Neue EPMusik geprägt durch Arbeit in Geflüchteten-Camps: Die Leipziger Sängerin Thea Klar
Die Leipziger Sängerin Thea Klar verarbeitet auf ihrer aktuellen EP "Willkommen im Wartezimmer zu meiner Therapie" ihre Erlebnisse als Helferin in einem Lager für Geflüchtete auf Lesbos. Mit ihrer Musik, egal ob als Pop-Rock-Solointerpretin oder mit ihrer feministischen Soul-Popband "Kalimera", will die Sängerin auch immer Hoffnung vermitteln.
Die Musikerin Thea Klar lebt in Leipzig und hat gerade ihre zweite EP "Willkommen im Wartezimmer zu meiner Therapie" veröffentlicht. Mit ihrem melodischen Pop-Rock will die Musikerin Zeichen in gleich mehrfacher Sicht setzen. Ihre Songs sind sowohl persönlich, als auch politisch.
In Leipzig lebt die 32-jährige Sängerin allerdings erst seit wenigen Wochen. Aufgewachsen ist sie in einem Dorf in der hessischen Gemeinde Edertal. Inklusive großer Familie, vielen Haustieren und viel Musik, sagt Klar, das habe sie "zusammengeschweißt und zusammengepfercht", da es nicht viel "Drumherum" gab.
Wir hatten halt uns und unsere Freunde. Das war jetzt kein städtisches Aufwachsen, sondern sehr dörflich, Natur und Tiere und Musik.
Thea Klar über ihre Lebenszeit auf dem Dorf
Engagement für Geflüchtete
Die Musikerin hat Sozialpädagogik studiert und arbeitet mit Kindern und Jugendlichen in einer Erstaufnahmestelle für Geflüchtete. Über ihre Arbeit mit Geflüchteten sagt sie: "Ich habe in Deutschland viele Menschen kennen gelernt, die selber geflohen sind. Und mich hat das sehr bewegt – und auch sehr empört. Und ich bin dann nach Griechenland gefahren, nach Lesbos. Da habe ich mich für ein Camp eingebracht."
Insgesamt hat Klar ein Jahr auf Lesbos als ehrenamtliche Helferin verbracht. Der Titel ihrer EP "Willkommen im Wartezimmer meiner Therapie" ist daher wörtlich zu nehmen, denn die Lieder, die in dieser Zeit entstanden sind, halfen ihr, das Erlebte zu verarbeiten.
Dazu gehört auch eine Erfahrung, die sie folgendermaßen schildert: "Im September 2020 war ich auch noch auf Lesbos. Da ist das Camp Moria ja niedergebrannt. Und diese 13.000 Menschen, die da gelebt haben, haben auf der Straße gelebt, ohne Versorgung. Es gab keine Infrastruktur, es gab nicht genügend Nahrung, nicht genug Wasser. Das war auf jeden Fall eine extreme Grenzerfahrung für mich, zu sehen, es gibt unglaublich viele Menschen, die fragen mich und andere nach Hilfe. Und wir müssen sagen: 'Eigentlich können wir gar nicht helfen.'"
Musik soll auch Hoffnung machen
Auf Lesbos sei ihr bewusst geworden, wie privilegiert ihr eigenes Leben sei, sagt Klar. Trotz alledem – oder vielleicht auch gerade deswegen – will sie mit ihrer Musik auch Hoffnung machen. Sie habe in persönlichen Begegnungen erfahren, wie Menschen extreme Grenzerfahrungen gemacht oder extremes Unrecht erlebt hätten. Und es trotzdem geschafft hätten weiter zu machen, sich etwas aufzubauen, wieder gesund zu werden – oder auch hoffnungsvoll zu werden.
Ich wünsche mir, dass auch in den zerrissenen und zerbrochenen Geschichten, die ich gesehen habe, dass sich da eine Hoffnung einschleicht. In irgendeiner Form.
Thea Klar
Redaktionelle Bearbeitung: op
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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | artour | 27. Oktober 2022 | 22:05 Uhr