Ein älterer, lächelnder Mann mit Mikrofon vor schwarzem Hintergrund - es ist Jürgen von der Lippe
Jürgen von der Lippe, der im Juni seinen 75. Geburtstag feiert, liest "Eine kurze Geschichte der Trunkenheit" von Mark Forsyth. Bildrechte: IMAGO / VIADATA

Lesezeit | 05.06. - 09.06.2023 Jürgen von der Lippe liest "Eine kurze Geschichte der Trunkenheit"

05. Juni 2023, 04:00 Uhr

In "Eine kurze Geschichte der Trunkenheit" erzählt Mark Forsyth die Kulturgeschichte des Alkohols: Warum und wann und womit sich die Menschen zugeschüttet haben. Es geht zu den Alten Ägyptern, Griechen, Persern, Wikingern, auf einen Besuch nach Russland, in ein englisches Alehouse oder in die Zeit der Prohibition. Informativ und amüsant geschrieben und genussvoll gelesen von Jürgen von der Lippe, der am 8. Juni 1948 geboren wurde und in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert. Darauf stoßen wir an, und bei der Gelegenheit reden wir ein bisschen über Alkohol.

Einen Wermut als Aperitif

Alkohol löst die Zunge. Er tröstet bei Problemen und ist gleichzeitig für viele von ihnen verantwortlich. Im Alkoholrausch traut man sich mehr zu als im nüchternen Zustand. Doch man kann auch ohne Alkohol lustig sein, heißt es. Alkoholismus hingegen äußert sich in verschiedenen Ausprägungen, es gibt Quartalstrinker, Konflikttrinker, Spiegeltrinker, Genusstrinker …

Noch bevor wir zu Menschen wurden, waren wir Trinker. Alkohol kommt in der Natur vor und zwar von Anfang an.

Aus "Eine kurze Geschichte der Trunkenheit"

Einen Crémant zum Anregen

Alkohol gehört auch zum Abendmahl in der Kirche: Laut Bibel reichte Jesus beim letzten Abendmahl seinen Jüngern Brot und Wein und sagte, der Wein stehe für sein Blut. Zu jedem festlichen Anlass wird in unserer Gesellschaft Alkohol zum Anstoßen benötigt: zum Geburtstag, zum Schulabschluss, beim Eintritt in die Rente oder an Silvester – als Trinkanlass reicht aber auch schon das gute Feierabendbier. Alkohol besitzt also unendliche Einsatzmöglichkeiten und auch eine eigene Begriffswelt: Schnasseln, Absacker, Konterbier, Blau-sein, zulöten, Herrengedeck, Frühschoppen, einen im Tee haben oder sich hinter die Binde gießen ...

Menschen sind fürs Trinken geschaffen. Wir sind darin wirklich verdammt gut, besser als alle anderen Säugetiere, ausgenommen vielleicht das malaiische Federschwanzspitzhörnchen.

Aus "Eine kurze Geschichte der Trunkenheit"

Burgunder zum Hauptgang

Der Londoner Sachbuchautor Mark Forsyth, Jahrgang 1977, verfasste mit "Eine kurze Geschichte der Trunkenheit" einen genauso wissenswerten wie amüsanten Ausflug in angesäuselte Welt. In dieser Kulturgeschichte verfolgt der Autor die Rolle des Alkohols über Jahrtausende. Welche Rolle spielte er bei den alten Griechen, Persern, Ägyptern, Chinesen oder Wikingern? Es gibt ein Kapitel über die Prohibition und eines heißt "Mütterchen Russland". Forsyth erzählt, wie die Alkohol-Trink-Techniken im Laufe der Geschichte angewendet wurden – zur Selbstoptimierung, für die spirituelle Ekstase oder für ein besseres politisches Debattieren. Welchen Alkohol trinken wir, warum und wieso kommen wir nicht von ihm los? Das serviert uns der studierte Literaturwissenschaftler und Linguistiker mit viel Witz und Lockerheit.

Cover "Eine kurze Geschichte der Trunkenheit"
Das Hörbuch zu "Eine kurze Geschichte der Trunkenheit" erschien bei Schall und Wahn und ist im Handel erhältlich. Bildrechte: penguinrandomhouse

Nochmal nachschenken?

