Beiträge aus der Sendung
* 13:15 Uhr - Friedenglocke in Merseburg und das hohe C
Es ist ein höchst seltenes Ereignis, wenn eine Kirche eine neue Glocke erhält. Anlässlich seines 1000jähries Bestehen hat der Dom zu Merseburg ein neues Geläut erhalten.
* 13:30 Uhr - Wetter & Verkehr
* 13:45 Uhr - Der Stichtag: Stichtag: 1821: Das Lutherdenkmal in Wittenberg wird enthüllt.
Da steht er nun – und die Wittenbergbesucher können gar nicht anders, als an Martin Luther vorbei zu defilieren. Seit exakt 200 Jahren steht Luther mit der Bibel in der Hand auf dem Wittenberger Marktplatz. Das erste Denkmal in Deutschland für eine nichtadlige Person und ein ikonographisches Standbild. Denn der Wittenberger Luther wurde zum Vorbild für Standbilder auch anderer Reformatoren. Ein Stichtag von Hartmut Schade.
* 14:15 Uhr - Schönes Buch: Helga Kurzchalia: Haus des Kindes
Die Karl-Marx-Allee in Berlin ist heute vor allem eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Hauptstadt. Doch wer sich einmal Zeit nimmt, sie genauer zu betrachten, findet ihr exemplarische Beispiele dafür, wie sich die Architekten der frühen DDR ihre Hauptstadt erträumten. Besondern die beiden Wohntürme am Straußberger Platz sind echte Landmarken. Anfang der 1950er Jahre errichtet, zogen in die großzügigen hellen Wohnungen vor allem Mitarbeiter der Ministerien ein, aber auch der Architekt der Karl-Marx-Allee, Hermann Henselmann, wohnte hier. Die Berliner Psychologin Helga Kurzchalia war als Kind seine Nachbarin im sogenannten "Haus des Kindes". Nun erzählt sie in einem Buch von ihm und von ihrer Kindheit über den Dächern von Berlin. Bettina Baltschev stellt uns das Buch vor.
"Haus des Kindes" von Helga Kurzchalia ist im Verlag Friedenauer Presse erschienen, das Buch hat 140 Seiten.
* 14:30 Uhr - Wetter & Verkehr
* 14:45 Uhr - MDR KULTUR Vorschau "Bachs Messias"
Eigens für MDR Klassik und MDR Kultur hat der Leipziger Bachfest-Intendant Michael Maul unter dem Titel "Bachs Messias" ein Programm zusammengestellt, das das Leben Christi von der Geburt bis zu seinem Tod nachstellt.
* 15:05 Uhr - MDR KULTUR – Diskurs: Politische Witze aus den Jahren des Ostblocks, der Kabarettist Bernd-Lutz Lange im Gespräch
Jeden Sonnabend zwischen 19:00 und 19:30 Uhr spricht MDR KULTUR mit führenden deutschsprachigen Intellektuellen über die essentiellen Fragen unserer Zeit. Das Themenspektrum reicht von Geschichte und Gesellschaft über Philosophie, Religion und Kulturgeschichte bis hin zu Naturwissenschaften und Lebenshilfe.
„Was passiert, wenn man in der Wüste den Sozialismus aufbaut? Zunächst gar nichts, aber mit der Zeit wird der Sand knapp." Einer der Witze, die sich in Bernd-Lutz Langes neuem Buch „Freie Spitzen" findet, einem Streifzug durch die vielfältige Landschaft des politischen Witzes im Ostblock. Dabei ist es ihm wichtig, Witze nicht nur zu erzählen, sondern auch die historische Situation zu erläutern, in denen sie jeweils entstanden sind. Die Jahre zwischen 1945 und Mauerfall aus dieser Perspektive zu beleuchten, hat einen ganz eigenen Reiz. Denn wer Lange jemals auf den Bühnen des Landes erlebt, kennt ihn nicht nur als Meister der Improvisation, sondern als einen der Pointe. Was also liegt näher, Bernd-Lutz Lange zu fragen, was eigentlich einen guten Witz ausmacht. Und ob der politische Witz es bis in unsere Gegenwart geschafft hat.
