Schauspiel und Tanz Theater: Die besten Aufführungen in Chemnitz und Umland im September 2023

Rund um Chemnitz und Zwickau gibt es endlich wieder viel Theater: Das Mittelsächsische Theater überrascht in Döbeln mit einer wunderbaren Oper. Plauen und Zwickau gibt es Figurentheater mit Migrationsgeschichte und einen Ballett-Klassiker aus einer anderen Perspektive. In Chemnitz tanzen die Elfen aus Shakespeares "Sommernachtstraum" durch eine postapokalyptische Stadt. Hier finden Sie eine Auswahl der besten Theaterstücke im September.

Ein Ballett-Tänzer springt mit freiem Oberkörper über die Bühne. Rechts hinter ihm posieren mehrere Personen mit grün-türkisen Kleidern und ausgestreckten Armen.
Das Theater in Plauen bietet eine spannende Interpretation von "Schwanensee" Bildrechte: André Leischner

Hinweis Dieser Artikel wird jeweils zum ersten Tag des neuen Monats aktualisiert, so dass Sie hier immer die neuesten Empfehlungen für jeden Monat neu finden.

Schauspiel unter freiem Himmel: "Mirandolina" in Plauen 

Carlo Goldoni gehört zu den Meistern der klassischen Komödie und sicherlich zu den bekanntesten Dramatikern Italiens. Er hat die berühmte Commedia dell’arte reformiert, bei der statt nach festem Textbuch aus dem Stegreif gespielt wurde. Dabei traten immer die gleichen Typen auf, deren Namen eigentlich austauschbar waren. Goldoni hat diesen Gestalten mehr Charakter und vor allem mehr Menschlichkeit gegeben. Darauf konzentriert sich auch Roland May, der ehemalige Intendant des Theaters Plauen-Zwickau, der sich mit diesem Sommertheater vielleicht für immer verabschiedet. In "Mirandolina" geht es um eine Frau, die das Gasthaus ihres Vaters übernommen hat. Für den weiteren Erfolg des Etablissements verlässt sie sich auf ihre Ausstrahlung: Die Stammgäste sind allesamt vernarrt in die Wirtin, auch wenn es nicht alle zugeben. Das führt ständig zum Schlagabtausch und einigen Verwirrungen. May verlässt sich laut Torsten Piontkowski von der "Freien Presse" in seiner Inszenierung ganz auf den Text von Goldoni und lässt die Schauspielerinnen und Schauspieler glänzen, die den Text ihrerseits mit Leben füllen: "Ein gelungener Sommerspaß mit italienischer Minestrone in der Pause." 

Ein Mann sitzt auf einem Stuhl. Auf seinem Frau fällt eine Frau in hellblauen Kleid theatralisch in Ohnmacht.
Das Stück "Mirandolina" überzeugt mit Figuren und komischen Situationen. Bildrechte: André Leischner

Weitere Informationen "Mirandolina" von Carlo Goldoni

Dauer: 105 Minuten, eine Pause

Adresse:
Hof des Vogtlandtheaters Plauen
Theaterplatz
08523 Plauen

Termine:
3. September, 20.00 Uhr (zum letzten Mal)

Schauspiel im Saal: "Ein Sommernachtstraum" in Chemnitz

Vielleicht ist es nur folgerichtig, Shakespeares "Sommernachtstraum" in einer Zeit von Umweltzerstörung und einer Industriestadt wie Chemnitz nicht wie vorgesehen in einem Wald spielen zu lassen. Regisseurin Martina Eitner-Acheampong und Ausstatter Jan Steiger verlegen den Klassiker in eine Zukunft, in der der Handlungsort Athen in Schutt und Asche liegt. Die Handwerker, die eine tragische Komödie proben, sind hier Bauarbeiter beim Wiederaufbau. Die verliebten Paare irren zwischen Ruinen umher. Die Handlung wird nicht groß verändert und erzählt weiterhin, wie Elfenkönig Oberon im Streit mit seiner Frau liegt, sie mit Liebestrank an ein Monster bindet und zwischen zwei Paaren für viel Verwirrung sorgt. "Sie lassen keinen Raum für Langeweile, füllen das Stück mit Leben, bringen es in die Gegenwart, weben geschickt aktuelle Diskurse ein", schreibt Sahrah Hofmann in der "Freien Presse" und meint damit zum Beispiel, dass Lisanne Hirzel sowohl die Elfenkönigin als auch den Kobold Puck mit viel Energie spielt – und genau das verdienen Stück und Rolle.  

Zwei Personen mit langen, gemusterten Mänteln und pink-violetten Haaren stehen vor einem gelben Rohrgerüst.
Ein besonderes Setting hat Bühnenbildner Jan Steigert im Chemnitzer Theater geschaffen. Bildrechte: Nasser Hashemi

