Sie sind Problemlöser, soziale Pioniere, Netzwerker. Die Rede ist von den Dorfkümmerern. Sie gehören zu einem Programm, das die thüringische Landesregierung entwickelt hat, um das Leben auf dem Land attraktiver zu machen. Aber kann Helfen per Regierungsbeschluss überhaupt funktionieren? Die Autorin Judith Burger ist durch Thüringen gereist und hat sich umgehört.

"Dorfkümmerer" sind Menschen unterschiedlichen Alters, die sich, meist ehrenamtlich und neben ihrer eigentlichen Arbeit, engagieren. Sie übernehmen zum Beispiel Fahrdienste bei Einkäufen oder bringen Patienten aus Orten mit schlechter Verkehrsanbindung zu Arztterminen. Sie organisieren Lesungen und Dorffeste. Gemeinsam beleben sie das Leben im ländlichen Raum und schaffen ein Miteinander von Alt und Jung.

Alexander Becht ist im Kyffhäuser Land für mehrere Ortschaften zuständig. Für viele ältere Leute ist er Anlaufpunkt, wenn es Fragen und Probleme gibt. Zum Beispiel in bürokratischen Angelegenheiten.

Maximiliane Machts ist gerade mal 26 Jahre alt. Sie will kulturelle und informative Veranstaltungen nach Oberroßla/Rödigsdorf holen. Sie organisiert den kostenlosen Tausch von Büchern und Alltagsgegenständen.

Christoph Bauer ist in Waffenrod-Hinterrod, einer der Ortsteile von Eisfeld, von einem Dorfkümmerer zu einem Gemeindekümmerer geworden. So kann er gleich die Arbeit von mehreren Dorfkümmeren organisieren. Nebenbei bekleidet er auch noch das Ehrenamt des Ortsteilbürgermeisters. In einer "Ideenwerkstatt" wurden die Einwohner aus allen 12 Ortsteilen einbezogen und dadurch etwa 100 Projekte ins Leben gerufen und umgesetzt. Darunter sind die Instandsetzung kleiner Parks, der Bau eines Spielplatzes, Oma-und-Opa-Dienste und Musikunterricht für Kinder.

Dorfkümmerer unterstützen die soziale Gemeinschaft. Warum machen sie das? Was ist der Motor ihres Engagements? Ein Fachmann für diese Fragen ist der Soziologe Hartmut Rosa, der an der Friedrich-Schiller-Universität Jena lehrt. Er hat die Resonanztheorie entwickelt. Resonanzbeziehungen sind sinnstiftend, voller sozialer Energie, man spürt, dass man kann was bewegen kann und man bekommt auf emotionaler Ebene von anderen Menschen etwas zurück.


Judith Burger, geboren 1972 in Halberstadt, lebt heute in Leipzig. Sie hat Kultur- und Theaterwissenschaften studiert, dann als Werbetexterin gearbeitet und ist seit einigen Jahren als freie redaktionelle Mitarbeiterin bei MDR KULTUR tätig. Sie schreibt Kinderbücher und Radio-Features, zuletzt "Grauzone - vom Wert unserer Erinnerung" (MDR 2021), "Der Vorlesefriseur" (MDR 2021). 2019 ist sie für ihr Kinderbuch "Gertrude grenzenlos" mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis ausgezeichnet worden.

Mitwirkende
Regie: Silke Hildebrandt
Produktion: MDR 2023

Darsteller
Mitwirkende:
Orlando Gzuk - An- und Absage
Teresa Weißbach - Sprecherin