Rudolstadt - Luftbild mit Bühne auf dem Markt beim TFF 2013.
Buntes Gewimmel: So sieht die kleine thüringische Stadt während des Rudolstadt-Festival aus, doch auch sonst lohnt ein Besuch. Bildrechte: IMAGO

Tipps für einen Besuch vor und nach dem Festival Rudolstadt: Kulturmetropole in der Provinz

12. Juni 2023, 10:18 Uhr

Im Sommer steigt in Rudolstadt eines der größten europäischen Festivals für Folk, Roots und Global Music. Und sonst? Was hat die kleine Stadt an der Saale jenseits des Rudolstadt-Festivals im Juli zu bieten? Neben der herrlichen Landschaft – viele besondere Kulturorte und ein reiches Kulturleben: Da ist ein kleines modernes Theater, das auch überregional von sich reden macht, der fürstliche Prunk auf der Heidecksburg oder das Haus, in dem sich Schiller und Goethe zum ersten Mal begegneten. Das sind unsere Empfehlungen für einen Besuch – mit den Service-Infos:

Barockschloss Heidecksburg

Rund 60 Meter über der Altstadt von Rudolstadt thront die Heidecksburg, sie diente den Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt von 1571 bis 1918 als Residenzschloss. Hat man erst einmal einen der romantischen Aufgänge erklommen, belohnt einen die wundervolle Aussicht. Eine große Bühne des Rudolstadt-Festivals wird jedes Jahr im Innenhof der Heidecksburg aufgebaut. Doch auch das Sommertheater des Theaters Rudolstadt ist dort zur schönen Tradition geworden.

Das Schloss Heidecksburg.
Der Aufstieg auf die Heidecksburg in Rudolstadt lohnt, nicht nur wenn gerade das Folk, Roots und Weltmusik-Festival läuft. Bildrechte: picture alliance / Klaus Nowottnick | Klaus Nowottnick

Drinnen warten prunkvolle Räume mit kostbaren Ausstellungsstücken: Gemäldegalerie, Porzellangalerie, Fest- und Wohnräume oder das Naturhistorische Museum.

Rokoko-Saal im Schloss Heidecksburg mit Deckengemälde
Im Rokoko-Saal des Schlosses ist nicht nur das Deckengemälde zu bestaunen. Bildrechte: MDR/Axel Berger

Eine Besonderheit ist die ungewöhnliche Dauerausstellung "Rococo en miniature" in der ehemaligen Hofküche. Zu sehen sind Paläste und Szenen der fantastischen Königreiche Pelarien und Dyonien, bevölkert von Hunderten von zierlich-winzigen Figuren – im Maßstab 1:50 bedeutet, dass eine Figur gerade mal drei Zentimeter misst. Die Miniaturisten Gerhard Bätz und Manfred Kiedorf haben dieses Kunstwerk über Jahrzehnte hinweg geschaffen.

Ein Modellschloss in der Dauerausstellung  "Rococo en miniature" auf der Heidecksburg in Rudolstadt
Ein Modellschloss in der Dauerausstellung "Rococo en miniature" auf der Heidecksburg in Rudolstadt Bildrechte: imago/Steve Bauerschmidt

Kunst von heute gibt es auch im Schloss Heidecksburg: Mit 56 Kleinplastiken und einer lebensgroßen Pferdeskulptur übernahm das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg einen umfangreichen Vorlass des bedeutendsten Thüringer Bildhauers der Gegenwart: Volkmar Kühn.

Weitere Informationen

Schloss Heidecksburg - Thüringer Landesmuseum
Schloßbezirk 1
07407 Rudolstadt

April bis Oktober
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
November bis März
Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr
An Feiertagen auch montags geöffnet!

Eintrittspreise: Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 5 Euro, Familienkarte 18 Euro

Gastronomie:
Restaurant "Das Günthers", Mittwoch bis Sonntag ab 11.30 Uhr geöffnet.

Anfahrt und Parken: Öffentliche gebührenfreie Parkplätze für Busse und PKW, sowie separate Behindertenparkplätze unmittelbar am Schloss. 15 Gehminuten vom Schloss entfernt befindet sich der Bahnhof Rudolstadt.

