Am 24. Februar 2022 umarmte er seine Mutter - und kam nicht mehr zurück. Das ist Dimas letzte Erinnerung an seine Heimat Kiew. Während in der ukrainischen Hauptstadt die ersten Bomben einschlugen, raffte der junge Schauspieler in drei Minuten ein paar Sachen für die Flucht zusammen. Möglichst weit in den Westen, der Arm Putins ist lang, das dachte auch die 22-jährige Lubaba. 2014 standen russische Raketenwerfer vor ihrem Küchenfenster in Luhansk, feuerten Geschosse auf die Siedlungen des einstigen Brudervolkes. Jetzt wieder. Für Karina, Modesignerin aus Odessa, war die Flucht, so grotesk es klingen mag, eine Befreiung. Raus aus der Beklemmung eines zerrütteten Familienverhältnisses. Leipzig, sagt sie, fühle sich für sie zum ersten Mal wie ein Zuhause an.

Drei Ukrainerinnen und Ukrainer erzählen davon, wie der russische Angriffskrieg ihr Leben umgestülpt hat. Von der jahrelangen Angst vor Putins Großmachtphantasien, vom Verdrängen und Hoffen, von der Flucht nach Deutschland und dem plagenden schlechten Gewissen. Ihre Geschichten handeln aber auch von Mut, Dankbarkeit und dem fast unerschütterlichen Vertrauen, dass auf die Ukraine eine hellere Zukunft wartet.

Lydia Jakobi ist Radiojournalistin und Moderatorin. Sie studierte Geschichte und Journalistik in Leipzig. Jakobi moderiert bei MDR KULTUR und ist als Beitrags- und Feature-Autorin auch für den Deutschlandfunk tätig. Für MDR AKTUELL produziert sie den gesellschaftskritischen Podcast "Das große Ganze". Für das ARD Radiofeature eine Dokumentation über "Landraub in Deutschland".

Mitwirkende
Produktion: MDR Aktuell 2022