Eine Sendung von Katrin Wenzel
* 15:30 Uhr - Wetter & Verkehr
* 15:45 Uhr - Streamingtipp "Das Gift"
Halloween naht, und da rüstet gerade eine Streaming-Dienst wie Netflix in Sachen Horror und Unheimliches kräftig nach. Und entsprechendes Mittelmaß – Quantität statt Qualität – droht uns standardmäßig. Aber in diesem Einerlei finden sich dann mitunter unerwartete Perlen, die sich festgefügten Genre-Regeln entziehen und spannende Verblüffung hinterlassen. Hartwig Tegeler stellt uns den Film "Das Gift" der peruanischen Filmemacherin Claudia Llosa vor. Eine Geschichte zwischen Traum und Realität und noch einigen zusätzlichen Zwischenräumen. "Das Gift" – wie gesagt – ist jetzt auf Netflix im Stream zu sehen.
* 16:10 Uhr - Weltgeschichte vor der Haustür: Synagogen, Schätze und Schriften - Das Jüdische Erbe Erfurts
Im Februar diesen Jahres bewarb sich Erfurt mit seinem mittelalterlichen jüdischen Erbe als Weltkulturerbe. Das mag überraschen, punktet Thüringen doch sonst mit seinen zahlreichen Residenzen und Schlössern. Und jüdisches Erbe – das vermutet man eher in Städten wie Speyer, Worm oder Köln, wo vor 1700 Jahren zum erstenmal Juden erwähnt werden. Thüringen begeht in diesem Jahr 9 Jahrhunderte jüdischen Lebens. Und doch haben sich in Erfurt soviel Zeugnisse jüdischen Lebens im Mittelalter erhalten wie in keiner anderen deutschen Stadt. Conny Wolter spricht die Spurensuche von Hartmut Schade.
* 16:30 Uhr - Wetter & Verkehr
* 16:45 Uhr - Wortschätze: Aufruf zum Mißtrauen. Es liest Ulrike Krumbiegel
Die Lyrikerin, Hörspielautorin und Erzählerin Ilse Aichinger gilt als schweigsamste unter Österreichs Schriftstellerinnen. Sie ist berühmt für ihre Spracharbeit im Ungesagten, für ihre magischen Räume im Realen und ihre Metaphern des Alltags. Ihre Poetik des Schweigens ergab sich aus ihrer konsequenten Ablehnung von jeglichem Konformismus - im Leben wie im Schreiben.
Als Tochter eines Lehrers und einer jüdischen Ärztin wurde sie vor 100 Jahren, am 1. November 1921 in Wien geboren. Die Nazi-Zeit lebte und überlebte sie als "Halbjüdin", immer in Gefahr, verhaftet zu werden, in einem Zimmer mit ihrer jüdischen Mutter, direkt gegenüber von der Gestapo-Leitstelle in Wien. Ihr Medizin-Studium nach dem Krieg brach sie ab, für die Verlagstätigkeit bei Fischer. Vor allem aber fürs eigene Schreiben. "Das vierte Tor" heißt ihre erste Geschichte, die schon 1945 veröffentlicht wurde - das erste Zeugnis in der deutschsprachigen Literatur, das vom Konzentrationslager spricht.
Eine weitere, sehr frühe Publikation Aichingers ist 1946 ihr "Aufruf zum Mißtrauen". Der Titel bleibt Programm für ihr ganzes Werk, das bestimmt ist von Offenheit, Ambivalenz und Paradoxien.
Es liest Ulrike Krumbiegel
* 17:05 Uhr - MDR KULTUR Spezial Musik mit Stefan Maelck
Die Musikredakteure von MDR KULTUR stellen Neuerscheinungen aus dem aktuellen Musikmarkt vor.
Die Auswahl reicht von Jazz, Pop, Weltmusik, Chanson, Folk und Elektronik.
Heute mit vielen spannenden musikalischen Neuerscheinungen u.a. von Billy Bragg, Jesse Malin und den Bleachers.
* 18:05 Uhr - MDR KULTUR trifft… Hannah Zimmermann
Bei MDR KULTUR haben Sie die einmalige Gelegenheit, interessante Menschen näher kennenzulernen, die sich dem kulturellen Leben in unserer Region besonders verpflichtet fühlen. Kuratoren, Musiker, Intendanten, Schriftsteller, Dirigenten, Maler und viele mehr finden hier ihren Platz und erzählen aus ihrem beruflichen Leben und ihrem privaten Alltag.
