Streaming-Highlights Schach-Hype: Diese Podcasts widmen sich dem beliebtesten Spiel der Welt

04. April 2024, 11:12 Uhr

Jeden Tag entstehen in der ARD Stunden von Podcasts, Hörspielen und Dokus. Da in der ARD Audiothek eine Auswahl zu treffen, ist gar nicht so leicht. Darum stellen wir alle zwei Wochen besondere Highlights zum Streaming vor. Dieses Mal konzentrieren wir uns auf Schach: Das uralte Brettspiel erfährt seit der Netflix-Serie "Damengambit" einen regelrechten Hype. Auch in der Audiothek findet die Schach-Faszination ein Echo – auf vielfältige Weise. Hier sind vier Empfehlungen:

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"Zwischen Genie und Menschenhass": Abstieg der Schach-Legende Bobby Fischer

Als ich die Geschichte des amerikanischen Schach-Weltmeisters Bobby Fischer hörte, fand ich sie sofort filmreif. Ein vaterloser Junge aus Brooklyn erscheint aus dem Nichts auf der internationalen Bühne, wird als Genie gepriesen und im Kalten Krieg als Superwaffe gegen die sowjetische Schach-Übermacht eingesetzt. Doch dann verliert er sich in seiner Paranoia und fällt als Verschwörungstheoretiker, Holocaust-Leugner und Staatsfeind der USA sehr sehr tief. Allein die WM-Partie gegen Boris Spasski im Jahr 1972 ist purer Nervenkitzel. Yves Bellinghausen (auch Autor von "Scambit") erzählt davon auf persönliche und eindringliche Weise. Es geht um die Fallstricke des Geistes. Und für die gibt es einfach kein passenderes Bild als das Schachbrett mit seinen 64 Feldern.

Schachmeister Robert J. Fisher bei einer Partie.
Viele halten Bobby Fischer bis heute für den größten Schachspieler aller Zeiten. Dabei war er ein Antisemit und Rassist. Bildrechte: IMAGO/Pond5 Images

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"Der größte Schachspieler aller Zeiten – Bobby Fischer zwischen Genie und Menschenhass"
Feature mit einer Länge von 54 Minuten
Produktion: Bayern 2

"Zeitzeichen": Geschichts-Podcast über das größte Schachgenie aller Zeiten

"Schachmaschine" klingt für mich nicht sehr schmeichelhaft. Doch das beschreibt nur die Spielweise von José Raúl Capablanca, der 1921 gegen den Deutschen Emanuel Lasker den Weltmeistertitel errang. Ganz im Gegensatz zum unberechenbaren Bobby Fischer spielte Capablanca angeblich zügig und fehlerfrei. Ansonsten galt er durchaus als Charismatiker, sodass eine Tageszeitung ihm aus Versehen den Nachnamen Casanova zuschrieb. Auch bei ihm verschmelzen Schach und Leben. Das WDR-Porträt verdeutlicht für mich aber besonders, dass die Lebensläufe der großen Schachspieler ebenso viel über Zeitgeschichte wie über die Persönlichkeiten der Spieler erzählen. Schön wäre es, in Zukunft auch Geschichten über Schachspielerinnen zu hören.

José Raúl Capablanca vor einem Schachspiel sitzend, 1915
Der spannende Podcast "Zeitzeichen" widmet sich der Geschichte des kubanischen Schachweltmeisters Capablanca. Bildrechte: imago images/KHARBINE-TAPABOR

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"José Raul Capablanca: Größtes Schachgenie aller Zeiten?"
Podcast mit einer Länge von 15 Minuten
Produktion: WDR 5

"Macht Schach schlau?": Was Schachspiel mit Intelligenz zu tun hat – oder auch nicht

Angeblich gibt es mehr mögliche Schach-Konstellationen als Atome im Universum. Das finde ich faszinierend und unbegreiflich. Um in diesem Spiel richtig gut zu werden, muss man schon sehr intelligent sein. So habe ich zumindest angenommen und mir damit auch erklärt, warum ich es nie sehr weit gebracht habe. Aber vielleicht war ich nur zu faul. Denn bei SWR Wissen erfahre ich, dass eine solche Korrelation nie nachgewiesen wurde. Dabei interessieren sich die Kognitionswissenschaften schon lange für das Spiel. Was wissen wir also über das Zusammenspiel von Intelligenz und Schach? Und kann Schach im Unterricht zu besseren Ergebnissen bei der Pisa-Studie führen? Ein informativer und kurzweiliger Streifzug durch die Schachforschung.

Schach Mädchen
Wer Schach spielt, gilt als schlau. Der Podcast geht der Frage nach, ob das Brettspiel wirklich die Intelligenz steigert. Bildrechte: IMAGO / Ukrinform

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"Macht Schach schlau?"
Podcast mit einer Länge von 28 Minuten
Produktion: SWR2

"Erlebte Geschichten": Plauderstündchen mit Schach-Großmeister Helmut Pfleger

Von außen betrachtet mag Schach ein langweiliges Spiel sein. Denn man kann ja in die rauchenden Köpfe der Spielenden nicht hineinschauen. Doch dafür gibt es Schach-Erklärer wie Helmut Pfleger. Privat ist er selbst ein "Großmeister" – übrigens ein Titel auf Lebenszeit. Doch seine Stärke ist das bildhafte Sprechen über Schach, sei es im Fernsehen (ZDF) oder in seiner wöchentlichen Zeit-Kolumne. Deswegen wird er auch "Zug-Begleiter" genannt. Im Podcast mit dem passenden Titel "Erlebte Geschichten" erzählt er angeregt von seinem persönlichen Weg, der über die Medizin zur Schach-Berichterstattung führt. Wenn er von seinen wichtigen Schach-Partien oder von der jahrhundertealten Tradition des Brettspiels schwärmt, wirkt das auf mich ansteckend.

Der deutsche Schachspieler Helmut Pfleger, aufgenommen am Dienstag (21.10.2008) am Rande der Schachweltmeisterschaft in Bonn.
Helmut Pfleger machte Schach im Fernsehen, in Büchern und seiner Kolumne in der Wochenzeitschrift "Die Zeit" populär. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Felix Heyder

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"Helmut Pfleger, Schach-Großmeister und 'Zugbegleiter'"
Podcast mit einer Länge von 23 Minuten
Produktion: WDR 5

Über mich Ich bin Lars Meyer und für MDR KULTUR schon eine ganze Weile als Filmkritiker unterwegs. Genauso wie das Kino liebe ich Bücher und lange Radio-Formate. Als Feature-Autor lasse ich mich gerne von Zufallsfunden leiten und tauche in die Kulturgeschichte ab. In der ARD Audiothek stoße ich immer wieder auf spannende Funde.

Redaktionelle Bearbeitung: vp

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 03. Juli 2020 | 07:00 Uhr

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