Probenbesuch Puppentheater mit Wow-Effekt: "Das schiefe Haus" in Dessau
Hauptinhalt
Mit dem Stück "Das schiefe Haus" erzählt das Puppentheater in Dessau vom Heranwachsen. Mit dem schiefen Haus ist die Welt gemeint, die aus den Fugen ist. Vor der Premiere am 29. Januar hat unser Kritiker die Proben besucht und war begeistert von einem "Puppenspiel mit Wow-Effekt" und einem Stück, das Kinder und Eltern begeistern dürfte.

Das Anhaltische Theater in Dessau hat Einiges zu bieten, sogar eine eigene Puppentheatersparte. Die spielt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene und manchmal für alle zusammen. Wie es in der neuesten Produktion "Das schiefe Haus" heißt, die sogar eine Uraufführung ist. Strenggenommen gar keine für das Puppentheater gedachte, ihr Autor Thomas Freyer hat den Text ursprünglich fürs "Menschen-Theater" geschrieben. Er funktioniert aber auch mit Puppen, und wie!
Dessauer Theater zeigt Puppenspiel mit Wow-Effekt
Der Regisseur Sebastian Stolz hat noch nie im Puppentheater inszeniert, seine Felder sind bislang eher das Theater für junge Leute und der Film gewesen. Nun ist er schwer beeindruckt. Von der Kraft, die da zwischen den Spielerinnen und ihren Puppen fließt. Er spricht von einem "Wow-Effekt" für ihn und wie "cool" das alles auf ihn wirkt. Er arbeitet aber auch mit zwei höchst engagierten Frauen zusammen: Kerstin Dathe und Bianka Drodzik. In ihrem ersten Bühnenleben ursprünglich auch "normale" Schauspielerinnen, lassen sie inzwischen die Puppen tanzen. Im aktuellen Stück sind die sogar in der Überzahl.
Zwei Puppenspielerinnen und gleich fünf Gliederpuppen, das ist nicht ganz unkompliziert. Zumal die beiden Frauen mitsamt ihren Puppen in einem Haus stecken. Das steht mit seinen drei Giebeln auf der Puppenbühne des Alten Theaters und macht auf den ersten Blick so gar keinen schiefen Eindruck. Denn das ist mehr eine Metapher dafür, dass zwischen den Bewohnern dieses Hauses etwas ins Rutschen oder in Schieflage gekommen ist. Zwischen den Eltern und ihren Kindern, um genau zu sein.
Weltflucht: Wenn sich Kinder in ihre eigene Welt zurückziehen
Schuld daran ist die Zeit, oder die Zeitenwende, um einen populären Ausdruck zu gebrauchen. Erst jahrelang Corona, dann Ehekrise, Ärger im Job und jetzt auch noch diese schleichende Angst vorm Krieg. Fünf Kinder – ein angehender Punk, ein Teeny-Girl, zwei Brüder und ein ganz kleines Mädchen – haben sich vor dieser Welt in ihre eigene, auf dem Dachboden des Hauses zurückgezogen. Wo sie nach ihren eigenen Regeln leben und ihre Probleme mal ganz ohne die Erwachsenen da unten durchspielen können.
Da geht es um die Bekämpfung der eignen Ängste, das Gefühl ein ganz anderer oder am Ende gar eine andere zu sein oder sich mal ein paar Jahre älter zu machen und fast schon selbst Erwachsen zu fühlen.
Ein Stück für Kinder, das Eltern zum Nachdenken bringt
Das alles wird in der Sprache der Kinder durchgespielt. Von Erwachsenen, wie funktioniert das? "Ich bin immer auf der Seite der Kinder", lacht Kerstin Dathe, die selber Mutter ist und erklärt, wie sie dieses Stück bei den Proben zum Nachdenken gebracht hat. Über das, was wirklich wichtig ist in unserem Leben: die Familie, die Liebe zueinander und dass man das alles nicht aus den Augen verlieren darf. Auch und gerade wenn die Zeit aus den Fugen zu geraten scheint und zwischen den Generationen etwas in Schieflage kommt.
Aber wer weiß, vielleicht stehen die Chancen, das zu richten, am Ende doch nicht so schlecht? Die Puppenbühne im Alten Theater Dessau bietet Kindern und ihren Eltern ab sofort Zeit und Raum, darüber gemeinsam ins Nachdenken zu kommen.
Angaben zum Stück
"Das schiefe Haus"
Puppentheater von Thomas Freyer
Für alle ab 6 Jahren
Inszenierung: Sebastian Stolz
Altes Theater / Puppenbühne
Lily-Herking-Platz 1
06844 Dessau-Roßlau
Weitere Aufführungen, für die es noch Karten gibt:
So, 05.02.2023, 15 Uhr
So, 19.02.2023 15 Uhr
Mo, 20.02.2023, 9.30 Uhr
Di, 21.02.2023, 9.30 Uhr
Mi, 22.02.2023, 9.30 Uhr
Do, 23.02.2023, 9.30 Uhr
Fr, 24.02.2023, 9.30 Uhr
So, 26.02.2023, 15 Uhr
Redaktionelle Bearbeitung: Katrin Schlenstedt
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 29. Januar 2023 | 09:40 Uhr