Ein Schauspielerpaar wird auf einer dunklen Bühne gespiegelt
Bildrechte: Klaus Gigga

Empfehlungen Theater in Dresden und Bautzen: Sechs sehenswerte Stücke im Oktober

11. Oktober 2024, 14:53 Uhr

Lust auf Theater? Der Oktober 2024 bietet ganz besondere Theater-Erlebnisse: In Dresden steht ein Oscar-Gewinner auf der Bühne. In Bautzen wird ein Filmklassiker aufgeführt. In Radebeul wird über Leistungsdruck hinweggetanzt. Und auf der Bühne in Görlitz wird Geschichte zwischen DDR und jüdischer Identität diskutiert. Hier unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden:

Schauspiel-Solo in Dresden: "Dorian" am Staatsschauspiel

Spätestens seit dem Oscar für "Zone of Interest" ist der Schauspieler Christian Friedel auch international ein Star. Trotzdem (vielleicht auch deswegen) steht er in Dresden auch immer wieder auf der Theaterbühne. Für "Dorian" hat er mit einem anderen internationalen Star zusammengearbeitet: Robert Wilson. Der Theaterabend beruht lose auf der Erzählung von Oscar Wilde über einen selbstverliebten Dandy, der jeden Anflug von Hässlichkeit in ein Bild verbannt. Der Autor David Pickney verbindet diese Erzählung mit anderen Geschichten und Assoziationen der Generationen "Fake till you make it" liegen nahe. Wildes Geschichte läuft jedoch eher lose unter der Oberfläche der Inszenierung des großartigen Robert Wilson, der auch hier wieder mit seinem Markenzeichen überzeugt: "Artifizielles Entertainment in absoluter Perfektion", urteilte Kritiker Stefan Keim im Deutschlandfunk. MDR KULTUR-Kritiker Wolfgang Schilling ergänzt: "Dank eines überragenden Christian Friedel wird dieses Gesamtkunstwerk aus der Werkstatt Robert Wilsons zu einem Fest."

Weitere Informationen "Dorian"
von Darryl Pinckney und Robert Wilson
nach Motiven von Oscar Wilde

Adresse:
Schauspielhaus
Theaterstraße 2
01067 Dresden

Dauer: 90 Minuten, keine Pause

Termine:
1. Oktober, 19:30 Uhr
2. Oktober, 19:30 Uhr
31. Oktober, 19:30 Uhr

Musical in Bautzen: "Addams Family" im Deutsch-Sorbischen Volkstheater

Diese Familie bleibt immer frisch – das macht vielleicht die Nähe zum Makabren, Okkulten und nicht zuletzt Untoten. Aktuell warten Fans der Addams Family sehnsüchtig auf die Fortsetzung des Serien-Erfolgs "Wednesday". Im Oktober ist die, sagen wir, außergewöhnliche Familie auch wieder zu Gast in Bautzen. Die Tochter Wednesday hat dort jemanden gefunden und sie meint es ernst genug, dass sich die Eltern von beiden kennenlernen sollen. Das Problem ist nur: Neben diesem "normalen" Paar wirken Wednesdays Eltern noch absonderlicher. So erzählt das Musical eine Geschichte von Individuen, die lernen müssen und dürfen, dass normal sein auch bedeutet, Macken zu haben. Dabei verlässt sich die Inszenierung von Stefan Wolfram zwar auf die Figuren, aber nicht auf deren Popularität – stattdessen achtet der Regisseur darauf, dass sich jeder Charakter entwickeln darf und dem Publikum so ans Herz wachsen kann, das beobachtete Jens Daniel Schubert in der "Sächsischen Zeitung". Der Sommertheater-Erfolg aus dem Jahr 2023 kehrt nun auf die große Bühne zurück.

Weitere Informationen "Addams Family"
Musical von Marshall Brickman, Rick Elice und Andrew Lippa
nach Figuren von Charles Addams

Adresse:
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Seminarstraße 12
02625 Bautzen

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:
6. Oktober, 19:30 Uhr

Schauspiel in Görlitz: "Muttersprache Mameloschn" im Apollo

In der Muttersprache sollte man mit der Mutter sprechen können. Was bedeutet es dann, wenn man mit der Mutter nicht richtig sprechen kann. In ihrem Stück "Muttersprache Mameloschn" von 2012 erzählt Sasha Marianna Salzmann von einem Generationenkonflikt von Großmutter, Mutter und Tochter, von drei Frauen, die die Entscheidung der früheren Generationen nicht nachvollziehen können und deswegen auch ihre Identität hinterfragen. Es geht darum, was Jüdisch sein bedeutet. Es wird Geschichte verhandelt, wie die Anpassung im System DDR oder Nachkriegstraumata. Dieses Drama ist auf den Punkt genau geschrieben, steckt voller Aspekte und kommt am Gerhart-Hauptmann-Theater wunderbar auf die Bühne, meint Ines Eifler in der "Sächsischen Zeitung": "Sabine Krug, Katharina Stehr und Martha Pohla in den Rollen von Mutter, Tochter und Enkelin kämpfen, schweigen, diskutieren und lachen in Ramona Ries' Inszenierung miteinander als großartiges Dreiergespann von Mutter, Tochter und Enkelin. Die Zittauer Schauspielerinnen überzeugen das Publikum sowohl in der Leichtigkeit und mit jüdischem Witz als auch in der Schwere, dem Ernst und der Trauer, die alle drei Figuren miteinander verbindet", so die Kritikerin.

