band Asathor war der Auftritt am Weißen Haus Magdeburg 1988 ein Höhepunkt der Bandgeschichte. Bildrechte: Mirko Stockmann
Wilde Begeisterung der langhaarigen Metalfans. Bildrechte: Claudia Bamberg
Die Band M.A.D. aus Bad Dürrenberg Bildrechte: MAD
Vor allem die Gtarren zogen die Blicke der Fans auf sich. Bildrechte: Mirko Stockmann
Für den treibenden, harten Metalsound war aber auch das Schlagzeug elementar. Bildrechte: Mirko Stockmann
Heavy-Metal und Bier, das ist eine nahezu untrennbare Einheit. Bildrechte: Mirko Stockmann
Bandfoto von M.A.D. auf einem Friedhof. Bildrechte: MAD
Medusa bei ihrem Auftritt 1988 am Weißen Haus Magdeburg. Die Fans imitierten ihre Idole, beispielsweise beim Luftgitarrenspiel. Bildrechte: Mirko Stockmann
Auch bei Medusa stand eine Frau am Mikrofon, eine Seltenheit in der damaligen Metal-Szene. Bildrechte: Mirko Stockmann
Inmitten der erwachsenen Fans ließen sich auch zwei kleine Kinder vom Metalsound mitreißen. Bildrechte: Mirko Stockmann
Metalfans 1988. Der bis heute populäre Metalgruß aus abgespreiztem kleinem und Zeigefinger war auch damals in der DDR ein Erkennungszeichen. Bildrechte: Mirko Stockmann
Das Heavy-Metal-Open-Air in Magdeburg 1988 Bildrechte: Mirko Stockmann
Feuerstein nahmen verschiedene Songs fürs DDR-Radio auf, ihr Titel "Teufelsbraut" ist auch heute noch populär. Bildrechte: Feuerstein, Tommy Silbersack
Die Haarlänge der weiblichen und männlichen Fans war ähnlich. Bildrechte: Claudia Bamberg
Die Bands imitierten den Look ihrer musikalischen Vorbilder: mit Schminke, Streifenhosen, Tüchern und Nietenarmbändern. Bildrechte: Mirko Stockmann
Magdeburg, Open-Air am Weissen Haus 1988. Bildrechte: Mirko Stockmann
Eine USA-Fahne als T-Shirt wurde von den DDR-Offiziellen vermutlich nicht gerne gesehen. Bildrechte: Mirko Stockmann
Aus diesem Fass tropfte bestimmt keine Fassbrause. Bildrechte: Mirko Stockmann
Für den guten Sound war auch ein technischer Aufwand notwendig, der in der DDR gewaltige Geldsummen kostete. Bildrechte: Mirko Stockmann
Breitbeinig und mit Totenkopf, so vermittelt die Band M.A.D. Coolness. Bildrechte: MAD

Macbeth – Verbote, Tragödien, Wiederauferstehung

Viele Metalbands waren in den 80er-Jahren staatlichen Repressalien ausgesetzt. Besonders hart traf es Macbeth aus Erfurt. Die 1985 gegründete Band hatte in der DDR nie die Möglichkeit, Produktionen in den staatlichen Medien zu veröffentlichen, obwohl sie im Livesektor zu den wichtigsten Heavy-Metal-Bands der DDR zählten. Permanente Probleme mit den staatlichen Stellen begannen bereits während eines Konzertes 1986 im Erfurter "Stadtgarten", als die Polizei der Band eine Zugabe verweigerte. Nachdem es aus diesem Grund zu Ausschreitungen des Publikums kam, erhielt Macbeth Spielverbot auf unbestimmte Zeit, benannte sich in Caiman um und spielte in veränderter Besetzung weiter.

Macbeth aus Erfurt hatten in der DDR mit Auftrittverbot zu kämpfen. Bildrechte: Macbeth

Nachdem sich der neue Sänger nach einem Gefängnisaufenthalt erhängte, trennte sich die Gruppe Ende 1989. Es kam 1993 zu einem kurzen Comeback, das mit dem Selbstmord des Schlagzeugers schnell endete. Erst ab 2004 arbeitete man konstant weiter und veröffentlichte mehrere von der Fachpresse gelobte Alben.

MCB – Erst Motörhead dann Thrash- und Speedmetal

Viele DDR-Bands hatten Ersatzfunktionen für die westlichen Originale. So galt die 1983 in Magdeburg gegründete Band MCB in frühen Jahren als Motörhead des Ostens. Nachdem Sebastian Baur Gitarre und Gesang übernahm, orientierte man sich an Thrash- und Speedmetal und war im Livesektor sehr gefragt.

