Mehrere Personen stehen in Reihe vor einem Vorhang und bewegen sich ekstatisch.
Als Bewegungschor erzählen Dresdner Frauen von der "Wand" nach dem gleichnamigen Roman. Bildrechte: Sebastian Hoppe

Träume und Beziehungen Dresden und die Lausitz: Sechs Theater-Highlights im März 2024

15. März 2024, 16:09 Uhr

Der März 2024 bietet viele spannende Aufführungen im Theater: In Dresden erzählen Frauen bemerkenswerte Geschichten über unsichtbare Wände, Widerstand sowie große Königinnen und Prinzessinnen. In Zittau wird wieder das J-O-Ś-Festival gefeiert. Außerdem kommen wunderbare Klassiker auf die Bühne. Das sind die Highlights der Spielpläne für den März 2024 in Dresden und der Lausitz. Jeweils zu Beginn des neuen Monats wird diese Übersicht aktualisiert.

Schauspiel in Dresden: "Die Familie Schroffenstein" am Staatsschauspiel

Kleist hat es nicht leicht, denn seine Texte sind nicht gut gealtert mit ihren Rittern und Figuren namens Ottokar oder Kunigunde. Aber vielleicht ermöglicht gerade das eine Distanz zur Handlung aufzubauen: Jeder möchte sich mit der Liebe von Shakespeares "Romeo und Julia" identifizieren, doch kaum jemand kennt die Familie Schroffenstein, obwohl deren Tragödie am Ende viel größer (und gleichzeitig viel konstruierter) ist: Die Geschichte spielt im Mittelalter und zwei Familien bezichtigen sich aufgrund eines Erbschaftsvertrags, gegenseitig die Nachkommen zu ermorden.
Die Produktion am Staatsschauspiel Dresden spielt auf der einen Seite mit Schlichtheit, denn die Spielorte werden nur mit Projektionen auf den grauen Kreis projiziert, und Opulenz mit den übertrieben mittelalterlichen Kostümen. Regisseur Tom Kühnel setzt vor allem auf Spielfreude des Ensembles, dass sich gerne mal in den Umhängen verheddert und gibt dem etwas komischen Text eine wunderbare Frische. Dass darunter tiefgreifende Gedanken über Gerüchte und Falschmeldungen liegen wird dennoch spürbar. Am Ende kommt es dann "zur schönsten Theaterszene, die ich 2022 gesehen habe", so MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky.

Weitere Informationen "Die Familie Schroffenstein" von Heinrich von Kleist

Adresse:
Staatsschauspiel
Theaterstraße 2
01067 Dresden

Dauer: 160 Minuten, eine Pause

Termine:
26. März, 19:30 Uhr

Schauspiel in Bautzen: "Ein Sommernachtstraum" am Deutsch-Sorbischen Volkstheater

Am Volkstheater Bautzen kehrt Shakespeares Klassiker "Ein Sommernachtstraum" zurück auf die Bühne. Es ist ein klassisches Verwirrspiel: Weil sich der König der Elfen mit seiner Frau streitet, schickt er seinen koboldhaften Gehilfen los, der einen Liebestrank holt und einen Handwerker, der mit seinen Freunden ein Schauspiel probt, ein Paar Eselsohren verpasst. Auf dem Weg sieht der Elfenherrscher ein zerstrittenes Paar, dem er helfen will – und alles noch mehr durcheinanderbringt. Die Ausstattung von Linda Kowsky bleibt reduziert, die Spielorte werden angedeutet, die Figuren tragen Sommeranzüge oder luftige Kleider. Regisseur Mario Holetzeck vertraut auf Shakespeare und konzentriert sich ganz auf die Handlung (die auf der Bühne weniger verwirrend ist, als in der Nacherzählung). Ein Abend voller "unterhaltsamer Leichtigkeit", meint Rainer Könen in der "Sächsischen Zeitung".

Weitere Informationen "Ein Sommernachtstraum" von William Shakespeare

Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen

Termine:
9. März, 19:30 Uhr
31. März, 19:30 Uhr

Performance in Dresden: "Die Wand" an der Bürgerbühne

Sie wollte nur einen Ausflug zu einer kleinen Hütte in den Alpen machen und plötzlich ist sie unter einer Art unsichtbaren Kuppel eingeschlossen. Davon erzählt der Kult-Roman "Die Wand" von Marlen Haushofer. Die Handlung wirkt oft wie eine Versuchsanordnung über das menschliche Sein, aber es geht auch um das Gefühl des Abgeschnitten-Seins, der Exklusion. Das rückt die Inszenierung der Gruppe kainkollektiv in Dresden mit einem feministischen Ansatz in den Mittelpunkt. Sie haben elf Frauen aus Dresden eingeladen, die auf der Bühne von eigenen Erfahrungen berichten, wie sie an eine unsichtbare Wand gestoßen sind. Dafür entwickelt die Inszenierung immer wieder schöne Bilder und Spielangebote, berichtet Kritiker Torsten Klaus in den "Dresdner Neuesten Nachrichten". Im März wird die Inszenierung vorerst zum letzten Mal gezeigt.

