Dessau-Roßlau Ausstellung im Bauhaus Dessau zu Architekt Richard Paulick
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Richard Paulick (1903-1979) war neben Georg Muche (1895-1987) etwa der Architekt des Stahlhauses in der Siedlung Dessau-Törten. Als einer der wichtigsten Architekten und Stadtplaner der DDR arbeitete er auch an der Stalinallee in Berlin, der späteren Karl-Marx-Allee. Die Ausstellung "Bauhaus Shanghai Stalinallee Ha-Neu" im Bauhaus Dessau, ein Projekt der Hermann-Henselmann-Stiftung, beleuchtet seinen Lebensweg und ist bis zum 23. August 2020 zu sehen.

Betritt man die Ausstellung "Bauhaus Shanghai Stalinallee Ha-Neu", steht man als erstes vor einem coolen Foto. Ein junger Mann, aus Vogelperspektive abgelichtet, lehnt da locker lächelnd, im weißen Hemd in einem Stahlrohrstuhl. Ein mobiler Plattenspieler dreht sich beim Five O'Clock Tea, ein Karteikasten mit Akten und ein Terminplaner sind auch ins Bild gerückt. So kann Arbeit Spaß machen.
Richard Paulick – ein Local Hero
"Da ist alles möglich bei diesem Bild. Er sitzt, aber er fliegt", interpretiert der Ausstellungsgestalter Dieter Feseke diese frühe Aufnahme von Richard Paulick. Aufgenommen in den späten 1920er-Jahren auf einem Bauhaus-Balkon in Dessau, seiner Heimat. Wie Wolfgang Thöner von der Stiftung Bauhaus erklärt: "Er ist 1903 in Roßlau geboren. Sein Vater war hier einflussreicher SPD-Politiker, Richard Paulick Senior. Und er hat seine ersten Bauten auch hier in Dessau, das Stahlhaus zum Beispiel, aber noch einige andere, vor 1930 realisieren können. Und er war auch jemand, der Stadtentwicklungspläne spätestens bis 1968 auch von Dessau mitbestimmt hat. Ein Local Hero."
Auswanderung nach Shanghai
Den es aber nicht all zulange in der Heimat hielt. Die Arbeit am Bauhaus, Assistent von Walter Gropius, der Vater ein bekannter Sozialdemokrat – da sprach nach 1933 wenig für eine Karriere in Deutschland. Der Local Hero emigrierte nach Shanghai. Gebaut wird schließlich überall. Und bauen konnte er, der schließlich auch bei Hans Poelzig in Berlin studiert hatte, nicht nur im Bauhausstil.
Er hat schon 1928 Inneneinrichtungen gemacht, die sehr, ich sage es ganz flapsig, plüschig aussehen. Er konnte alle Stile zitieren. Er war wirklich ein brillanter Architekt in dem Sinne, dass er wirklich alles konnte.
Arbeit an der Stalinallee
In Shanghai unterhielt er mit seinem Bruder ein eigenes Büro, war Professor und später sogar Stadtplaner. Bis Chiang Kai-shek ging und Mao kam. Wohin nun? Weiter auf Gropius Spuren gen Amerika? Oder in die alte Heimat? Paulick folgte dem Ruf des Vaters und machte Karriere in Ostberlin. Beim Bau der Stalinallee, die anfangs noch ganz im Stil der Moderne geplant war, bis die Architekten nach Moskau geladen wurden. Um von Stalin zu lernen, wie eine sozialistische Großstadt auszusehen hat.
Halle-Neustadt, Schwedt und Hoyerswerda
Und wieder anders dann in den 60er-Jahren, beim Bau von Halle-Neustadt. Als sich der Status des Architekten noch einmal gewaltig wandelte. Wolfgang Thöner spricht vom: "Unglaublichen hohen Rang eines Superstars der DDR. Das wurde dann komplett demontiert vom Architekten zum, wie die offizielle Bezeichnung dann war, Komplexprojektanten. Ich glaube, das sagt schon eine ganze Menge. Und so sah es dann aus" – in Halle-Neustadt, Schwedt und Hoyerswerda, wo das Volk wohnte. Der Architekt hatte sich ein Penthouse in der Karl-Marx-Allee gegönnt. In einem Ambiente, das eher an Gelsenkirchener Barock als ans Bauhaus erinnert.
Da hat er sich nicht zu zwingen müssen. Das hat er gern gemacht. So hat er gewohnt, in seiner eigenen Wohnung.
"Bauhaus Shanghai Stalinallee Ha-Neu. Der Lebensweg des Architekten Richard Paulick 1903 – 1979"
Ein Projekt der Hermann-Henselmann-Stiftung.
Vom 25. Juni bis 23. August 2020
Eröffnung: 25. Juni, 17 Uhr
Bauhaus Dessau
Gropiusallee 38
06846 Dessau-Roßlau
täglich geöffnet, 10-17 Uhr
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 25. Juni 2020 | 08:10 Uhr