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Im Juni geht in Chemnitz um Frauen, die sich selbst verwirklichen wollen – wie Louise in der Oper. Bildrechte: Nasser Hashemi

Kulturhauptstadt 2025Theater in Chemnitz: Sechs besondere Stücke im Juni

22. Mai 2025, 17:26 Uhr

Im Juni 2025 können Sie rund um die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz besondere Theaterstücke erleben: In Chemnitz sind internationale Tanz-Produktionen zu Gast bei Festival "Tanz – Moderne – Tanz". In Zwickau proben die Stadtmusikanten den Aufstand im Altersheim. Auf der Naturbühne Greifensteine sind die Ritter von der Kokosnuss auf Abenteuerreise. Hier sind unsere handverlesenen Tipps – inklusive Adressen und Terminen, damit Sie kein Highlight verpassen!

von Thilo Sauer, MDR KULTUR

Musical im Erzgebirge: "Spamalot" auf der Naturbühne Greifensteine

Sie hatten wohl niemals eine Chance, den Heiligen Gral zu finden. Dafür begeistern sie das Publikum von heute umso mehr. Die legendäre Comedy-Gruppe Monty Python hat sich mit dem Film "Die Ritter der Kokosnuss" an das britische Nationalepos um König Arthus gewagt und ordentlich durch die Mangel genommen. Denn bei ihnen sind die Ritter der Tafelrunde nur Aufschneider und Versager. John Du Prez und Eric Idle haben schließlich den Musikanteil nochmal hochgedreht und aus dem Kultfilm 2005 das Erfolgsmusical "Spamalot" gemacht. Das feiert seitdem immer neue Erfolge, auch im Erzgebirge. Die Inszenierung für die Naturbühne Greifensteine überzeugt zum einen mit ihrer bunten, comichaften Ausstattung und den zahlreichen Kostümen. Auf der anderen Seite lebt es von der Spiellust des Ensembles, das sich ganz auf den Wahnsinn der Satire und die Übertreibungen einlässt. Das kommt auf jeden Fall an, bestätigt MDR SACHSEN-Reporterin Anett Linke

Bunt und anspielungsreich – die Ausstattung von "Spamalot" auf der Naturbühne überzeugt. Bildrechte: Dirk Rückschloß / Pixore Photography

Weitere Informationen"Monty Python's Spamalot"

Adresse:
Naturtheater Greifensteine
Greifensteinstraße 42
09427 Ehrenfriedersdorf

Termine:
27. Juni, 21 Uhr
29. Juni, 17 Uhr

Schauspiel mit Musik: "Janis Joplin" im Chemnitzer Fritz Theater

Janis Joplin war und bleibt eine Ikone: Mit ihrer rauen Stimme und ihrer einzigartigen Energie hat die Musikerin die Konzerthallen und Musikherzen erobert. Sie hat gezeigt, dass Rock nicht nur Männersache ist und dass Frauen auch wild sein können. Die Regisseurin Isabelle Weh vom Chemnitzer Fritz Theater nähert sich diesem Ausnahmetalent. Anhand der Erinnerung von Joplins Schwester Laura und mit den großen Hits erzählt sie aus dem Musikleben. Die Sängerin wird dabei von Silvia Klemm verkörpert, die in einem Alter ist, das die Musikerin selbst wegen eines frühen Todes nie erreicht hat. Darin liegt vielleicht die größte Stärke dieses biografischen Abends: "Sie gibt eine Ahnung, wie eine älter gewordene Janis Joplin gewirkt haben könnte, gestaltet dabei jedoch eine eigene Kunstfigur, gibt einen Zugang zum Leben, zur Person Janis Joplin", schreibt die Kritikerin Sarah Hofmann in der "Freien Presse". Der Abend versucht dabei auch zu ergründen, warum Janis Joplin im Alter von nur 27 Jahren an einer Überdosis Heroin starb und findet eine spannende Antwort. "Ein großer Wurf, eine eindrückliche Inszenierung und eine Hauptdarstellerin, die noch lange in Erinnerung bleiben wird", resümiert Hofmann. 

