Baustellenrundgang Theater Altenburg: Zusatzschäden verzögern Sanierung und Wiedereröffnung

25. April 2023, 12:09 Uhr

Eigentlich sollten die Umbauarbeiten am Theater Altenburg schon vor zwei Jahren abgeschlossen sein – zum 150. Geburtstag des historischen Baus im Jahr 2021. Doch immer neue Probleme – etwa Baupfusch, Corona und eine Flut – sorgten für erhebliche Verzögerungen der Sanierung. Nun konnte das Publikum das Thüringer Theater erstmals wieder besuchen – bei einem öffentlichen Rundgang über die Baustelle. Die Arbeiten kommen voran, werden aber von Zusatzschäden aufgehalten.

Es ist schon eine Weile her, seit im Theater Altenburg Applaus zu hören war. Im Sommer 2019 fand auf der großen Bühne des historischen Theaters die letzte Vorstellung statt. "Das Theater gleitet als Titanic in die Umbauphase" – war damals anlässlich der Premiere von Wilhelm Dieter Sieberts großer Oper mit Salonmusik "Untergang der Titanic" zu lesen. Offensichtlich kein gutes Omen.

Denn das Haus, das im Jahr 1871 nach nur 18 Monaten Bauzeit feierlich eingeweiht wurde, sollte in zwei Jahren technisch umgebaut werden. Damit es endlich mit der Bühne in Gera kompatibel ist. Die beiden Theater sind bekanntlich seit Anfang der 90er-Jahre fusioniert und werden wechselseitig mit den gleichen Stücken bespielt. Doch aus dem Wiedereröffnungstermin zum 150. Theatergeburtstag im Jahr 2021 wurde nichts.

Theater Altenburg zeigt in Führung den Stand der Bauarbeiten

Seither geht das Altenburger Theaterpublikum ins Theaterzelt am Rand der Stadt und träumt davon, endlich wieder ins eigentliche prunkvolle Haus im Zentrum zurückzukehren, das seit vier Jahren von einem Bauzaun abgesperrt ist. Durch den das treue Publikum jetzt endlich einmal durchschlüpfen durfte, anlässlich eines öffentlichen Rundgangs über die ewige Baustelle.

Hunderte waren gekommen und wurden von einem freundlichen Theaterteam empfangen. Der technische Direktor René Prautsch lud zu einer sachkundigen Führung ein und machte keinen Hehl aus den Problemen, die den enormen Bauverzug verursacht haben.

Pfusch, Corona und Flut verzögern den Umbau

Das begann mit historischem Pfusch am Bau. So stellte man erstaunt fest, dass der ursprüngliche Theaterneubau aus dem 19. Jahrhundert keine Fundamente hatte. Um ein weiteres Absenken des Gebäudekomplexes zu verhindern, musste hier erstmal für eine neue Gründung gesorgt werden. Viel Zeit und Geld musste buchstäblich erstmal in den Sand gesetzt werden. Während der Corona-Krise ruhte der Bau dann über Monate. Im Jahr 2021 setzte ein Flutereignis das Hauptgebäude unter Wasser und zu allem Unglück verstarb auch noch der Architekt.

Altenburg plant Eröffnung der Studiobühne zur Spielzeit 2023/24

Immerhin im Sommer dieses Jahres soll die Studiobühne im alten Heizhaus im neuen Glanz erstrahlen und dann zu Beginn der Spielzeit 2023/24 im Oktober wiedereröffnet werden. Mit dieser guten Nachricht bewegt sich der Besuchertross ins Hauptgebäude, Richtung Unterbühne. Hier wurde die Maschinerie komplett erneuert und den Bühnenverhältnissen des Geraer Theaters angepasst, sodass die Stücke in Schauspiel, Musiktheater und Ballett endlich eins zu eins übernommen werden können. Auch im Orchestergraben ist nun genauso viel Platz wie in Gera. Diese Probleme konnten also gelöst werden.

Wiedereröffnung des historischen Theaters verschiebt sich weiter

Das nächste tut sich aber auf, wenn man in den Zuschauerraum schaut. Der sieht eigentlich so aus, als ob es morgen losgehen könnte. Sieht man davon ab, dass sich im Parkett keine Sitze befinden. Die wären schnell montiert. Aber ganz oben unterm Dach, die sogenannte Kronendecke, die den Saal überspannt und den riesigen Leuchter hält, ist völlig marode und einsturzgefährdet.

Noch so ein Zusatzschaden, den man vorab nicht einkalkuliert hat und der die Wiedereröffnung des historischen Theaters bis auf weiteres verschiebt und mit dem ursprünglich geplanten 11 Millionen Euro-Budget garantiert auch nicht zu bezahlen sein wird.

Immerhin die neue Bühnentechnik funktioniert schon jetzt perfekt. Im Gegensatz zum Untergang der Titanic, tauchte am Ende dieses Baustellenrundgangs auf der Hauptbühne wie von Geisterhand ein Streichquintett aus der Versenkung auf und machte mit einem überraschenden Kurzkonzert Lust auf endlich wieder Kunst im Theater Altenburg.  

Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 25. April 2023 | 07:40 Uhr