Thüringen"Geteilte Zukunft": DNT Weimar setzt auf Politik und Uraufführungen
Das Deutsche Nationaltheater Weimar (DNT) will in der Spielzeit 2021/22 einen deutlichen Fokus auf Uraufführungen legen. Die kommende Saison soll unter dem Motto "Geteilte Zukunft" stehen. Wie das Theater am Dienstag in einer Pressekonferenz mitteilte, seien 28 Premieren für die Spielzeit 2021/22 geplant, davon seien acht neue Werke für Schauspiel und Musiktheater. So will das Thüringer Haus aktuelle und konkrete politische Debatten verhandeln.
Das Motto "Geteilte Zukunft" sollte bewusst offen und mehrdeutig gehalten werden, teilte DNT-Intendant Hasko Weber mit. So stand die Planung für die kommende Spielzeit wieder unter der besonderen Herausforderung, dass wegen der Corona-Pandemie und Lockdown Teile des aktuellen Spielplans verschoben werden mussten. Die Neu-Inszenierungen von Monteverdis "Die Heimkehr des Odysseus" oder Plenzdorfs "Die Legende von Paul und Paula" werden deshalb im Herbst nachgeholt.
Politisches Theater zu gesellschaftlichen Themen
Das DNT Weimar will sich in der neuen Spielzeit vor allem mit der Spaltung in der Gesellschaft, die sich in der Corona-Krise noch vertieft hat, und mit der besseren Teilhabe an einer gemeinsamen Zukunft beschäftigen, erklärte Intendant Weber weiter. Interessant dabei ist auch, dass durch den Lockdown auch mehr Zeit für alle Ensemble-Mitglieder den Spielplan mitzudiskutieren und nicht nur von der Dramaturgin Beater Seidel ausgesucht wird.
Beispielsweise wird sich der renommierte Regisseur Nuran David Calis im Rahmen des Weimarer Kunstfestes und mit Unterstützung zahlreicher Kooperationspartner mit dem NSU-Prozess auseindersetzen. Es wird außerdem mehrere Uraufführungen geben: Dirk Laucke, der schon häufiger für das DNT Weimar schrieb, wird sich in "Hannibal" mit dem rechtextremen Netzwerk in der deutschen Bundeswehr auseinandersetzen, und der in Gera geborene Autor Thomas Freyer will sich unter dem Arbeitstitel "Treuhandskriegspanorama" mit der Abwicklung des Bergwerks in Bischofferode beschäftigen.
Neue Operndirektorin in Weimar
Mit der neuen Saison wird auch Andrea Moses offiziell ihre Stelle als Operndirektorin in Weimar antreten. Moses wurde in Dresden geboren und war unter anderem am Anhaltischen Theater Dessau sehr erfolgreich als Chefregisseurin für Musiktheater. In Weimar gibt sie ihren Einstand mit einer Neuinterpretation von Verdis "Aida", bei der sie auch den Blick auf aktuelle Kolonialismus-Debatten werfen will.
Auch unter ihrem Vorgänger Hans-Georg Wegner hatte das zeitgenössische Musiktheater einen hohen Stellenwert. Moses möchte diesen Fokus noch vertiefen und hat das Festival "Passion:Spiel" begründet, das sich im Frühjahr 2022 dem zeitgenössischen Musiktheater widmet.
Auch die Weimarer Staatskapelle hat in der Saison 2021/22 ein volles Programm mit zehn Sinfonie-Konzerten und zahlreichen Sonderkonzerten geplant. Ob diese Pläne trotz der weiterhin anhaltenden Pandemie realisiert werden können, bleibt abzuwarten. Das Kunstfest Weimar blicke vorsichtig auf den Sommer, erklärte der künstlerische Leiter Rolf Hemke.
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 08. Juni 2021 | 17:40 Uhr