Barrierefreiheit: Im Schloss befinden sich derzeit noch keine Aufzüge, die für Behinderte mit Rollstuhl eine Besichtigung der historischen Festsäle ermöglichen würden. Im Erdgeschoss sind die Ausstellung "Rococo en miniature" sowie die Porzellangalerie dagegen gut erreichbar.

Schwarzburger Zeug- und Torhaus

Rund 20 Kilometer von der Heidecksburg entfernt, im frisch sanierten Zeug- und Torhaus der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt auf der Schwarzburg sind seit 2018 "Fürstliche Erlebniswelten" zu bestaunen.

Es ist das einzige erhaltene fürstliche Zeughaus in Deutschland mit einer originalen Waffensammlung, in dem wieder die originale Sammlung präsentiert werden kann. Kanonen, Helme, Rüstungen, Gewehre mit aufgesteckten Bajonetten und Fahnen, Kettenhemden, Degen und Armbrüste, Pfeile und Bögen von osmanischen Kriegern außerdem Prachtwaffen wie mit Perlmutt und Elfenbein kunstvoll ausgelegte Schäfte von Reiterpistolen gehören zu den rund 5.000 einzigartigen Objekten – das Besondere, sie sind zudem frei hängend und liegend ausgestellt.

Zeughaus von Schloss Schwarzburg
Zeughaus von Schloss Schwarzburg Bildrechte: MDR/Isabelle Fleck

Weitere Informationen

Schloss Schwarzburg
Schlossstraße 1a
07427 Schwarzburg

Öffnungszeiten:
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen
November bis März: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Montag geschlossen, An Feiertagen auch montags geöffnet
Park und Garten ganzjährig geöffnet

Das Fürstliche Zeughaus Schwarzburg ist nur mit Führung zu besichtigen.
Stündlich Führungen durch das Fürstliche Zeughaus Schwarzburg, die erste ab 10 Uhr, die letzte jeweils 16 Uhr.

Erwachsene: 5 Euro, Kinder bis 14 Jahre frei

Anfahrt und Parken: Mit der Bahn über Erfurt und Saalfeld (Saale) sowie Rottenbach nach Schwarzburg. Dann weiter mit dem Bus oder rund 1,5 Kilometer zu Fuß über die Schlossstraße. Parkmöglichkeiten im oberen und unteren Ort Schwarzburg.

Theater Rudolstadt

Bekannte und berühmte Menschen hat es immer wieder in das Theater der kleinen Stadt an der Saale gezogen. Im Jahr 1794 sowie von 1796 bis 1803 hatte das Theater in Rudolstadt sogar einen sehr berühmten Intendanten: Johann Wolfgang von Goethe, er bespielte die Rudolstädter Bühne mit dem Ensemble des Weimarer Hoftheaters. Friedrich Schiller saß im Rudolstädter Theater, Carl Maria von Weber soll hier als Knabe in der "Zauberflöte" gesungen haben. Franz Liszt und Niccolò Paganini gaben hier 1844 ein Konzert, Richard Wagner gastierte 1834 als junger Musikdirektor der Bethmannschen Operntruppe sechs Wochen lang in Rudolstadt und Clara und Robert Schumann kamen auch zu Besuch.

Steffen Mensching
Der langjährige Intendant des Theaters Rudolstadt, Steffen Mensching Bildrechte: IMAGO / Hartenfelser

Das Theater beherbergt ein Schauspielensemble und ein Orchester – die Thüringer Symphoniker – unter einem Dach. Intendant des Hauses ist seit 2008 Steffen Mensching. Vielen ist er noch bekannt als anarchistischer Clown im Duo "Mensching & Wenzel". 2018 wurde der 225. Geburtstag des Theaters gefeiert. Das Große Haus ist derzeit noch wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen. Zum Spielzeit-Start im Herbst 2024 sollen sie endlich über die Bühne sein. Als Ausweichspielstätte dienen das Theater im Stadthaus und der Meininger Hof.

Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt

Es ist eines der ältesten Orchester Deutschlands und wurde im 17. Jahrhundert zur Regierungszeit Graf Ludwig Günthers I. von Schwarzburg-Rudolstadt als Hofkapelle gegründet. Hofkomponisten und Dirigenten wie Philipp Heinrich Erlebach (1657-1714) und Traugott Maximilian Eberwein (1775-1831) standen am Pult dieses Klangkörpers. Heute ist das Orchester dem Theater zugeordnet, Chefdirigent ist seit 1997 Oliver Weder. Die Symphoniker wirken zudem seit 2008 am Rudolstadt-Festival mit.