MCB aus Magdeburg galten als Motörhead des Ostens. Bildrechte: MCB

Nach der Wende existierte MCB mit einigen Umbesetzungen unter der Federführung von Gründungsmitglied Mike Demnitz kurze Zeit weiter. Im Jahr 2000 kam es zu einem kleinen Comeback. Offiziell wurde die Band nie aufgelöst, und in größeren Abständen ist MCB live zu sehen. Sebastian Baur ist seit 1996 als Buzz Dee Gitarrist von Knorkator. Mike Demnitz agierte viele Jahre live als Bassbomber.

Metall – Der Überraschungshit "Easy Rider"

1982 in Berlin gegründet, gelang Metall 1987 mit "Easy Rider" ein großer Hit. In der Wertungssendung "Beatkiste" standen sie 15 Wochen mit dem etwas plakativen Song auf Platz 1.

1990 benannte man sich in Headless um und löste sich bereits 1991 auf. Bandchef Sven Rappoldt ist heute Eigentümer vom Berliner "Rockcafe Halford", benannt nach seinem großen Vorbild Rob Halford, dem Frontmann von Judas Priest. Im Dezember 2013 kam es im Berliner Metalclub "Blackland" zu einem Comeback von Metall. Als einziges altes Bandmitglied stand Rappoldt auf der Bühne. Inzwischen arbeitet die Band an ihrem dritten Album seit der Neugründung.

Bildergalerie Heavy Metal in der DDR – Patches, die Aufnäher der Bands

Die Erfurter Band Macbeth wurde 1986 verboten, ein Jahr nach ihrer Gründung. Bildrechte: Macbeth
Berluc erreichten 1983 mit dem Song "No Bomb" den ersten Platz der DDR-Charts. Der Name Berluc steht für die Anfangsbuchstaben der Herkunftsstädte der Gründungsmitglieder BERlin und LUCkenwalde. Bildrechte: Berluc
Feuerstein aus Halle/Saale waren ab Mitte der 80er-Jahre aktiv. Gitarrist und Sänger Sven "Lemmy" Büttner begeisterte die Fans mit seiner optischen Ähnlichkeit mit Motörhead-Sänger Lemmy Kilmister. Bildrechte: Feuerstein
Macbeth – Patch in Biker-Ästhetik Bildrechte: Macbeth Backshape Jinished
Formel 1 sangen deutsche Texte in Berliner Mundart. Sie nahmen das erste Heavy-Metal-Album der DDR auf, das 1986 unter dem Titel "Live im Stahlwerk" erschien. Bildrechte: Formel 1
Hardholz aus Tambach-Dietharz Bildrechte: Hardholz
Die Berliner Band Metall spielte Power Metal. Bildrechte: Metall Final
Macbeth ist im Metal-Bereich eine Kultband Bildrechte: Macbeth
Panther aus Merseburg nahmen 1988 für den DDR-Rundfunk den Titel Höllenfeuer auf. Bildrechte: Panther
Rochus, eine Thrash Metal-Band aus Erfurt Bildrechte: Rochus Haunted
Argus aus Zwickau spielten zunächst gecoverte Blues- und Rockmusik, ab Mitte der 80er-Jahre jedoch Thrash Metal. Bildrechte: Argus
Biest aus Jüterbog wurden in einer Umfrage 1986 zur "Besten Amateur-Heavyband der DDR" gekürt. Bildrechte: Biest - Grab im Moor
Nach einem Auftritt der Band Macbeth wurde ihnen 1986 polizeilich verboten, eine Zugabe zu spielen, danach kam es zu Randalen. Bildrechte: Macbeth
Blackout aus Berlin erreichten eine offizielle Einstufung als "Amateurband der Oberstufe". Bildrechte: Blackout
Formel 1 legten Wert auf eine beeindruckende Bühnendekoration, beispielsweise als Tropfsteinhöhle oder Burg. Bildrechte: Formel 1
Ein Patch zum Hinweis auf die Webseite Ostmetal.de – Heavy Metal aus dem Osten Bildrechte: Ostmetal.de
Formel 1 spielten beim DDR-linientreuen "Rock für den Frieden", zwei Bandmitglieder stellten später jedoch dennoch Ausreiseanträge. Bildrechte: Formel 1
B.G.T. steht für Brutal Glöckel Terror, die Band kommt aus Magdeburg Bildrechte: BGT
Blitzz begannen mit Popmusik wie "Ich steh auf DT 64", bevor sie sich Mitte der Achtziger härteren Klängen zuwandten. Bildrechte: Blitzz
Schon der Bandname Barbarossas Rhabarber Barbaren (BRB) zeugt vom Humor der Band aus Plauen. Bildrechte: BRB
Merlin, gegründet 1986 in Berlin, spielten melodischen Speed-Metal Bildrechte: Merlin
Viper aus Luckenwalde Bildrechte: Viper
Die Band Moshquito hieß ursprünglich Argus, nannte sich jedoch u.a. aufgrund von Auftrittsverboten in Moshquito um. Sie bekamen jedoch auch unter dem neuen Namen Probleme. Bildrechte: Moshquito
Moshquito spielten Titel wie "Saufen schmeckt gut". Bildrechte: Moshquito
Merlin, inspiriert vom mythenumwobenen Magier Bildrechte: Merlin
MCB aus Magdeburg, der Bandname basiert auf den Anfangsbuchstaben der Bandmitglieder Mike, Charlie und Bernd. Bildrechte: MCB
Aufkleber und Kassettenhülle von M.A.D. aus Bad Dürrenberg Bildrechte: MAD
Bei einer Einstufung in der DDR wurde der Sound der Metalband M.A.D. von der unwissenden Jury als Free Jazz bezeichnet. Bildrechte: MAD
M.A.D. T-Shirt mit obligatorischem Totenschädel Bildrechte: MAD
Bei diesem Auftritt im Juni 1990 lag die DDR in ihren letzten Zügen. Bildrechte: MAD

