Es ist mittlerweile mehr als ein halbes Jahrhundert her, doch die Erinnerungen des verstorbenen Großvaters zeugen noch von den Schrecken der stalinistischen Gulags. In der Lektüre des Enkels erwachen sie zu neuem Leben. Endlich glaubt er zu verstehen, wie es war: als Intellektueller unter Kriminellen, am Ende der Nahrungskette der Baracke. Doch der Fluch der Bildung war gleichzeitig der Segen, der den Großvater am Leben erhielt. Solange er die Mitgefangenen mit Nacherzählungen von Puschkin und Dostojewski unterhielt, war er sicher. Alles, was ihm nach dem Tod Stalins und der Entlassung aus der willkürlichen Lagerhaft blieb, waren die Lieder der Gauner: die Blat-Songs. Gleichzeitig angezogen und abgestoßen von ihnen, muss es für ihn keine leichte Erfahrung gewesen sein, als plötzlich der Enkel zur Gitarre griff und die Lieder von der schönen Bandenchefin Murka oder vom Marsch ins Lager so im Nebenzimmer erklangen, wie dereinst in der Baracke.
Olga Martynova (* 26. Februar 1962 in Dudinka, Region Krasnojarsk) wuchs in Leningrad auf und studierte russische Sprache und Literatur. Sie lebt seit 1990 in Deutschland. Sie schreibt auf Russisch (Gedichte, Essays) und Deutsch (Essays, Prosa) und ist als Rezensentin für verschiedene überregionale Zeitungen tätig. Sie gewann 2012 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Sie war mit Oleg Jurjew verheiratet.
Oleg A. Jurjew (* 28. Juli 1959 in Leningrad, 5. Juli 2018 in Frankfurt am Main) war ein russischer und deutscher Lyriker, Romancier, Dramatiker, Essayist und Übersetzer. Außerdem entstanden journalistisch-literarische Beiträge für Medien in den USA, Israel, Frankreich und Deutschland. Im Jahr 2017 erschien mit "Unbekannte Briefe" sein erster auf Deutsch verfasster Roman im Verbrecher Verlag. 2010 erhielt Jurjew den Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil.
(52 Min.)
Olga Martynova (* 26. Februar 1962 in Dudinka, Region Krasnojarsk) wuchs in Leningrad auf und studierte russische Sprache und Literatur. Sie lebt seit 1990 in Deutschland. Sie schreibt auf Russisch (Gedichte, Essays) und Deutsch (Essays, Prosa) und ist als Rezensentin für verschiedene überregionale Zeitungen tätig. Sie gewann 2012 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Sie war mit Oleg Jurjew verheiratet.
Oleg A. Jurjew (* 28. Juli 1959 in Leningrad, 5. Juli 2018 in Frankfurt am Main) war ein russischer und deutscher Lyriker, Romancier, Dramatiker, Essayist und Übersetzer. Außerdem entstanden journalistisch-literarische Beiträge für Medien in den USA, Israel, Frankreich und Deutschland. Im Jahr 2017 erschien mit "Unbekannte Briefe" sein erster auf Deutsch verfasster Roman im Verbrecher Verlag. 2010 erhielt Jurjew den Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil.
(52 Min.)
Mitwirkende
Regie: Andrea Getto
Produktion: Hessischer Rundfunk 2014
Regie: Andrea Getto
Produktion: Hessischer Rundfunk 2014
Darsteller
Mitwirkende:
Heinrich Giskes - Großvater
Michael Evers - Enkel
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Heinrich Giskes - Großvater
Michael Evers - Enkel
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