Unter dem Motto "Kein Schlußstrich" setzen sich bis zum 07. November bundesweit in 15 Städten Theater und kulturelle Institutionen mit dem Terror des NSU auseinander. Darunter ist auch die Wanderausstellung des ASA-FF e.V. Chemnitz mit dem Titel "Offener Prozeß". Der sogenannte Nationalsozialistische Untergrund wird von 2000 bis 2007 für zehn Morde verantwortlich gemacht. Am 04. November 2011 enttarnte er sich selbst. Juristisch ist der NSU-Prozeß abgeschlossen, doch viele Fragen bleiben bis heute. Die Soziologin Hannah Zimmermann erarbeitete schon vor Jahren für das Kulturbüro Sachsen eine umfassende wissenschaftliche Analyse, die in die Broschüre „Unter den Teppich gekehrt. Das Unterstützungsnetzwerk des NSU Sachsen" einging. Grundlage waren Protokolle und Abschlußberichte sämtlicher Untersuchungsausschüsse, NSU Watch-Protokolle, Zusammenfassungen der Nebenklage, sowie Medienberichte und Fachliteratur. Hannah Zimmermann hielt und hält Fachvorträge und arbeitet im ASA FF e.V. in Chemnitz, der Globales Lernen und entwicklungspolitische Bildung für eine nachhaltige und global gerechte Entwicklung fördert. Nach drei Jahren Arbeit präsentierte sie nun als Projektleiterin zusammen mit Jörg Buschmann, den Kuratoren Ayse Gülec und Fritz Laszlo Weber und der Produktionsleiterin Irene Melix am 28. September die Wanderausstellung „Offener Prozeß" in der Neuen Sächsischen Galerie in Chemnitz. Bis zum 07. November ist sie dort und zeitglich im Berliner Maxim Gorki Theater zu sehen. Danach reist „Offener Prozeß" nach Brüssel. Hanau, Istanbul, Novi Sad und andere Städte haben Interesse angemeldet. In Zwickau, dort wo die NSU-Mitglieder jahrelang unerkannt lebten, fand sich bis heute keine Bereitschaft einen Ausstellungsort zu ermöglichen. Entwickelt wurde die Wanderausstellung "Offener Prozeß" für den ASA FF e.V. Der Fokus liegt bei den Opfern und deren Leben. Er besteht zu großen Teilen aus Videobeiträgen. Das aktive Zuhören verstehen wir auch als politischen Akt, sagt Hannah Zimmermann. Die 20 Beiträge von Künstlerinnen und Künstlern, aus Archiven, von Betroffenen, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern befassen sich über den NSU-Komplex hinaus mit Fragen rechter und rassistischer Gewalt in Ost- und Westdeutschland. 2025 wird Chemnitz Kulturhauptstadt. In die Bewerbung flossen die Projekte des ASA-FF e.V. mit ein. Geplant ist ein eigenes Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex mit Räumen für Dauer- und Wechselausstellungen und einem Archiv. Dies ist inzwischen im Koalitionsvertrag der sächsischen Regierung verankert. 2025 soll der Grundstein gelegt werden.
Im Rheinland wurde Hannah Zimmermann geboren. Die Arbeit der Eltern erforderten viele Umzüge. Hannah Zimmermann wurde schon früh schulpolitisch in der Landes- und Bundesschülervertretung aktiv. 2008 ging sie für ein Jahr nach Quito, Ecuador. An der TU Dresden studierte sie von 2009 bis 2011 Spanisch, Philosophie und Soziologie. 2011 bis 2015 absolvierte sie den Bachelor of arts und 2015 bis 2018 den Master of arts an der TU Dresden an. Bereits während des Studiums engagierte sich Hannah Zimmermann in zahlreichen Projekten, arbeitete ehrenamtlich für den NSU Watch und ab 2017 für den ASA-FF e.V. Seit 2013 ist sie Referentin und Hochschuldozentin in der außerschulischen Bildungsarbeit zu den Themenfeldern Asyl, Migration, Rassismus, Antiziganismus sowie NSU. Gemeinsam mit Franz Knoppe und Jane Felber entwickelte sie das Projekt "Offener Prozess - NSU- Aufarbeitung in Sachsen" und leitet dieses seit 2019.