Weitere Informationen "Ein Sommernachtsraum" von William Shakespeare

Adresse:
Spinnbau
Altchemnitzer Straße 27
09120 Chemnitz

Dauer: 130 Minuten, eine Pause

Termine:
23. September, 19.30 Uhr

Für Tanz-Fans: "Schwanensee" in Plauen und Zwickau

Es ist vielleicht der Titel, der jedem Menschen einfällt, wenn man nach Ballett gefragt wird: "Schwanensee" von Tschaikowsky. Auch der Film "Black Swan" wird da eine gewisse Rolle spielen, doch vor allem ist es die grandiose Musik des russischen Komponisten. Die junge Inszenierung des Tanztheater-Klassikers in Zwickau gliedert sich laut Katharina Leuoth von der "Freien Presse" wunderbar ein in die Choreografien der anderen Häuser aus den vergangenen Jahren. Choreograf Sergei Vanaev rückt in der Geschichte über die Prinzessin, die sich nachts immer in einen Schwan verwandelt, den Prinzen in den Mittelpunkt. "Und wie eindrucksvoll tanzt Davide Gentilini diesen Siegfried! Souverän und modern, stark und zerbrechlich", begeistert sich Leuoth. Vanaev erzählt die klassische Geschichte mit einem frischen Blick: "Das Stück lässt Assoziationsfeuer zu. Es fallen einem die Debatten um Diversität, um queere Menschen ein, um ein paar Ecken schießen einem gar die englischen Prinzenbrüder durch den Kopf und auch der Krieg im Osten. Man kann am Ende das ganze Unheil der Welt in diesem Ringen zwischen Macht, Angst und Liebe sehen", fast die Kritikerin zusammen. 

Eine weiß gekleidete Frau steht auf einer blau erleuchteten Bühne. Vier Menschen stehen im Butoh-Stand vor ihr. Ein Mann kraucht auf allen Vieren heran.
Der "Schwanensee" von Vanaev nimmt das Verlangen des Prinzen Siegfried in den Blick. Bildrechte: André Leischner

Weitere Informationen "Schwanensee"
Ballett von Sergei Vanaev mit Musik von Pjotr Tschaikowsky

Dauer: 110 Minuten, eine Pause

Adresse:
Vogtlandtheater
Theaterplatz
08523 Plauen

Termine:
8. Oktober, 16 Uhr
31. Oktober, 18 Uhr

Adresse:
Gewandhaus
Hauptmarkt
08056 Zwickau

Termine:
1. Oktober, 18 Uhr

Für Figurentheater-Freunde: "So glücklich, dass du Angst bekommst" in Zwickau

Lange blieben sie unsichtbar: Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter, die aus Vietnam in die DDR kam. Selbst nach der Wiedervereinigung versuchten sie meist unter dem Radar zu bleiben und so wissen die wenigsten um diese Schicksale. Miriam Tscholl, die ehemalige Leiterin der Dresdner Bürgerbühne und somit sehr erfahren in der Arbeit Laien auf der Theaterbühne, hat drei Frauen eingeladen ihre Geschichten zu erzählen. Es sind Geschichten, die rühren und die erschrecken. Jeder sollte diese Stimmen hören. Die Produktion des Chemnitzer Puppentheaters wird im Rahmen des Wildwechsel-Festivals gezeigt, das Kinder- und Jugendtheater aus ostdeutschen Bundesländern versammelt.

Eine Frau in roter Bluse und Rock sitzt an der Bühnenkante. Zwei schwarz gekleidete Menschen bewegn ein Puppe, die der Frau ähnelt.
In einem Recherche-Projekt des Chemnitzer Puppentheaters gemeinsam mit dem Programm "neue unentdeckte narrative" wurden Geschichten von vietnamesischen Frauen auf die Bühne gebracht. Bildrechte: Dieter Wuschanski

Weitere Informationen "So glücklich, dass du Angst bekommst / Hạnh phúc đến mức mày thấy sợ"
Geschichten von Chemnitzer Frauen aus Vietnam

Adresse:
Gewandhaus
Hauptmarkt
08056 Zwickau

Dauer: 100 Minuten, ohne Pause

Termine:
16. September, 20 Uhr
17. September, 14 Uhr

Das Festival Wildwechsel findet vom 13. bis zum 17. September in Zwickau statt.

Für Opernkenner: "Rigoletto" in Döbeln

Von "Rigoletto" sagen manche, es sei die perfekte Oper. Giuseppe Verdi habe sie so perfekt komponiert, dass man sie gar nicht schlecht spielen kann. Sicherlich gibt es dafür Gegenbeweise, jedoch nicht in Sachsen. Regisseurin Juana Ines Cano Restrepo hat sich ganz auf die emotional verstrickte Geschichte konzentriert: Der Hofnarr Rigoletto wird von allen verspottet, weil ihnen ebenfalls mit Spott ihre Fehler vorhält. Sie zielen auf das, was für den Witwer das Wichtigste ist, seine Tochter. Die ihrerseits hat eine Affäre mit dem lebensfrohen Herzog begonnen. Die Ausstattung punktet mit einer klaren Farbdramaturgie, die die Geschichte klar und zeitlos macht. Doch besonders lobt Torsten Kohlschein in der "Freien Presse" das Ensemble: Beomseok Choi rührt das Publikum als Rigoletto zu Tränen und Lindsay Funchal singt die Tochter Gilda mit bemerkenswerter Leichtigkeit. 

Eine Gruppe rotgekleideter Menschen sammelt sich um einen Mann mit kariertem Pollunder und Clownsgesicht.
Die Inszenierung von "Rigoletto" am Mittelsächsischen Theater arbeitet mit einem klaren Farbkonzept. Bildrechte: Detlev Müller

Weitere Informationen "Rigoletto"
Oper von Francesco Maria Piave und Giuseppe Verdi

Adresse:
Theaterstraße 7
04720 Döbeln

Dauer: 140 Minuten, eine Pause

Termine:
30. September, 19.30 Uhr

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 11. April 2023 | 08:10 Uhr