"Die Wand" an der Bürgerbühne
Bildrechte: Sebastian Hoppe

Weitere Informationen "Die Wand"
ein (Bewegungs-)Chorprojekt mit Frauen
nach Marlen Haushofer

Adresse:
Kleines Haus des Staatsschauspiels
Glacisstraße 28
01099 Dresden

Dauer: 100 Minuten, keine Pause

Termine:
5. März, 20 Uhr
17. März, 19 Uhr

Oper in Radebeul: "Don Giovanni" an den Landesbühnen Sachsen

"Don Giovanni" von Mozart und seinem Dichter Lorenzo da Ponte gehört zu den beliebtesten und am meisten gespielten Opern der Welt. Wohl mehrmals täglich begibt sich dieser Inbegriff eines Frauenhelden auf die Reise in den Abgrund, auf der er das Herz von Donna Anna bricht, als er sie verlässt, beinahe die Ehe von Zerlina und Masetto zerstört und nicht zuletzt den Vater von Donna Elvira tötet, als er ihn stellen will. In Radebeul jedoch ist der Verführer zur Ruhe gekommen: Die Operndirektorin der Landesbühnen Sachsen, Kai Anne Schumacher, erzählt die bekannte Geschichte in der Rückblende eines alten Don Giovanni. "In dieser irren Konstellation ist szenisch alles möglich. Fantasie und Wirklichkeit, reale und fiktive Figuren und die Wahrheit hinter verklärten Erinnerungen werden zur glaubhaften, vielfach überraschenden und höchst unterhaltsamen Inszenierung eines Welttheaters in einem einzigen Raum verdichtet", erklärt der Kritiker Andreas Schwarzer in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" und ist voll des Lobes für Regie, Ausstattung und Ensemble.

Weitere Informationen "Don Giovanni"
Dramma giocoso von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo Da Ponte

Adresse:
Landesbühnen Sachsen
Meißner Straße 152
01445 Radebeul

Dauer: 190 Minuten, eine Pause

Termine:
8. Februar, 19:30 Uhr

Schauspiel und Figurentheater: J-O-Ś-Festival in Zittau

Mit dem Festival J-O-Ś stärkt das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau gemeinsam mit den Partnern den europäischen Austausch. Am ersten März-Wochenende werden in Zittau mehrere Gastspiele aus Polen und Tschechien gezeigt. Jan Holec holt den Kinderbuch-Klassiker "Krabat" auf die Bühne. Die polnische Grupa Wolność erzählt mit Puppen in dem Stück "Der Sohn" über die Erfahrungen von Ausgrenzung und sozialem Zusammenhalt. Auch Natalia Sakowicz wagt einen Tanz mit einer Puppe – wortwörtlich.

Weitere Informationen J-O-Ś-Festival in Zittau
bis zum 3. März

Adresse:
Theater Zittau
Theaterring 12
02763 Zittau

Termine:
"Krabat": 1. März, 14 Uhr
"Der Sohn": 1. März, 20:30 Uhr
"Romanze": 2. März, 18 Uhr

Performance-Festival in Dresden: „frau.macht.theater“ am Societätstheater

Am 8. März wird wieder der internationale Frauentag begangen. Dem wird am Dresdner Societätstheater mit dem Schwerpunkt "frau.macht.theater" Rechnung getragen. Das Team hat dafür ganz unterschiedliche Künstlerinnen eingeladen, die eine breite Palette an Theater- und Performance-Kunst zeigen: Der "Wild Women Circus" der Barbaren Barbies ist genau das, wonach es klingt – eine wilde Show mit Artistik und Tanz, eine "Mixtur aus Berliner Underground-Kabarett und den Spice Girls in Las Vegas", so die die Theaterseite.

Katja Erfurth nähert sich tänzerisch drei besonders sagenumwobenen Frauen der Literaturgeschichte: Salome, Kassandra und Antigone. In "What Did You Do, When Lady Di Died" erzählt ein Chor von Frauen über den rätselhaften Tod der britischen Prinzessin. "The Last Word" bringt die Worte von russischen Frauen im Widerstand auf die Bühne. "Grace & die Queen" fantasiert über ein Treffen zweier Monarchinnen, in dem es um die Freiheit Westirlands ging. Begleitet wird der Festival-Monat von Ausstellungen und Workshops.

Weitere Informationen "frau.macht.theater"
Festival vom 1. bis zum 30. März

Adresse:
Societaetstheater
An der Dreikönigskirche 1a
01097 Dresden

Termine:
"Wild Woman Circus": 1. März, 20 Uhr
"The Last Word": 8. und 9. März, jeweils 20 Uhr
"What Did You Do, When Lady Di Died": 15. und 16. März, jeweils 20 Uhr
"Grace & die Queen – eine Audienz": 20. März, 20 Uhr
"Salome – Kassandra – Antigone (Fragmente)": 27. März, 20 Uhr

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Kultur

Zwei Personen stehen hinter einem Gazeschleier, dessen Falten auf einer dritte Person zusammenkommen, die in Stoff gehüllt ist.
Das Stück ist als Auftragswerk für das Staatsschauspiel Dresden entstanden. Der Autor hat schon mehrfach mit dem Theater zusammengearbeitet, einige seiner Stücke wurden hier uraufgeführt. Bildrechte: Sebastian Hoppe

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 29. September 2023 | 07:10 Uhr

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