Hoffnung und WahrheitRund um Erfurt und Weimar: Die sechs besten Theaterstücke im Dezember 2024
Sie haben Lust, mal wieder ins Theater zu gehen? In Thüringen gibt es im Dezember 2024 viele spannende Aufführungen. In Weimar regt ein neues Stück zu ehrlichen Gesprächen über die DDR an. In Meiningen gibt es eine verspätete Uraufführung. In Erfurt wird Lessings "Nathan" entstaubt und in Altenburg verzaubert Tschaikowskys "Nussknacker". Hier sind unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Ihnen kein Highlight entgeht:
Inhalt des Artikels:
- Schauspiel in Weimar: "Dumme Jahre" in der Redoute
- Schauspiel in Erfurt: "Nathan der Weise" an der Schotte
- Schauspiel in Meiningen: "Ende einer Verhandlung" von Anna Gmeyner
- Songabend in Weimar: "John Lennon – Across the Universe"
- Tanztheater in Altenburg: "Der Nussknacker" im Theaterzelt
- Musiktheater in Weimar: "Salome" am Deutschen Nationaltheater
- FÜR KURZENTSCHLOSSENE:
- Musiktheater in Weimar: "Il Trittico" am Deutschen Nationaltheater
Schauspiel in Weimar: "Dumme Jahre" in der Redoute
Theater sind demokratische Orte: Menschen kommen zusammen und erleben gemeinsam etwas. Und im idealen Fall regt es die Menschen nach der Aufführung zu Gesprächen an, über den Zustand der Welt oder das eigene Seelenleben. Genau darin liegt auch die Qualität des Stücks "Dumme Jahre" am Deutschen Nationaltheater Weimar, meint der MDR KULTUR-Theaterkritiker Matthias Schmidt. Der erfolgreiche Dramatiker Thomas Freyer erzählt in seinem neuen Stück vom Ehepaar Regine und Wolfgang, die sich in der DDR der späten Sechziger kennenlernten. Regine war als Mitglied der FDJ eine vielversprechende Staatsbürgerin, nach dem Ende der DDR verliert sie den Boden unter den Füßen, während ihr Mann Wolfgang, der als Kirchenmitglied in der DDR immer Außenseiter war, nun Karriere macht. In dieser Art schafft es Freyer in einer verdichteten Sprache zahlreiche Aspekte der deutsch-deutschen Geschichte zu verhandeln, ohne sie zu bewerten. Regisseur Tilmann Köhler unterstreicht das laut Schmidt mit seiner schlichten, aber überzeugenden Inszenierung. Im Anschluss an die Aufführung wird ein moderiertes Nachgespräch angeboten.
Weitere Informationen "Dumme Jahre" von Thomas Freyer
Adresse:
Redoute
Ettersburger Str. 61
99427 Weimar
Dauer: 110 Minuten
Termine:
21. Dezember, 19:30 Uhr
Schauspiel in Erfurt: "Nathan der Weise" an der Schotte
Neben Goethes "Faust" ist dieser Text wohl der wichtigste Brocken im Kanon des Deutschunterrichts: "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing. Und so lernen die meisten Menschen dieses Drama wohl auch kennen und empfinden es trotz der wichtigen Botschaft als etwas staubig. Das Erfurter Jugendtheater Schotte zeigt, dass es nicht so sein muss, davon ist Henryk Goldberg in der "Thüringer Allgemeinen" überzeugt. Das liegt auch an der knappen Fassung: Matthias Thieme und Uta Wanitschke haben den Text zwar vollkommen ernst genommen, aber sich eben auch Freiheiten erlaubt. Und so kann auch das Ensemble dem Text eine frische Note geben. Der Weise Nathan ist kein Greis, sondern einfach klug. Seine Tochter Recha, um die er sich immer sorgt, schwankt bei Charlotte Fiedler durch alle Phasen der Pubertät. So sorgt die Inszenierung auch immer wieder für Lacher.
