Neues AlbumPoetisch-philosophischer Deutschpop aus Leipzig: Laura Liebeskind ergründet "Das Glück"
Laura Liebeskind ist eine sehr vielseitig begabte Musikerin. Sie arbeitet fürs Leipziger Theater der Jungen Welt und das Krystallpalast Variété, sie schreibt Musik für Werbeclips und hat mit "Bei Hempels aufm Sofa" eine eigene Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Als wäre das nicht genug, studierte sie zuletzt noch Philosophie, nach Politik und Germanistik. Ausgebildet in Gesang, Tanz, Schauspiel und Musiktheater ist sie bereits. Kein Wunder, dass ihre Suche nach dem "Glück" so facettenreich ist.
"Mann, vor mir waren so viele Frauen, die haben so hart erkämpft, dass ich jetzt ein anderes, freieres Leben mit mehr Glücksoptionen leben darf", stellt Musikerin Laura Liebeskind fest und widmet dem Glück gleich ein ganzes Album. So heißt es in ihrem Song "Glücklich" etwa: "Ich leb' an diesem Ort in diesen Breiten. In keinem andern Land, zu keinen andern Zeiten. Ein Herz, das schlägt, mein Geist darf sich entfalten. Das ist ein Privileg und das sollten wir erhalten."
Thematisch vom Kleinen ins Große
Dankbarkeit und Reflexion spiegeln sich in ihren Texten wider, in denen sie sich thematisch vom Kleinen ins Große vorarbeitet. Von der Selbstliebe bis zur Demokratie, von ihrer Großmutter bis zu Clara Schumann, vom kleinen französischen Dorf am Lande bis ins Weltall. Und vom Weltall aus betrachtet scheinen manche Dinge, wie zum Beispiel eine schlecht geratene Frisur, eigentlich gar nicht so bedeutsam. Im lauten und punkrockigen Song "Frise (alles scheißegal)" gehe es nämlich darum, dass man manche Fehler machen müsse, um daraus zu lernen, so Laura Liebeskind. Und hin und wieder sei es hilfreich, die Dinge nicht ganz so ernst zu nehmen: "Ich bin ja eher so eine Vorsichtige und Tiefsinnigere. Aber manchmal kann man sich auch zu viele Gedanken machen und dann nützt so ein 'Alles scheißegal'-Song auch mal was."
Zwischen Indiepop und Chanson
"Frise (alles scheißegal)" fällt mit seinem Schimmer 'Neue Deutsche Welle' musikalisch etwas aus dem Raster, denn die anderen Songs des Albums verorten sich irgendwo zwischen Singer-Songwriter, Indiepop und Chanson. Darin verbindet die Leipziger Musikerin intime Gitarrenklänge mit opulenten Orchester-Arrangements, Background-Gesängen oder pulsierenden Synthesizern. Zusammengehalten von ihrer strahlenden und hin und wieder gefühlvoll zerbrechlichen Stimme.
"Das Glück" ist gespickt mit einer Vielzahl philosophischer und politischer Referenzen, zum Beispiel auf Rosa Parks, Nietzsche oder Aristoteles. Eine Theorie über die Seele und das Glück des Leipziger Philosophen Gottfried Leibniz verpackt die vielseitig begabte Künstlerin im Song "Seelentier".
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Poetischer Deutschpop
Geschickt spielt Laura Liebeskind mit Hörerwartungen und verwandelt einige Songs, die auf den ersten Blick wie klassische Liebeslieder scheinen, in eine Liebeserklärung an sich selbst oder einen herzzerreißenden Trennungssong von keiner Geringeren als der Demokratie. Denn hinter "Ich liebe Dich, D…!" versteckt sich nicht der Name eines Verflossenen, sondern eine wichtige Einsicht für die Singer-Songwriterin: Vieles werde für selbstverständlich gehalten, was nicht selbstverständlich sei. Wie die Demokratie. So heißt es in der letzten Zeile des ausdrucksstark mit Streichern, Blechbläsern, Glocken und Pauken arrangierten Songs:
Denn jetzt ist unsre Liebe fast kaputt und ich steh’ hier, trag selbst Schuld daran. Ich hoffe, wir trennen uns nie, denn ich liebe dich, Demokratie.
Laura Liebeskind | Aus dem Song "Ich liebe Dich, D…!
"Das Glück" ist ein feministisch-philosophisches Eintauchen in den Geist der Musikerin. Ein poetisches Deutschpop-Album, das mit Leichtigkeit eine vielfältige Klangwelt erschafft, die zum Verweilen und Genießen einlädt. Mit inhaltlichen Botschaften, die aufhorchen lassen.
Weitere Informationen zum Album "Das Glück""Das Glück. Fun ist eine Stahlbad" ist das zweite Album von Laura Liebeskind und der erste und deutschsprachige Teil eines Doppelalbums.
Der zweite Teil "Eudaimonia" enthält neue Songs auf Englisch und Französisch und wird am 23. November 2022 2022 veröffentlicht.
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 25. April 2022 | 07:40 Uhr