Di 24.01. 2023 22:00Uhr 60:00 min

Das Königliche Konservatorium der Musik in Leipzig
Das Königliche Konservatorium der Musik in Leipzig Bildrechte: imago/Arkivi
MDR KULTUR - Das Radio Di, 24.01.2023 22:00 23:00
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MDR KULTUR Werkstatt Mitteldeutschland

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Die Musikstadt Leipzig im Nationalsozialismus

Eine Sendung von Stefan Petraschewsky

  • Stereo
Leipzig gilt neben Wien, Paris, London als bedeutende Musikstadt. Wie hat sich die Zeit des Nationalsozialismus ausgewirkt, die vor 90 Jahren mit der sogenannten Machtergreifung Hitlers begann? Dieser Frage, samt Vor- und Nachspiel geht erstmals eine umfassende Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum nach: "Hakenkreuz und Notenschlüssel. Die Musikstadt Leipzig im Nationalsozialismus." Eröffnung am 27.1.2023.

Damals, 1933, war das Gewandhaus mit Dirigent Bruno Walter Weltklasse. An der Oper kamen Uraufführungen des Duos Brecht/Weill auf die Bühne „"Mahagonny" und "Silbersee". Johann Sebastian Bach und der Thomanerchor waren in aller Munde. Und natürlich war moderne Unterhaltungsmusik wie Jazz und Swing ein Wurm im Ohr. Dazu kommen wichtige Musikverlage; ein Leipziger Rundfunksinfonieorchester wurde mit der Geburt des Radios gegründet. Es gab ein lebendiges, vielfältiges Musikleben.

Mit 1933 ändert sich viel. Der jüdisch stämmige Bruno Walter musste gehen; ebenso jüdisch stämmige Musiker, die bei der Stadt angestellt waren – ein neues Reichsgesetz verlangte es so. Der "Silbersee" wurde nach wenige Aufführungen abgesetzt; sein Dirigent, der Opern-GMD, ebenfalls jüdisch stämmig, Gustav Brecher verlies Deutschland, obwohl er in den 20er Jahren viel Wagner ins Repertoire der Oper gebraucht hatte, was die Nazis dann perfekt als Wagner Jubiläum 1933 verkaufen konnten – zu Wagners 50. Todestag.

1935 folgte ein "Reichs-Bach-Fest" zum 250. Geburtstag des Komponisten, zu dem "der deutsche Bach" betont wurde – im Weihnachtsoratorium wurde umgetextet: aus dem "jüdischen Land" wurde "der Väter Land"; und Thomaskantor Karl Straube ließ die Thomaner in HJ-Uniform singen. Mit Kriegsbeginn gab es aber auch eine Musik der Zwangsarbeiter; natürlich auch nicht gut gelittene bzw. verbotene Swing- und Jazzmusik. Ganz abgesehen davon, das die Ausübung jüdischer Musik durch die Pogrome nicht mehr möglich war.

In neun Kapiteln wird diese Zeit erzählt. Dazu gehört ein "Richard-Wagner-Nationaldenkmal", das neu erbaut werden sollte; und ein Mendelssohn-Denkmal, das zerstört wurde, und Grund für den Rücktritt des Oberbürgermeisters Carl Friedrich Goerdeler war, der dann in den Widerstand ging und nach einem gelungen Putsch als neuer Reichskanzler im Gespräch war.

Die Geschichte der Musikstadt Leipzig ist mehr als Musikgeschichte. Das Gespräch mit der Kuratorin Kerstin Sieblist, dem Co-Kurator Sebastian Krötzsch, sowie Claudius Böhm, dem Leiter des Gewandhausarchivs will eine Annäherung sein.

Mitwirkende
Redaktion: Katrin Wenzel