Weitere Informationen"Nathan der Weise"
Dramatisches Gedicht von Gotthold Ephraim Lessing
Adresse:
Theater Schotte
Schottenstraße 7
99084 Erfurt
Dauer: 85 Minuten
Termine:
6. Dezember, 20 Uhr
7. Dezember, 20 Uhr
Schauspiel in Meiningen: "Ende einer Verhandlung" von Anna Gmeyner
Eine Gerichtsverhandlung lässt gerne Gewissheiten bröckeln: Sind Recht und Gerechtigkeit dasselbe? Und gibt es die eine Wahrheit oder sind es mehrere? Diese Fragen stellt das Stück "Ende einer Verhandlung" von Anna Gmeyner. Der Text entstand schon vor mehreren Jahrzehnten, nachdem die Autorin vor den Nazis geflohen war. Für lange Zeit war Gmeyner in Vergessenheit geraten und wird nun seit einigen Jahren wiederentdeckt – unter anderem mit dieser verspäteten Uraufführung von "End of a Trial" am Staatstheater Meiningen. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es um eine Gerichtsverhandlung und die Geschworenen müssen nur noch ein Urteil finden. Doch weil zwei der zwölf sich dem nicht anschließen wollen, kommt es zur langwierigen Auseinandersetzung, in der sich die Fronten zwischen den zwölf Individuen immer wieder verschieben und es am Ende eine überraschende Wendung gibt. "Mit Gmeyner gelingt es zudem fundamentale Fragen nach Wahrheit, Schuld und Gerechtigkeit aufzuwerfen und gleichzeitig an aktuelle Debatten um toxische Männlichkeit und daraus resultierende Gewalt an Frauen anzuknüpfen", erklärt MDR KULTUR-Theaterkritikerin Marlene Drexler mit Blick auf den Fall: Ein Mann soll aus Eifersucht seine Ehefrau von der Klippe gestoßen haben – oder nicht?
Weitere Informationen "Ende einer Verhandlung"
Gerichtsdrama von Anna Gmeyner
Adresse:
Staatstheater Meiningen
Bernhardstraße 5
98617 Meiningen
Termine:
1. Dezember, 18 Uhr
15. Dezember, 15 Uhr
20. Dezember, 19:30 Uhr
Songabend in Weimar: "John Lennon – Across the Universe"
Vier Kugeln haben John Lennon am 8. Dezember 1980 getroffen, abgeschossen von einem geistig verwirrten Fan. Wenig später starb der Kult-Musiker im Krankenhaus. Die Schüssen hallen durch den Weimarer Liederabend "John Lennon – Across the Universe", den Regisseur Hasko Weber vom Ende her denkt, vom Tod zum Leben sozusagen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler singen die Songs von Lennon, so wie sie uns überliefert sind. Dazwischen gibt es kurze Szenen, beispielsweise aus Interviews. Abgesehen von den bunten Kostümen, die an die Zeit von Lennons Karriere erinnern, betont die Inszenierung, wie modern der Musiker war, meint MDR KULTUR-Theaterkritiker Matthias Schmidt: "Nichts weist explizit darauf hin, und dennoch klingt, was Lennon sagte und sang, als sei er eben nicht vor 42 Jahren erschossen worden, sondern als weile er unter uns und kommentierte unsere Gegenwart."
Weitere Informationen "John Lennon – Across the Universe"
Adresse:
Redoute
Ettersburger Str. 61
99427 Weimar
Dauer: 120 Minuten
Termine:
14. Dezember, 19:30 Uhr
Tanztheater in Altenburg: "Der Nussknacker" im Theaterzelt
Ja, der "Nussknacker" von Peter Tschaikowski gehört einfach zu Weihnachten. Unter anderem, weil Nummern wie der "Tanz der Zuckerfee" echte Ohrwurm-Qualitäten haben. Im Rahmen der Reihe "Aus der Werkstatt", in der sich die Eleven des Thüringer Staatsballetts ausprobieren und präsentieren können, hat Marc Castillo Blanco eine eigene Version des Ballett-Klassikers erdacht – mit dem Titel "Der Nussknacker – Clara und die Kristallkugel". Es ist eine Version, die sich nicht auf großes Ensemble und Prunk stützt, dafür aber auf engagierte Tänzerinnen und Tänzer und klassisch anmutende Kostüme. Clara schleicht sich nach einem Weihnachtsfest, in dem sie einen Nussknacker und eine Kristallkugel geschenkt bekam, zurück in die Stube und beginnt zu träumen, von einem Nussknacker-Prinzen der gegen gemeine Mäuse kämpft. "Die beiden erleben den wunderschönen 'Walzer der Schneeflocken' und insbesondere im Palast der Winterfee, wo ihnen zu Ehren ein magisches Fest mit Gästen aus allen Herren Ländern gefeiert wird, entstehen wundervolle Szenen und Ballettnummern, die den Eleven die Möglichkeit bieten, sich einzeln oder im Pas de deux zu präsentieren. Es gibt eine Vielfalt von Tänzen, einen spanischen, arabischen und einen russischen Tanz, Amor betritt die Bühne, eine Ballerina-Puppe, ein Vogel und viele andere. Wunderschön choreografierte und kurzweilige Nummern, mit denen die Eleven ihr hochklassisches Niveau unter Beweis stellen können", schreibt Kritikerin Ulrike Kern in der "Thüringer Allgemeinen".
