"Willkommen Anderswo. HeimaTraum. Theatre for Displaced People", so hieß ein Theaterfestival in Bautzen, organisiert vom Thespis Zentrum, dem Soziotheatralen Zentrum des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen. Vom 19. bis 23. Oktober ging es um ein Aufeinandertreffen und Zusammenwirken von Realität des täglichen Lebens und des Theaters. Es ging um die Ukraine, um Sachsen, um Flucht und was miteinander verbindet. Universelle Fragen wurden auch aufgeworfen: Wie sollen wir mit Menschen, die nach Deutschland flüchten umgehen? Was wurde seit 2015 verpasst? Was heißt Heimat?

Kuratiert wurde das Festivalprogramm von dem neuen Leiter des Thespis Zentrums Georg Genoux, der seit über acht Jahren in Frontstädten im Osten der Ukraine Theater macht. Viele Menschen aus diesen Gebieten kamen durch ihn nach Bautzen und Sachsen und wirkten an diesem Festival mit, unter ihnen zahlreiche Kinder und Jugendliche. Wenige Tage nach dem Festival gab es einen mutmaßlichen Brandanschlag auf die geplante Asylunterkunft im Spreehotel Bautzen.

Geboren wurde Georg Genoux 1976 in Hamburg. Von 1999 bis 2003 absolvierte er ein Regiestudium an der Russischen Akademie der Theaterkünste Moskau. Georg Genoux ist Mitbegründer von Teatr. doc, Democracy. doc und dem Joseph BeuysTheater in Moskau und bringt über 15 Jahre Erfahrungen als Leiter von Theatern, Festival, Theater- und Kulturprogrammen in verschiedenen Ländern, besonders in Krisenregionen, mit. Georg Genoux verwirklichte dabei als Kurator und Regisseur über 90 Projekte in Russland, Ukraine, Bulgarien, Polen, Deutschland und England, die an Internationalen Theater- und Filmfestivals in vielen Ländern gezeigt und ausgezeichnet wurden.

2017 erhielt er für den Dokumentarfilm "School#3" den Grand Prix der internationalen Jury des Wettbewerbs "Generation 14+" der 67. Berliner Festspiele. Er erzählt vom Schicksal von Schülern der Kleinstadt Nikolajewka im Osten der Ukraine, die dort den Krieg erlebten. 2015 hatte Georg Genoux das Theater of Displaced People in der Ukraine gegründet und bis 2017 als dessen Künstlerischer Leiter gewirkt. 2016 kuratierte er im Auftrag der UNO Agentur für Flüchtlinge in der Ukraine im Rahmen des GOGOLfestes in Kiew das internationale Theaterprogramm "The Stage of Displaced People". Flüchtlinge aus Syrien, Palästina, dem Osten der Ukraine und der Krim nahmen daran teil.

Redaktion: Angelika Zapf