Forsyth erzählt unter anderem von dem ältesten bekannten Gebäude der Welt, das sich in Göbekli Tepe, in der heutigen Türkei, befindet. Es entstand um das Jahr 10.000 v. Chr., also noch vor der Ära von Ackerbau und Sesshaftigkeit. Dort befinden sich auch ein paar große Wannen aus Stein, berichtet Forsyth. In ihnen sollen Spuren einer chemischen Substanz namens Oxalat gefunden wurden sein, diese entsteht, wenn man Gerste und Wasser miteinander vermischt. Mark Forsyth kommt deshalb zum Schluss, dass Göbekli Tepe ein Versammlungsort gewesen sein muss, an dem die Stämme sich trafen und gemeinsam Bier tranken. Das wiederum bedeute, dass es dort Bier gegeben haben muss, und das führe zu der großen Theorie der Menschheitsgeschichte: "Dass wir nämlich die Nummer mit dem Ackerbau nicht einführten, weil wir Nahrung wollten – ringsumher war ja alles voll davon! –, sondern weil wir scharf auf Alkohol waren."

Jetzt einen Schnaps zur Verdauung

Wenn Tiere gegorene Früchte essen, werden sie besoffen. Menschen lachen dann über sie. Dabei benehmen sich Menschen unter Alkoholeinfluss genauso merkwürdig. Sie lallen, lachen schrill, torkeln, werden aggressiv oder rührselig. Sie trinken, weil sie ihre Nerven beruhigen oder Sorgen vergessen wollen. Es gibt so viel zu erzählen über Alkohol:

Dies ist eine kurze Geschichte. Eine vollständige Geschichte der Trunkenheit würde eine vollständige Geschichte der Menschheit darstellen und somit viel zu viel Papier verbrauchen.

Aus "Eine kurze Geschichte der Trunkenheit"

Jürgen von der Lippe verkostet "Eine kurze Geschichte der Trunkenheit"

Jürgen von der Lippe wurde 1948 als Hans-Jürgen Dohrenkamp in Bad Salzuflen/Lippeland geboren. Sein Vater war übrigens Barkeeper, seine Mutter Diätköchin und in jungen Jahren war von der Lippe katholischer Messdiener und hantierte sicher auch häufig mit dem Messwein. Das nur als kleines, amüsantes Schlaglicht, wie Alkohol von Anfang an ein Leben begleitet.

Jürgen von der Lippe ist vor allem Entertainer und hat Fernsehgeschichte geschrieben: Er ist außerdem Moderator, Schauspieler, Hörbuchsprecher, Musiker ("Guten Morgen, liebe Sorgen"), Komiker und Buchautor mit ca. 30 Platten, 20 Büchern und Hörbüchern, die Filme und Fernsehshows (z. B. "Donnerlippchen" oder "Geld oder Liebe") kann man gar nicht zählen, so viele sind es. Seine Karriere begann u. a. mit den Gebrüdern Blattschuss und deren Hit "Kreuzberger Nächte sind lang". Er schlüpfte immer wieder in viele selbst entwickelte Bühnencharaktere genauso gern wie morgens in sein Hawaii-Hemd, das zu seinem Markenzeichen wurde. Ausgezeichnet wurde er u. a. mit der Goldenen Kamera, dem Adolf-Grimme-Preis, mit dem Deutschen Comedypreis oder dem Deutschen Fernsehpreis.

Am 8. Juni feiert Jürgen von der Lippe seinen 75. Geburtstag: Herzlichen Glückwunsch!

Angaben zur Sendung

MDR KULTUR Lesezeit
05.06. - 09.06.2023
Mark Forsyth: Eine kurze Geschichte der Trunkenheit (5 Folgen)
Aus dem Englischen von Dieter Fuchs

Es liest Jürgen von der Lippe | Schall und Wahn 2019

Die Lesung ist als Hörbuch im Handel erhältlich. Das Buch wurde für die Lesung gekürzt.

Sendung im Radio: 05.06. - 09.06.2023 | Montag bis Freitag 9:05 Uhr
Wiederholung: 05.06. - 09.06.2023 | Montag bis Freitag 19:05 Uhr

Alle Folgen dieser Lesung stehen hier bis 2. September 2023 zum Hören bereit.

Ein Mann sitzt an der Bar.
Bildrechte: picture alliance / dpa | Tobias Felber

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Lesezeit | 05. Juni 2023 | 09:05 Uhr

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