
Instrument des Jahres 2023 Warum die Mandoline kein Zupfinstrument ist
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11. April 2023, 11:33 Uhr
Die Mandoline wird 2023 als Instrument des Jahres gefeiert. Schon im Barock war sie populär, später galt sie als Geige der Arbeiter. Heute hat die Mandoline einen festen Platz in der klassischen Musik, in Bluegrass und Folkmusik. Die Leipziger Musikerin Öyven Janotta spielt das Instrument schon seit Kindertagen und macht damit am liebsten Musik, die zum Tanzen einlädt.
Öyven Janotta spielt Mandoline, seit sie sechs Jahre alt ist. Wie sie ihr Instrument beschreiben würde? "Sie hat einen runden Bauch, den mag ich sehr," sagt Janotta, die in Leipzig als Tanztherapeutin arbeitet, "und irgendwie auch einen großen runden Körper, einen ziemlich kurzen Hals und dann wieder einen großen Kopf."
Leipziger Musikerin spielt Mandoline seit Kindertagen
Auf den ersten, schnellen Blick erinnert eine Mandoline an eine kleinere Gitarre. Aber abgesehen davon, dass beide einen Korpus aus Holz haben, einen Hals, der mit Bünden versehen ist, und einen Kopf, an dem sich die Saiten stimmen lassen, haben sie nicht viel gemein.
"Mandolinen haben immer Doppelsaiten", sagt Öyven Janotta, "das ist beim Stimmen ganz besonders nervig, weil die sich sehr gern ineinander verstimmen. Diese Doppelsaiten sind auch schwer zu spielen, wenn man sie mit den Fingern zupfen würde, deswegen gibt’s da ein Plektrum und auch das ist nochmal ein großer Unterschied zumindest zur klassischen Gitarre, die mit den Fingern gespielt wird."
Die Mandoline: ein Instrument mit Charakter
Deshalb ist die Mandoline eben auch kein Zupfinstrument – denn die Saiten werden mit dem Plektrum angeschlagen. Der Begriff Schlaginstrument führe wahrscheinlich aber zu Verwirrungen, sagt Janotta, deshalb würden die Leute, die Zupfinstrumente nicht mögen, Bundinstrumente sagen. Markant für die Mandoline sei zudem ihr ganz eigener Geruch.
Janotta erklärt: "Ich hab schon mal an ihr gerochen, weil der Geruch mich daran erinnert, wie das war, als sie neu war und zu mir gekommen ist. Das ist schon ein paar Jahre her. Sie riecht nach Holz und noch nach etwas anderem, was ich nicht ganz zuschreiben kann, wahrscheinlich ein bisschen Lack."
Mandoline und Gitarre – ein beliebtes Duett
Zur Mandoline gekommen ist Öyven Janotta eher zufällig: Ihre Schwester spielte schon länger Gitarre in der Musikschule und als ihre Mutter sie einmal von dort abholte, übte gerade ein Duo aus Mandoline und Gitarre im Vorzimmer. "Da hat sich meine Mutter gedacht, es wär' doch ganz toll, wenn ihre beiden Töchter zusammen Musik machen könnten, und hat das im Prinzip für mich entschieden", sagt Janotta im Rückblick. "Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, an den Moment, wo mir mitgeteilt wurde, dass ich Mandoline spielen darf oder soll oder so. Ich weiß nur, dass das die Geschichte ist, die sie mir erzählt hat – und scheinbar hab ich dann damit angefangen und weitergemacht."
Wie bei allen Instrumenten gilt auch bei der Mandoline: Aller Anfang ist schwer. Es habe eine Weile gedauert, bis sie einen ordentlichen Ton rausgekriegt habe, erinnert sich Öyven Janotta. "Es ist einfach ein Instrument, das die Tendenz hat, zu quietschen und zu klirren. Es ist halt relativ hoch und die Töne können leicht unangenehm klingen. Und damit das nicht so ist, dauert es eine ganze Weile."
Bach, Telemann und Tanzmusik
Für Öyven Janotta war ein Grund dranzubleiben, das gemeinsame Musizieren im Dresdner Bundinstrumentenorchester. Das gibt es inzwischen schon seit über 70 Jahren, mit einem Repertoire, das vom Barock über die Klassik bis ins Heute reicht.
Erstaunlicherweise erfreut sich die Mandoline, die im 17. Jahrhundert in Italien aufgekommen ist und von dort ihren Weg auch nach Deutschland gefunden hat, bis heute großer Beliebtheit – auch bei Komponisten Neuer Musik.
Öyven Janotta spielt nach wie vor gern Bach oder Telemann auf ihr. Neu entdeckt hat sie in den vergangenen Jahren die Folkmusik – Musik, die tanzbar ist und die sich gemeinsam mit anderen machen lässt – das gefällt ihr am besten.
(Redaktionelle Bearbeitung: Tina Murzik-Kaufmann, Valentina Prljic)
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. April 2023 | 08:15 Uhr