Prinzip – Die Vorreiter des Heavy Metal der 80er-Jahre

Jürgen Matkowitz war eine Institution der frühen DDR-Rockmusik. Der Gitarrist spielte in bekannten Bands, ehe er 1974 das Trio Prinzip gründete. Eindeutig auf Hard Rock ausgelegt, entstanden in den ersten Jahren Songs, die die Gruppe als Vorreiter des Heavy Metal der 80er-Jahre erscheinen lassen. Im Laufe der Zeit gestaltete Matkowitz Prinzip personell häufig um. Man entwickelte sich zu einer Formation, die wenig von ihren rockigen Anfängen beibehielt.

In der Band Prinzip sang von 1982 bis 1986 Ralf Bursy, der später solo mit leichter Popmusik erfolgreich wurde. Bildrechte: IMAGO / Gueffroy

1990 löste sich Prinzip auf. Matkowitz arbeitete seit den 90er-Jahren auf dem Multimedia- und Pyrotechnikgebiet. Außerdem betreute er in seinem Moskauer Tonstudio in dieser Zeit die Elite der russischen Heavy-Metal-Szene.

Regenbogen – Vom Hard Rock zum Heavy Metal

1977 gegründet, hatte die Amateurband Regenbogen vor allem mit Hard-Rock-Klassikern live eine große Fangemeinde. Es folgten erste Rundfunkproduktionen, von denen die Ballade "Du machst mich verliebt" 1978 der größte Erfolg war. Frontmann Ralf Bursy wurde Profi. Dies hatte letztlich zur Folge, dass sich ein fast komplett neues Line-up herausbildete. Stilistisch orientierte man sich nun an der "New Wave of British Heavy Metal" und galt als bedeutende Talentschmiede der ostdeutschen Metal-Szene.

Nach der Auflösung 1985 entstand aus ehemaligen Mitgliedern von Regenbogen und Countdown die Band Pharao. Nach der Wende verdingte sich der erste Frontmann Ralf Bursy als Produzent und veröffentlichte erfolglose Singles, ehe er sich komplett aus dem Musikgeschäft zurückzog. Er starb Anfang 2022.

Autor Götz Hintze im Kurzporträt

Der 1961 geborene Götz Hintze arbeitete seit 1983 im "DDR-Rundfunk" als Musikdokumentar. Er war dort bis 1991 verantwortlich für die Erschließung von DDR-Unterhaltungsmusik. Nach der Fusion von "Deutschlandsender Kultur" und "RIAS" ist er seit 1994 beim "Deutschlandradio" tätig. Hintze ist Autor des "Rocklexikon der DDR" sowie Autor und Herausgeber des "Munzinger Pop Archiv".

Redaktionelle Bearbeitung: op

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 19. November 2022 | 18:05 Uhr