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MDR KULTUR - Das Radio Sa, 18.02.2023 11:00 12:00
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MDR KULTUR trifft Joachim von Puttkamer

MDR KULTUR trifft Joachim von Puttkamer

Historiker für Osteuropäische Geschichte an der Universität Jena

Direktor des Imre Kertész Kollegs

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Der Historiker Joachim von Puttkamer hat an der Universität Jena den Lehrstuhl Osteuropäische Geschichte inne. Derzeit hält er zusammen mit Irina Scherbakowa ein Seminar zur russischen Geschichtskultur und -politik seit den 1980er Jahren. Die russische Germanistin, Kulturwissenschaftlerin, Historikerin und in Moskau Mitbegründerin der Menschenrechtsorganisation Memorial, lebt derzeit im Exil in Weimar. 2010 war Joachim von Puttkamer in Jena Mitbegründer, Co-Direktor und heute Direktor des Imre Kertész Kollegs "Europas Ost im 20. Jahrhundert. Historische Erfahrungen im Vergleich". Ende Januar 2023 reiste er nach Budapest, denn das Imre Kertész Kolleg unterstützt seit vielen Monaten aus der Ukraine geflüchtete Studentinnen bei ihrem Studien-Abschluß. Im Oktober vergangenen Jahres war Joachim von Puttkamer in Lwiw, um dort mit dem Angriffskrieg Rußlands auf die Ukraine in Not geratenen Studenten zu helfen. Jenaer Historiker und Slawisten geben zudem Unterstützung mit einem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst geförderten Online-Unterrichtsprogramm für Studenten der Partner-Universität Lwiw und das in Kooperation mit der Central European University Budapest CEU, die systematisch von Ungarns Premier Viktor Orban zersetzt wurde. Sie agiert heute als "Unsichtbare Universität", ähnlich der "Untergrund-Universitäten" u.a. wie im Polen der 80er Jahre.

Zu den Forschungsschwerpunkten von Joachim von Puttkamer gehören die Geschichte des russischen Zarenreiches, der Habsburger Monarchie, sowie die Zeitgeschichte Ostmitteleuropas. Aus dem jüngsten Forschungsprojekt ging im Dezember 2022 das Buch hervor "Ich werde mich nie an die Gewalt gewöhnen. Polizeibrutalität und Gesellschaft in der Volksrepublik Polen.".

Auf die Frage welches Bildungserlebnis ihm in Erinnerung geblieben ist nennt Joachim von Puttkamer seine erste Reise in die DDR im Jahr 1987. Fortan führten ihn zahlreiche Reisen in den Ostblock, auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Vor Ort gewann er so u.a. Eindrücke des Umbruchs in der Sowjetunion mit den 90er Jahren.
In München wurde Joachim von Puttkamer 1964 geboren. Von 1986 bis 1994 studierte er Neuere und Osteuropäische Geschichte in Freiburg und London. 1994 promovierte er in Freiburg mit einer Arbeit über die Anfänge von Arbeiterschutz und Sozialgesetzgebung im ausgehenden Zarenreich. Anschließend wurde er wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Neuere und Osteuropäische Geschichte an der Universität Freiburg. 2000 folgte die Habilitation über das ungarische Nationalitätenproblem des 19. Jahrhunderts im Schulalltag. 2000 bis 2002 übernahm Joachim von Puttkamer eine Lehrstuhlvertretung an der Universität Jena, im Dezember 2002 erfolgte die Ernennung zum Universitätsprofessor für Osteuropäische Geschichte am Historischen Institut der Universität Jena. 2010 war Joachim von Puttkamer in Jena Mitbegründer, Co-Direktor und heute Direktor des Imre Kertész Kollegs mit Sitz im Griesbachschen Gartenhaus in Jena.
19.02.2023 Wiederholung, 18.05 bis 19.00 Uhr
Mitwirkende
Moderation: Vladimir Balzer
Redaktion: Angelika Zapf