Do 06.04. 2023 18:00Uhr 60:00 min

Solaranlagen
Solaranlagen Bildrechte: imago/photothek
MDR KULTUR - Das Radio Do, 06.04.2023 18:00 19:00
MDR KULTUR - Das Radio Do, 06.04.2023 18:00 19:00

Feature Donnerstag Wüstenstrom aus Afrika

Wüstenstrom aus Afrika

Doku über die Chancen der Solarenergie

von Heidi Mühlberg

  • Stereo

In Namibia und Marokko entstehen derzeit kilometerlange Solaranlagen, die Sonnenenergie in grünen Wasserstoff umwandeln sollen. Doch wer profitiert von diesen Großprojekten? Steckt dahinter eine neue Form von Wirtschaftskolonialismus?

Die Hoffnungen der Europäer, ihre Klima- und Energieprobleme zu lösen, richten sich auf die Wüstenstaaten Afrikas. Immer wieder gab es in den letzten Jahren Anläufe, den afrikanischen Wüstenstrom in großem Stil für die Gewinnung von grünem Wasserstoff nutzbar zu machen. Vor dem 24. Februar 2022 hieß es vielfach: "Zu teuer!" Seitdem aber die Preise für Öl und Gas in Folge des Ukrainekrieges sprunghaft angestiegen sind, arbeiten internationale Akteure fieberhaft daran, den billigsten und preiswertesten Rohstoff auszubeuten, über den die afrikanischen Wüstenstaaten verfügen: Sonne und Wind. Das Ausmaß ist gigantisch: In Namibia sollen - als erster Schritt - Anlagen mit einer Kapazität von 7 Gigawatt entstehen, was der Energieproduktion von 7 Kernkraftwerken entsprechen würde. Und auch in Marokko, wo schon Solaranlagen in einer Länge von 10 Kilometern stehen, wird energiepolitisch nicht gekleckert.

In Namibia hofft man auf Arbeitsplätze und einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Vertragsunterzeichnung zwischen dem namibischen Wirtschaftsministerium und der Firma ENERTRAG aus der Uckermark ist für das Frühjahr 2023 geplant. Doch wie sieht die Realität aus? Wandert das viele Geld aus Europa nur in die Taschen der Mächtigen? Und was ist mit den gefährdeten Oryx-Antilopen, dem namibischen Wappentier, deren Lebensraum bedroht ist. Umwelt, Naturschutz und die Teilhabe der örtlichen Bevölkerung sollen auch in Marokko bei den gigantischen Solarprojekten gleich mitgedacht werden. Zumindest, wenn es nach den Interessen der marokkanischen Solarenergie-Behörde "Masen" und des Nationalen Büro für Energie und Wasser geht. Wiederholt sich hier die Geschichte kolonialer Ausbeutung oder nehmen die Europäer diesmal ihre ethische Verantwortung wahr?

Die Hörfunk- und Fernsehautorin Heidi Mühlenberg widmet sich vorrangig Umwelt- und Wissenschaftsthemen. Seit 1993 dreht sie Reportagen und Dokumentationen für MDR, NDR und arte. In der Feature- Redaktion des MDR entstanden u.a. die Sendungen "Mülleimer Ostsee", "Fracking, der zweifelhafte Weg zum Erdgas", "Der verstummte Frühling" und "Nach der Kohle". Für das Feature "Desertec- Europas große Solarvision" erhielt sie 2012 den Ernst Schneider-Preis in der Kategorie "Große Wirtschaftssendung".
Mitwirkende
Sprecherin: Janina Sachau
Übersetzer: Max von Pufendorf
Regie: Andreas Meinetsberger
Produktion: MDR 2023
Darsteller
Mitwirkende:
Janina Sachau
Max von Pufendorf