Exil ist überall. Die Zahl der Menschen im Exil wird immer größer. Etwa 3,6 Prozent der Weltbevölkerung sind Migranten, im Jahr 2024 wächst diese Zahl weiter an. Nach einem Bericht der UNO-Flüchtlingshilfe waren im Mai dieses Jahres bereits 120 Millionen Menschen weltweit gewaltsam vertrieben – „mehr als die Bevölkerungszahl von Deutschland, Österreich, Schweiz und der Niederlande zusammen“. Migration ist eine globale Tatsache, für jeden einzelnen Migranten aber individuelle Grenzerfahrung. Oft kann die Diaspora die Heimat nicht ersetzen, wie das Beispiel der Armenier oder, in diesen Tagen wieder, das Beispiel der Juden zeigt. Die Schatten politischer, religiöser und kultureller Konflikte liegen über der Exilgesellschaft. Leben im Exil – was bedeutet das eigentlich für den Einzelnen? Für die Kultur derer, die auswandern? Für die Kultur der Aufnahmeländer?
Gesprächsgäste:
Dr. Irina Scherbakowa: Historikerin und Menschenrechtlerin, 1988 Mitgründerin von Memorial, seit dem russischen Überfall auf die Ukraine in Deutschland im Exil, Vorsitzende von Zukunft Memorial e.V.
Ahmad Mansour ist arabischer Israeli und lebt seit 2004 in Berlin. Er ist Diplom-Psychologe und Autor. Er arbeitet für Projekte gegen Extremismus und engagiert er sich gegen Antisemitismus. Von ihm liegen zahlreiche Bücher zu Fragen der Integration und über religiösen Extremismus vor.
Omid Rezaee war Chefredakteur einer Studentenzeitung im Iran, was ihm zwei Monate Haft einbrachte. 2012 floh er in den Irak und landete mit einem humanitären Visum 2015 in Hamburg. Heute schreibt er als freier Autor für deutsche Medien, betreibt eine eigene Webseite und einen Podcast.
Xu Pei ist eine chinesisch-deutsche Schriftstellerin und Lyrikerin, die seit Ende 1988 im Exil in Deutschland lebt und hier in Germanistik promovierte. Ihr viel beachteter fünfter Gedichtband "Himmelsauge" erschien vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking und brachte sie in ihrer Heimat als chinakritisch und "antichinesich" in Verruf.
Moderation: Yara Hoffmann
Einen Mitschnitt sendet auch das MDR Fernsehen am 5. September ab 22.10 Uhr.