31.10.2021 Wiederholung, 18.05 bis 19.00 Uhr
Redaktion: Angelika Zapf
Es ist ein höchst seltenes Ereignis, wenn eine Kirche eine neue Glocke erhält. Anlässlich seines 1000jähries Bestehen hat der Dom zu Merseburg ein neues Geläut erhalten.
* 13:30 Uhr - Wetter & Verkehr
* 13:45 Uhr - Der Stichtag: Stichtag: 1821: Das Lutherdenkmal in Wittenberg wird enthüllt.
Da steht er nun – und die Wittenbergbesucher können gar nicht anders, als an Martin Luther vorbei zu defilieren. Seit exakt 200 Jahren steht Luther mit der Bibel in der Hand auf dem Wittenberger Marktplatz. Das erste Denkmal in Deutschland für eine nichtadlige Person und ein ikonographisches Standbild. Denn der Wittenberger Luther wurde zum Vorbild für Standbilder auch anderer Reformatoren. Ein Stichtag von Hartmut Schade.
* 14:15 Uhr - Schönes Buch: Helga Kurzchalia: Haus des Kindes
Die Karl-Marx-Allee in Berlin ist heute vor allem eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Hauptstadt. Doch wer sich einmal Zeit nimmt, sie genauer zu betrachten, findet ihr exemplarische Beispiele dafür, wie sich die Architekten der frühen DDR ihre Hauptstadt erträumten. Besondern die beiden Wohntürme am Straußberger Platz sind echte Landmarken. Anfang der 1950er Jahre errichtet, zogen in die großzügigen hellen Wohnungen vor allem Mitarbeiter der Ministerien ein, aber auch der Architekt der Karl-Marx-Allee, Hermann Henselmann, wohnte hier. Die Berliner Psychologin Helga Kurzchalia war als Kind seine Nachbarin im sogenannten "Haus des Kindes". Nun erzählt sie in einem Buch von ihm und von ihrer Kindheit über den Dächern von Berlin. Bettina Baltschev stellt uns das Buch vor.
"Haus des Kindes" von Helga Kurzchalia ist im Verlag Friedenauer Presse erschienen, das Buch hat 140 Seiten.
* 14:30 Uhr - Wetter & Verkehr
* 14:45 Uhr - MDR KULTUR Vorschau "Bachs Messias"
Eigens für MDR Klassik und MDR Kultur hat der Leipziger Bachfest-Intendant Michael Maul unter dem Titel "Bachs Messias" ein Programm zusammengestellt, das das Leben Christi von der Geburt bis zu seinem Tod nachstellt.
* 15:05 Uhr - MDR KULTUR – Diskurs: Politische Witze aus den Jahren des Ostblocks, der Kabarettist Bernd-Lutz Lange im Gespräch
Jeden Sonnabend zwischen 19:00 und 19:30 Uhr spricht MDR KULTUR mit führenden deutschsprachigen Intellektuellen über die essentiellen Fragen unserer Zeit. Das Themenspektrum reicht von Geschichte und Gesellschaft über Philosophie, Religion und Kulturgeschichte bis hin zu Naturwissenschaften und Lebenshilfe.
„Was passiert, wenn man in der Wüste den Sozialismus aufbaut? Zunächst gar nichts, aber mit der Zeit wird der Sand knapp." Einer der Witze, die sich in Bernd-Lutz Langes neuem Buch „Freie Spitzen" findet, einem Streifzug durch die vielfältige Landschaft des politischen Witzes im Ostblock. Dabei ist es ihm wichtig, Witze nicht nur zu erzählen, sondern auch die historische Situation zu erläutern, in denen sie jeweils entstanden sind. Die Jahre zwischen 1945 und Mauerfall aus dieser Perspektive zu beleuchten, hat einen ganz eigenen Reiz. Denn wer Lange jemals auf den Bühnen des Landes erlebt, kennt ihn nicht nur als Meister der Improvisation, sondern als einen der Pointe. Was also liegt näher, Bernd-Lutz Lange zu fragen, was eigentlich einen guten Witz ausmacht. Und ob der politische Witz es bis in unsere Gegenwart geschafft hat.
