"Drei alte Männer wollten nicht sterben" Kinderoper in Magdeburg: Den Tod als Teil des Lebens zeigen

Der Tod ist auf der Opernbühne alles andere als ungewöhnlich, doch in Stücken für Kinder taucht er nur selten auf. Dabei können auch die Jüngsten verstehen, dass das Leben endet. Das Theater Magdeburg zeigt mit der Kinderoper "Drei alte Männer wollten nicht sterben" von Guus Ponsioen und Suzanne van Lohuizen, dass man den Tod nicht fürchten braucht. Eine Inszenierung mit feinem Humor, musikalischer Energie und viel Tiefgang.

Drei Männer sitzen mit ausgestreckten Beinen und in bunten Morgenmänteln auf dem Boden vor einem Bett.
Die Kinderoper in Magdeburg zeigt den Tod als etwas, das nicht bedrohlich ist. Bildrechte: Andreas Lander

Es ist richtig heimelig auf dem Podium im Opernhaus: Das Publikum ist ganz nah am Geschehen. Man sitzt fast auf der Bühne und die Musiker quasi neben einem. Die Nähe ist ideal für ein Stück wie "Drei alte Männer wollten nicht sterben", meint die Magdeburger Regisseurin Rebecca Sophie Mayr.

Doch nicht nur die Nähe macht diese Oper ideal für Kinder: "Das Thema und die Geschichte werden auf eine spielerische Art und Weise erzählt, sodass es zugänglicher und nahbarer für Kinder ist", erklärt die Regisseurin. "Wir haben einen verspielten Klang mit Marimbaphone zum Beispiel – ein eher außergewöhnliches Instrument. Es ist sehr locker, sehr lässig von der musikalischen Stimmung her und einfach mit viel Humor und Witz gemacht."

Regie-Debüt in Magdeburg

Bisher war Rebecca Sophie Mayr als Regieassistentin in Magdeburg tätig, zum Beispiel beim Domplatz Open Air. Mit "Drei alte Männer wollten nicht sterben" von Guus Ponsioen gibt die 24-Jährige ihr Regie-Debüt. Gerade weil es eine Oper für Kinder ist, war es eine besondere Herausfordung für die Theatermacherin – immerhin geht es um den Tod: "Es ist ein Thema, worüber man gut nachdenken muss, wie man das für Kinder präsentiert. Das Stück hier schafft eine sehr gute Vorlage."

Ein Mann in kariertem Morgenmantel hält einen Brief in der Hand. Der Mann zu seiner Rechten schaut auf das Papier, der zu seiner Linken schaut dem Briefleser ins Gesicht.
In einem Brief wird den drei Freunden in der Magdeburger Kinderoper mitgeteilt, dass sie heute noch sterben werden. Bildrechte: Andreas Lander

Im Zentrum der Oper von Komponist Guus Ponsioen und der Autorin Suzanne van Lohuizen stehen die drei titelgebenden alten Männer. Eines Tages erhalten sie einen Brief, in dem steht, dass es ihr letzter Tag sein wird. Sie werden sterben. "Es geht in dem Stück einfach darum, wie sie damit umgehen", fasst Mayr zusammen. "Das Ganze ist aber am Ende wahnsinnig positiv erzählt: Der Tod wird nicht als etwas gezeigt, vor dem man sich fürchten muss, sondern für das man sich bereitmacht und das zum Leben dazugehört."

Bunte Bühne und bildhafte Inszenierung

Die drei Männer sitzen um einen runden Tisch und diskutiert mit großen Gesten.
Die drei Männer singen ständig zusammen und die einzelnen Stimmen überlagern sich. Bildrechte: Andreas Lander

Tatsächlich wirkt schon bei der Probe alles sehr sinnlich und mit viel Kinderwitz inszeniert: Die Bühne ist farbenfroh mit bunter Blümchen-Tapete bemustert und zeigt das Zimmer der drei alten Männer: Dort schlafen die drei in einem Bett und fallen auch mal raus, haben einen Teddy in der Hand. Sie schlurfen dann aber mit Pantoffeln und Morgenmantel von ihren drei Uhren zu den drei blauen Toiletten – das ist kurzweilig, wie auch der Rhythmus der Musik.

"Es ist von der musikalischen Struktur sehr gewieft", erklärt Regisseurin Mayr. "Diese drei Männer, diese drei Gesangsstimmen sind dauernd ineinander verwoben." Musikalisch gibt es auch immer wieder Momente, die Mayr an Swing, Jazz und Western erinnern.

Aber auch wenn kein Wagner-Solist an der Rampe zehnminütige Arien singt, darf bezweifelt werden, ob das junge Publikum jedes Wort versteht. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so wichtig – sie können der Geschichte auch über die Inszenierung folgen und auch die Musik ist bildhaft: So wird als Metapher für den Abschied, die gerade kaputt gegangene Teekanne betrauert.

Thema Tod betrifft auch Kinder

Gerade die Musik, findet die Regisseurin, ermöglicht einen guten Zugang für Kinder zum Thema. Den Tod könne man sich eben nicht wegwünschen, damit werden auch junge Menschen bereits konfrontiert, so Rebecca Sophie Mayr: "Wenn das Haustier stirbt oder die Oma nicht mehr da ist, ist der Tod ein Thema, was auch Kinder in jungen Jahren betreffen kann."

Drei Männer sitzen im Halbdunkel und in bunte Morgenmäntel gekleidet auf einem Bett.
Auf den Tod kann und muss man sich vorbereiten – das ist die Botschaft der Kinderoper in Magdeburg. Bildrechte: Andreas Lander

Tatsächlich scheint das Thema auch nicht abzuschrecken. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, freut sich die Regisseurin: "Ich hatte Angst, dass dieses Thema Tod eine Hemmschwelle darstellt. Aber wir sind sehr gut verkauft. Das gibt uns für unsere Arbeit auch viel Energie." Fast jede Vorstellung soll auch von Schulklassen besucht werden – offensichtlich sind die Schulen wieder ganz heiß auf theatrale Angebote, was sicher auch am umfangreichen Unterrichtsmaterial liegt, selbst einen Workshop soll es geben.

Die Aufführung "Drei alte Männer wollten nicht sterben"
Kinderoper von Guus Ponsioen
Arrangement von Sylvia Maessen
Libretto von Suzanne van Lohuizen | Deutsch von Barbara Buri

Ab 6 Jahren

Regie: Rebecca Sophie Mayr
Musikalische Leitung: Tamás Molnár
Bühne: Eugen Friesen
Kostüm: Benjamin Traut
Mit: Manfred Wulfert, Doğukan Kuran und Paul Sketris

Termine:
17.01.2023 | 11.00 Uhr - Opernhaus Podium
18.01.2023 | 11.00 Uhr - Opernhaus Podium
05.02.2023 | 16.00 Uhr - Opernhaus Podium
20.02.2023 | 11.00 Uhr - Opernhaus Podium
12.03.2023 | 16.00 Uhr - Opernhaus Podium
21.03.2023 | 11.00 Uhr - Opernhaus Podium
28.03.2023 | 11.00 Uhr - Opernhaus Podium
16.04.2023 | 16.00 Uhr - Opernhaus Podium

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 13. Januar 2023 | 08:10 Uhr

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