Trauer Altpräsident der Musikhochschule Weimar: Christoph Stölzl gestorben
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Der langjährige Präsident der Musikhochschule Weimar, Christoph Stölzl, ist tot. Erst im Juni 2022 legte er dieses Amt nach 12 Jahren seines Wirkens nieder. Er wirkte an viele Orten, u.a. am Deutschen Historischen Institut in Berlin. Vertreterinnen und Vertreter von Kultur und Politik zeigten sich betroffen.

Christoph Stölzl, der Historiker und ehemalige Präsident der Hochschule für Musik "Franz Liszt" in Weimar, ist tot. Ihr Altpräsidenten sei unerwartet am 10. Januar 2023 im Alter von 78 Jahren im bayerischen Bad Enndorf am Chiemsee gestorben, teilte die Musikhochschule am Mittwoch mit, die die Information von der Familie Stölzls erhalten hatte.
Intellektueller und Gelehrter
Der Historiker, Publizist, und Kulturjournalist hat der Weimarer Musikhochschule von 2010 bis Ende Mitte letzten Jahres vorgestanden. Im Rahmen der Festwoche zum 150. Hochschuljubiläum im Juni 2022 war Christoph Stölzl in festlichem Rahmen von seiner Hochschule verabschiedet worden.
Wir trauern um einen Menschen, dem Güte, Demut und Bescheidenheit ebenso wichtige Lebensmaximen waren wie das Wissen um die Zusammenhänge in der Welt, um historische Kontexte, vor allem um die Kunst und die Musik.
Prägend für Weimarer Hochschule
In seiner Zeit als Präsident der Hochschule hat er wohl zahllose junge Menschen, angehende Musikerinnen und Musiker geprägt. Zum einen schaffte er es als Dozent, den Studierenden viel Wissen zu vermitteln, ohne dabei belehrend zu wirken, so MDR KULTUR-Reporterin Blanka Weber. Zum anderen setzte er sich beständig dafür ein, dass Lehrstellen erhalten blieben und die Budgets eher stiegen als sanken. Immer wieder stärkte er auch internationale Beziehungen: eine Konzertreise mit dem Young Philharmonic Orchestra und dem Hochschulchor werden wohl vielen unvergesslich bleiben.
Eine seiner größten sichtbaren Leistungen war vielleicht die Aufarbeitung der Geschichte. Im Rahmen der Festwoche beleuchtete der studierte Historiker auch die Rolle der Hochschule während der Nazi-Zeit. Eine mutige Entscheidung, wie viele Beobachter meinten. Gleichzeitig blickte Stölzl dabei auch auf die Zeit nach 1945 und betonte somit den Aufbruch.
Ehrung aus der Politik in Thüringen
Kulturminister Benjamin Hoff (Die Linke) erklärte, durch Stölzl Tod verlören Thüringen und die Bundesrepublik Deutschland "einen Intellektuellen und im besten Sinne des Wortes Gelehrten." Sein Einfluss auf die kulturelle Entwicklung habe weit über die Musikhochschule Weimar gereicht.
Weimars Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) würdigte Stölzl ebenfalls als prägende Persönlichkeit. Neben seiner Arbeit für die Musikhochschule sei er auch ein Verfechter für einen ICE-Halt in Weimar gewesen, für den er "auch schonmal persönlich zum Kontrabass griff", erinnert sich Kleine. Er erklärte, Stölzl werde "sehr fehlen".
Ein Leben für die Kultur
Stölzl wurde 1944 in Westheim bei Augsburg geboren und hat Geschichte, Literaturwissenschaft und Soziologie an den Universitäten München und Saarbrücken studiert. Er promovierte 1970 und forschte zunächst zur jüdischen Geschichte und zum Antisemitismus. Es folgten verschiedene Tätigkeiten, so arbeitete er ab 1984 im Bayerischen Nationalmuseum und leitete von 1980 bis 1987 das Münchner Stadtmuseum. Er war zudem Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Institutes in Berlin von 1987 bis 1999.
Stölzl war zunächst Mitglied der FDP und 1989/90 stellvertretender Landesvorsitzender in Berlin, wirkte in den Jahren 2000 und 2001 jedoch für die CDU als Wissenschaftssenator in Berlin und trat in die CDU ein.
Auch in Weimar brachte er sich immer wieder (kultur-)politisch ein: Er protestierte, als der ICE nicht mehr in Weimar halten sollte und beschwerte sich, warum das Goethe-Archiv nicht in Weimar stehen sollte. Für Christoph Stölzl bedeutete die Kulturlandschaft in Deutschland und rund um Weimar eine große Verantwortung: Ihm war es wichtig, die vielfältigen Institutionen zu bewahren und zu stärken. Doch vor allem war Kultur und Kunst in seinen Augen etwas, was den Menschen bereichert: "Herstellung von Glück durch Musik zum Beispiel ist unendlich ressourcenschonend: Eine Stradivari ist nur ein Stückchen Holz, das brennt nur ganz kurzt, nur wenige Kalorien stecken darin. Und das Musik glücklich macht, ist überhaupt keine Frage, das ist längst gemessen worden."
Ehrungen in Schweden, Frankreich und Österreich
Er hat bedeutende nationale und internationale Auszeichnungen erhalten, darunter das Bundesverdienstkreuz I. Klasse (1994), Ritter des Nordsternordens des Königreichs Schweden (2000), Chevalier des Ordens der Französischen Ehrenlegion (2001) und das Österreichische Ehrenkreuz 1. Klasse für Wissenschaft und Kunst.
Quellen: Eigenrecherche, Redaktion: Blanka Weber, tsa, op
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 11. Januar 2023 | 16:30 Uhr