Thüringer Symphoniker
Die Thüringer Symphoniker Bildrechte: Peter Scholz

Das Schillerhaus

Die erste Begegnung von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe fand am 7. September 1788 im Beulwitz'schen Haus statt – vor 230 Jahren. Goethe hatte zum Abendessen eingeladen und entzückte seine Gäste mit Berichten seiner gerade beendeten Italienreise. Doch Schiller zeigte sich ein wenig enttäuscht:

Unsere Bekanntschaft war bald gemacht und ohne den mindesten Zwang; freilich war die Gesellschaft zu groß und alles auf seinen Umgang zu eifersüchtig, als dass ich viel allein mit ihm hätte sein oder etwas anders als allgemeine Dinge mit ihm sprechen können.

Friedrich Schiller in einem Brief an Theodor Körner

Der Garten am Schillerhaus in Rudolstadt, 2013
Blick aus dem Garten auf das Schillerhaus in Rudolstadt Bildrechte: picture alliance / Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa | Martin Schutt

Ab diesem Treffen gab es in Schillers Leben einen Aufbruch – schöpferisch, doch auch in Liebesdingen, denn die Schwestern Charlotte von Lengefeld und die drei Jahre ältere Caroline, verheiratete von Beulwitz, waren damals anwesend. Schiller verliebte sich gleich in beide Frauen, die Ménage à trois dauerte eine ganze Weile – bis er 1790 schließlich Charlotte heiratete.

Das Schillerhaus konzentriert sich in seiner Ausstellung genau auf diese Zeit des Schillerschen Aufbruchs und zeigt den Ort in authentischer Ausstattung. Es gibt regelmäßig außerdem Konzerte, Gespräche oder auch Familiennachmittage wie das Räuberlabor

Weitere Informationen

Schillerhaus Rudolstadt
Schillerstraße 25
07407 Rudolstadt

Öffnungszeiten:
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag, 10-18 Uhr
November bis März: Dienstag bis Sonntag, 10-17 Uhr

Restaurant & Café Schiller!: vorübergehend geschlossen

Volkskundemuseum Thüringer Bauernhäuser im Heinepark

Gegründet 1914/15 gelten die Thüringer Bauernhäuser als ältestes deutsches Freilichtmuseum. Die im Verfall begriffenen Fachwerkhäuser wurden damals aus den umliegenden Dörfern abgetragen und im Rudolstädter Heinrich-Heine-Park wieder aufgebaut.

Bauernhäuser
Thüringer Bauernhäuser im Heinepark Rudolstadt Bildrechte: IMAGO / Steve Bauerschmidt

Heute veranschaulicht die Hofanlage das bäuerliche Leben der Thüringischen Region im 17. und 18. Jahrhundert. So erzählen die Bemalungen und Beschriftungen auf Möbeln und Gegenständen von der Wertschätzung, welche die einstigen – armen – Besitzer ihnen entgegen brachten. Eindrucksvoll anzusehen ist eine alte Apotheke: Mörser und Arzneiflaschen weisen auf eine Besonderheit des Schwarzatales hin: den Olitätenhandel. Mit solchen Olitäten (Naturheilmittel) handelten die so genannten "Buckelapotheker". Im Museumsladen gibt es sie zu kaufen. Für das leibliche Wohl wird im Bauerngarten gesorgt, ein Ort, an dem im Sommer immer wieder Freiluft-Veranstaltungen stattfinden.

Weitere Informationen

Volkskundemuseum Thüringer Bauernhäuser
Kleiner Damm 12
07407 Rudolstadt

Öffnungszeiten
April bis Oktober: Täglich von 11-18 Uhr (Einlass bis 17:30 Uhr)

Eintritt
Erwachsene: 3 Euro, ermäßigt: 2 Euro
Erlebnisführung mit dem Buckelapotheker/Küchenführung: 7/6 Euro

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Folk und Welt | 04. Juli 2018 | 21:00 Uhr