Eine Sendung von Katrin Wenzel
* 15:30 Uhr - Wetter & Verkehr
* 15:45 Uhr - Streamingtipp "Das Gift"
Halloween naht, und da rüstet gerade eine Streaming-Dienst wie Netflix in Sachen Horror und Unheimliches kräftig nach. Und entsprechendes Mittelmaß – Quantität statt Qualität – droht uns standardmäßig. Aber in diesem Einerlei finden sich dann mitunter unerwartete Perlen, die sich festgefügten Genre-Regeln entziehen und spannende Verblüffung hinterlassen. Hartwig Tegeler stellt uns den Film "Das Gift" der peruanischen Filmemacherin Claudia Llosa vor. Eine Geschichte zwischen Traum und Realität und noch einigen zusätzlichen Zwischenräumen. "Das Gift" – wie gesagt – ist jetzt auf Netflix im Stream zu sehen.
* 16:10 Uhr - Weltgeschichte vor der Haustür: Synagogen, Schätze und Schriften - Das Jüdische Erbe Erfurts
Im Februar diesen Jahres bewarb sich Erfurt mit seinem mittelalterlichen jüdischen Erbe als Weltkulturerbe. Das mag überraschen, punktet Thüringen doch sonst mit seinen zahlreichen Residenzen und Schlössern. Und jüdisches Erbe – das vermutet man eher in Städten wie Speyer, Worm oder Köln, wo vor 1700 Jahren zum erstenmal Juden erwähnt werden. Thüringen begeht in diesem Jahr 9 Jahrhunderte jüdischen Lebens. Und doch haben sich in Erfurt soviel Zeugnisse jüdischen Lebens im Mittelalter erhalten wie in keiner anderen deutschen Stadt. Conny Wolter spricht die Spurensuche von Hartmut Schade.
* 16:30 Uhr - Wetter & Verkehr
* 16:45 Uhr - Wortschätze: Aufruf zum Mißtrauen. Es liest Ulrike Krumbiegel
Die Lyrikerin, Hörspielautorin und Erzählerin Ilse Aichinger gilt als schweigsamste unter Österreichs Schriftstellerinnen. Sie ist berühmt für ihre Spracharbeit im Ungesagten, für ihre magischen Räume im Realen und ihre Metaphern des Alltags. Ihre Poetik des Schweigens ergab sich aus ihrer konsequenten Ablehnung von jeglichem Konformismus - im Leben wie im Schreiben.
Als Tochter eines Lehrers und einer jüdischen Ärztin wurde sie vor 100 Jahren, am 1. November 1921 in Wien geboren. Die Nazi-Zeit lebte und überlebte sie als "Halbjüdin", immer in Gefahr, verhaftet zu werden, in einem Zimmer mit ihrer jüdischen Mutter, direkt gegenüber von der Gestapo-Leitstelle in Wien. Ihr Medizin-Studium nach dem Krieg brach sie ab, für die Verlagstätigkeit bei Fischer. Vor allem aber fürs eigene Schreiben. "Das vierte Tor" heißt ihre erste Geschichte, die schon 1945 veröffentlicht wurde - das erste Zeugnis in der deutschsprachigen Literatur, das vom Konzentrationslager spricht.
Eine weitere, sehr frühe Publikation Aichingers ist 1946 ihr "Aufruf zum Mißtrauen". Der Titel bleibt Programm für ihr ganzes Werk, das bestimmt ist von Offenheit, Ambivalenz und Paradoxien.
Es liest Ulrike Krumbiegel
* 17:05 Uhr - MDR KULTUR Spezial Musik mit Stefan Maelck
Die Musikredakteure von MDR KULTUR stellen Neuerscheinungen aus dem aktuellen Musikmarkt vor.
Die Auswahl reicht von Jazz, Pop, Weltmusik, Chanson, Folk und Elektronik.
Heute mit vielen spannenden musikalischen Neuerscheinungen u.a. von Billy Bragg, Jesse Malin und den Bleachers.
* 18:05 Uhr - MDR KULTUR trifft… Hannah Zimmermann
Bei MDR KULTUR haben Sie die einmalige Gelegenheit, interessante Menschen näher kennenzulernen, die sich dem kulturellen Leben in unserer Region besonders verpflichtet fühlen. Kuratoren, Musiker, Intendanten, Schriftsteller, Dirigenten, Maler und viele mehr finden hier ihren Platz und erzählen aus ihrem beruflichen Leben und ihrem privaten Alltag.
