ErinnerungKlaus Renft: Wie ein Musiker aus Jena die DDR aufmischte
Seine Bands, unter anderem die Klaus Renft Combo, waren Legenden der DDR-Rockmusik, obwohl oder gerade weil sie immer wieder verboten wurden. Am 30. Juni vor 80 Jahren wurde Musiklegende Klaus Renft in Jena geboren.
In dem Bestseller "Der Markisenmann" von Jan Weiler fährt ein Vertreter durchs Ruhrgebiet und versucht, seine bunt-gestreifte Ware loszuwerden. Dabei hört der Protagonist auf seinen Touren durch den Westen Ostrock von den Puhdys, City - und vor allem von Renft.
Das Buch rückt die DDR-Kultband aus Leipzig wieder ins Bewusstsein der Menschen. Zu Recht. Von seinen Fans wurde Klaus Renft geradezu vergöttert. Einer, der in den Sechzigern mit den Butlers noch brav im Anzug Beat gespielt hatte. Und der sich dann in einen charismatischen Klischee-Rock'n'Roller verwandelte. Mit langer Matte, Fellmantel und einer Vorliebe für Whiskey. Eine seiner Lebensgefährtinnen erinnerte sich im "Spiegel" an Renft: "Er spielt nicht gut Bass und wurde doch zu einem der größten Rockstars der DDR. Er ist nicht sexy und kann sich vor Weibern kaum retten. Er interessiert sich nicht für Politik und wurde zum Staatsfeind."
Klaus Renft Combo in DDR verboten
Ein Rock-Song über Republikflucht, sehr direkt und unverschlüsselt – natürlich ein Tabuthema in der DDR: Die "Rockballade vom kleinen Otto" führt dazu, dass der "Tanzmusikformation die Spielerlaubnis entzogen" wird, wie es offiziell heißt. Im September 1975 wird die Band wegen "Beleidigung der Arbeiterklasse und Diffamierung der Staatsorgane" in der DDR verboten.
Es gab in der DDR eine Schicht von Funktionären, die hatten einfach davor Angst, dass sie eine Bewegung nicht kontrollieren können. Vor dieser Freiheit hatten sie Schiss – und wir waren die Opfer.
Klaus Renft
Die Musiker müssen ihre geliehene Verstärkeranlage und ihre Zulassungen zurückgeben. Sämtliche Songs verschwinden aus den Rundfunk- und Fernseh-Archiven. Aber im Untergrund macht die Klaus Renft Combo weiter. Zumindest für ein halbes Jahr. Dann verlässt ihr Frontmann die DDR. Eine erzwungene Ausreise.
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Klaus Renft: Ein Ostrocker im Westen
In West-Berlin arbeitet Renft als Tonmeister am Renaissance-Theater und lebt in einer Schöneberger Altbauwohnung. Aber richtig glücklich wird er hier nicht. "Der Westen war schlimmer als die DDR, die war wenigstens noch ein Abenteuerspielplatz", sagte Renft 1998. Da war er längst wieder in den Osten zurückgekehrt und hatte mit seiner neuen, alten Combo umjubelte Konzerte gegeben.
Der Westen war schlimmer als DDR, die war wenigstens noch ein Abenteuerspielplatz.
Klaus Renft
Klaus Jentzsch, wie er eigentlich hieß, starb bereits 2006 mit 64 Jahren an Krebs. Aber seine Musik zwischen Poesie und Protest bleibt unvergessen. In Leipzig wurde eine Straße nach ihm benannt. Und dann ist da ja auch noch der Markisenmann. Am 30. Juni 2022 wäre Klaus Renft 80 geworden.
Veranstaltungshinweis zu Klaus Renft"Rudolstädter Sommer: 80 Jahre Klaus Renft"
Andreas Schirneck mit einer Hommage mit Musik und Gespräch
Wo:
Stadtbibliothek
Schulplatz 13
07407 Rudolstadt
Wann:
30.06.2022, 19 Uhr
Eintritt:
5 Euro
Der Thüringer Musiker Andreas Schirneck zeigt selten gezeigte Fotos und Originaldokumente aus dem Privatarchiv in der Stadtbibliothek Rudolstadt. Im Wechsel spielt Schirneck ausgewählte Stücke und erzählt nebenbei skurrile Geschichten, aus dem Leben Klaus Renfts.
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 30. Juni 2022 | 06:40 Uhr