Mi 01.02. 2017 15:10Uhr 20:00 min

MDR KULTUR - Das Radio Mi, 01.02.2017 15:10 15:30
MDR KULTUR - Das Radio Mi, 01.02.2017 15:10 15:30

MDR KULTUR - Die Klassikerlesung Fürst und Leiermann

Fürst und Leiermann

und andere Geschichten vom Alten Dessauer (1/20)

  • Stereo
Hinter dem "Alten Dessauer" steckt eine historische Persönlichkeit: Leopold I. von Anhalt-Dessau. Er war der erste wichtige preußische Heeresreformer und einer der populärsten preußischen Generäle. Die Militärhumoresken und historischen Erzählungen über ihn zählen zu Karl Mays Frühwerk, und damals waren Berichte über historische Persönlichkeiten begehrt.

Zeit seines Lebens war Karl May ein großer Humorist, und das obwohl er die schlechten Seiten des Lebens sehr zu spüren bekam, unter anderem eine Haftstrafe, die ihm den Verlust seiner Lehramtskandidatur einbrachte. Er schlug sich mit Gaunereien durch und wurde deshalb wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei steckbrieflich gesucht. Mehrere Jahre verbüßte er im Arbeitshaus Schloss Osterstein in Zwickau. Später wurde er wieder wegen Landstreicherei festgenommen, dann folgten vier Jahre Zuchthaus Waldheim. Also alles andere als ein linearer Werdegang.

Zum Teil können die Texte über den "Alten Dessauer" als Rache Karl Mays interpretiert werden, da er die Bestrafung seiner einstigen Verfehlungen als zu hart empfand. Aber May imponierte auch das humorige Wesen von Leopold I. Zum einen wird Leopold als roh, versoffen und despotisch beschrieben, auf der anderen Seite als weich, verständig und leutselig - eine Art Hassliebe. In jeder Geschichte tritt der "Alte Dessauer" inkognito auf, er verkleidet sich als Bäckergeselle, Bettler, Drehorgelspieler oder Scherenschleifer. So mischt er sich unter das Volk, um "Lange Kerls" für seine Armee zu fangen oder zu erfahren, was man über ihn und seine Politik denkt. Und wie es kommt, gerät er dabei immer wieder in urkomische Situationen.

Ilja Richter, 1952 in Berlin geboren, wurde in jungen Jahren mit der ZDF-Musiksendung "Disco" bekannt, die er von 1971 bis 1982 moderierte. Nach 1977 begann er als Theaterschauspieler und Regisseur zu arbeiten, z.B. im Ensemble des Bremer Schauspielhauses. Nebenbei war er als Kolumnist für diverse Tageszeitungen und Magazine aktiv - und arbeitete als Synchronsprecher. Seine bekanntesten Sprecherrollen dürften das Erdmännchen Timon aus den "König der Löwen"-Filmen von Disney oder der grüne Zyklop Mike Glotzkowski aus "Die Monster AG", ebenfalls ein Disneyfilm, sein.

In Rainer Links Feature "Lieber Professor Borrmann, Lieber Doktor Sommer - Dreißig Jahre Sexualaufklärung in Ost und West" stand er 1999 erstmals und seitdem immer wieder für den MDR vor dem Mikrofon, in Hörspielen, wie Schillers "Kabale und Liebe" (2005), Eberhard Petschinkas "Santo Subito" (2007), in Michael Endes "Das Traumfresserchen" (2006) oder Daniel Kehlmanns "Der Mentor" (2014), in Produktionen wie Michael Schultes Kleiner Furzologie "Und tönen wie Gewitter" (2012) oder Lesungen wie Karl Emil Franzos, "Verschollene Fürstenstadt Zerbst-Dessau-Wörlitz" (2013) oder Dietrich Fischer-Dieskaus "Goethe als Intendant" (MDR 2014), zuletzt in Thomas Klugs Feature "Der Musical-König des Ostens: Gerd Natschinski" (2016).

Regie: Matthias Thalheim
Bearbeitung: Heide Böwe
Produktion: MDR 2017

Sprecher: Ilja Richter
Ilja Richter wurde 1952 in Ost-Berlin geboren. Er wuchs in Köln und West-Berlin auf. Als Achtjähriger sang er erstmals im Rundfunk, als Zehnjähriger stand er auf der Bühne des Renaissance-Theaters und hatte mit Ende Zwanzig bereits in Dutzenden Hörspielen und zahlreichen Kinofilmen und Fernsehshows mitgewirkt. An der Seite von Theo Lingen, Rudi Carell oder unter der Regie von Peter Zadeck. Ab 1971 moderierte er zwölf Jahre lang die legendäre Musiksendung "Disco". Seine Vielseitigkeit und Kreativität beweist er als Darsteller auf der Musical-Bühne, als Autor, Regisseur und immer wieder in Synchronrollen, vor allem für Trickfilme.
Für die Lesezeit auf MDR KULTUR hat Ilja Richter bereits Aufnahmen mit den Memoiren von Axel Eggebrecht (2005), Städteporträts von Dessau und Zerbst (2013) aus der Feder von Karl Emil Franzos sowie Dietrich Fischer-Dieskaus beeindruckenden Band "Goethe als Intendant" (2014) eingebracht.