Unter dem Motto "Kein Schlußstrich" setzen sich bis zum 07. November bundesweit in 15 Städten Theater und kulturelle Institutionen mit dem Terror des NSU auseinander. Darunter ist auch die Wanderausstellung des ASA-FF e.V. Chemnitz mit dem Titel "Offener Prozeß". Der sogenannte Nationalsozialistische Untergrund wird von 2000 bis 2007 für zehn Morde verantwortlich gemacht. Am 04. November 2011 enttarnte er sich selbst. Juristisch ist der NSU-Prozeß abgeschlossen, doch viele Fragen bleiben bis heute. Die Soziologin Hannah Zimmermann erarbeitete schon vor Jahren für das Kulturbüro Sachsen eine umfassende wissenschaftliche Analyse, die in die Broschüre „Unter den Teppich gekehrt. Das Unterstützungsnetzwerk des NSU Sachsen" einging. Grundlage waren Protokolle und Abschlußberichte sämtlicher Untersuchungsausschüsse, NSU Watch-Protokolle, Zusammenfassungen der Nebenklage, sowie Medienberichte und Fachliteratur. Hannah Zimmermann hielt und hält Fachvorträge und arbeitet im ASA FF e.V. in Chemnitz, der Globales Lernen und entwicklungspolitische Bildung für eine nachhaltige und global gerechte Entwicklung fördert. Nach drei Jahren Arbeit präsentierte sie nun als Projektleiterin zusammen mit Jörg Buschmann, den Kuratoren Ayse Gülec und Fritz Laszlo Weber und der Produktionsleiterin Irene Melix am 28. September die Wanderausstellung „Offener Prozeß" in der Neuen Sächsischen Galerie in Chemnitz. Bis zum 07. November ist sie dort und zeitglich im Berliner Maxim Gorki Theater zu sehen. Danach reist „Offener Prozeß" nach Brüssel. Hanau, Istanbul, Novi Sad und andere Städte haben Interesse angemeldet. In Zwickau, dort wo die NSU-Mitglieder jahrelang unerkannt lebten, fand sich bis heute keine Bereitschaft einen Ausstellungsort zu ermöglichen. Entwickelt wurde die Wanderausstellung "Offener Prozeß" für den ASA FF e.V. Der Fokus liegt bei den Opfern und deren Leben. Er besteht zu großen Teilen aus Videobeiträgen. Das aktive Zuhören verstehen wir auch als politischen Akt, sagt Hannah Zimmermann. Die 20 Beiträge von Künstlerinnen und Künstlern, aus Archiven, von Betroffenen, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern befassen sich über den NSU-Komplex hinaus mit Fragen rechter und rassistischer Gewalt in Ost- und Westdeutschland. 2025 wird Chemnitz Kulturhauptstadt. In die Bewerbung flossen die Projekte des ASA-FF e.V. mit ein. Geplant ist ein eigenes Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex mit Räumen für Dauer- und Wechselausstellungen und einem Archiv. Dies ist inzwischen im Koalitionsvertrag der sächsischen Regierung verankert. 2025 soll der Grundstein gelegt werden.
Im Rheinland wurde Hannah Zimmermann geboren. Die Arbeit der Eltern erforderten viele Umzüge. Hannah Zimmermann wurde schon früh schulpolitisch in der Landes- und Bundesschülervertretung aktiv. 2008 ging sie für ein Jahr nach Quito, Ecuador. An der TU Dresden studierte sie von 2009 bis 2011 Spanisch, Philosophie und Soziologie. 2011 bis 2015 absolvierte sie den Bachelor of arts und 2015 bis 2018 den Master of arts an der TU Dresden an. Bereits während des Studiums engagierte sich Hannah Zimmermann in zahlreichen Projekten, arbeitete ehrenamtlich für den NSU Watch und ab 2017 für den ASA-FF e.V. Seit 2013 ist sie Referentin und Hochschuldozentin in der außerschulischen Bildungsarbeit zu den Themenfeldern Asyl, Migration, Rassismus, Antiziganismus sowie NSU. Gemeinsam mit Franz Knoppe und Jane Felber entwickelte sie das Projekt "Offener Prozess - NSU- Aufarbeitung in Sachsen" und leitet dieses seit 2019.
31.10.2021 Wiederholung, 18.05 bis 19.00 Uhr
Redaktion: Angelika Zapf
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