Weitere Informationen"Janis Joplin – Du bist alles, was du hast"

Adresse:
Fritz Theater
Kirchhoffstraße 34-36
09117 Chemnitz

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
19. Juni, 19 Uhr
20. Juni, 20 Uhr
21. Juni, 20 Uhr
22. Juni, 16 Uhr

Figurentheater in Zwickau: "Die Berliner Stadtmusikanten" im Puppentheater

Ganz ehrlich: Eigentlich war das Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" schon immer im Kern eine Seniorenkomödie. Vier Hoftiere bringen wegen ihres Alters nicht mehr die gewünschte Leistung und werden vertrieben. Sie hoffen auf eine zweite Karriere im Musik-Business, doch stattdessen befreien sie sich ganz vom Arbeitsleben, indem sie eine Räuberbande mit einem absurden Trick vertreiben und eine verkehrte Welt schaffen. Genau diese Stimmung hat auch die sehr freie Märchenadaption "Die Berliner Stadtmusikanten" des Theaters Zitadelle aufgegriffen. In diesem Stück geht es um Kuh, Wolf, Spatz und Katz, die in einem Altenheim versauern, in dem das Personal nur an den eigenen Vorteil denkt. Als Herr Spatz neu ins Heim kommt, lässt er sich das nicht gefallen und überredet die anderen zu einem Ausflug in die Freiheit. Regina und Daniel Wagner führen die großen Klappmaulpuppen nach allen Regeln der Kunst und legen den Figuren zotige Witze, aber auch berührende Momente in den Mund. Gekonnt spielt die Inszenierung mit den Emotionen, beobachtet auch die Journalistin Heike Pabst im "Westfalen-Blatt". 

Die Beziehung zwischen Katze und Wolf ist ganz besonders berührend. Bildrechte: Klaus Zinnecker

Weitere Informationen"Die Berliner Stadtmusikanten"

Adresse:
Puppentheater Zwickau
Gewandhausstraße 3
08056 Zwickau

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
7. Juni, 19:30 Uhr

Tanztheater in Chemnitz: Festival "Tanz – Moderne – Tanz"

Auch im Kulturhauptstadtjahr findet in Chemnitz wieder das Festival "Tanz Moderne Tanz" statt, das internationales und besonderes Tanztheater in die Stadt bringt. Dabei wird es seinem Namen in diesem Jahr besonders gerecht, wenn es mit Mitteln des Tanzes die Fragen der Moderne untersucht: In einer Mischung aus Tanz und Zirkus, Ballett und Akrobatik hinterfragt die Compagnie Samuel Mathieu in "Saltarines" die Geschlechterstereotype. Die Nuepiko Dance Company geht in "Overheated" dem jungen Phänomen des Burnouts auf den Grund. Adi Boutrous schwelgt in "Reflections" in den Welten der Renaissance und sucht darin wichtige Botschaften für die Gegenwart, wie den Humanismus. Kaori Ito versucht in dem märchenhaften Stück "Waré Mono" zwei Menschen mithilfe der Technik Kintsugi, mit dem in der japanischen Kultur kaputte Keramik mit Gold repariert wird, zusammenzuführen. In "Mana" untersucht die Vertigo Dance Company die Bedeutung von Licht und Erde. Und die United Caribbean Dance Force zeigt mit mehreren kurzen Choreografien, beispielsweise über den Kampf gegen Rassismus oder die Yoruba-Gottheiten die Vielfalt der jamaikanischen Tanzszene. 

Saltarines können besonders hoch und kunstvoll springen. Bildrechte: Loran Chourrau

Weitere InformationenDas Festival "Tanz – Moderne – Tanz" findet vom 18. bis zum 29. Juni an verschiedenen Orten in Chemnitz statt.