Weitere Informationen "Muttersprache Mameloschn" von Sasha Marianna Salzmann

Adresse:
Apollo Görlitz
Hospitalstraße 2
02826 Görlitz

Dauer: 80 Minuten, keine Pause

Termine:
3. Oktober, 19 Uhr
6. Oktober, 19 Uhr
31. Oktober, 18 Uhr

Tanztheater in Radebeul: "Glück Wunsch" an den Landesbühnen

Der Weg aus dem Hamsterrad ist nicht leicht, das wissen sicherlich auch die Ensemble-Mitglieder des Tanztheaters an den Sächsischen Landesbühnen Radebeul. Denn wer es in eine Compagnie schafft, der hat meist alles gegeben und gibt an jedem Proben- und Auftrittstag weiterhin alles. Umso wichtiger scheint die Arbeit "Glück Wunsch", die Tanz-Chefin Natalie Wagner gemeinsam mit ihrem Ensemble entwickelt hat. Es geht um Konformität, die Arbeitswelt und ständige Selbstoptimierung. Am Anfang tanzen sie in Trainingsshorts und weißen Hemden – schon diese Mischung in den Kostümen ist vielsagend. Sie springen ins Hamsterrad, um einen aussichtslosen Wettlauf zu verlieren. Im zweiten Teil bleiben ihnen nur die Krawatten, die sie wie Stricke an ein altes Leben binden, das sie durch mehr Gemeinschaftssinn überwinden wollen – so die Botschaft des Stücks, in dem sich starke Gruppenchoreografien mit gekonnten Soli und Duos abwechseln. Davon ist unter anderem Rico Stehfest in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" überzeugt: "Im Zusammenwirken der geschmeidigen Dramaturgie mit der punktuell variierten Musik von Sascha Mock hat die Leiterin des Ensembles Natalie Wagner hier gemeinsam mit ihren Tänzerinnen und Tänzern eine sensible Arbeit geschaffen, die nicht den breiten Markt der 'Ratgeberliteratur' bedient, sondern auf eigene Weise zeigt: Ein besseres Leben ist möglich. Das Glück, nach dem wir uns sehnen, liegt in uns selbst."

Weitere Informationen "Glück Wunsch"
Tanztheater von Natalie Wagner

Adresse:
Landesbühnen Sachsen
Meißner Straße 152
01445 Radebeul

Termine:
3. Oktober, 19 Uhr

Figurentheater in Dresden: "Untiefe" im Societaetstheater

Der Figurentheaterkünstler Jan Jedenak hat einen ganz eigenen Stil entwickelt, der die Grenzen verwischen lässt und wunderbar mit Effekten spielt. In "Untiefe" nimmt er das Publikum mit auf eine mysteriöse Reise voller Anspielungen und Symbole. Die Bühne scheint jedes Licht zu verschlucken, so schwarz ist sie. Dann erscheint ein Kreis aus Licht am Boden. In dem tauchen nun immer wieder andere Gestalten auf, die mal menschlich wirken, mal wie das innere Kind oder ein zorniger Dämon. "Untiefe" ist ein im besten Sinne rätselhafter Abend, der sich nicht einfach entschlüsseln, aber über den sich wunderbar sprechen lässt.

Ein Mann in schwarzer Kleidung liegt auf einer dunklen Bühne neben einem Lichtkreis.
In "Untiefe" scheint ein Mann in die Tiefen des Seins und Denkens einzutauchen. Bildrechte: Dana Ersing

Weitere Informationen "Untiefe" von und mit Jan Jedenak

Adresse:
Societaetstheater
An der Dreikönigskirche 1a
01097 Dresden

Dauer: 60 Minuten, keine Pause

Termine:
12. Oktober, 20 Uhr

Musiktheater in Dresden: "Otello" in der Semperoper

Otello kehrt gerade siegreich zur Kriegsbasis und muss sich schon einer neuen Schlacht stellen. Doch weil er gar nicht merkt, dass er im Kampf ist, steht er eigentlich schon auf verlorenen Posten. Sein Untergebener nimmt eine ihm verwehrte Beförderung krumm und treibt deswegen einen Keil zwischen Otello und seine jungen Frau Desdemona – bis es zum Mord kommt. Der italienische Komponist Giuseppe Verdi hat das bekannte Drama von William Shakespeare vertont und dabei die Grenzen der damaligen Konvention ausgereizt und eine spannende Form entwickelt. Für die Inszenierung an der Dresdner Semperoper konzentrierte sich Regisseur Vincent Boussard vor allem auf die Beziehungen zwischen den Figuren und die tieferliegenden Beweggründe. Der Kritikerin Ingrid Gerk kommt es manchmal etwas distanziert vor, doch die Sächsische Staatskapelle spielt dafür die Komposition umso aufwühlender, so Gerk im "Merker".

Auf einer weiten Bühen liegt sich ein Paar in den Armen, die auf einer Wand gespiegelt werden.
Die Liebe wird in "Otello" schwer auf die Probe gestellt. Bildrechte: Klaus Gigga

Weitere Informationen "Otello"
Oper von Giuseppe Verdi
nach William Shakespeare

Adresse:
Semperoper
Theaterplatz 2
01067 Dresden

Dauer: 170 Minuten, eine Pause

Termine:
2. Oktober, 19 Uhr
5. Oktober, 19 Uhr

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | artour | 10. Oktober 2024 | 22:10 Uhr

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