Weitere Informationen "Der Nussknacker – Clara und die Kristallkugel"
Werkstattproduktion der Eleven des Thüringer Staatsballetts mit Musik von Peter Tschaikowski
Adresse:
Theaterzelt Teichpromenade 36
(Zufahrt über Zwickauer Straße)
04600 Altenburg
Dauer: 100 Minuten, eine Pause
Termine:
15. Dezember, 18 Uhr
21. Dezember, 19:30 Uhr
22. Dezember, 16 Uhr (Restkarten)
25. Dezember, 18 Uhr
29. Dezember, 18 Uhr
Musiktheater in Weimar: "Salome" am Deutschen Nationaltheater
"Salome" gehört sicherlich zu den besten Werken des Musiktheaters: Oscar Wilde hat auf Grundlage einer biblischen Anekdote ein lyrisches und symbolstarkes Drama geschrieben, das Richard Strauss mit seiner verdichteten, expressiven Musik vertont hat. Das Deutschen Nationaltheater Weimar lässt bei der Neuproduktion keine Wünsche offen, so der Kritiker Joachim Lange in "Concerti": Unter der Leitung von Dominik Beykirch "läuft das Thüringer Spitzenorchester zur Hochform auf". Auch das Ensemble auf der Bühne zeigt sich in Topform, allen voran Tamara Banješević in der Titelpartie. Sie verlangt den Kopf des inhaftierten jüdischen Propheten Jochanaan, nachdem sie für ihren Stiefvater Herodes getanzt hat. In Weimar wird die Geschichte jedoch nicht einfach als psychologisches Drama gezeigt, sondern als psychologisierende Allegorie: Die Inszenierung taucht ein in das Innere der menschlichen Seele, die hier einem schwarzen Abgrund gleicht, in dem sich tierische Wesen umkreisen. Neben der grandiosen Musik bietet der Opernabend auch eindrückliche Bilder. Im Dezember wird die Inszenierung zum letzten Mal gespielt.
Weitere Informationen "Salome"
Oper von Richard Strauss nach Oscar Wilde
Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar
Dauer: 105 Minuten, keine Pause
Termine:
8. Dezember, 18 Uhr
28. Dezember, 19:30 Uhr
FÜR KURZENTSCHLOSSENE:
Musiktheater in Weimar: "Il Trittico" am Deutschen Nationaltheater
Der italienische Komponist Giacomo Puccini ist vor allem für abendfüllende Opern voller Tragik und großen Gefühlen bekannt, doch dass er auch anders konnte, bewies er mit seinem "Il trittico". Zu diesem "Triptychon" gehören drei kurze Opern: "Il Tabarro", "Suor Angelica" und "Gianni Schicchi". "Il Tabarro" (Der Mantel) erzählt, wie ein Ehemann erst seine Ehe retten will und schließlich den Liebhaber seiner Frau tötet. "Suor Angelica" handelt von einer Nonne, die von dem Tod ihres unehelichen Kinds erfährt und daher selbst sterben möchte. In der Komödie "Gianni Schicchi" wird schließlich versucht, eine Leiche zu verstecken, um deren Testament noch schnell fälschen zu können. Nur selten werden diese Opern an einem Abend gezeigt, am Deutsche Nationaltheater Weimar zeigen sich im Zusammenspiel wunderbare Verbindungen. Die Inszenierung rückt die drei Geschichten an unsere Gegenwart und arbeitet trotz des immer wiederkehrenden Todes vor allem den Humor der kurzen Stücke heraus. Auch musikalisch weiß das Ensemble und die Staatskapelle zu überzeugen, wie MDR KLASSIK-Kritiker Bernhard Doppler berichtet.
Weitere Informationen "Il trittico"
Drei Operneinakter von Giacomo Puccini
Adresse:
Deutsches Nationaltheater
Theaterplatz 2
99423 Weimar
Dauer: 220 Minuten, zwei Pausen
Termine:
29. November, 19 Uhr
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 03. Oktober 2024 | 13:10 Uhr