Schauspiel in Chemnitz: "Goldstück" im ehemaligen Puppentheater

Der Druck steigt: Der rechte Rand wird stärker und versucht, Geschichten und Bemühungen für mehr Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Geschlechter zurückzudrängen. Davon will auch das Stück "Goldstück" erzählen. Der Theaterabend handelt von einer Frau, die sich mühsam aus einer schwierigen Beziehung befreien will. Sie hat häusliche Gewalt überlebt und muss nun alle bürokratischen Hürden überwinden, um finanziell unabhängig zu werden. Während ihres Kampfes rutscht ihr Kind in die rechte Szene ab und radikalisiert sich zusehends. Den Text zur Inszenierung schrieb die Autorin Verena Güntner, die schon mit ihrem Debütroman "es bringen" die Kritik überzeugte und mit ihrem Roman "Power" für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war. Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers hat sich zuletzt in mehreren Arbeiten mit Verbrechen und Widerstand im Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Ihre Stücke wurden als bewegend und emotional, klug und mitreißend gelobt. Nun untersuchen sie das neue Erstarken der rechten Kräfte in unserer Gegenwart und stellen ihm eine feministische Geschichte entgegen. 

Verena Güntner schreibt den Text für das neue Stück des Theaterkollektivs Piérre.Vers. Bildrechte: picture alliance/dpa/DuMont Buchverlag | Stefan Klüter

Weitere Informationen"Goldstück" von Verena Güntner

Adresse:
Im ehemaligen Puppentheater
An der Markthalle 7
09111 Chemnitz

Termine:
13. Juni, 19 Uhr
14. Juni, 19 Uhr

Musiktheater in Chemnitz: "Louise" im Opernhaus

Louise will ausbrechen. Sie ist gut behütet aufgewachsen, doch allmählich kommt ihr das elterliche Heim beengt und bedrückend vor. Dabei lebt sie doch in Paris, einer Stadt, in der so viel möglich ist. Mit dem Künstler Julien will sie ausbrechen, ihren Träumen folgen und die Bohème erobern, vielleicht Schriftstellerin werden. Die Oper "Louise" von Gustave Charpentier war nach der Premiere 1900 ein riesiger Erfolg, der nach einigen Jahrzehnten jedoch fast komplett vergessen ist. Nicht ganz zu Recht, wie die Inszenierung an der Chemnitzer Oper beweist. Regisseurin Rahel Thiel gelingt es, laut dem Kritiker Roland Dippel bei "Der deutschen Bühne", die Beziehungen von Louise in ganz vielen Details wunderbar auszumalen. Dabei überzeugt auch das Ensemble. Die Solistinnen und Solisten spiegeln die Figuren in ihrem Gesang wider, agieren "beeindruckend" oder "betörend". 

Louise ist hin- und hergerissen zwischen Verpflichtungen und Träumen. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen"Louise" von Gustave Charpentier

Adresse:
Opernhaus
Theaterplatz 2
09111 Chemnitz

Dauer: 165 Minuten, eine Pause

Termine:
8. Juni, 17 Uhr

FÜR KURZENTSCHLOSSENE:

Figurentheater in Chemnitz: "Versuch über meinen Großvater"

Es ist eine gewagte Frage, die in deutschen Familien nie gestellt wurde oder selten gestellt wird – aus Angst vor den Antworten: Was haben die eigenen Vorfahren während der Nazi-Herrschaft getan, wie haben sie sich beteiligt? Gundula Hoffmann, die Chefin des Chemnitzer Puppentheaters, hat mit "Versuch über meinen Großvater" den Blick in die Vergangenheit gewagt. Gemeinsam mit Karen Breece, einer Expertin für dokumentarisches Theater, hat sich Hoffmann in die Recherche gestürzt und erzählt auf der Bühne von ihren Entdeckungen.

Dabei geht es ihr nicht darum, in der Rückschau Taten zu verurteilen. Sie will wissen, was diese Taten und das Schweigen darüber mit ihr machen, wie es sich auf ihr Leben ausgewirkt hat. Begleitet wird sie dabei von ihrem Onkel, der in Form einer Puppe auf der Bühne präsent ist. Wie dieser Puppenmann teilweise von drei Menschen über die Bühne bewegt wird, ist etwas Besonderes, meint der MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling nach einer Probe. Dabei zeigt er sich auch fasziniert, dass Gundula Hoffmann diese Geschichte so mutig auf der Bühne erzählt.

Weitere Informationen"Versuch über meinen Großvater"
Ein Rechercheprojekt des Figurentheaters Chemnitz

Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz

Dauer: 70 Minuten, keine Pause

Termine:
30. Mai, 20 Uhr

Mehr Kultur in Chemnitz

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 17. April 2025 | 08:40 Uhr